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American markets, once a model for the world, are giving up on competition. Thomas Philippon blames the unchecked efforts of corporate lobbyists. Instead of earning profits by investing and innovating, powerful firms use political pressure to secure their advantages. The result is less efficient markets, leading to higher prices and lower wages.

Produktbeschreibung
American markets, once a model for the world, are giving up on competition. Thomas Philippon blames the unchecked efforts of corporate lobbyists. Instead of earning profits by investing and innovating, powerful firms use political pressure to secure their advantages. The result is less efficient markets, leading to higher prices and lower wages.
Autorenporträt
Thomas Philippon
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2022

Der große Umschwung
Wie sich Amerika vom Wettbewerb abwendet

Der Ökonom Thomas Philippon stammt aus Frankreich und lehrt an der Stern School of Business der New York University. Als er 1999 von Frankreich nach Amerika ging, waren Flüge, Telefonate und Internetanschlüsse dort viel preiswerter als in Europa. Doch das gilt inzwischen nicht mehr. Gleich in der Einleitung deutet er an, wie das gekommen ist: Der Wettbewerb in Amerika habe abgenommen, wie man nicht nur an steigenden Preisen, sondern auch an zunehmender Konzentration der Anbieter und deren steigenden Gewinnen ablesen könne. Diese Entwicklung führt Philippon auf Lobbyismus und die amerikanische Partei- und Wahlkampffinanzierung zurück. Das hat zu mehr Regulierung geführt, die etablierte Unternehmen vor Wettbewerbern schützt.

Philippon zeigt die Fragilität von Wettbewerbsmärkten: Der Wettbewerb nützt zwar der breiten Bevölkerung, während Marktzutrittsschranken meist nur kleine Gruppen begünstigen, deren Vorteile dann aber oft hoch konzentriert sind und die daher einen starken Anreiz haben, sich dafür zu organisieren und zu kämpfen. Zwar leidet die Masse der Bevölkerung an beschränktem Wettbewerb, doch deren Anreize zur Organisation und zum politischen Kampf für den Erhalt des Wettbewerbs sind zu schwach.

Steigende Marktanteile von Unternehmen müssen aber nicht zwingend ein Zeichen von abnehmendem Wettbewerb sein - wie etwa der Fall Walmart im amerikanischen Einzelhandel zeigt. Die Preise dort sind trotz steigender Konzentration lange Zeit weniger als das allgemeine Preisniveau gestiegen. Auch Walmarts Gewinne sind nicht ungewöhnlich, weshalb Philippon die zunehmende Bedeutung Walmarts mit der Effizienz des Unternehmens erklärt. Hohe Marktanteile eines oder mehrerer Produzenten sind nur dann ein Hinweis auf Wettbewerbsschwäche, wenn dasselbe oder dieselben Unternehmen permanent die dominierende Position einnehmen und wenn außerdem ausländische Wettbewerber keine nennenswerte Rolle spielen. Wenn die starke Stellung von Superstar-Unternehmen durch Effizienz bedingt ist, dann wird trotz Marktkonzentration viel investiert und die Produktivität steigt. Doch das gilt in den Vereinigten Staaten des 21. Jahrhunderts laut Philippon immer weniger. Auch die abnehmende Zahl von Marktzugängen und Abgängen spreche für Wettbewerbsschwäche. Die Duldsamkeit der zuständigen Behörden für Unternehmenszusammenschlüsse und die zunehmende Regulierungsdichte haben zur Schwächung des Wettbewerbs beigetragen.

Amerika war einst Vorbild in Sachen Wettbewerb, doch Philippon spricht von dem "großen Umschwung". Laut ihm sind die Märkte in der EU inzwischen weniger vermachtet als in den USA. Weil das Wachstum pro Kopf wesentlich vom weltweiten technologischen Fortschritt abhängt, sind die Wachstumsraten auf beiden Seiten des Atlantiks aber ziemlich ähnlich. In Amerika steigen die Preise schneller als in der EU. Zwar hat die EU den Weg der Deregulierung und des Abbaus von Wettbewerbsschranken später als die USA begonnen, ist aber dabei weiter als die USA gekommen. Nach Philippon liegt das an der größeren Unabhängigkeit der zuständigen Brüsseler Behörde für Wettbewerbsschutz.

Philippon schätzt, dass die Lobbyausgaben in den USA mindestens doppelt so hoch wie in Europa sind, wobei große Firmen und Banken besonders aktiv sind. Amerikanische Wahlkämpfe werden immer teurer. Schon 2014 habe ein Sitz im Senat 12 Millionen gekostet, ein Sitz im Repräsentantenhaus 1,6 Millionen Dollar. Das Bemühen um Spenden koste amerikanische Abgeordnete etwa 30 Arbeitsstunden pro Woche, wenn sie wiedergewählt werden wollten. Es ist zwar schwierig, einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Geldbedarf der Politik und dem Lobbyismus einerseits und der Vermachtung der Märkte nachzuweisen, aber es gelingt Philippon, dafür viele Argumente und Studien anzuführen.

Einigen Branchen widmet Philippon eigene Kapitel: den Banken, der Gesundheitsbranche und der Informationstechnologie (IT). Bei Banken habe die zunehmende Konzentration noch den zusätzlichen Effekt, dass viele "too big to fail" werden und der Staat in Krisen zu ihren Gunsten eingreifen müsse. Das amerikanische Gesundheitswesen sei zwar viel teurer als das britische oder französische, aber weder an der Lebenserwartung noch an der Säuglingssterblichkeit könne man Erfolge ablesen. Die fünf größten Unternehmen der Welt nach Marktwert seien zwar gegenwärtig amerikanische IT-Unternehmen, aber zur Beschäftigung in Amerika trügen sie (außer Amazon) kaum bei. Sie seien auch kaum mit dem Rest der Volkswirtschaft verflochten und damit keine Wachstumsmotoren. Philippon übersieht zwar nicht die praktischen Probleme mit den europäischen Datenschutzregulierungen, doch er betont, dass die Europäer sich im Gegensatz zu den Amerikanern dem Problem wenigstens stellen. Ohne Zuweisung des Dateneigentumsrechts an die Nutzer statt an die IT-Oligopolisten fürchtet Philippon langfristig auch um den Wettbewerb und die Chancen von Start-ups auf den IT-Märkten.

Das Buch ist gut lesbar: Vor allem am Anfang setzt es wenig voraus. Für viele Leser kann das Glossar nützlich sein. Wenn man die Botschaft des Buches in einem Satz zusammenfassen will: Die Erhaltung des Wettbewerbs ist eine Staatsaufgabe, bei der Amerika zunehmend versagt, die EU aber Erfolge erzielt. ERICH WEEDE

Thomas Philippon: The Great Reversal. How America Gave Up On Free Markets. Harvard University Press (Belknap), Cambridge (MA) 2021, 343 Seiten, 20 Euro.

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