Produktdetails
- Verlag: Edition Stemmle
- Seitenzahl: 191
- Englisch
- Abmessung: 335mm
- Gewicht: 1858g
- ISBN-13: 9783908163053
- Artikelnr.: 25687150
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.1999Polierter Fetisch - Skrebneskis Bilder
Der Schönheit weiht er sein Leben. Des Fotografen Victor Skrebneskis fotografisches Rezept bringt ihm seit einem halben Jahrhundert Erfolg ein. Anständig bezahlt wird er zudem. Ohne seine Glamourbilder sähen die Hochglanzmagazine dieser Welt langweiliger aus. Von Chanel bis Givenchy entzückte er seine Kunden mit Phantasmagorien, in die er ihre Erzeugnisse tauchte. Models und kompliziertere Berühmtheiten schätzten sein inszenatorisches Gespür für Licht und Schatten. Lange vor Herb Ritts und Bruce Weber erotisierte er nicht nur den menschlichen Körper, sondern polierte ihn auf zum Fetisch.
Schon mit dem Porträt seiner Schwester, das er 1949 aufnahm und als Karrierestart festgelegt hat, enthüllt sich sein Hang zur stilvollen Attitüde. Die plane Wirklichkeit, die Charakterstudie interessieren ihn nicht. Fotografie begreift er als Drama, oft bis ins Heroische gesteigert. Für unseren Starkult liefert er die schwarzweißen Votivtafeln. Mephistophelisch dräut das Antlitz des Orson Welles auf dem stockfinsteren Hügel seines Körpers. Spektakulär ausgeleuchtete Gesichtszüge über schwarzem Rollkragenpullover bestätigen das offizielle Persönlichkeitsbild. Als ihr eigenes definitives Image konnte sich Bette Davis ebenso wiederfinden wie Audrey Hepburn, Andy Warhol, gleich in zweifacher Ausführung, John Malkovich. Vor der Routine flüchtet Skrebneski ins Experiment. Bisweilen vertraut er gar dem Schnappschuss. Er reicht aus fürs prominente Trio: Dennis Hopper, die Lockenpracht nach Hippieart vom Stirnband gebändigt, John Huston, Drink und Zigarre in den Händen haltend, und John Ford, im Schlafanzug, unter der Brille die Augenklappe.
Viel lieber aber manipuliert Skrebneski. Er verwischt und verdoppelt und verzerrt Gesichter und Gestalten, als hätte ihm Francis Bacon den Film in die Kamera eingelegt. In seinen stärksten Fotos bleibt er freilich seinem Metier treu. Kein anderer Handwerker der Schönheit übertrifft ihn, sobald die Haare der Models fliegen und marmorglatte Körper funkeln. Unsere Abbildung zeigt Orson Welles im Jahr 1970. ("Skrebneski: The First Fifty Years". Mit Texten in englischer Sprache von Denise Miller und Robert Sobieszek. Edition Stemmle, Thalwil 1999. 192 S., 130 Abb., geb., 128,- DM.)
JORDAN MEJIAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Schönheit weiht er sein Leben. Des Fotografen Victor Skrebneskis fotografisches Rezept bringt ihm seit einem halben Jahrhundert Erfolg ein. Anständig bezahlt wird er zudem. Ohne seine Glamourbilder sähen die Hochglanzmagazine dieser Welt langweiliger aus. Von Chanel bis Givenchy entzückte er seine Kunden mit Phantasmagorien, in die er ihre Erzeugnisse tauchte. Models und kompliziertere Berühmtheiten schätzten sein inszenatorisches Gespür für Licht und Schatten. Lange vor Herb Ritts und Bruce Weber erotisierte er nicht nur den menschlichen Körper, sondern polierte ihn auf zum Fetisch.
Schon mit dem Porträt seiner Schwester, das er 1949 aufnahm und als Karrierestart festgelegt hat, enthüllt sich sein Hang zur stilvollen Attitüde. Die plane Wirklichkeit, die Charakterstudie interessieren ihn nicht. Fotografie begreift er als Drama, oft bis ins Heroische gesteigert. Für unseren Starkult liefert er die schwarzweißen Votivtafeln. Mephistophelisch dräut das Antlitz des Orson Welles auf dem stockfinsteren Hügel seines Körpers. Spektakulär ausgeleuchtete Gesichtszüge über schwarzem Rollkragenpullover bestätigen das offizielle Persönlichkeitsbild. Als ihr eigenes definitives Image konnte sich Bette Davis ebenso wiederfinden wie Audrey Hepburn, Andy Warhol, gleich in zweifacher Ausführung, John Malkovich. Vor der Routine flüchtet Skrebneski ins Experiment. Bisweilen vertraut er gar dem Schnappschuss. Er reicht aus fürs prominente Trio: Dennis Hopper, die Lockenpracht nach Hippieart vom Stirnband gebändigt, John Huston, Drink und Zigarre in den Händen haltend, und John Ford, im Schlafanzug, unter der Brille die Augenklappe.
Viel lieber aber manipuliert Skrebneski. Er verwischt und verdoppelt und verzerrt Gesichter und Gestalten, als hätte ihm Francis Bacon den Film in die Kamera eingelegt. In seinen stärksten Fotos bleibt er freilich seinem Metier treu. Kein anderer Handwerker der Schönheit übertrifft ihn, sobald die Haare der Models fliegen und marmorglatte Körper funkeln. Unsere Abbildung zeigt Orson Welles im Jahr 1970. ("Skrebneski: The First Fifty Years". Mit Texten in englischer Sprache von Denise Miller und Robert Sobieszek. Edition Stemmle, Thalwil 1999. 192 S., 130 Abb., geb., 128,- DM.)
JORDAN MEJIAS
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