A biography of venture capitalist and entrepreneur Peter Thiel, the enigmatic, controversial, and hugely influential power broker who sits at the dynamic intersection of tech, business, and politics "Max Chafkin's The Contrarian is much more than a consistently shocking biography of Peter Thiel, the most important investor in tech and a key supporter of the Donald Trump presidency. It's also a disturbing history of Silicon Valley that will make you reconsider the ideological foundations of America's relentless engine of creative destruction."-Brad Stone, author of The Everything Store and Amazon Unbound Since the days of the dot-com bubble in the late 1990s, no industry has made a greater impact on the world than Silicon Valley. And few individuals have done more to shape Silicon Valley than Peter Thiel. The billionaire venture capitalist and entrepreneur has been a behind-the-scenes operator influencing countless aspects of our contemporary way of life, from the technologies we use every day to the delicate power balance between Silicon Valley, Wall Street, and Washington. But despite his power and the ubiquity of his projects, no public figure is quite so mysterious. In the first major biography of Thiel, Max Chafkin traces the trajectory of the innovator's singular life and worldview, from his upbringing as the child of immigrant parents and years at Stanford as a burgeoning conservative thought leader to his founding of PayPal and Palantir, early investment in Facebook and SpaceX, and relationships with fellow tech titans Mark Zuckerberg, Elon Musk, and Eric Schmidt. The Contrarian illuminates the extent to which Thiel has sought to export his values to the corridors of power beyond Silicon Valley, including funding the lawsuit that destroyed the blog Gawker and strenuously backing far-right political candidates, notably Donald Trump for president in 2016. Eye-opening and deeply reported, The Contrarian is a revelatory biography of a one-of-a-kind leader and an incisive portrait of a tech industry whose explosive growth and power is both thrilling and fraught with controversy.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.04.2022Wetten auf den Verfall des Westens
Widersprüche gehören ins Bild: Max Chafkin zeichnet ein Porträt des Unternehmers Peter Thiel
Überraschend lange muss man auf der Milliardärsliste des amerikanischen Magazins "Forbes" suchen, bis man zum Eintrag von Peter Thiel kommt. Mit seinem Vermögen, das dort Anfang April 2022 auf rund 5,2 Milliarden Dollar geschätzt wird, ist er von anderen Silicon-Valley-Oligarchen wie Elon Musk (279,5 Milliarden), Jeff Bezos (184,5 Milliarden) oder Bill Gates (133,7 Milliarden) weit entfernt. Weshalb der deutschstämmige Investor dennoch oft im selben Atemzug mit diesen Schwergewichten genannt wird, erklärt der amerikanische Wirtschaftsjournalist Max Chafkin in seiner auch auf Deutsch erschienenen Biographie.
Detailreich zeichnet Chafkin den Weg Thiels vom wohlbehüteten Sohn deutscher Emigranten - Thiels Vater Klaus arbeitete als Ingenieur für einen amerikanischen Konzern - bis in die Führungskreise der Trump-Republikaner nach. Bemerkenswert ist das Buch auch deshalb, weil viele Gesprächspartner es vorzogen, anonym zu bleiben. Thiel gilt, spätestens seitdem er Nick Dentons Medienfirma Gawker in die Insolvenz klagen ließ, als jemand, der Indiskretionen aus seinem Privatleben nicht verzeiht.
