Stephen Fry is an award-winning comedian, actor, presenter and director. He rose to fame alongside Hugh Laurie in A Bit of Fry and Laurie (which he co-wrote with Laurie) and Jeeves and Wooster, and was unforgettable as General Melchett in Blackadder. More recently he presented Stephen Fry: The Secret Life of the Manic Depressive, his groundbreaking documentary on bipolar disorder, to huge critical acclaim. His legions of fans tune in to watch him host the popular quiz show QI each week.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2011Bücher Wie herrlich, wie höflich, dass Stephen Fry - Entschuldigen Sie bitte, es muss natürlich der Große Stephen Fry heißen - eine neue Autobiographie geschrieben hat: die Fortsetzung von "Columbus war ein Engländer", das waren die Jugendjahre des Schriftstellerschauspielerkomikers als Kreditkartenbetrüger, Schulschwänzer und Neunmalkluger. "Ich bin so fry" (Aufbau, 22,99 Euro) erzählt jetzt davon, wie es weiterging, wo er Hugh Laurie traf, warum er Pfeife raucht und Oscar zu Wilde sagen darf, und er erzählt das höflich und lustig und so englisch-umständlich: Gut, dass da noch mehr Leben folgt, über das Fry schreiben kann, aber falls das heißen sollte, dass er mit den Romanen abgeschlossen hat: schade.
tob
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2011Memoiren
einer Nervensäge
„Ich höre Sie schon schnarchen“: Der englische
Schauspieler Stephen Fry strapaziert den Leumund des
britischen Humors Von Franziska Augstein
Der britische Schauspieler und Autor Stephen Frey gilt als komisch. Außerdem ist er auf der Insel berühmt, weshalb sein Vorname auf dem Titelbild seines zweiten Memoirenbandes gar nicht erwähnt wird: „The Fry Chronicles“ genügt. Weil der deutsche Verlag sich zu Recht nicht darauf verlassen mochte, dass ein jeder hierzulande Frys Namen mit den großartigen Filmen „Ein Fisch namens Wanda“ und „Peter’s Friends“ verbindet, zeigt man Fry in einem lächerlichen Outfit auf einer goldenen Chaiselongue und hat das Buch „Ich bin so Fry“ genannt. Der Titel ist ein dummer Kalauer – aber in seiner Dämlichkeit passt er zum Buch.
A propos Kalauer: Das englische Verb „to fry“ heißt auf deutsch „braten“ oder „ausbacken“. Per sprachlicher Assoziation kommt man zum Backfisch. Mit letzterem hat der Autor einiges gemeinsam. Sein Buch liest sich nicht wie das Werk eines souveränen Künstlers, sondern wie die Bekenntnisse einer pubertierenden Mimose, die zwischen Selbstzweifeln und Behauptungswillen hin- und herschwankt und immerzu nach Komplimenten fischt. Fry spricht den Leser an: „Ich höre Sie schon schnarchen“ oder, zwei Seiten weiter: „Mein Gott, ich höre mich ja schon an wie ein Reiseführer.“ Oder: „Wie ich fürchte, werden Sie beim Lesen dieses Buches schon oft zusammengezuckt sein.“
Aber nein, soll der Leser denken: Es ist ungemein faszinierend, zu erfahren, dass Sie als Kind zu viel zuckriges Zeug aßen, dann zu viel rauchten, immer noch zu viel Kaffee trinken und Ihre E-Mails „nicht schnell genug“ beantworten.
Wenn Fry gerade nicht aß, rauchte oder Kaffee trank, ging er seinen Lebenszielen nach: Erst strebte der unsportliche, sich hässlich wähnende Junge, der mit der Entdeckung seiner Homosexualität fertig werden musste, nach Anerkennung. So erlebte er seine Schulzeit und seine ersten Trimester an der Universität Cambridge, wo er begann, Theater zu spielen und Sketche zu schreiben.
