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Acclaimed author John Burnside delivers a profound, page-turning novel about innocence, evil, morality, and the dark corners of the human psyche. Mysterious illnesses affect the inhabitants of the post-industrial village of Innertown, and a pervasive sense of malaise hangs everywhere. So when teenage boys disappear into the poisoned woods surrounding the village's abandoned chemical plant, no one notices, or if they do, they don't say a thing. Not even the town's only cop, whose leads have long since died. To one boy, however, the chemical plant is beautiful, and it is there he will enact a…mehr

Produktbeschreibung
Acclaimed author John Burnside delivers a profound, page-turning novel about innocence, evil, morality, and the dark corners of the human psyche. Mysterious illnesses affect the inhabitants of the post-industrial village of Innertown, and a pervasive sense of malaise hangs everywhere. So when teenage boys disappear into the poisoned woods surrounding the village's abandoned chemical plant, no one notices, or if they do, they don't say a thing. Not even the town's only cop, whose leads have long since died. To one boy, however, the chemical plant is beautiful, and it is there he will enact a plan to change the fate of the children of Innertown. To do so he will have to confront the blinding reality that burns in the chemical plant's cavernous center.
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Autorenporträt
John Burnside is the author of the novel The Devil's Footprints, the memoir A Lie About My Father, as well as five additional works of fiction and eleven collections of poetry published in the United Kingdom. The Asylum Dance won the Whitbread Poetry Award, The Light Trap was short-listed for the T.S. Eliot Prize, and A Lie About My Father won the two biggest Scottish literary prizes: the Scottish Arts Council Non-Fiction Book of the Year Award and the Saltire Society Scottish Book of the Year Award.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.01.2010

Mächtiges Gleißen
John Burnside erzählt vom Glister. Aber was nur ist das?
„Glister”, sagt das Wörterbuch, ist archaisches Englisch für „funkeln, glänzen, gleißen, glitzern”. Was ist aber ein „Glister”, und was hat er seinerseits mit der aufgegebenen Chemiefabrik und dem übrigen Elend von Innertown zu tun? Und wie hängt der Glister mit einem gewissen G. Lister zusammen, dessen Firma vor vielen Jahren einmal gute Geschäfte am traurigen Chemiestandort machte? „Glister”, der düster glühende Roman des Schotten John Burnside, gibt Rätsel in Fülle auf, und nicht allen winkt eine Auflösung.
Der Glister jedenfalls, ein Apparat wie aus Kafkas „Strafkolonie”, ein „Hochofen” vielleicht oder eine „Gaskammer”, steht ganz am Ende des Romans im Innern der stillgelegten, aber immer noch böse strahlenden Chemiefabrik im verseuchten Ödland vor Innertown und gleißt. „In spätestens vierundzwanzig Stunden würde dieser Apparat bereit sein (. . .) – und wir, oder ich (. . .) irgendjemand jedenfalls wird durch die rostige alte Tür gehen und – etwas – betreten. Eine andere Welt, eine andere Zeit.”
Meisterschaft im Bizarren
Der das erzählt, der fünfzehnjährige Leonard, hat sich im Prolog des Romans aus dem Jenseits gemeldet – in dem man von der Welt nur noch die Möwen der schottischen Nordseeküste vernimmt und sonst nichts mehr. Es gab ein Leben, erinnert er sich dunkel, „bevor ich durch den Glister ging”. Er habe das Leben für die eine und den Tod für eine andere Sache gehalten, aber nur, „weil ich noch nichts über den Glister wusste”. Was immer der „Glister” ist und als welch „heiliger Ort” er einigen Romanfiguren, jedenfalls unter Zuhilfenahme von halluzinogenem Tee, erscheinen mag: Der Glister nimmt, anders als Kafkas Instrumente, nicht wirklich Gestalt an, er bleibt eine Schimäre – und mit ihm womöglich der ganze Roman.
