The Balkans-the gateway between East and West-are also Europe's soft underbelly, a rough neighborhood where organized crime and terrorism present a constant threat. This eye-opening book details how 15 years of misguided Western interventions, political scheming, and local mafia appeasement, compounded by a massive infusion of Arab cash, fundamentalist Islamic preaching and mosque-building have allowed radical Islamic groups to fill in the cracks between internal ethnic and religious schisms and take root in key areas of the Balkans. With all eyes currently focused on the widening conflict in the Middle East and the terrorist threat coming from the region, the West is in danger of overlooking a potent new battleground in the greater war on terror-the Balkans. This historically volatile region saw some of the worst violence of the late 20th century in the Yugoslav Wars of Secession. During these conflicts, stunningly shortsighted and politically motivated policies of the United States and its allies directly allowed Islamic mujahedin and terrorist-related entities to establish a foothold in the region-just as with the progenitors of the Taliban a decade earlier in Afghanistan. Although the 9/11 attacks caused a partial reassessment of Western policy, it may already be too late for a region still largely ignored. The proliferation of foreign fundamentalist groups has had a cancerous effect on traditional Balkan Islamic communities, challenging their legitimacy in unprecedented and often violent ways. Well-funded groups like the Saudi-backed Wahabbis continue to exploit internal schisms within local communities, while the international administrations in Bosnia and Kosovo have actually strengthened the grip of local mafia groups-business partners of terrorists. Worst of all, the Western peacekeepers' chronic don't rock the boat mentality has allowed extremist groups to operate unchallenged. Nevertheless, regional demographic and cultural trends, coinciding with an increasingly hostile attitude in the larger Muslim world over Western military actions and perceived symbolic provocations, indicate that the lawless Balkans will become increasingly valuable as a strategic base for Islamic radicals over the next two decades. Utilizing the post-al-Qaeda tactics of a decentralized jihad carried out through small, independent cells (leaderless resistance) while seeking to fundamentally and violently remold Muslim societies, such Balkan-based extremists pose a unique and tangible threat to Western security.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2008Schwarze Flüge, weiße Teufel
Al Qaidas bedrohliche Präsenz auf dem Balkan / Von Markus Bickel
Der Sprengstoff soll vom Balkan gekommen sein. London, im Juli 2005: Nach den Anschlägen in der britischen Hauptstadt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, gleich mehrere Spuren führen nach Südosteuropa. Nicht nur das Bombenmaterial, vermutlich gestohlen aus bosnischen Militärbeständen, sondern auch die später verhafteten Täter hätten mit militanten Muslimen in Bosnien-Hercegovina Verbindung gehabt, heißt es aus der Polizei.
"Eine Galerie der Schurken des internationalen Terrorismus", darunter aus Algerien die Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) und die Islamische Armee des Heils (AIS), Al Qaida sowie die palästinensische Hamas, habe in der früheren jugoslawischen Teilrepublik eine "logistische Basis" aufgebaut, schreibt Christopher Deliso in "The Coming Balkan Caliphate - The Threat of Radical Islam to Europe and the West". Seit den frühen neunziger Jahren, als der bosnische Präsident Alija Izetbegovic die muslimischen Truppen des Landes kommandierte, seien Dschihadisten in das bergige Balkanland eingesickert, wo sie nicht nur Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung in ihren Herkunftsländern, sondern ebenso Rückzugsraum und Trainingslager fanden.
Wie schon nach den Anschlägen von Madrid im März 2004 wird Behörden und Politikern in London die unheilvolle Rolle auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien operierender Islamisten, die ihren Terror aus dem Süden des Kontinents ins EU-Kernland exportieren, schlagartig bewusst. Die beiden wichtigsten Drahtzieher der Anschläge in der spanischen Hauptstadt hätten in den neunziger Jahren auf Seiten der bosnischen Muslime gekämpft, schreibt Deliso. Anfang Juli wurde das im Oktober 2007 mit der Verurteilung von 21 der 28 Angeklagten abgeschlossene Verfahren in Madrid in Teilen neu aufgerollt.
Mehr als fünfzig Tote in London, fast 200 in Madrid: Nur vier Jahre nach den Anschlägen des "11. September" ist endgültig klar, dass das Wirken Al Qaidas nicht auf Amerika beschränkt bleiben würde. Die bereits in der ersten Hälfte der neunziger Jahre in Europa agierenden Terroristen, angefeuert durch den Algerien-Krieg vor allem in Frankreich aktiv, haben sich ein Jahrzehnt später globalisiert. Weitgehend rechtsfreie Räume wie das Kosovo oder Bosnien, wo es den internationalen Protektoratsverwaltungen trotz jahrelanger Präsenz nicht gelang, rechtsstaatliche Strukturen aufzubauen, bilden "sichere Häfen" für die Terroristen. Aber auch zu Rekrutierungszwecken geraten die jungen exjugoslawischen Muslime ins Visier Al Qaidas: Wegen ihrer hellen Hautfarbe fallen die "weißen Teufel" im Unterschied zu ihren arabischen und asiatischen Gesinnungsgenossen in Europa nicht gleich auf.
