A brilliant debut mystery in a classic vein. After an injury in Afghanistan, Cormoran Strike is barely scraping by as a private investigator. But then opportunity walks through the door--and he must investigate a supermodel's suicide.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2013Erzählkunst
ohne Zauberstab
Joanne K. Rowlings unter Pseudonym
geschriebener Krimi erscheint jetzt auf Deutsch
VON ALEXANDER MENDEN
Stephen King und Joanne K. Rowling sind Freunde. Eine Freundschaft begünstigt durch Lebens- und Karriere-umstände, die sie mit wenigen anderen Schriftstellern teilen: Beide waren fast mittellos, als sie ihre ersten Bücher publizierten. Beide wurden zu Millionen-Sellern. Beiden gelang es, den Spielregeln des Buchmarktes zu entwachsen und zu globalen, nahezu lückenlos verfilmten Pop-Phänomenen aufzusteigen. Daher war es keine Überraschung, als King vergangenen Juli Rowlings Versuch lobte, einen Roman unter Pseudonym zu veröffentlichen: Er hätte ihr zwar vorhersagen können, dass das Geheimnis nicht lange ungelüftet bleiben würde, meinte King: „Aber Jo hat natürlich völlig recht. Was für ein Vergnügen, was für eine segensreiche Erleichterung es ist, anonym zu schreiben, aus purer Freude.“
In jene Anonymität zurückzukehren, aus der die meisten Autoren sich befreien wollen, das hatte King mit ein paar Romanen geschafft, die er in den späten Siebzigern unter dem Pseudonym „Richard Bachman“ schrieb. Es dauerte Jahre, bis das herauskam. Bei J.K. Rowling vergingen nur knapp drei Monate nach der Veröffentlichung von „The Cuckoo’s Calling“ im April, bis die Times herausfand, dass sich hinter dessen angeblichem Autor Robert Galbraith, einem „pensionierten Militärpolizisten“, die Harry-Potter-Schöpferin verbarg. Zyniker in England vermuteten allerdings, die Enthüllung komme dem Verlag nicht ungelegen, da sie den Verkauf der gebundenen Ausgabe genau in dem Augenblick kräftig ankurbelte, in dem viele Rowling-Fans nach einer Sommer-Urlaubslektüre suchten.
Als alles aufflog, hatte Rowling wohl ohnehin bereits erreicht, woran ihr am meisten gelegen war: Erstens, einen Roman unter Verzicht auf jenes absurde PR-Tamtam zu veröffentlichen, das ihrem ersten Post-Potter-Buch „Ein plötzlicher Todesfall“ vorangegangen war. Und zweitens, herauszufinden, ob sie Leser und Kritik nur aufgrund der Qualität ihrer Erzählkunst würde überzeugen können, ohne den ablenkenden, alles verzerrenden Überbau ihres immensen Potter-Erfolgs.
Dies vorweg: Sie kann. Rowling hat in „Der Ruf des Kuckucks“, der an diesem Samstag auf Deutsch erscheint, ein handwerklich einwandfreies, sehr unterhaltsam erzähltes, im besten Sinne altmodisches Stück britischer Detektivliteratur geschrieben. Einen Krimi, angesiedelt in der Spätphase der Regierungszeit Gordon Browns, und frei von jedem Quidditch- und Zauberspruch-Zinnober. Rowlings Protagonist, der Londoner Privatdetektiv Cormoran Strike, ist eine erfreulich sperrige Figur. Ein Armee-Veteran, der in Afghanistan ein Bein verloren hat, und nach dem Zusammenbruch einer langjährigen Beziehung in seinem winzigen Büro wohnen muss. Strike, Mittdreißiger, Sohn eines Rockstars, den er verabscheut, ist pleite, sarkastisch und auf zerknitterte Art sexy.
Rowling versäumt nicht, Strike in Robin Ellacott eine hübsche Sekretärin an die Seite zu stellen, die sich von einer Aushilfskraft rasch zur unverzichtbaren Helferin mausert. Sie: patent, bescheiden, aber im entscheidenden Moment mutig und geistesgegenwärtig. Er: versehrt, melancholisch, aber professionell. In beiden Figuren steckt genug noir, um Genre-Anforderungen zu genügen, aber auch genug unberechenbare Individualität, um sie als Charaktere interessant zu machen.