Chafkins Buch ähnelt einem kubistischen Porträt, das alle Facetten seines Gegenstands aneinanderfügt, um ihn besser lesbar zu machen. Das ist auch notwendig, denn Peter Thiel hat seine öffentliche Persönlichkeit schon seit seinem Jurastudium in Stanford als Ansammlung möglichst kontroverser Ansichten inszeniert, die sich auch gerne widersprechen oder gar gegenseitig ausschließen dürfen. Als verheirateter Homosexueller engagiert er sich nachdrücklich für die Trump-Republikaner und sorgt dafür, dass Facebook ihnen zu Diensten ist. Als Investor beschwört er technologische Zukunftsvisionen und hasst gleichzeitig die dafür notwendige Globalisierung. Als amerikanischer Nationalist verschafft er sich die Staatsbürgerschaft Neuseelands, um sich im Ernstfall auf abgelegene Inseln zurückziehen zu können. Als Libertärer setzt er alles daran, staatliche Institutionen wie die Arzneimittelbehörde FDA handlungsunfähig zu machen, verankert aber zur selben Zeit den von ihm kontrollierten Datenanalysekonzern Palantir tief in den mit Steuermilliarden alimentierten Strukturen des militärisch-industriellen Komplexes.
Chafkins Buch trägt deshalb im Original den Titel "The Contrarian". Thiel erscheint darin als rechtslibertärer Kulturkämpfer in ständiger Gegnerschaft zur tumben Masse, einem Mainstream, den er auch nach Reagan, beiden Bush-Präsidenten und den marktradikalen 1990er-Jahren irgendwo links verortet. Das kann einerseits als Kreativtechnik funktionieren: In seinem Business-Bestseller "Zero to One" beschreibt er, wie er Kandidaten beim Einstellungsgespräch danach fragt, welche Überzeugung sie entgegen der Mehrheitsmeinung vertreten würden, um daraus Geschäftsideen abzuleiten.
Andererseits dockt er mit derselben Gestik bei der amerikanischen Rechtsextremistenszene an, ohne freilich wirklich Teil dieser "Alt-Right" zu werden; er verwendet sie als Provokationspotential und Aufmerksamkeitsgenerator für eigene Vorhaben. Chafkins Schilderungen erinnern zuweilen an eine rechtsextreme Version dessen, was Tom Wolfe in seinem Essay "Radical Chic" von 1970 als die amerikanische Party-Linke beschrieb.
Chafkin zitiert die Einschätzung des Monopolexperten Matt Stoller, Thiel sei letztlich ein Nihilist. In der Tat könnte man den Eindruck gewinnen, er verwende Ideologien wie Ayn Rands Objektivismus, diverse Geschmacksrichtungen des Libertären oder den isolationistischen "America First"-Nationalismus wie Verkehrsmittel, um in einer bestimmten geschäftlichen Situation von A nach B zu kommen. Im Lauf seiner chronologisch aufgebauten Dokumentation arbeitet Chafkin jedoch sehr wohl einige Grundzüge, wenn nicht gar Prinzipien von Thiels Denken und Handeln heraus.
So dürfte "Make America Great Again" für Thiel keine leere Formel sein. Er bewundert die Expansion der Industriegesellschaft im neunzehnten Jahrhundert und kann in "Zero to One" durchaus zustimmend Karl Marx als Zeitzeugen kapitalistischer Macht und Leistungsfähigkeit zitieren. Die Zukunft, die Thiel meint, ist eine Retro-Zukunft, die sich entwickelt zu Verhältnissen vor Arbeiterbewegung, Sozialstaat und Woodstock-Hippies, auch gerne verursacht durch katastrophische Ereignisse. Thiel wettet auf Verfall und Untergang der westlichen Zivilisation. Zuweilen kostet ihn die eigene Ideologie sogar Geld. Weil Thiel nicht an die Klimakatastrophe und "grüne Produkte" glaubt, schlug er die von Elon Musk gebotene Chance aus, zu einem frühen Zeitpunkt in Tesla Motors einzusteigen. Hätte er sie wahrgenommen, müsste man heute in der Forbes-Liste viel weniger lang nach unten scrollen, um seinen Namen zu finden.