Als es an Anerkennung nicht mehr so arg haperte, strebte er nach Ruhm. Er scheint das für ungewöhnlich zu halten, für ein Zeichen von teils Verwerflichkeit und teils eigensinniger Beharrlichkeit. Ausführlich unterhält er seine Leser mit der Erörterung, ob das Streben nach Berühmtheit eigentlich legitim sei. Er findet: ja. Und „nach den Teenagerjahren, die ich durchgemacht hatte, mag ich mir nur ungern vorwerfen lassen, dass ich mich an den Früchten labte, die mir das Leben aus seinem Füllhorn spendete“.
Viele Leute, mit denen Fry auf der Bühne, vor Radiomikrophonen und vor Kameras zusammen arbeitete, werden erwähnt. Wer dabei war, wird das sicherlich interessant finden, wenngleich nicht unbedingt wegen Frys Darstellungsgabe. Über die weltbekannte Schauspielerin Emma Thompson schreibt er zum Beispiel: „Sie besitzt einen scharfen Verstand und ist eine der intelligentesten Personen, die ich kennengelernt habe.“
Die Leser, denen es auf die Nerven geht, permanent angesprochen zu werden, können da nur sagen: Danke, Stephen, ohne Sie hätten wir Emma Thompson, der ihre Intelligenz ja wirklich bloß ins Gesicht geschrieben steht, doch tatsächlich für ein Dummerchen gehalten. Und deshalb verzeihen wir Ihnen auch, dass Sie bei Ihren Tätigkeiten als Schauspieler, Drehbuchautor, Schriftsteller, TV-Moderator und Regisseur seit Jahren so erfolgreich sind, dass Sie keine Geldsorgen mehr haben. Ja, auch das dürfen Sie uns anvertrauen, obwohl Sie dieses Geständnis mit den Worten einleiten: „Sie werden jetzt zu Recht Grund haben, mich zu hassen, lieber Leser.“
Der „typisch“ britische Humor spielt mit den niederen menschlichen Instinkten. Es ist anzunehmen, dass Frys Buch, das egozentrisch und larmoyant ist, auch komisch sein soll.
Der klassische britische Humor erfordert, dass der Redner sich selbst gekonnt schlecht macht und eben damit seine Souveränität beweist. So kommt es gelegentlich und auf eher konservativ-exzentrisch gestimmten britischen Abendgesellschaften bis heute gut an, wenn ein junger Deutscher sich mit folgenden Worten vorstellt: „Good evening, my name is Heinrich. I am a Nazi.“
Zum britischen Humor gehört auch, in fürchterlichen Umständen absurd ostentativ – und also komisch – Dekorum zu bewahren. Als der in Wales gebürtige Henry Morton Stanley 1871 den verschollenen Afrika-Forscher David Livingstone im afrikanischen Busch endlich fand, war letzterer ausgemergelt und todkrank. Ob Stanley damals wirklich mit den Worten „Doctor Livingstone, I presume?“ grüßte, ist unwichtig. Entscheidend ist, dass der Satz beim Publikum auf Entzücken stieß. Mögen viele Zeitgenossen damals lediglich Stanleys gute Manieren goutiert haben, so ist der Satz am Ende doch nur wegen seiner Komik in die Geschichte eingegangen.
Ein drittes Element des britischen Humors ist der Zynismus. Ein Sketch, den Stephen Fry verfasste, geht so: Ein Mann wäscht sich in einem Pissoir die Hände. Dann blickt er sich nach einem Handtuch um – vergeblich. Also tritt er einem anderen Besucher des Pissoirs so kräftig in das Geschlecht, dass er sich am heißen Atem des Röchelnden die Hände trocknen kann.
Der britische Humor ist gemein, menschenverachtend, absurd, grotesk, grob ironisch, manchmal ist er auch ganz zart ironisch. Er setzt voraus, dass alle wissen: nach Wahrheit und Moral darf man in einem Scherz nicht suchen. Der britische Humor lebt von diesem Einvernehmen (das übrigens die Kalamitäten in Londons öffentlichem Nahverkehr erträglich macht). Er ist außerdem weniger frauenverachtend als der deutsche Humor. Der Unterschied mag darin gründen, dass der deutsche Witz vom Stammtisch und vom Offizierskasino stark geprägt wurde, wohingegen der britische Humor sich über Jahrhunderte auf den Eliteschulen für Knaben entwickelte.
