Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,0, Universität Leipzig (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Die Politik der Ordnung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage nach den Entstehungsgründen sozialer Ordnung ist seit jeher eine Grundkategorie menschlichen Denkens. Die Versuche, gesellschaftliche Stabilität und die - zumindest überwiegende - Abwesenheit von anomischem Chaos zu erklären, ziehen sich durch zahlreiche Traditionen der Sozialwissenschaften und bilden so ihren latenten, allgegenwärtigen Bezugspunkt. Gerade vor dem Hintergrund auflösender Ordnung durch Terror und Bürgerkriege in einigen Ländern der so genannten Dritten Welt oder der ungeklärten Regelungsfrage des internationalen Staatensysstems, bleibt die Frage, was Ordnung in ihren Grundfesten ausmache, aktuell.Die vorliegende Arbeit soll verschiedene Ansätze zur Beantwortung der Frage nach sozialer Ordnung gegenüberstellen und stellt selbst die Frage, ob eine dieser Denkrichtungen das Problem der Ordnung in seiner Vielfalt erfassen und einen Erklärungsvorteil liefern kann. Als klassischer Ausgangspunkt für eine individualistische Sichtweise auf das Problem gesellschaftlicher Ordnung gilt Thomas Hobbes. Er beschreibt in seinem Hauptwerk "Leviathan" (1651), vor dem Hintergrund des englischen Bürgerkriegs, ein gedankliches Experiment, in welchem er Prämissen eines pessimistischen Menschenbildes in Zusammenhang mit einem fiktiven gesellschaftlichen Zustand bringt. Dieser Zustand gleicht einer kriegerischen Anarchie und kann, nach Hobbes, nur durch einen Souverän wieder zur Ordnung geführt werden. In Kapitel 2 wird das Hobbes-Konstrukt theoretisch spezifiziert und mit modernen individualistischen Begriffskategorien rekonstruiert. Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit ist die kritische Auseinandersetzung mit der Sichtweise Hobbes', welche in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vor allem durch Talcott Parsons geprägt wurde. In Kapitel 3 wird das von Parsons propagierte Hobbes'sche Ordnungsproblem beleuchtet, durch dessen Formulierung er nicht Hobbes allein, sondern die gesamte utilitaristische Denktradition zweier Jahrhunderte kritisiert. Parsons kommt nicht umhin, selbst eine Antwort auf das 'Hobbesian problem of order' zu suchen und scheint diese in der Formulierung einer 'voluntaristischen Handlungstheorie' zu finden. Modernere sozialwissenschaftliche Ansätze, vor allem der Spiel- und Austauschtheorie, bringen das Ordnungsproblem zurück zu seinen radikal-utilitaristischen Wurzeln, finden jedoch Teil-Auswege aus den immanenten Erklärungslücken, welche Parsons dieser Denktradition anlastet. Diese Ansätze sollen in Kapitel 5 vorgestellt und erläutert werden.
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