Der Kuckuck, um den sich der Fall dreht, der Cormoran Strike von seinen schlimmsten Geldsorgen befreien könnte, ist ein totes Model: Lula Landry, von ihrem Freund, dem stutenbissigen Modedesigner Guy Somé „Cuckoo“ genannt, ist in einer eisigen Winternacht vom Balkon ihres Apartments in Mayfair gefallen. Die Polizei hat den Fall bereits als Selbstmord ad acta gelegt, aber Lulas schwächlich-nervöser Stiefbruder glaubt an Mord. Er beauftragt Strike damit, die Wahrheit herauszufinden. Was folgt, ist eine so unaufgeregte wie zunehmend fesselnde Reihe von Begegnungen des Detektivs mit Lulas Verwandten, Freunden und Liebhabern.
Dabei fließt viel weniger Blut als in den späten Potter-Romanen. Überhaupt bemisst sich die Qualität von „Der Ruf des Kuckucks“ weder an der Opferzahl noch am kriminalistischen Prozedere, dem Abklappern der Zeugen, den listig ausgestreuten Indizien – in dieser Hinsicht ist die Story mit ihrem auf Schock angelegten Schluss fast schon zu virtuos gebaut. Vielmehr liest man sie deshalb mit Vergnügen, weil Rowling eine Meisterin der Milieuschilderung ist. Souverän erfasst sie Londons Vielgestaltigkeit in einer Reihe von Vignetten, die nicht von ungefähr an Charles Dickens erinnern. Der totrenovierte Wohlstandsprotz der Häuserzeilen von Mayfair ist ebenso stimmig wiedergegeben wie die Schäbigkeit des Wohnheims, in dem Strike eine obdachlose Freundin Lulas aufsucht. Und das Centre-Point-Hochhaus, in dessen Nähe Strikes Büro liegt, wirkt „mit seinem strengen Gittergeflecht aus gleichförmigen rechteckigen Fenstern“ wie „eine riesige Betonwaffel“, umtost von nie enden wollenden Bauarbeiten.
Dann ist da noch Rowlings Figurenzeichnung: Archetypen wie den arroganten Anwalt Tony Landry oder den rücksichtslosen Filmmogul Freddy Bestigui lässt sie nicht wie Abziehbilder erscheinen. Durch genaues Hinschauen – mit Anwälten und Filmproduzenten hat sie Erfahrung – verankert sie solche Charaktere vielmehr in einer glaubhaft modellierten Realität. Wenn Strike etwa Bestiguis Frau Tansy, eine Hauptzeugin des vermeintlichen Selbstmords, und ihre Schwester in einem Restaurant trifft, heißt es: „In der Art reicher Frauen überschlank, in ihren engen Jeans fast hüftenlos, mit gebräunten Gesichtern, deren wächserner Glanz sich vor allem auf den Stirnen zeigte.“ Tansys Dekolleté lässt „viel karamellbraune Haut sehen, die sich über ihr knochiges Brustbein spannte, sodass ein unattraktiv höckeriger Effekt entstand“, aber ihre Brüste sind so prall, „als hätte sie die just für diesen Tag von einer vollbusigen Freundin geborgt“. Der Schärfe solcher Passagen im Original wird die weitgehend ordentliche, aber oft ungenaue deutsche Fassung des Übersetzer-Trios Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz leider nicht immer gerecht.
