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This warm and lyrical semi-autobiographical first novel by singer-songwriter Leonard Cohen charts the coming of age of Lawrence Breavman, the only son of a Jewish Montreal family.

Produktbeschreibung
This warm and lyrical semi-autobiographical first novel by singer-songwriter Leonard Cohen charts the coming of age of Lawrence Breavman, the only son of a Jewish Montreal family.
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Autorenporträt
Leonard Cohen
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Es schadet nicht, wenn einer Dichter war
Der Sänger Leonard Cohen schrieb schon 1963 seinen ersten Roman: „Das Lieblingsspiel”. Darin verliebt sich der Held immer wieder, aber die Frauen sind ihm ein bisschen egal dabei Von Susan Vahabzadeh
Was die Regeln des Ruhms angeht, hat Leonard Cohen die Dinge auf den Kopf gestellt. Normalerweise wird man Popstar und dann darf man all die Dinge tun, die einen vorher keiner hat tun lassen – Bilder malen, Kleider entwerfen oder Bücher schreiben. Leonard Cohen, 1934 in Montreal geboren, war schon ein bekannter, ein renommierter Autor, als er 1967 ins Musikfach wechselte – er hatte eine Reihe von hochgelobten Gedichtbänden geschrieben, und zwei Romane. Es schadet nicht, wenn einer, der Lieder schreibt, vorher Dichter war; und es schadet auch seinen Romanen nicht. Cohen jedenfalls wusste schon, wo er hinsehen musste between the garbage and the flowers.
Den ersten Roman, „Das Lieblingsspiel”, hat der Toronto Globe später zu einem der zehn wichtigsten kanadischen Romane des Zwanzigsten Jahrhunderts gekürt. Kanada, findet dessen Held Lawrence Breavman, lechzt nach einem Dichterfürsten, aber das ist das Problem von Kanada und nicht das seine. Er ist jedenfalls heilfroh, als er endlich Montreal den Rücken kehren und nach New York City ziehen kann, eine Stadt, die längst besungen war: „Es war nicht an ihm, ihre hässliche Pracht aufzuzeichnen.” Cohen hat seinen Helden Lawrence Breavman sich selbst nachempfunden, die kanadische Sehnsucht nach Dichterfürsten inklusive, aber New York hat er dann später doch besungen.
„Das Lieblingsspiel”, 1963 erschienen und nun erstmals in deutscher Übersetzung erhältlich, erzählt von einem Jungen, der in den Fünfzigern vom juif maudit – so nennen sie ihn auf einer Tanzerei, bei der er sich prügelt – zum poète maudit heranreift. Diese Geschichte hat einen nahen Verwandten unter den amerikanischen Romanen, „Goodbye, Columbus” von Philip Roth, noch ein paar Jahre älter. Sie sind sich im Tonfall ähnlich, und es geht in beiden Romanen ums coming of age, um die Suche nach dem Platz in der Welt und ums Verlieben, um das jugendliche Experimentieren mit Gefühlen und die Analyse der eigenen Triebe – was vielleicht vor vierzig Jahren noch zu spektakuläreren Geschichten gereizt hat als heute. „Goodby, Columbus” war der erste Roman von Philip Roth, und hätte Leonard Cohen nicht mit dem Singen angefangen, sondern mit dem Schreiben weitergemacht, würden vielleicht seine Jünger heute auch jedes Jahr seufzen, weil er wieder den Literaturnobelpreis nicht bekommen hat.
Es geht also um Lawrence Breavman, dessen Familie in Montreal zu den besseren gehört: Wir sind, sagt sein Vater, viktorianische Herrschaften hebräischen Glaubens. Eigentlich ist es eine rechte Idylle, in der Lawrence aufwächst – die Grausamkeit des Lebens schaut aber immer mal wieder ganz beiläufig vorbei, fast spielerisch. Eine tote Ratte, eigentlich zwei, denn die Mörderratte, die die andere halb aufgefressen hat, lässt Breavman ersaufen. Eine erschlagene Katze. Irgendwo, viel weiter weg, gibt es folternde Japaner und mordende Deutsche – aber Larry und seinem Kumpel Krantz bleibt das seltsam fern. Larry nimmt unangenehme Dinge eher zur Kenntnis als dass sie ihn bekümmern – als hätte er noch nicht so richtig begriffen, was unumkehrbar bedeutet. „Eine Narbe entsteht”, schreibt Cohen, „wenn das Wort Fleisch geworden ist.”
Breavmans Romanzen sind eigentlich Geschichten ohne Liebe, schmerzlich sind sie auf jeden Fall, weil er nicht aufhören kann, wenn sie zuende sind, es kommt ihm eine fremde Stimme zuvor, wenn er gehen will, „And just when you mean to tell her that you have no love to give her”. Er verliebt sich, aber die Frauen sind dabei ein bisschen egal: Die reden ja beide wie du, sagt eine seiner Geliebten, als er ihr ein Stück zu lesen gibt, das er über sie und sich selbst geschrieben hat. Er geht nicht, aber später wird er sie verlassen mit der Begründung, er habe sie nie richtig gesehen – als sei das ihre Schuld und nicht seine eigene. Und er braucht noch einige Frauen, bis sich, ganz am Ende, andeutet, wie grausam sein liebstes Spiel ist, und wie es ihm immer wieder in den Ernst entgleitet. „Unversehrt von mir bist Du/ Und sollst es immer sein” heißt es in dem Gedicht, das Cohen dem „Lieblingsspiel” voran gestellt hat. Gedichte sind wortgewordene Sehnsüchte und Romane der Aufprall auf die Wirklichkeit. . .. Die schwächsten Figuren sind dabei im Grunde die wechselnden Geliebten, Lisa, Tamara, Shell, viel besser gelungen sind ihm die anderen Frauen, es tauchen ein paar grandiose Gestalten an den Rändern dieser Geschichte auf, liebevoll belustigte kleine Zeichnungen – Breavmans ewig jammernde Mutter, beispielsweise, die ihre schönsten Kleider zerfetzt, damit er sich schlecht fühlen soll; oder die Mutter einer Freundin, die „die unveräußerlichen Rechte der Wechseljahre” für sich in Anspruch nimmt und einfach durchdreht – zuhause nur noch mit Pelzmantel und Sonnenbrille herumläuft, die Heizung abdreht und eine geopferte Karriere als Konzertpianistin beweint, die es nie gegeben hat.
Bei dem Kinderspiel, das Larry so mochte, tut man sich eigentlich ziemlich weh – aber ihm gefielen die Spuren, die man wenn man sich wieder aufrappelt, im Schnee hinterlässt. Und so ähnlich verhält sich das Leben, der echte Schmerz zu den Geschichten, die man davon erzählen kann.
Leonard Cohen
Das Lieblingsspiel
Roman. Aus dem Englischen von Gregor Hens. Blumenbar Verlag, München 2009. 316 Seiten, 19,90 Euro.
Die Romanzen des Helden sind eigentlich Geschichten ohne Liebe
Der Ex-Schriftsteller – Leonard Cohen, schon zum Musiker und Songwriter mutiert, während einer Party 1979 Foto: action press
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