This book offers the first intellectual biography of the Anglo Australian economist, Colin Clark. Despite taking the economics world by storm with a mercurial ability for statistical analysis, Clark's work has been largely overlooked in the 30 years since his death. His career was punctuated by a number of firsts. He was the first economist to derive the concept of GNP, the first to broach development economics and to foresee the re-emergence of India and China within the global economy. In 1945, he predicted the rise and persistence of inflation when taxation levels exceeded 25 per cent of GNP. And he was also the first economist to debunk post-war predictions of mass hunger by arguing that rapid population growth engendered economic development. Clark wandered through the fields of applied economics in much the same way as he rambled through the English countryside and the Australian bush. His imaginative wanderings qualify him as the eminent gypsy economist for the 20thcentury.
"This biography is a most illuminating account of Clark and his work, the man and his times, and provides comprehensive assessment of his many economic contributions. The picture painted is of a most stimulating and heterodox thinker, a man who had no formal training in economics or economic methodology, and a man who revelled being annoying!" (Adrian Darnell, EH Net, eh.net, April, 2022)
"This book is a very interesting read and a significant resource for the historian interested in the history of economic thought, Australian economic history and Catholic politics. It offers insights into an academically gifted and productive contributor to Australian and global economics. It is well worth the read and would contribute ... the quagmire of academic and bureaucratic politics in London and the Antipodes during the larger part of the twentieth century." (David Gilchrist, Australian Historical Studies, April 4, 2022)
"The work draws upon a wide array of source material from public and private archives, extensive interviews and Clark's personal papers. The quality of the writing is impressive and while Millmow is generally sympathetic to Clark, the book is not a hagiography. ... The Gypsy Economist is an important contribution to the history of economic thought and to the history of ideas in the twentieth century. It is a pleasure to read and is highly recommended." (Selwyn Cornish, History Australia, March 31, 2022)
"This book is a very interesting read and a significant resource for the historian interested in the history of economic thought, Australian economic history and Catholic politics. It offers insights into an academically gifted and productive contributor to Australian and global economics. It is well worth the read and would contribute ... the quagmire of academic and bureaucratic politics in London and the Antipodes during the larger part of the twentieth century." (David Gilchrist, Australian Historical Studies, April 4, 2022)
"The work draws upon a wide array of source material from public and private archives, extensive interviews and Clark's personal papers. The quality of the writing is impressive and while Millmow is generally sympathetic to Clark, the book is not a hagiography. ... The Gypsy Economist is an important contribution to the history of economic thought and to the history of ideas in the twentieth century. It is a pleasure to read and is highly recommended." (Selwyn Cornish, History Australia, March 31, 2022)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2022Erfinder des Bruttosozialprodukts
Biographie über Cambridge-Ökonom Colin Clark
Colin Clark wurde von seinem Sohn David einmal nach dem Unterschied zwischen dem Bruttosozialprodukt und dem Bruttoinlandsprodukt gefragt. "Ich habe das Bruttosozialprodukt erfunden", war seine einzige Antwort, denn er wollte, dass sein Sohn dies selbst herausfindet.
Der anglo-australische Ökonom Colin Clark (1905 - 1989) leistete in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und vielen Bereichen der angewandten Ökonomie Pionierarbeit. Er hatte eine erstaunliche Karriere, war ein vielschichtiger Ökonom, und ein intellektueller Wanderer war er überdies. Von welchem Ökonomen ließe sich schon behaupten, dass ihn sowohl John Maynard Keynes als auch dessen schärfster Kritiker Milton Friedman in den höchsten Tönen lobten?
Clark wechselte in seiner fast 60 Jahre währenden Karriere mehrmals zwischen England und Australien hin und her. Obwohl er mehr als ein Dutzend Bücher und Artikel in fast allen wichtigen Wirtschaftszeitschriften seiner Zeit veröffentlichte, hatte er trotz mehrerer Angebote nie einen Lehrstuhl an einer Universität. Dabei hatte seine akademische Karriere vielversprechend begonnen. Keynes, der mit dem jungen Clark in den 1930er-Jahren in Cambridge zusammenarbeitete, war von ihm begeistert: "Er ist ein kleines Genie", "er ist erstklassig" und seine Arbeit "ausgezeichnet".
Denn Clark überzeugte Keynes davon, in den Gleichungen seiner "General Theory" von Netto- zu Bruttogrößen zu wechseln. Zudem war Clark der Erste, der empirische Schätzungen der Komponenten der Gesamtnachfrage und des Multiplikators vornahm und analysierte, wie das Nationaleinkommen produziert, verteilt und ausgegeben wird.