Dennoch bleiben sie ziemlich komisch, wenn man sie einem Mann auch als wenig frauenfreundlich auslegen könnte. J. K. Rowling hat merklich Spaß daran, als „Robert Galbraith“ ihren inneren Mann zu aktivieren. Cormoran Strike flucht gern und oft, und seine unverhoffte Affäre mit Lulas Model-Kollegin Ciara wirkt wie die verschwitzte Sexphantasie eines Herrn in mittleren Jahren. In Kenntnis der wahren Identität des Autors freut man sich jedoch besonders über lustvollen Schund wie diesen nächtlichen Dialog zwischen Ciara und Strike auf einem Limousinen-Rücksitz: „Ich hab nur ein Bein.“ „Red keinen Unsinn.“ „Es ist aber wahr . . . hab’s in Afghanistan verloren.“ „Armes Baby“, flüsterte sie. „Ich will’s reiben, damit es besser wird.“ „Ähem . . . nur ist das nicht mein Bein . . . Aber es hilft . . . “
Abgesehen von ihrem wie immer großzügigen Gebrauch von Adjektiven und ihrer umfassenden Kenntnis aktueller Prêt-à-porter-Mode, hätte vor allem ein Thema einen deutlichen Hinweis auf die wahre Verfasserin dieses Krimis geben können: die Medien, speziell der Boulevard, kommen sehr schlecht weg. Rowlings tiefe Verbitterung über die schamlosen Gepflogenheiten der britischen Presse, die sie vergangenes Jahr im Ausschuss zur News-of-the-World-Abhöraffäre sehr deutlich machte, ist hier erneut zu spüren: Die Paparazzi-Meute und die Ü-Wagen sind schon da, bevor Lula von der Straße geräumt ist. Und sie alle stehen am Schluss wieder bereit, um ihren Leichnam noch einmal zu „fleddern“. Jeder noch so fadenscheinige Vorwand wird genutzt, die aufreizendsten Fotos der Toten immer und immer wieder zu drucken.
Cormoran Strike aber hilft der Medienrummel. Die Zukunft seiner kleinen Detektei sieht am Schluss recht rosig aus, jedenfalls rosig genug für einen weiteren Strike-Krimi, der kommendes Jahr erscheinen soll. Auf dem Buchdeckel steht auch dann wieder: Robert Galbraith.
Stimmige Milieuschilderung
und Figurenzeichnung gehören
zu den Vorzügen des Buchs
Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks. Roman. Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz. Verlag Blanvalet, München 2013. 640 Seiten, 22,90 Euro, E-Book 18,99 Euro.
J. K. Rowling hat merklich Spaß daran, ihren inneren Mann zu aktivieren.
FOTO: GARETH IWAN JONES/INTERTOPICS
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ohne Zauberstab
Joanne K. Rowlings unter Pseudonym
geschriebener Krimi erscheint jetzt auf Deutsch
VON ALEXANDER MENDEN
Stephen King und Joanne K. Rowling sind Freunde. Eine Freundschaft begünstigt durch Lebens- und Karriere-umstände, die sie mit wenigen anderen Schriftstellern teilen: Beide waren fast mittellos, als sie ihre ersten Bücher publizierten. Beide wurden zu Millionen-Sellern. Beiden gelang es, den Spielregeln des Buchmarktes zu entwachsen und zu globalen, nahezu lückenlos verfilmten Pop-Phänomenen aufzusteigen. Daher war es keine Überraschung, als King vergangenen Juli Rowlings Versuch lobte, einen Roman unter Pseudonym zu veröffentlichen: Er hätte ihr zwar vorhersagen können, dass das Geheimnis nicht lange ungelüftet bleiben würde, meinte King: „Aber Jo hat natürlich völlig recht. Was für ein Vergnügen, was für eine segensreiche Erleichterung es ist, anonym zu schreiben, aus purer Freude.“
In jene Anonymität zurückzukehren, aus der die meisten Autoren sich befreien wollen, das hatte King mit ein paar Romanen geschafft, die er in den späten Siebzigern unter dem Pseudonym „Richard Bachman“ schrieb. Es dauerte Jahre, bis das herauskam. Bei J.K. Rowling vergingen nur knapp drei Monate nach der Veröffentlichung von „The Cuckoo’s Calling“ im April, bis die Times herausfand, dass sich hinter dessen angeblichem Autor Robert Galbraith, einem „pensionierten Militärpolizisten“, die Harry-Potter-Schöpferin verbarg. Zyniker in England vermuteten allerdings, die Enthüllung komme dem Verlag nicht ungelegen, da sie den Verkauf der gebundenen Ausgabe genau in dem Augenblick kräftig ankurbelte, in dem viele Rowling-Fans nach einer Sommer-Urlaubslektüre suchten.