Diesseits des Glisters lässt sich Folgendes konstatieren: in Innertown an der schottischen Nordsee hat die von skrupellosen Geschäftemachern aus Outertown betriebene Chemieindustrie die Seelen und Körper der Einheimischen bis ins Innerste versehrt. Außerdem sind nacheinander fünf halbwüchsige Jungen aus dem Ort verschwunden und nie wieder gesehen worden, außer von Morrison. Dieser, nur scheinbar der Ortspolizist, tatsächlich aber ein Handlanger des führenden Outertown-Geschäftemachers, hat den ersten der Jungen erhängt und furchtbar zugerichtet im vergifteten Wald nahe der alten Chemiefabrik gefunden, den Fund aber nie gemeldet oder gar polizeilich bearbeitet. Seither leistet Morrison stille Reue, indem er irgendwo im Ödland einen Gedenkgarten für die Verschollenen pflegt.
John Burnside ist ein Könner in der Schilderung all des Unfasslichen, Grauenhaften und Bizarren, das sich in und um Innertown zuträgt. Trotzdem ist nie klar, auf welches seiner starken Bilder der Roman seine Handlung gründen will. Erzählt „Glister” von ökologischen und gesundheitlichen Problemen in bestimmten, industriell devastierten Landstrichen Schottlands? Übt er Kritik an windigen Projektentwicklern, die auf verseuchten Industriebrachen sogenanntes Neuland erschließen wollen? Natürlich nicht. Die Realität, nennen wir sie „Outertown”, spielt in die wahre Handlung, nennen wir sie „Innertown”, nur sporadisch und fast lächerlich beiläufig hinein. Der böse Kapitalist, der doch der Drahtzieher des in Innertown bis ins Groteske akkumulierten Bösen sein soll, wird nach einem Kurzauftritt gleich wieder aus dem Roman verabschiedet. Alles Grauen, alles Unheimliche kommt nur zum Schein (oder vielleicht nur zur Ablenkung?) aus Outertown. Tatsächlich – man fühlt sich an David Lynchs Filmtitel „Inland Empire” erinnert – wohnt es im Inneren der armen Seelen von Innertown. Vielleicht ist ja der „Glister” die Apparatur im innersten Bezirk des verbotenen Geländes, ein Wort dafür.
Manches in „Glister” wirkt indes statt unheimlich nur haarsträubend disparat. So lässt Burnside den größeren Teil des Romans von Leonard erzählen, dem Fünfzehnjährigen, der am Ende von der Transzendenzmaschine „Glister” ins Jenseits befördert wird. Leonard ist in Innertown offenbar der Einzige, der sich mit dem Verschwinden der Jungen nicht zufriedengeben will. Damit aber der Kontrast zwischen ihm, dem einzigen richtigen Menschen, und all den Scheintoten von Innertown auch deutlich genug wird, hat Burnside den armen Knaben zum Übermenschen stilisiert. Nicht nur hat er ihm ein für einen Fünfzehnjährigen wahrhaft sensationelles Sexualleben zugedacht (die Innertown-Mädchen stehen geradezu Schlange, um ihm ausgefallene Liebesdienste anzubieten), er präsentiert ihn auch als den größten fünfzehnjährigen Bücher- und Film-Nerd aller Zeiten, der auf beinahe jeder Seite ein geeignetes Zitat fallen lässt, obendrein als einen Naturphilosophen sui generis, der im Walde die Anmutung des All-Einen vernimmt, schließlich als versierten Totschläger, der sich mit einer Bande weniger hoch- stehender Altersgenossen an der „Bestrafung” eines von ihnen für tatverdächtig erklärten Päderasten beteiligt.
Burnsides Roman ist wirklich guter Gruselstoff, aber wir fühlen uns außerstande, die moralischen Phantasien auszuleben, die uns der Klappentext empfiehlt („mit jeder Seite glauben wir mehr an diesen Jungen, sorgen uns um ihn, folgen seinem Blick auf die Welt”). Nur ein Leonard kann uns jetzt retten, scheint uns demnach der Roman zuzurufen, nur ein frühreifes, oberschlaues Kind kann diese in kapitalistischem und ökologischem Frevel böse erstarrte Welt erweichen . . . Ach was. Wir glauben John Burnside kein Wort, aber immerhin: er hat uns mit seinem schottischen Schauermärchen ganz schön erschreckt.
CHRISTOPH BARTMANN
JOHN BURNSIDE: Glister. Roman. Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Albrecht Knaus Verlag, München 2009. 288 Seiten, 19, 95 Euro.
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