Peter Drucker's wide-ranging book, drawn from his best work, looks at management, the individual and society. He connects these themes of today's world with his usual clear-sighted and far-reaching style to create a work which encapsulates his essential and strongest writings in one volume.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2009Warum Peter Drucker noch relevant ist
Der Campus-Verlag wirft ein Managementbuch von 1973 auf den Markt und erwartet allen Ernstes, dass sich im Zeitalter der Finanzkrisen noch irgendjemand für 36 Jahre alte Erkenntnisse interessiert? In der Tat – und mit gutem Grund, geht es doch um das Standardwerk von Peter Drucker, der in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden wäre. Die Geschichte seines Denkens, die das zweibändige Werk „Management” dokumentiert, ist nämlich so gut wie deckungsgleich mit der Entwicklung der Lehre von der Unternehmensführung selbst.
Das ist spannender als es klingt. Es war nämlich Drucker, der schon in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Idee der Dezentralisierung entwickelte, ohne die große, internationale Konzerne heute nicht denkbar wären. In den fünfziger Jahren erläuterte er als Erster, warum Arbeitskräfte als wertvolle Ressource betrachtet werden sollten und nicht nur als Kostenfaktor, den es zu eliminieren gilt. Auch kritisierte er schon in den sechziger Jahren den Chefkult und betonte, dass es im Vorstandsbüro mehr auf Substanz und Integrität ankomme als auf Charisma. Zehn Jahre später beschrieb er die Wissensgesellschaft, lange bevor irgendwer sonst kapierte, was sich da anbahnte. Kurz: Drucker als geborener Beobachter von „Corporate America” konnte Prinzipien in Worte fassen, die im Nachhinein aussehen wie Plattitüden, zum Zeitpunkt ihrer Formulierung aber das Potential entwickelten, Konzerne zu verändern.
Druckers Arbeiten zeigen, dass Manager ein Beruf ist und keine Berufung; etwas, das der Mensch lernen kann und muss. In einer Welt, in der andere schnelle „In sieben Schritten zum Erfolg”-Fibeln produzieren und sich hinter Zahlenreihen und endlosen Power-Point-Präsentationen verstecken, verstand er das Unternehmen als komplexes organisches Gebilde: In seinen 95 Lebensjahren lehrte er Generationen von Chefs, wie wichtig es ist, die richtigen Leute zu finden, einzustellen und zu halten.
Bis ins hohe Alter blieb Drucker seiner Zeit voraus und damit bis heute aktuell: In seinem letzten Lebensdrittel zeigte er sich enttäuscht von den Bonus-Systemen, die mittelmäßige Führungskräfte mit exorbitanten Summen versorgten und einem Kapitalismus, der Gier ebenso freudig zu belohnen scheint wie echte Leistung. Viele Manager waren für ihn „Schweine geworden, sie sich am Trog vollschlagen”. Vor seinem Tod 2005 arbeitete er nur noch mit Non-Profit-Gesellschaften zusammen.
Der geborene Wiener studierte in Deutschland bei Joseph Schumpeter, und dessen Motto wurde auch zu Druckers: „Es ist nicht genug, für Bücher und Theorien bekannt zu sein. Man verändert nichts, es sei denn, man verändert das Leben der Menschen". Aber in welche Richtung? Drucker hatte zu viel von den Nazis gesehen, um sich in seiner neuen Heimat Amerika einen mächtigen Staat zu wünschen. Auch war er zu klug, um allein auf die heilenden Kräfte des Marktes zu vertrauen. Er wollte das zivilisierte Miteinander mittels gut gemanagter Unternehmen garantieren, die den Menschen zu Wohlstand und einem Sinn im Leben verhelfen sollten.
Seine Gedanken finden sich in „Management”. Die Neuausgabe aktualisiert die von 1973, indem sie Druckers Arbeit zwischen 1974 und 2005 integriert. Heraus gekommen ist ein 732 Seiten starkes Mammutwerk, das mit seinem Umfang auf den ersten Blick auch Enthusiasten einschüchtert. Das macht aber nichts, denn diese Ausgabe ist nicht zum Durchlesen gedacht, sondern als Fundgrube für Stöberer. Solche wünschen sich, dass mehr Führungskräfte mehr Drucker lesen würden. Barbara Bierach
Peter Drucker: Management. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009, 732 Seiten
in zwei Bänden.