Eine entscheidende Etappe auf ihrer Entwicklung von lokal inspirierten Kämpfern gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan oder das Militärregime in Algerien fand auf dem Balkan statt, schreibt Deliso. Nach dem Rückzug der Sowjettruppen aus Afghanistan und dem Sturz Najibullahs in Kabul 1992 seien die islamistischen Söldner zu Hunderten nach Bosnien-Hercegovina geströmt, wo ein neuer Dschihad auf sie wartete: der Kampf gegen serbisch-orthodoxe und kroatisch-katholische Milizen. Wie in Afghanistan im Jahrzehnt zuvor unterstützten die Vereinigten Staaten die bedrängten muslimischen Kämpfer: "Schwarze Flüge" mit Waffenlieferungen flogen von Zagreb nach Zentralbosnien.
Auch im nachsozialistischen Albanien setzten sich die militanten Islamisten fest. Hier liefen die Fäden zusammen bei den Vorbereitungen der Anschläge in Nairobi und Daressalam im August 1998, als Al Qaida sich erstmals ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit bombte. Deliso führt eine Fülle von Belegen für die Präsenz Al Qaidas auf dem Balkan an, zeigt aber Schwächen bei der Beschreibung der gesellschaftlichen Basis für das Wirken der Islamisten in muslimisch geprägten Staaten wie Bosnien oder dem Kosovo. Dass die Bevölkerung in den staatssozialistischen Jahren der Tito-Ära hier weitaus säkularer geprägt wurde als etwa die in Ägypten oder Pakistan, findet kaum Berücksichtigung.
Trotzdem konnten die aus Nahost und dem Maghreb eingereisten Kämpfer im muslimischen Dreieck nordwestlich Sarajevos während des Bosnien-Krieges ihren Traum einer die weltumspannenden Umma ausleben: Die Errichtung einer, wenn auch kleinen Gemeinschaft strenggläubiger Muslime auf dem Boden des einstigen osmanischen Kalifats erschien in der ersten Hälfte der neunziger Jahre möglich. Nicht nur, weil der strenggläubige Muslim Izetbegovic an der Spitze des bosnischen Rumpfstaates stand, der die Extremisten gewähren ließ, sondern mehr noch, weil Iran wie Saudi-Arabien das Treiben der nach 1992 eingesickerten Kämpfer finanzierten.
Nach Ende des Krieges 1995 ging die Entwicklungshilfe weiter, statt mit Kalaschnikows nun verstärkt durch Sozialleistungen und den Bau von Moscheen - mehr als 150 von ihnen sind in dem kleinen Land seitdem entstanden. "Es lässt sich nicht länger leugnen, dass Missionare, die Gewinnsucht geißeln und Gift speien, Tausende von Balkan-Muslimen in einer Weise umprogrammiert haben, die sie anfällig macht für antiwestliche Ansichten", schreibt Delioso und warnt: "Die Tatsache, dass eine kleine Anzahl dieser Muslime schon an Dschihaden und Terroranschlägen beteiligt war, sollte ein Weckruf sein für westliche Politiker, die leider nur hören, was sie hören wollen."
Christopher Deliso: The Coming Balkan Caliphate - The Threat of Radical Islam to Europe and the West. Praeger Security International, Westport 2007. 213 S., 25,57 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Al Qaidas bedrohliche Präsenz auf dem Balkan / Von Markus Bickel
Der Sprengstoff soll vom Balkan gekommen sein. London, im Juli 2005: Nach den Anschlägen in der britischen Hauptstadt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, gleich mehrere Spuren führen nach Südosteuropa. Nicht nur das Bombenmaterial, vermutlich gestohlen aus bosnischen Militärbeständen, sondern auch die später verhafteten Täter hätten mit militanten Muslimen in Bosnien-Hercegovina Verbindung gehabt, heißt es aus der Polizei.
"Eine Galerie der Schurken des internationalen Terrorismus", darunter aus Algerien die Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) und die Islamische Armee des Heils (AIS), Al Qaida sowie die palästinensische Hamas, habe in der früheren jugoslawischen Teilrepublik eine "logistische Basis" aufgebaut, schreibt Christopher Deliso in "The Coming Balkan Caliphate - The Threat of Radical Islam to Europe and the West". Seit den frühen neunziger Jahren, als der bosnische Präsident Alija Izetbegovic die muslimischen Truppen des Landes kommandierte, seien Dschihadisten in das bergige Balkanland eingesickert, wo sie nicht nur Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung in ihren Herkunftsländern, sondern ebenso Rückzugsraum und Trainingslager fanden.