Stephen Fry ist in der britischen Tradition groß geworden. Aber die literarische Disziplin, die alle großen britischen Humoristen – von John Aubrey, dem Autor ironischer Kurzporträts im 17. Jahrhundert, bis zu den Drehbuchautoren von TV-Serien wie „Yes Minister“ – auszeichnet, erspart er sich in seinen Memoiren. Stattdessen ergeht er sich in bestürzend banalen Bekenntnissen, die er so „witzig“ vorträgt, wie sonst schreibfreudige Jugendliche sich ihren Facebook-Freunden präsentieren.
Die deutsche Übersetzung macht das nicht besser. Wie in vielen Übersetzungen aus dem Englischen kommen auch hier Wörter und Wendungen vor, die eigentlich nur in Lexika überleben, „feine Pinkel“ etwa oder „die Kinnlade klappt nach unten“. Da wird etwas „geschnappt“ oder „ergattert“, wo es nicht passt, weil diese Verben für Frys Umgangston viel zu stark sind. Oft sind die deutschen Sätze unbeholfen-gestelzter als Frys Englisch.
Stephen Fry ist nicht zu beneiden: Der Mittfünfzigjährige erzählt, wie unzufrieden mit sich selbst er ist. Vollends glücklich ist er nicht. Da ist er allerdings nicht der einzige. Der 1997 verstorbene Londoner Journalist Jeffrey Bernard war Alkoholiker, seine Nikotinsucht hatte ihn ein Bein gekostet, und Geld hatte er auch nicht. Aber in seiner wöchentlichen Kolumne im Spectator , „Low Life“, schilderte er dies alles so komisch, dass seine Gemeinde ihm bis heute nachtrauert.
Bernard schrieb prägnant, und er jammerte nicht. Fry hat weniger Anlass zum Jammern als Bernard, umso mehr Worte verliert er über sein Weh. Seine Erinnerungen machen den Eindruck, als wären sie ein Coming-out eigener Art: Es scheint, als ob Fry, nach Jahrzehnten im Dienst des britischen Humorschaffens, endlich ohne Rücksicht auf Pointe und Form ungebremst labern wolle.
Stephen Fry
Ich bin so Fry.
Meine goldenen Jahre
Aus dem Englischen von Teja Schwaner. Aufbau Verlag, Berlin 2011. 541 Seiten, 22,99 Euro.
„Sie werden jetzt zu Recht
Grund haben, mich zu hassen,
lieber Leser.“
Stephen Fry hat erreicht, wonach er strebte: Er ist berühmt. Stets wird er nach seiner Meinung gefragt, stets ist er im Bild. Foto: action press
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„Ich höre Sie schon schnarchen“: Der englische
Schauspieler Stephen Fry strapaziert den Leumund des
britischen Humors Von Franziska Augstein
Der britische Schauspieler und Autor Stephen Frey gilt als komisch. Außerdem ist er auf der Insel berühmt, weshalb sein Vorname auf dem Titelbild seines zweiten Memoirenbandes gar nicht erwähnt wird: „The Fry Chronicles“ genügt. Weil der deutsche Verlag sich zu Recht nicht darauf verlassen mochte, dass ein jeder hierzulande Frys Namen mit den großartigen Filmen „Ein Fisch namens Wanda“ und „Peter’s Friends“ verbindet, zeigt man Fry in einem lächerlichen Outfit auf einer goldenen Chaiselongue und hat das Buch „Ich bin so Fry“ genannt. Der Titel ist ein dummer Kalauer – aber in seiner Dämlichkeit passt er zum Buch.