Erlöserfigur in dem von Thiel skizzierten Szenario ist der Unternehmer, dem von niemandem Grenzen gesetzt werden sollten; er muss mit maximaler Härte und Effizienz eine Monopolstellung anstreben dürfen. Thiel liest gerne Science-Fiction, und Chafkins Biographie lässt sich mit einer Vokabel aus diesem Genre resümieren. In klassischen SF-Romanen kommt oft das Konzept des Terraforming vor: Ein Planet wird mit großem Aufwand für Menschen bewohnbar gemacht, seine alte Ökosphäre unterdrückt oder zerstört. Man könnte sagen, Thiel betreibe Thielforming. Mit seinem Geld und seinen Verbindungen richtet er sich die Welt so her, wie er sie braucht, um für sich möglichst großen Profit und Macht herauszuschlagen. Das könnte Folgen haben, denn Thiel hat sich der Wiederwahl Donald Trumps verschrieben, und er verachtet Europa, wie aus "Zero to One" hervorgeht. Chafkins Buch liest sich da wie eine Warnung. GÜNTER HACK
Max Chafkin: "Peter Thiel". Wie der Pate des Silicon Valley die Welt beherrscht.
FinanzBuch Verlag, München 2021. 450 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Widersprüche gehören ins Bild: Max Chafkin zeichnet ein Porträt des Unternehmers Peter Thiel
Überraschend lange muss man auf der Milliardärsliste des amerikanischen Magazins "Forbes" suchen, bis man zum Eintrag von Peter Thiel kommt. Mit seinem Vermögen, das dort Anfang April 2022 auf rund 5,2 Milliarden Dollar geschätzt wird, ist er von anderen Silicon-Valley-Oligarchen wie Elon Musk (279,5 Milliarden), Jeff Bezos (184,5 Milliarden) oder Bill Gates (133,7 Milliarden) weit entfernt. Weshalb der deutschstämmige Investor dennoch oft im selben Atemzug mit diesen Schwergewichten genannt wird, erklärt der amerikanische Wirtschaftsjournalist Max Chafkin in seiner auch auf Deutsch erschienenen Biographie.
Detailreich zeichnet Chafkin den Weg Thiels vom wohlbehüteten Sohn deutscher Emigranten - Thiels Vater Klaus arbeitete als Ingenieur für einen amerikanischen Konzern - bis in die Führungskreise der Trump-Republikaner nach. Bemerkenswert ist das Buch auch deshalb, weil viele Gesprächspartner es vorzogen, anonym zu bleiben. Thiel gilt, spätestens seitdem er Nick Dentons Medienfirma Gawker in die Insolvenz klagen ließ, als jemand, der Indiskretionen aus seinem Privatleben nicht verzeiht.
Chafkins Buch ähnelt einem kubistischen Porträt, das alle Facetten seines Gegenstands aneinanderfügt, um ihn besser lesbar zu machen. Das ist auch notwendig, denn Peter Thiel hat seine öffentliche Persönlichkeit schon seit seinem Jurastudium in Stanford als Ansammlung möglichst kontroverser Ansichten inszeniert, die sich auch gerne widersprechen oder gar gegenseitig ausschließen dürfen. Als verheirateter Homosexueller engagiert er sich nachdrücklich für die Trump-Republikaner und sorgt dafür, dass Facebook ihnen zu Diensten ist. Als Investor beschwört er technologische Zukunftsvisionen und hasst gleichzeitig die dafür notwendige Globalisierung. Als amerikanischer Nationalist verschafft er sich die Staatsbürgerschaft Neuseelands, um sich im Ernstfall auf abgelegene Inseln zurückziehen zu können. Als Libertärer setzt er alles daran, staatliche Institutionen wie die Arzneimittelbehörde FDA handlungsunfähig zu machen, verankert aber zur selben Zeit den von ihm kontrollierten Datenanalysekonzern Palantir tief in den mit Steuermilliarden alimentierten Strukturen des militärisch-industriellen Komplexes.
Chafkins Buch trägt deshalb im Original den Titel "The Contrarian". Thiel erscheint darin als rechtslibertärer Kulturkämpfer in ständiger Gegnerschaft zur tumben Masse, einem Mainstream, den er auch nach Reagan, beiden Bush-Präsidenten und den marktradikalen 1990er-Jahren irgendwo links verortet. Das kann einerseits als Kreativtechnik funktionieren: In seinem Business-Bestseller "Zero to One" beschreibt er, wie er Kandidaten beim Einstellungsgespräch danach fragt, welche Überzeugung sie entgegen der Mehrheitsmeinung vertreten würden, um daraus Geschäftsideen abzuleiten.
