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A study of representations of the French Atlantic slave trade in the history, literature, and film of France and its former colonies in Africa and the Caribbean.

Produktbeschreibung
A study of representations of the French Atlantic slave trade in the history, literature, and film of France and its former colonies in Africa and the Caribbean.
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Autorenporträt
Christopher L. Miller
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2008

Lasst uns weiße Brüder werden!

Das Jahrhundert der Aufklärung markiert zugleich den Höhepunkt des Sklavenhandels, wie die wegweisende Studie von Christopher Miller am Beispiel Frankreichs zeigt.

Niemand Geringerer als Alexis de Tocqueville schwärmte rückblickend vom Frankreich des achtzehnten Jahrhunderts als Vorreiter des Antisklavereidenkens. Vor allem dort seien jene Ideen von Freiheit und Gleichheit verbreitet worden, die auf der ganzen Welt die Knechtschaft erschüttert und schließlich zerstört hätten. Doch gehörte, wie auch Tocqueville sehr wohl wusste, eine ablehnende Haltung zur Sklaverei keineswegs zum Grundrepertoire der Aufklärung. Sicher, vor allem Autoren der Spätaufklärung wie Diderot und Marat entwickelten Positionen der radikalen Infragestellung von Sklavenhandel und Sklaverei, welche etwa die Legitimationsgrundlage für die - dann freilich nur kurzfristige - Abschaffung der Sklaverei durch das französische Parlament siebzehnhundertvierundneunzig bildete.

Bis zum Aufstieg der Abolitionsbewegung Ende des achtzehnten Jahrhunderts setzte man sich jedoch in ganz Europa vergleichsweise wenig mit Sklaverei auseinander, und unter den philosophischen Zeitgenossen der atlantischen Sklaverei bis ins Revolutionszeitalter hinein finden wir kaum einen Kritiker des Systems. Insgesamt schien Sklaverei, bestätigt Christopher Miller in seiner großen Untersuchung über Literatur und Kultur des französischen Sklavenhandels, nicht einmal rechtfertigungswürdig gewesen zu sein.

Miller verweist wie andere vor ihm auf ein zentrales Paradox aufklärerischen Denkens, welches einen thematisch universalistischen Diskurs gepflegt, dessen Anwendungsbereich sich jedoch auf Menschen weißer Hautfarbe beschränkt habe. Das Jahrhundert der Aufklärung, deren Vertreter sich gegen Königtum, Absolutismus und Kirche auflehnten, markierte zugleich den Höhepunkt des Sklavenhandels. Rund eine Million Afrikaner wurden im achtzehnten Jahrhundert allein in die französischen Karibikkolonien verschleppt. Zum Zeitpunkt der Französischen Revolution erzeugte Saint-Domingue (Haiti) mit seinen achttausend Plantagen - auf denen neben Zucker auch Tabak, Indigo und Kaffee produziert wurden - und einer halben Million Sklaven nicht weniger als zwei Drittel des französischen Außenhandels und war so die vielleicht einträglichste Kolonie der Geschichte.

Ein zentrales Charakteristikum der europäischen Frühen Neuzeit war die Externalisierung von Sklaverei. Die Produkte der Sklaven landeten in Europa, die Erzeuger dieser Güter blieben hingegen unsichtbar. Der Sklavenhandel spielte sich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab; die Gewinne aus dem Handel manifestierten sich hingegen sichtbar in den Prachtbauten der großen Sklavenhäfen wie Nantes und Liverpool. Doch während etwa Liverpool sich seit vielen Jahren intensiv mit seiner Rolle im Sklavenhandel auseinandersetzt, herrschte in Nantes, wie insgesamt in Frankreich, lange Zeit vornehme Zurückhaltung bei der Aufarbeitung dieses düsteren Teils der Vergangenheit. Erst vor zehn Jahren wurde in Nantes erstmals ein Denkmal zur Erinnerung an den Sklavenhandel errichtet. Es fiel sogleich dem Vandalismus zum Opfer. Erst langsam beginnen sich Öffentlichkeit und Politik mit dieser Thematik zu beschäftigen. Immerhin erkannte Frankreich bereits 2001 als erster Staat überhaupt durch das nach der Abgeordneten Christine Taubira eingebrachte Gesetz die Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit an. An jedem 10. Mai gedenkt das Land nun feierlich der Abschaffung der Sklaverei.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen zum britischen Sklavenhandel türmen sich in den Bibliotheken zu Bergen, für den französischen Fall liegen hingegen vergleichsweise wenig substantielle Texte vor. Mit seiner Studie setzt Miller einen neuen Meilenstein. Der in Yale lehrende Professor für Romanistik und afroamerikanische Studien kennt sich auch in der historischen Forschung bestens aus. Im Zentrum seiner Untersuchung stehen jedoch literarische und überdies filmische Repräsentationen des Sklavenhandels in Frankreich, aber auch in seinen ehemaligen afrikanischen und karibischen Kolonien.

Der Autor verweist einleitend auf das interessante Faktum, dass für den "französischen Atlantik" jene Schilderungen aus der Feder von Sklaven fehlen, welche die Diskussion und das Wissen über Sklaverei in der angloamerikanischen Welt stark geprägt haben. "Warum gibt es keinen frankophonen Equiano?", fragt Miller rhetorisch und spielt auf Olaudah Equianos 1789 publiziertes Werk "The Interesting Narrative of the Life of Olaudah Equiano, or Gustavus Vassa the African. Written by Himself" an - das wohl bekannteste Selbstzeugnis eines ehemaligen Sklaven. Eine Antwort auf diese Frage bietet er freilich nicht. Ein Grund mag darin gelegen haben, dass die britische Abolitionsbewegung weitaus größer und schlagkräftiger war als ihr französisches Pendant und sehr viel gezielter Zeugnisse von ehemaligen Sklaven für ihren Kampf gegen die Knechtschaft nutzte oder sogar anregte.

Differenziert zeichnet Miller die Haltung der Vertreter der Aufklärung zum Sklavenhandel nach. Während er hier zum Teil bereits bekanntes Material aufbereitet, betritt er mit seiner umfassenden Analyse der wichtigsten literarischen Strömungen, die sich vom späten achtzehnten Jahrhundert bis heute mit Sklaverei beschäftigt haben, weitgehend Neuland. Autorinnen wie Olympe de Gouges, Madame de Staël oder Claire de Duras offenbarten zwar ihr Mitgefühl, waren aber noch deutlich zeitgenössischen Vorurteilen über "Neger" verhaftet. Romanciers der nachrestaurativen Ära thematisierten den Sklavenhandel vornehmlich im Kontext abenteuerlicher Seefahrergeschichten, zeigten aber kein Interesse, Missstände konkret anzuprangern. Erst karibische Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts wie Aimé Césaire, Edouard Glissant oder Maryse Condé lasen die Geschichte des Sklavenhandels neu.

In seinem fulminant geschriebenen Buch gelingt Miller ein neuer Blick auf die komplexen Verflechtungen im Dreieck zwischen Frankreich, Afrika und der Karibik. Dieser Raum war, wie er zeigt, von Hierarchien und Gewalt geprägt, aber eben auch vom kulturellen Austausch in alle Richtungen.

ANDREAS ECKERT

Christopher L. Miller: "The French Atlantic Triangle". Literature and Culture of the Slave Trade. Duke University Press, Durham/NC, London 2008. XVI, 571 S., 17 S/W-Abb., br., 27,95 $.

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