79,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Der Campus-Verlag wirft ein Managementbuch von 1973 auf den Markt und erwartet allen Ernstes, dass sich im Zeitalter der Finanzkrisen noch irgendjemand für 36 Jahre alte Erkenntnisse interessiert? In der Tat – und mit gutem Grund, geht es doch um das Standardwerk von Peter Drucker, der in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden wäre. Die Geschichte seines Denkens, die das zweibändige Werk „Management” dokumentiert, ist nämlich so gut wie deckungsgleich mit der Entwicklung der Lehre von der Unternehmensführung selbst.
Das ist spannender als es klingt. Es war nämlich Drucker, der schon in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Idee der Dezentralisierung entwickelte, ohne die große, internationale Konzerne heute nicht denkbar wären. In den fünfziger Jahren erläuterte er als Erster, warum Arbeitskräfte als wertvolle Ressource betrachtet werden sollten und nicht nur als Kostenfaktor, den es zu eliminieren gilt. Auch kritisierte er schon in den sechziger Jahren den Chefkult und betonte, dass es im Vorstandsbüro mehr auf Substanz und Integrität ankomme als auf Charisma. Zehn Jahre später beschrieb er die Wissensgesellschaft, lange bevor irgendwer sonst kapierte, was sich da anbahnte. Kurz: Drucker als geborener Beobachter von „Corporate America” konnte Prinzipien in Worte fassen, die im Nachhinein aussehen wie Plattitüden, zum Zeitpunkt ihrer Formulierung aber das Potential entwickelten, Konzerne zu verändern.
Druckers Arbeiten zeigen, dass Manager ein Beruf ist und keine Berufung; etwas, das der Mensch lernen kann und muss. In einer Welt, in der andere schnelle „In sieben Schritten zum Erfolg”-Fibeln produzieren und sich hinter Zahlenreihen und endlosen Power-Point-Präsentationen verstecken, verstand er das Unternehmen als komplexes organisches Gebilde: In seinen 95 Lebensjahren lehrte er Generationen von Chefs, wie wichtig es ist, die richtigen Leute zu finden, einzustellen und zu halten.
Bis ins hohe Alter blieb Drucker seiner Zeit voraus und damit bis heute aktuell: In seinem letzten Lebensdrittel zeigte er sich enttäuscht von den Bonus-Systemen, die mittelmäßige Führungskräfte mit exorbitanten Summen versorgten und einem Kapitalismus, der Gier ebenso freudig zu belohnen scheint wie echte Leistung. Viele Manager waren für ihn „Schweine geworden, sie sich am Trog vollschlagen”. Vor seinem Tod 2005 arbeitete er nur noch mit Non-Profit-Gesellschaften zusammen.
Der geborene Wiener studierte in Deutschland bei Joseph Schumpeter, und dessen Motto wurde auch zu Druckers: „Es ist nicht genug, für Bücher und Theorien bekannt zu sein. Man verändert nichts, es sei denn, man verändert das Leben der Menschen". Aber in welche Richtung? Drucker hatte zu viel von den Nazis gesehen, um sich in seiner neuen Heimat Amerika einen mächtigen Staat zu wünschen. Auch war er zu klug, um allein auf die heilenden Kräfte des Marktes zu vertrauen. Er wollte das zivilisierte Miteinander mittels gut gemanagter Unternehmen garantieren, die den Menschen zu Wohlstand und einem Sinn im Leben verhelfen sollten.
Seine Gedanken finden sich in „Management”. Die Neuausgabe aktualisiert die von 1973, indem sie Druckers Arbeit zwischen 1974 und 2005 integriert. Heraus gekommen ist ein 732 Seiten starkes Mammutwerk, das mit seinem Umfang auf den ersten Blick auch Enthusiasten einschüchtert. Das macht aber nichts, denn diese Ausgabe ist nicht zum Durchlesen gedacht, sondern als Fundgrube für Stöberer. Solche wünschen sich, dass mehr Führungskräfte mehr Drucker lesen würden. Barbara Bierach
Peter Drucker: Management. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009, 732 Seiten
in zwei Bänden.
79,90 Euro.
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