Andererseits dockt er mit derselben Gestik bei der amerikanischen Rechtsextremistenszene an, ohne freilich wirklich Teil dieser "Alt-Right" zu werden; er verwendet sie als Provokationspotential und Aufmerksamkeitsgenerator für eigene Vorhaben. Chafkins Schilderungen erinnern zuweilen an eine rechtsextreme Version dessen, was Tom Wolfe in seinem Essay "Radical Chic" von 1970 als die amerikanische Party-Linke beschrieb.
Chafkin zitiert die Einschätzung des Monopolexperten Matt Stoller, Thiel sei letztlich ein Nihilist. In der Tat könnte man den Eindruck gewinnen, er verwende Ideologien wie Ayn Rands Objektivismus, diverse Geschmacksrichtungen des Libertären oder den isolationistischen "America First"-Nationalismus wie Verkehrsmittel, um in einer bestimmten geschäftlichen Situation von A nach B zu kommen. Im Lauf seiner chronologisch aufgebauten Dokumentation arbeitet Chafkin jedoch sehr wohl einige Grundzüge, wenn nicht gar Prinzipien von Thiels Denken und Handeln heraus.
So dürfte "Make America Great Again" für Thiel keine leere Formel sein. Er bewundert die Expansion der Industriegesellschaft im neunzehnten Jahrhundert und kann in "Zero to One" durchaus zustimmend Karl Marx als Zeitzeugen kapitalistischer Macht und Leistungsfähigkeit zitieren. Die Zukunft, die Thiel meint, ist eine Retro-Zukunft, die sich entwickelt zu Verhältnissen vor Arbeiterbewegung, Sozialstaat und Woodstock-Hippies, auch gerne verursacht durch katastrophische Ereignisse. Thiel wettet auf Verfall und Untergang der westlichen Zivilisation. Zuweilen kostet ihn die eigene Ideologie sogar Geld. Weil Thiel nicht an die Klimakatastrophe und "grüne Produkte" glaubt, schlug er die von Elon Musk gebotene Chance aus, zu einem frühen Zeitpunkt in Tesla Motors einzusteigen. Hätte er sie wahrgenommen, müsste man heute in der Forbes-Liste viel weniger lang nach unten scrollen, um seinen Namen zu finden.
Erlöserfigur in dem von Thiel skizzierten Szenario ist der Unternehmer, dem von niemandem Grenzen gesetzt werden sollten; er muss mit maximaler Härte und Effizienz eine Monopolstellung anstreben dürfen. Thiel liest gerne Science-Fiction, und Chafkins Biographie lässt sich mit einer Vokabel aus diesem Genre resümieren. In klassischen SF-Romanen kommt oft das Konzept des Terraforming vor: Ein Planet wird mit großem Aufwand für Menschen bewohnbar gemacht, seine alte Ökosphäre unterdrückt oder zerstört. Man könnte sagen, Thiel betreibe Thielforming. Mit seinem Geld und seinen Verbindungen richtet er sich die Welt so her, wie er sie braucht, um für sich möglichst großen Profit und Macht herauszuschlagen. Das könnte Folgen haben, denn Thiel hat sich der Wiederwahl Donald Trumps verschrieben, und er verachtet Europa, wie aus "Zero to One" hervorgeht. Chafkins Buch liest sich da wie eine Warnung. GÜNTER HACK
Max Chafkin: "Peter Thiel". Wie der Pate des Silicon Valley die Welt beherrscht.
FinanzBuch Verlag, München 2021. 450 S., geb., 22,- Euro.
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[Chafkin] does an excellent job of unpicking the disparate elements of the Thiel mythology