A propos Kalauer: Das englische Verb „to fry“ heißt auf deutsch „braten“ oder „ausbacken“. Per sprachlicher Assoziation kommt man zum Backfisch. Mit letzterem hat der Autor einiges gemeinsam. Sein Buch liest sich nicht wie das Werk eines souveränen Künstlers, sondern wie die Bekenntnisse einer pubertierenden Mimose, die zwischen Selbstzweifeln und Behauptungswillen hin- und herschwankt und immerzu nach Komplimenten fischt. Fry spricht den Leser an: „Ich höre Sie schon schnarchen“ oder, zwei Seiten weiter: „Mein Gott, ich höre mich ja schon an wie ein Reiseführer.“ Oder: „Wie ich fürchte, werden Sie beim Lesen dieses Buches schon oft zusammengezuckt sein.“
Aber nein, soll der Leser denken: Es ist ungemein faszinierend, zu erfahren, dass Sie als Kind zu viel zuckriges Zeug aßen, dann zu viel rauchten, immer noch zu viel Kaffee trinken und Ihre E-Mails „nicht schnell genug“ beantworten.
Wenn Fry gerade nicht aß, rauchte oder Kaffee trank, ging er seinen Lebenszielen nach: Erst strebte der unsportliche, sich hässlich wähnende Junge, der mit der Entdeckung seiner Homosexualität fertig werden musste, nach Anerkennung. So erlebte er seine Schulzeit und seine ersten Trimester an der Universität Cambridge, wo er begann, Theater zu spielen und Sketche zu schreiben.
Als es an Anerkennung nicht mehr so arg haperte, strebte er nach Ruhm. Er scheint das für ungewöhnlich zu halten, für ein Zeichen von teils Verwerflichkeit und teils eigensinniger Beharrlichkeit. Ausführlich unterhält er seine Leser mit der Erörterung, ob das Streben nach Berühmtheit eigentlich legitim sei. Er findet: ja. Und „nach den Teenagerjahren, die ich durchgemacht hatte, mag ich mir nur ungern vorwerfen lassen, dass ich mich an den Früchten labte, die mir das Leben aus seinem Füllhorn spendete“.
Viele Leute, mit denen Fry auf der Bühne, vor Radiomikrophonen und vor Kameras zusammen arbeitete, werden erwähnt. Wer dabei war, wird das sicherlich interessant finden, wenngleich nicht unbedingt wegen Frys Darstellungsgabe. Über die weltbekannte Schauspielerin Emma Thompson schreibt er zum Beispiel: „Sie besitzt einen scharfen Verstand und ist eine der intelligentesten Personen, die ich kennengelernt habe.“
Die Leser, denen es auf die Nerven geht, permanent angesprochen zu werden, können da nur sagen: Danke, Stephen, ohne Sie hätten wir Emma Thompson, der ihre Intelligenz ja wirklich bloß ins Gesicht geschrieben steht, doch tatsächlich für ein Dummerchen gehalten. Und deshalb verzeihen wir Ihnen auch, dass Sie bei Ihren Tätigkeiten als Schauspieler, Drehbuchautor, Schriftsteller, TV-Moderator und Regisseur seit Jahren so erfolgreich sind, dass Sie keine Geldsorgen mehr haben. Ja, auch das dürfen Sie uns anvertrauen, obwohl Sie dieses Geständnis mit den Worten einleiten: „Sie werden jetzt zu Recht Grund haben, mich zu hassen, lieber Leser.“
Der „typisch“ britische Humor spielt mit den niederen menschlichen Instinkten. Es ist anzunehmen, dass Frys Buch, das egozentrisch und larmoyant ist, auch komisch sein soll.
Der klassische britische Humor erfordert, dass der Redner sich selbst gekonnt schlecht macht und eben damit seine Souveränität beweist. So kommt es gelegentlich und auf eher konservativ-exzentrisch gestimmten britischen Abendgesellschaften bis heute gut an, wenn ein junger Deutscher sich mit folgenden Worten vorstellt: „Good evening, my name is Heinrich. I am a Nazi.“
Zum britischen Humor gehört auch, in fürchterlichen Umständen absurd ostentativ – und also komisch – Dekorum zu bewahren. Als der in Wales gebürtige Henry Morton Stanley 1871 den verschollenen Afrika-Forscher David Livingstone im afrikanischen Busch endlich fand, war letzterer ausgemergelt und todkrank. Ob Stanley damals wirklich mit den Worten „Doctor Livingstone, I presume?“ grüßte, ist unwichtig. Entscheidend ist, dass der Satz beim Publikum auf Entzücken stieß. Mögen viele Zeitgenossen damals lediglich Stanleys gute Manieren goutiert haben, so ist der Satz am Ende doch nur wegen seiner Komik in die Geschichte eingegangen.