Wie schon nach den Anschlägen von Madrid im März 2004 wird Behörden und Politikern in London die unheilvolle Rolle auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien operierender Islamisten, die ihren Terror aus dem Süden des Kontinents ins EU-Kernland exportieren, schlagartig bewusst. Die beiden wichtigsten Drahtzieher der Anschläge in der spanischen Hauptstadt hätten in den neunziger Jahren auf Seiten der bosnischen Muslime gekämpft, schreibt Deliso. Anfang Juli wurde das im Oktober 2007 mit der Verurteilung von 21 der 28 Angeklagten abgeschlossene Verfahren in Madrid in Teilen neu aufgerollt.
Mehr als fünfzig Tote in London, fast 200 in Madrid: Nur vier Jahre nach den Anschlägen des "11. September" ist endgültig klar, dass das Wirken Al Qaidas nicht auf Amerika beschränkt bleiben würde. Die bereits in der ersten Hälfte der neunziger Jahre in Europa agierenden Terroristen, angefeuert durch den Algerien-Krieg vor allem in Frankreich aktiv, haben sich ein Jahrzehnt später globalisiert. Weitgehend rechtsfreie Räume wie das Kosovo oder Bosnien, wo es den internationalen Protektoratsverwaltungen trotz jahrelanger Präsenz nicht gelang, rechtsstaatliche Strukturen aufzubauen, bilden "sichere Häfen" für die Terroristen. Aber auch zu Rekrutierungszwecken geraten die jungen exjugoslawischen Muslime ins Visier Al Qaidas: Wegen ihrer hellen Hautfarbe fallen die "weißen Teufel" im Unterschied zu ihren arabischen und asiatischen Gesinnungsgenossen in Europa nicht gleich auf.
Eine entscheidende Etappe auf ihrer Entwicklung von lokal inspirierten Kämpfern gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan oder das Militärregime in Algerien fand auf dem Balkan statt, schreibt Deliso. Nach dem Rückzug der Sowjettruppen aus Afghanistan und dem Sturz Najibullahs in Kabul 1992 seien die islamistischen Söldner zu Hunderten nach Bosnien-Hercegovina geströmt, wo ein neuer Dschihad auf sie wartete: der Kampf gegen serbisch-orthodoxe und kroatisch-katholische Milizen. Wie in Afghanistan im Jahrzehnt zuvor unterstützten die Vereinigten Staaten die bedrängten muslimischen Kämpfer: "Schwarze Flüge" mit Waffenlieferungen flogen von Zagreb nach Zentralbosnien.
Auch im nachsozialistischen Albanien setzten sich die militanten Islamisten fest. Hier liefen die Fäden zusammen bei den Vorbereitungen der Anschläge in Nairobi und Daressalam im August 1998, als Al Qaida sich erstmals ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit bombte. Deliso führt eine Fülle von Belegen für die Präsenz Al Qaidas auf dem Balkan an, zeigt aber Schwächen bei der Beschreibung der gesellschaftlichen Basis für das Wirken der Islamisten in muslimisch geprägten Staaten wie Bosnien oder dem Kosovo. Dass die Bevölkerung in den staatssozialistischen Jahren der Tito-Ära hier weitaus säkularer geprägt wurde als etwa die in Ägypten oder Pakistan, findet kaum Berücksichtigung.
Trotzdem konnten die aus Nahost und dem Maghreb eingereisten Kämpfer im muslimischen Dreieck nordwestlich Sarajevos während des Bosnien-Krieges ihren Traum einer die weltumspannenden Umma ausleben: Die Errichtung einer, wenn auch kleinen Gemeinschaft strenggläubiger Muslime auf dem Boden des einstigen osmanischen Kalifats erschien in der ersten Hälfte der neunziger Jahre möglich. Nicht nur, weil der strenggläubige Muslim Izetbegovic an der Spitze des bosnischen Rumpfstaates stand, der die Extremisten gewähren ließ, sondern mehr noch, weil Iran wie Saudi-Arabien das Treiben der nach 1992 eingesickerten Kämpfer finanzierten.
Nach Ende des Krieges 1995 ging die Entwicklungshilfe weiter, statt mit Kalaschnikows nun verstärkt durch Sozialleistungen und den Bau von Moscheen - mehr als 150 von ihnen sind in dem kleinen Land seitdem entstanden. "Es lässt sich nicht länger leugnen, dass Missionare, die Gewinnsucht geißeln und Gift speien, Tausende von Balkan-Muslimen in einer Weise umprogrammiert haben, die sie anfällig macht für antiwestliche Ansichten", schreibt Delioso und warnt: "Die Tatsache, dass eine kleine Anzahl dieser Muslime schon an Dschihaden und Terroranschlägen beteiligt war, sollte ein Weckruf sein für westliche Politiker, die leider nur hören, was sie hören wollen."
Christopher Deliso: The Coming Balkan Caliphate - The Threat of Radical Islam to Europe and the West. Praeger Security International, Westport 2007. 213 S., 25,57 [Euro].
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