Edward Elgars Oratorium "The Dream of Gerontius" auf einen Text des Kardinals Newman entstand 1900 für das Birmingham Festival. Trotz einer katastrophalen Uraufführung, die aus diesem Grund im Elgar-Schrifttum einen legendären Rang einnimmt, waren sich Publikum und Musikkritik schnell darüber einig, daß dieses Werk der Stagnation englischer Musik im 19. Jahrhundert ein Ende bereitet hatte. In der Tat avancierte "The Dream" auf der Insel in kurzer Zeit zu einem allseits beliebten Standardwerk, das sogar die bis dahin kaum angefochtene Popularität von Mendelssohns "Elijah" übertreffen konnte. Allerdings war dazu der Umweg über das Rheinland erforderlich. In zwei umjubelten Aufführungen des Werks in Düsseldorf 1901 und 1902 wurde erst der Grundstein für den späteren Erfolg gelegt. In den letzten Jahren, die eine Renaissance englischer Musik dieser Zeit gesehen haben, ist "The Dream" auch in Deutschland wieder mehrfach mit Erfolg aufgeführt worden.In textlicher und musikalischer Hinsicht bricht Elgar hier mit den Traditionen der Gattung in England: Er zieht keines der üblichen biblischen Libretti heran und bezieht die musikdramatischen Techniken Wagners in seine musikalische Sprache ein. Die ausführliche Untersuchung des Werks fußt daher auf einer übersichtlichen Darstellung der wesentlichen Züge und Merkmale des englischen Oratoriums seit Händel, ihrer Bedingungen und Beschränkungen, und kann so die bahnbrechenden Leistungen Elgars verständlich machen.