Ein drittes Element des britischen Humors ist der Zynismus. Ein Sketch, den Stephen Fry verfasste, geht so: Ein Mann wäscht sich in einem Pissoir die Hände. Dann blickt er sich nach einem Handtuch um – vergeblich. Also tritt er einem anderen Besucher des Pissoirs so kräftig in das Geschlecht, dass er sich am heißen Atem des Röchelnden die Hände trocknen kann.
Der britische Humor ist gemein, menschenverachtend, absurd, grotesk, grob ironisch, manchmal ist er auch ganz zart ironisch. Er setzt voraus, dass alle wissen: nach Wahrheit und Moral darf man in einem Scherz nicht suchen. Der britische Humor lebt von diesem Einvernehmen (das übrigens die Kalamitäten in Londons öffentlichem Nahverkehr erträglich macht). Er ist außerdem weniger frauenverachtend als der deutsche Humor. Der Unterschied mag darin gründen, dass der deutsche Witz vom Stammtisch und vom Offizierskasino stark geprägt wurde, wohingegen der britische Humor sich über Jahrhunderte auf den Eliteschulen für Knaben entwickelte.
Stephen Fry ist in der britischen Tradition groß geworden. Aber die literarische Disziplin, die alle großen britischen Humoristen – von John Aubrey, dem Autor ironischer Kurzporträts im 17. Jahrhundert, bis zu den Drehbuchautoren von TV-Serien wie „Yes Minister“ – auszeichnet, erspart er sich in seinen Memoiren. Stattdessen ergeht er sich in bestürzend banalen Bekenntnissen, die er so „witzig“ vorträgt, wie sonst schreibfreudige Jugendliche sich ihren Facebook-Freunden präsentieren.
Die deutsche Übersetzung macht das nicht besser. Wie in vielen Übersetzungen aus dem Englischen kommen auch hier Wörter und Wendungen vor, die eigentlich nur in Lexika überleben, „feine Pinkel“ etwa oder „die Kinnlade klappt nach unten“. Da wird etwas „geschnappt“ oder „ergattert“, wo es nicht passt, weil diese Verben für Frys Umgangston viel zu stark sind. Oft sind die deutschen Sätze unbeholfen-gestelzter als Frys Englisch.
Stephen Fry ist nicht zu beneiden: Der Mittfünfzigjährige erzählt, wie unzufrieden mit sich selbst er ist. Vollends glücklich ist er nicht. Da ist er allerdings nicht der einzige. Der 1997 verstorbene Londoner Journalist Jeffrey Bernard war Alkoholiker, seine Nikotinsucht hatte ihn ein Bein gekostet, und Geld hatte er auch nicht. Aber in seiner wöchentlichen Kolumne im Spectator , „Low Life“, schilderte er dies alles so komisch, dass seine Gemeinde ihm bis heute nachtrauert.
Bernard schrieb prägnant, und er jammerte nicht. Fry hat weniger Anlass zum Jammern als Bernard, umso mehr Worte verliert er über sein Weh. Seine Erinnerungen machen den Eindruck, als wären sie ein Coming-out eigener Art: Es scheint, als ob Fry, nach Jahrzehnten im Dienst des britischen Humorschaffens, endlich ohne Rücksicht auf Pointe und Form ungebremst labern wolle.
Stephen Fry
Ich bin so Fry.
Meine goldenen Jahre
Aus dem Englischen von Teja Schwaner. Aufbau Verlag, Berlin 2011. 541 Seiten, 22,99 Euro.
„Sie werden jetzt zu Recht
Grund haben, mich zu hassen,
lieber Leser.“
Stephen Fry hat erreicht, wonach er strebte: Er ist berühmt. Stets wird er nach seiner Meinung gefragt, stets ist er im Bild. Foto: action press
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