Als alles aufflog, hatte Rowling wohl ohnehin bereits erreicht, woran ihr am meisten gelegen war: Erstens, einen Roman unter Verzicht auf jenes absurde PR-Tamtam zu veröffentlichen, das ihrem ersten Post-Potter-Buch „Ein plötzlicher Todesfall“ vorangegangen war. Und zweitens, herauszufinden, ob sie Leser und Kritik nur aufgrund der Qualität ihrer Erzählkunst würde überzeugen können, ohne den ablenkenden, alles verzerrenden Überbau ihres immensen Potter-Erfolgs.
Dies vorweg: Sie kann. Rowling hat in „Der Ruf des Kuckucks“, der an diesem Samstag auf Deutsch erscheint, ein handwerklich einwandfreies, sehr unterhaltsam erzähltes, im besten Sinne altmodisches Stück britischer Detektivliteratur geschrieben. Einen Krimi, angesiedelt in der Spätphase der Regierungszeit Gordon Browns, und frei von jedem Quidditch- und Zauberspruch-Zinnober. Rowlings Protagonist, der Londoner Privatdetektiv Cormoran Strike, ist eine erfreulich sperrige Figur. Ein Armee-Veteran, der in Afghanistan ein Bein verloren hat, und nach dem Zusammenbruch einer langjährigen Beziehung in seinem winzigen Büro wohnen muss. Strike, Mittdreißiger, Sohn eines Rockstars, den er verabscheut, ist pleite, sarkastisch und auf zerknitterte Art sexy.
Rowling versäumt nicht, Strike in Robin Ellacott eine hübsche Sekretärin an die Seite zu stellen, die sich von einer Aushilfskraft rasch zur unverzichtbaren Helferin mausert. Sie: patent, bescheiden, aber im entscheidenden Moment mutig und geistesgegenwärtig. Er: versehrt, melancholisch, aber professionell. In beiden Figuren steckt genug noir, um Genre-Anforderungen zu genügen, aber auch genug unberechenbare Individualität, um sie als Charaktere interessant zu machen.
Der Kuckuck, um den sich der Fall dreht, der Cormoran Strike von seinen schlimmsten Geldsorgen befreien könnte, ist ein totes Model: Lula Landry, von ihrem Freund, dem stutenbissigen Modedesigner Guy Somé „Cuckoo“ genannt, ist in einer eisigen Winternacht vom Balkon ihres Apartments in Mayfair gefallen. Die Polizei hat den Fall bereits als Selbstmord ad acta gelegt, aber Lulas schwächlich-nervöser Stiefbruder glaubt an Mord. Er beauftragt Strike damit, die Wahrheit herauszufinden. Was folgt, ist eine so unaufgeregte wie zunehmend fesselnde Reihe von Begegnungen des Detektivs mit Lulas Verwandten, Freunden und Liebhabern.
Dabei fließt viel weniger Blut als in den späten Potter-Romanen. Überhaupt bemisst sich die Qualität von „Der Ruf des Kuckucks“ weder an der Opferzahl noch am kriminalistischen Prozedere, dem Abklappern der Zeugen, den listig ausgestreuten Indizien – in dieser Hinsicht ist die Story mit ihrem auf Schock angelegten Schluss fast schon zu virtuos gebaut. Vielmehr liest man sie deshalb mit Vergnügen, weil Rowling eine Meisterin der Milieuschilderung ist. Souverän erfasst sie Londons Vielgestaltigkeit in einer Reihe von Vignetten, die nicht von ungefähr an Charles Dickens erinnern. Der totrenovierte Wohlstandsprotz der Häuserzeilen von Mayfair ist ebenso stimmig wiedergegeben wie die Schäbigkeit des Wohnheims, in dem Strike eine obdachlose Freundin Lulas aufsucht. Und das Centre-Point-Hochhaus, in dessen Nähe Strikes Büro liegt, wirkt „mit seinem strengen Gittergeflecht aus gleichförmigen rechteckigen Fenstern“ wie „eine riesige Betonwaffel“, umtost von nie enden wollenden Bauarbeiten.