Clark war auch ein Pionier der internationalen Wirtschaftsstatistik. Er stellte erstmalig internationale Vergleiche des Nationaleinkommens auf Basis der Kaufkraft nationaler Währungen an, um die Höhe von Einkommen und Produktion in den ärmeren Ländern besser analysieren zu können. Er befasste sich intensiv mit Entwicklungsökonomie und sah das Erstarken Indiens und Chinas in der Weltwirtschaft voraus. Sein Rat als Experte für Nahrungsmittelproduktion und Bevölkerungswachstum wurde international hoch geschätzt. Er beriet die indische Nehru-Regierung und traf sich mit Mahatma Gandhi. Im Jahr 1949 begann Clark eine langjährigere Beratertätigkeit für verschiedene UN-Organisationen. Er gehörte damit zur ersten Generation von internationalen ökonomischen Beratern und wurde 1984 von der Weltbank als einer der zehn Pioniere der Entwicklungsökonomie ausgezeichnet.
Aus der lesenswerten Biographie des australischen Ideengeschichtlers Alex Millmow erfährt der Leser auch, dass Clark als junger Mann dreimal erfolglos für die Labour-Partei bei den britischen Parlamentswahlen kandidierte, später ein radikaler Konservativer und ein früher Befürworter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik wurde. Mit Milton Friedman verband ihn in den 1970er-Jahren eine kollegiale Freundschaft.
Clarks religiöse und weltanschauliche Wandlungen erstaunen. Nachdem er England zum ersten Mal verlassen hatte, wurde er von einem Fabian-Sozialisten zu einem Anhänger der katholischen Soziallehre und der Wirtschaftsdoktrin des Distributivismus, die eine gleichmäßigere Verteilung des Grundbesitzes und die Förderung von Landwirtschaft und ländlichen Regionen fordert. Clark konvertierte in der Mitte seines Lebens zum Katholizismus und machte in der Öffentlichkeit mit seinen orthodoxen Ansichten zum Bevölkerungswachstum und zur Geburtenkontrolle von sich reden, was ihm den inoffiziellen Titel eines "Vatikan-Ökonomen" einbrachte.
Der Leser fragt sich von Anbeginn des Buches, was für ein Mensch Clark war. Erst ein Sozialist und enger Mitarbeiter von Keynes, später ein radikaler Konservativer und Verfechter einer puritanischen Art von Sparsamkeit. Millmow erklärt, dass eines seiner Motive für das Verfassen der Biographie darin bestand, dieses Rätsel zu lösen. Dass es ihm am Ende nicht wirklich gelingt, Licht ins Dunkel zu bringen, liegt an Colin Clarks facettenreichem Charakter. Clark genoss es offensichtlich, eine Außenseiterposition in der akademischen Welt einzunehmen und Fachwelt und Öffentlichkeit mit seinen oft unkonventionellen und manchmal sogar obskuren Ansichten zu provozieren. Dazu gehörte auch sein unermüdlicher Feldzug gegen die Neo-Malthusianer. Er behauptete, dass sich die weltweite Nahrungsmittelproduktion so weit steigern ließe, dass 47 Milliarden Menschen davon leben könnten und es daher keinen Grund gäbe, das globale Bevölkerungswachstum zu stoppen.
Clark, der sich gegen Ende seines Lebens selbst als "Keynesianer mit einem libertären Einschlag" bezeichnete, war trotz seiner Wandlungen stets voller Hochachtung vor Keynes. In theoretischen Arbeiten schlug er einen Kompromiss zwischen Keynes und Friedman vor. In der kurzen Frist sollten die Erkenntnisse von Keynes und auf lange Sicht Friedmans Überlegungen gelten. Damit bereitete Clark dem heute dominanten Paradigma des Neu-Keynesianismus mit den Weg.
Wer sich für das vielfältige Leben und Wirken eines einflussreichen anglo-australischen Wirtschaftswissenschaftlers, Statistikers und wirtschaftspolitischen Beraters sowie für die Wirtschaft und Politik Englands und Australiens im 20. Jahrhundert interessiert, dem sei Millmows Biographie über Colin Clark wärmstens empfohlen. HAGEN KRÄMER
Alex Millmow: The Gypsy Economist. The Life and Times of Colin Clark, Palgrave Macmillan, Singapur 2022, 416 Seiten, 107 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Biographie über Cambridge-Ökonom Colin Clark
Colin Clark wurde von seinem Sohn David einmal nach dem Unterschied zwischen dem Bruttosozialprodukt und dem Bruttoinlandsprodukt gefragt. "Ich habe das Bruttosozialprodukt erfunden", war seine einzige Antwort, denn er wollte, dass sein Sohn dies selbst herausfindet.
Der anglo-australische Ökonom Colin Clark (1905 - 1989) leistete in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und vielen Bereichen der angewandten Ökonomie Pionierarbeit. Er hatte eine erstaunliche Karriere, war ein vielschichtiger Ökonom, und ein intellektueller Wanderer war er überdies. Von welchem Ökonomen ließe sich schon behaupten, dass ihn sowohl John Maynard Keynes als auch dessen schärfster Kritiker Milton Friedman in den höchsten Tönen lobten?
