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Dina Porat, Professor of modern Jewish history at Tel Aviv University, is head of the Stephen Roth Institute and holds the Alfred P. Slaner Chair for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism. Her most recent book in English is Israeli Society, the Holocaust, and Its Survivors (2007).

Produktbeschreibung
Dina Porat, Professor of modern Jewish history at Tel Aviv University, is head of the Stephen Roth Institute and holds the Alfred P. Slaner Chair for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism. Her most recent book in English is Israeli Society, the Holocaust, and Its Survivors (2007).
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Autorenporträt
Dina Porat, Professor of modern Jewish history at Tel Aviv University, is head of the Stephen Roth Institute and holds the Alfred P. Slaner Chair for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism. Her most recent book in English is Israeli Society, the Holocaust, and Its Survivors (2007).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.2010

Nicht zur Schlachtbank gehen!
Abba Kovner widersetzte sich der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik

"Hitler will alle Juden Europas töten . . . Die Juden Litauens stehen an erster Stelle. Lasst uns nicht wie Schafe zur Schlachtbank gehen! Es stimmt, wir sind schwach und hilflos, aber die einzige Antwort an den Feind ist Widerstand!" Dieses Manifest wurde am 1. Januar 1942 im Getto von Wilna verlesen. Für Dina Porat, Professorin an der Universität Tel Aviv und Leiterin des dortigen Instituts für Antisemitismusforschung, ist es "ein Schlüsseldokument in der Geschichte des Holocaust und des jüdischen Volkes". Verfasser war der 23 Jahre alte Student Abba Kovner. Er war der Erste, der das Ziel der NS-Judenpolitik erkannte und beim Namen nannte: Vernichtung der europäischen Juden - und auch die Antwort darauf gab: Widerstand. Zu diesem Zeitpunkt war Wilna nach sechsmonatiger deutscher Besatzung schon lange nicht mehr jenes vielzitierte "Jerusalem Litauens": von den 60 000 Juden waren bereits zwei Drittel ermordet worden, der Rest musste im Getto leben.

Kovner und seine Kameraden wollten nicht wie Schafe zur Schlachtbank geführt werden: seit dem 21. Januar 1942 gab es eine jüdische Kampforganisation in Wilna, deren Führung Kovner Anfang 1943 übernahm. Als das Getto geräumt wurde, organisierte er die Flucht der Getto-Kämpfer in die Wälder um Wilna, um dort mit den Partisanen den Kampf gegen die Nationalsozialisten fortzusetzen. Nach der Befreiung Wilnas durch die Rote Armee im Juli 1944 gab es dort kein jüdisches Leben mehr. Kovner ging nach Lublin, wo er bis März 1945 blieb und die Überlebenden um sich versammelte. Mit ihnen organisierte er die Bricha, die Flucht nach Palästina. Mit einer Gruppe traf er Mitte Juli 1945 in Tarvisio auf Mitglieder der jüdischen Brigade. "Er war besessen von dem Gedanken nach Rache" (Nakam), wie Dina Porat schreibt. Nach eigener Aussage wollte er "sechs Millionen Deutsche töten".

Ein Plan sah die Vergiftung von Trinkwasser in Deutschland vor. Der anerkannte Führer der Juden in Palästina, Ben Gurion, fürchtete Komplikationen mit den Besatzungsmächten in Deutschland, insbesondere den Briten. Auf seine Anordnung wurde Kovner nach Palästina gebracht und zunächst unter Hausarrest gestellt. Woher das Gift nehmen? Bis heute ist die Darstellung Kovners umstritten, wonach ihn Chaim Weizmann, später der erste Präsident Israels, bei der Beschaffung des Gifts unterstützt habe. Ebenso umstritten ist ein von Kovner erwähntes Treffen mit Ben Gurion in dieser Sache.

Auf seinem Racheweg nach Deutschland wurde Kovner im Dezember 1946 in Toulon verhaftet, drei Monate in Ägypten interniert und dann nach Jerusalem entlassen. Er zog sich in einen Kibbuz zurück. Im Unabhängigkeitskrieg 1948/49 fand Kovner eine neue Aufgabe. Er wurde "Informationsoffizier". Er erfand die sogenannten "Battle pages", Informationen für die Truppe, und verfasste Tagesbefehle wie: "Tod den Invasoren". Frau Porat hält in ihrer Darstellung am Gründungsmythos Israels fest: David gegen Goliath, die Palästinenser sämtlich geflüchtet. Von mordenden jüdischen Soldaten, die alte Palästinenserfrauen mit Lust erschossen, junge Frauen vergewaltigten, Dörfer niederbrannten und deren Bewohner vertrieben, erfährt der Leser nichts. Das kann man allerdings in den Augenzeugenberichten von Uri Avnery nachlesen.

Nach dem Krieg wurde Kovner das, was er eigentlich immer sein wollte: Dichter und Denker. Er wurde ein bekannter Schriftsteller und verband diese Arbeit mit dem Bemühen, die Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft zu erhalten und mit Leben zu erfüllen. Ihm ging es dabei nicht in erster Linie darum zu zeigen, wie der Holocaust durchgeführt wurde, sondern was durch ihn vernichtet wurde: zweitausend Jahre jüdisches Leben. Zwei Museen wurden zu seinem Lebensziel: eines im Kibbuz Mordechai und das international besser bekannte Diaspora-Museum in Tel Aviv. Kovner ist - spätestens seit seiner Aussage im Eichmann-Prozess 1961 - in Israel eine bekannte, wenn auch nicht unumstrittene Persönlichkeit. Er galt als der lebende Beweis dafür, dass die Juden im Holocaust nicht alle wie die Schafe zur Schlachtbank gegangen sind. Bezeichnend dafür der Titel des Buches. Shakespeares Hamlet sagt an einer Stelle: "Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings . . ., in Bereitschaft sein ist alles."

Frau Porat fragt, ob Kovner mit dem Buchtitel wohl einverstanden gewesen sei. Wahrscheinlich schon. Die Botschaft des 1987 Verstorbenen lautet: Nie wieder! Nie wieder wie die Schafe zur Schlachtbank gehen, stets bereit sein. Dies erklärt auch einen Teil der israelischen Politik der letzten 60 Jahre. Nicht umsonst widmet die Verfasserin der Tätigkeit Kovners im Widerstand die Hälfte ihres Buches, das angesichts der allgegenwärtigen Präsenz des Holocaust in Israel auch eine eindeutige Botschaft enthält: Nie wieder!

ROLF STEININGER

Dina Porat: The Fall of a Sparrow. The Life and Times of Abba Kovner. Translated and edited by Elizabeth Yuval. Stanford University Press, Stanford 2010. 411 S., 65,- $.

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