Dann ist da noch Rowlings Figurenzeichnung: Archetypen wie den arroganten Anwalt Tony Landry oder den rücksichtslosen Filmmogul Freddy Bestigui lässt sie nicht wie Abziehbilder erscheinen. Durch genaues Hinschauen – mit Anwälten und Filmproduzenten hat sie Erfahrung – verankert sie solche Charaktere vielmehr in einer glaubhaft modellierten Realität. Wenn Strike etwa Bestiguis Frau Tansy, eine Hauptzeugin des vermeintlichen Selbstmords, und ihre Schwester in einem Restaurant trifft, heißt es: „In der Art reicher Frauen überschlank, in ihren engen Jeans fast hüftenlos, mit gebräunten Gesichtern, deren wächserner Glanz sich vor allem auf den Stirnen zeigte.“ Tansys Dekolleté lässt „viel karamellbraune Haut sehen, die sich über ihr knochiges Brustbein spannte, sodass ein unattraktiv höckeriger Effekt entstand“, aber ihre Brüste sind so prall, „als hätte sie die just für diesen Tag von einer vollbusigen Freundin geborgt“. Der Schärfe solcher Passagen im Original wird die weitgehend ordentliche, aber oft ungenaue deutsche Fassung des Übersetzer-Trios Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz leider nicht immer gerecht.
Dennoch bleiben sie ziemlich komisch, wenn man sie einem Mann auch als wenig frauenfreundlich auslegen könnte. J. K. Rowling hat merklich Spaß daran, als „Robert Galbraith“ ihren inneren Mann zu aktivieren. Cormoran Strike flucht gern und oft, und seine unverhoffte Affäre mit Lulas Model-Kollegin Ciara wirkt wie die verschwitzte Sexphantasie eines Herrn in mittleren Jahren. In Kenntnis der wahren Identität des Autors freut man sich jedoch besonders über lustvollen Schund wie diesen nächtlichen Dialog zwischen Ciara und Strike auf einem Limousinen-Rücksitz: „Ich hab nur ein Bein.“ „Red keinen Unsinn.“ „Es ist aber wahr . . . hab’s in Afghanistan verloren.“ „Armes Baby“, flüsterte sie. „Ich will’s reiben, damit es besser wird.“ „Ähem . . . nur ist das nicht mein Bein . . . Aber es hilft . . . “
Abgesehen von ihrem wie immer großzügigen Gebrauch von Adjektiven und ihrer umfassenden Kenntnis aktueller Prêt-à-porter-Mode, hätte vor allem ein Thema einen deutlichen Hinweis auf die wahre Verfasserin dieses Krimis geben können: die Medien, speziell der Boulevard, kommen sehr schlecht weg. Rowlings tiefe Verbitterung über die schamlosen Gepflogenheiten der britischen Presse, die sie vergangenes Jahr im Ausschuss zur News-of-the-World-Abhöraffäre sehr deutlich machte, ist hier erneut zu spüren: Die Paparazzi-Meute und die Ü-Wagen sind schon da, bevor Lula von der Straße geräumt ist. Und sie alle stehen am Schluss wieder bereit, um ihren Leichnam noch einmal zu „fleddern“. Jeder noch so fadenscheinige Vorwand wird genutzt, die aufreizendsten Fotos der Toten immer und immer wieder zu drucken.
Cormoran Strike aber hilft der Medienrummel. Die Zukunft seiner kleinen Detektei sieht am Schluss recht rosig aus, jedenfalls rosig genug für einen weiteren Strike-Krimi, der kommendes Jahr erscheinen soll. Auf dem Buchdeckel steht auch dann wieder: Robert Galbraith.
Stimmige Milieuschilderung
und Figurenzeichnung gehören
zu den Vorzügen des Buchs
Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks. Roman. Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz. Verlag Blanvalet, München 2013. 640 Seiten, 22,90 Euro, E-Book 18,99 Euro.
J. K. Rowling hat merklich Spaß daran, ihren inneren Mann zu aktivieren.
FOTO: GARETH IWAN JONES/INTERTOPICS
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