Clark wechselte in seiner fast 60 Jahre währenden Karriere mehrmals zwischen England und Australien hin und her. Obwohl er mehr als ein Dutzend Bücher und Artikel in fast allen wichtigen Wirtschaftszeitschriften seiner Zeit veröffentlichte, hatte er trotz mehrerer Angebote nie einen Lehrstuhl an einer Universität. Dabei hatte seine akademische Karriere vielversprechend begonnen. Keynes, der mit dem jungen Clark in den 1930er-Jahren in Cambridge zusammenarbeitete, war von ihm begeistert: "Er ist ein kleines Genie", "er ist erstklassig" und seine Arbeit "ausgezeichnet".
Denn Clark überzeugte Keynes davon, in den Gleichungen seiner "General Theory" von Netto- zu Bruttogrößen zu wechseln. Zudem war Clark der Erste, der empirische Schätzungen der Komponenten der Gesamtnachfrage und des Multiplikators vornahm und analysierte, wie das Nationaleinkommen produziert, verteilt und ausgegeben wird.
Clark war auch ein Pionier der internationalen Wirtschaftsstatistik. Er stellte erstmalig internationale Vergleiche des Nationaleinkommens auf Basis der Kaufkraft nationaler Währungen an, um die Höhe von Einkommen und Produktion in den ärmeren Ländern besser analysieren zu können. Er befasste sich intensiv mit Entwicklungsökonomie und sah das Erstarken Indiens und Chinas in der Weltwirtschaft voraus. Sein Rat als Experte für Nahrungsmittelproduktion und Bevölkerungswachstum wurde international hoch geschätzt. Er beriet die indische Nehru-Regierung und traf sich mit Mahatma Gandhi. Im Jahr 1949 begann Clark eine langjährigere Beratertätigkeit für verschiedene UN-Organisationen. Er gehörte damit zur ersten Generation von internationalen ökonomischen Beratern und wurde 1984 von der Weltbank als einer der zehn Pioniere der Entwicklungsökonomie ausgezeichnet.
Aus der lesenswerten Biographie des australischen Ideengeschichtlers Alex Millmow erfährt der Leser auch, dass Clark als junger Mann dreimal erfolglos für die Labour-Partei bei den britischen Parlamentswahlen kandidierte, später ein radikaler Konservativer und ein früher Befürworter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik wurde. Mit Milton Friedman verband ihn in den 1970er-Jahren eine kollegiale Freundschaft.
Clarks religiöse und weltanschauliche Wandlungen erstaunen. Nachdem er England zum ersten Mal verlassen hatte, wurde er von einem Fabian-Sozialisten zu einem Anhänger der katholischen Soziallehre und der Wirtschaftsdoktrin des Distributivismus, die eine gleichmäßigere Verteilung des Grundbesitzes und die Förderung von Landwirtschaft und ländlichen Regionen fordert. Clark konvertierte in der Mitte seines Lebens zum Katholizismus und machte in der Öffentlichkeit mit seinen orthodoxen Ansichten zum Bevölkerungswachstum und zur Geburtenkontrolle von sich reden, was ihm den inoffiziellen Titel eines "Vatikan-Ökonomen" einbrachte.
Der Leser fragt sich von Anbeginn des Buches, was für ein Mensch Clark war. Erst ein Sozialist und enger Mitarbeiter von Keynes, später ein radikaler Konservativer und Verfechter einer puritanischen Art von Sparsamkeit. Millmow erklärt, dass eines seiner Motive für das Verfassen der Biographie darin bestand, dieses Rätsel zu lösen. Dass es ihm am Ende nicht wirklich gelingt, Licht ins Dunkel zu bringen, liegt an Colin Clarks facettenreichem Charakter. Clark genoss es offensichtlich, eine Außenseiterposition in der akademischen Welt einzunehmen und Fachwelt und Öffentlichkeit mit seinen oft unkonventionellen und manchmal sogar obskuren Ansichten zu provozieren. Dazu gehörte auch sein unermüdlicher Feldzug gegen die Neo-Malthusianer. Er behauptete, dass sich die weltweite Nahrungsmittelproduktion so weit steigern ließe, dass 47 Milliarden Menschen davon leben könnten und es daher keinen Grund gäbe, das globale Bevölkerungswachstum zu stoppen.
Clark, der sich gegen Ende seines Lebens selbst als "Keynesianer mit einem libertären Einschlag" bezeichnete, war trotz seiner Wandlungen stets voller Hochachtung vor Keynes. In theoretischen Arbeiten schlug er einen Kompromiss zwischen Keynes und Friedman vor. In der kurzen Frist sollten die Erkenntnisse von Keynes und auf lange Sicht Friedmans Überlegungen gelten. Damit bereitete Clark dem heute dominanten Paradigma des Neu-Keynesianismus mit den Weg.
Wer sich für das vielfältige Leben und Wirken eines einflussreichen anglo-australischen Wirtschaftswissenschaftlers, Statistikers und wirtschaftspolitischen Beraters sowie für die Wirtschaft und Politik Englands und Australiens im 20. Jahrhundert interessiert, dem sei Millmows Biographie über Colin Clark wärmstens empfohlen. HAGEN KRÄMER
Alex Millmow: The Gypsy Economist. The Life and Times of Colin Clark, Palgrave Macmillan, Singapur 2022, 416 Seiten, 107 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main