"This book takes a deep dive into the complex and endlessly fascinating relationships between trees and the many organisms that rely on them throughout their entire lifecyles. Some of these stories will be familiar, but others, particularly at the micro-level, will be something of a revelation. Nardi examines every part of the tree to show how the tiniest organisms use micro spaces in leaf scales, twigs, or bark to thrive while larger organisms such as birds and mammals exploit the individual tree's more visible resources and - in return - help seed dispersal or other types of propagation. Nardi's immense knowledge is captured in fully accessible text alongside his own copious and wonderful drawings, rendered in both black-and-white and color. The result is a masterly overview that will guide the reader through the co-evolutionary history of organisms and their tree hosts"--
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Frankfurter Allgemeine ZeitungFein nagt der Käfer vor sich hin
James B. Nardi macht mit dem Lebensraum Baum bekannt
Zwischen Baum und Borke ist viel los. In der Grenzschicht zwischen dem lebendigen, innen liegenden Kambrium und der außen liegenden toten Rinde werden über die Leitungsbahnen Zucker und Aminosäuren von Produktionsstätten wie den Blättern durch den Baum transportiert, und in die Gegenrichtung fließt Wasser. Und wo viele Nährstoffe sind - da sind bekanntlich Konsumenten nicht weit. Larven von Buchdrucker, Borkenkäfer und anderen Insekten nagen ihre feinen Tunnel durch den Bast, sie brechen die Nährstoffe auf, werden groß und dick. Sind es viele Destruenten, so können sie die Lebensadern mächtiger Bäume zerstören, sie nagen sie buchstäblich zu Tode.
Wanderer versetzt dieses verwüstende Werk nicht nur in deutschen Nationalparks wie dem Harz oder der Sächsischen Schweiz in Entsetzen. Wer aber "The Hidden Company That Trees Keep" des Biologen James B. Nardi von der University of Illinois gelesen hat, der kann mit den toten Geisterbäumen besser umgehen. Denn er hat in diesem Buch die Fülle des Leben kennengelernt, die durch den Tod eines Baumes erst entsteht. Mit vielen detailgetreuen Zeichnungen und wissenschaftlich korrekten, aber keinesfalls akademisch angestrengten Beschreibungen verdeutlicht Nardi, welcher Vielfalt ein toter Baum zum Leben verhilft. So legen Holzwespen ihre Eier in die Gänge der Borkenkäfer, sie geben ihrer Brut noch Pilze mit, die das Holz mit ihren Enzymen aufweichen. Die Wespenlarven haben nach ihrem Schlüpfen gleich viel zu fressen. Schlupfwespen erspüren die Schallwellen, die die Larven unter der Borke beim Fressen erzeugen - und bohren mit ihrem langen Stachel durch die Borke hindurch, um ihre eigenen Eier in diese zu legen. Spechte klopfen Löcher in die trockene Rinde, um an all die Larven und Puppen, nahrhafte Proteinbrocken, zu gelangen. Bakterien, Pilze, Moose und andere Pflanzen siedeln sich an, Spinnen und Vögel finden hier Nisthöhlen, der tote Baum wird zum Biotop.
Es ist ein Buch für alle, die detailliert und unterhaltsam erfahren wollen, welche Rolle Bäume im Netz des Lebens spielen. Und wie sie von der Blatt- bis zur Wurzelspitze, vom Keimling bis zum Methusalem-Stamm zu einem sich stetig wandelnden Universum werden. PIA HEINEMANN
James B. Nardi: "The Hidden Company That Trees Keep".
Princeton University Press, Princeton 2023. 299 S., Abb., geb., 31,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
James B. Nardi macht mit dem Lebensraum Baum bekannt
Zwischen Baum und Borke ist viel los. In der Grenzschicht zwischen dem lebendigen, innen liegenden Kambrium und der außen liegenden toten Rinde werden über die Leitungsbahnen Zucker und Aminosäuren von Produktionsstätten wie den Blättern durch den Baum transportiert, und in die Gegenrichtung fließt Wasser. Und wo viele Nährstoffe sind - da sind bekanntlich Konsumenten nicht weit. Larven von Buchdrucker, Borkenkäfer und anderen Insekten nagen ihre feinen Tunnel durch den Bast, sie brechen die Nährstoffe auf, werden groß und dick. Sind es viele Destruenten, so können sie die Lebensadern mächtiger Bäume zerstören, sie nagen sie buchstäblich zu Tode.
Wanderer versetzt dieses verwüstende Werk nicht nur in deutschen Nationalparks wie dem Harz oder der Sächsischen Schweiz in Entsetzen. Wer aber "The Hidden Company That Trees Keep" des Biologen James B. Nardi von der University of Illinois gelesen hat, der kann mit den toten Geisterbäumen besser umgehen. Denn er hat in diesem Buch die Fülle des Leben kennengelernt, die durch den Tod eines Baumes erst entsteht. Mit vielen detailgetreuen Zeichnungen und wissenschaftlich korrekten, aber keinesfalls akademisch angestrengten Beschreibungen verdeutlicht Nardi, welcher Vielfalt ein toter Baum zum Leben verhilft. So legen Holzwespen ihre Eier in die Gänge der Borkenkäfer, sie geben ihrer Brut noch Pilze mit, die das Holz mit ihren Enzymen aufweichen. Die Wespenlarven haben nach ihrem Schlüpfen gleich viel zu fressen. Schlupfwespen erspüren die Schallwellen, die die Larven unter der Borke beim Fressen erzeugen - und bohren mit ihrem langen Stachel durch die Borke hindurch, um ihre eigenen Eier in diese zu legen. Spechte klopfen Löcher in die trockene Rinde, um an all die Larven und Puppen, nahrhafte Proteinbrocken, zu gelangen. Bakterien, Pilze, Moose und andere Pflanzen siedeln sich an, Spinnen und Vögel finden hier Nisthöhlen, der tote Baum wird zum Biotop.
Es ist ein Buch für alle, die detailliert und unterhaltsam erfahren wollen, welche Rolle Bäume im Netz des Lebens spielen. Und wie sie von der Blatt- bis zur Wurzelspitze, vom Keimling bis zum Methusalem-Stamm zu einem sich stetig wandelnden Universum werden. PIA HEINEMANN
James B. Nardi: "The Hidden Company That Trees Keep".
Princeton University Press, Princeton 2023. 299 S., Abb., geb., 31,50 Euro.
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