This is a plain-English explanation of how we got into the current economic disaster that developed out of the economics and politics of the housing boom and bust. The creative financing of home mortgages and the even more creative marketing of financial securities based on American mortgages to countries around the world, are part of the story of how a financial house of cards was built up and then suddenly collapsed. The politics behind all this is another story full of strange twists. No punches are pulled when discussing politicians of either party, the financial dangers they created, or the distractions they created later to escape their own responsibility for what happened when the financial house of cards in the financial markets collapsed. What to do, now that we are in the midst of an economic disaster, is yet another story one whose ending we do not yet know, but one whose outlines and implications are explored to reveal some surprising and sobering lessons.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2009Hände weg vom New Deal
Thomas Sowell warnt vor vergangenen Politikfehlern
Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Der Ökonom Thomas Sowell schließt sich dieser Meinung nicht an. Wenn Erfahrungen aus der Vergangenheit ignoriert würden, könne sich Geschichte sehr wohl auf fatale Weise wiederholen, warnt er. Auch gegen eine Neuauflage der "Großen Depression" der dreißiger Jahre im Hinblick auf Dauer, Tiefe und Schwere sei die Welt nicht gefeit, wenn die Politik dieselben Fehler begehe wie einst.
Das heißt für ihn vor allem: Hände weg vom "New Deal"! Wenn sich der amerikanische Präsident Barack Obama ein Vorbild an der damaligen Strategie von Franklin D. Roosevelt nehme, schlage sie einen gefährlichen Irrweg ein, warnt Sowell, der als Senior Fellow an der Hoover Institution in Stanford wirkt und sich gern als Zerstörer öffentlicher Mythen betätigt.
Der Interventionismus des New Deal habe mitnichten erreicht, was man ihm zuschreibe. In den ersten sieben Jahren unter Roosevelt sei die Arbeitslosigkeit trotz großer Beschäftigungs- und Ausgabenprogramme zweistellig geblieben. Kein Wunder: "Das Geld dafür war der Privatwirtschaft entzogen, und das drückte auf Nachfrage und Beschäftigung." Als weitere verfehlte Maßnahmen nennt Sowell Protektionismus, Preis- und Lohnkontrollen, die Aufgabe des Goldstandards und die Schaffung von halbstaatlichen und daher marktfremden Institutionen wie Freddie Mac und Fannie Mae.
Zudem habe Roosevelt ad hoc auf dem Verordnungswege regiert; jede Berechenbarkeit habe gefehlt. Dies habe auch John Maynard Keynes erkannt, der befürchtete, allzu viele Eingriffe könnten das Vertrauen der Wirtschaft schädigen und ihre Aktivität schwächen. Genau dies sei eingetreten. Der Staat habe der wirtschaftlichen Unsicherheit noch die politische Unsicherheit hinzugefügt; dies habe die Krise verlängert.
Auch der so geläufigen wie irritierenden These, erst der Krieg habe die Große Depression beendet, rückt Sowell zu Leibe. Die damalige Verbesserung der Arbeitslosenzahlen gehe einerseits auf den nicht eben nachahmenswerten Umstand zurück, dass der Kriegseinsatz 12 Millionen Männer aus dem Bestand der Erwerbspersonen abgezogen habe. Andererseits sei das Budgetdefizit zum Zeitpunkt des Kriegseintritts Amerikas schon deutlich geringer gewesen als im Jahre 1936.
Zusätzliche Militärausgaben hätten den Karren also nicht aus dem Dreck gezogen. Wie Roosevelt selbst formuliert habe, sei vielmehr "Dr. Win-the-War" an die Stelle von "Dr. New Deal" getreten. Weil er auf die Rüstungsindustrie angewiesen gewesen sei, habe Roosevelt seinen wirtschaftsfeindlichen Kurs aufgegeben: "Der Krieg beendete den New Deal - und das Ende des New Deal sah dann die Wirtschaft sich erholen."
Die aktuellen fiskalpolitischen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung sieht Sowell entsprechend skeptisch. Angesichts politischer Experimente stellten Bürger und Wirtschaft Konsum und Investitionen ein; die Konjunkturprogramme müssten also verpuffen. Sie seien aber auch gar nicht so ausgelegt, dass sie noch im Jahre 2009 greifen könnten.
Sowell wittert eine ganz andere, langfristige Strategie der Demokraten: die Umwandlung der Vereinigten Staaten in eine Staatswirtschaft. "In der politischen Arena herrscht weiterhin dieselbe Vision eines Mikromanagements durch die Politik, die den Immobilienmarkt, und am Ende die ganze Wirtschaft, auf den Weg zum Ruin geschickt hat", klagt der Ökonom.
Wer Sowells Buch liest, kommt nicht umhin, seine Bitternis nachzuempfinden. In fünf trotzdem mit leichter Feder geschriebenen Kapiteln listet der Autor, der in seiner Heimat nachgerade Kultstatus genießt, die politischen Fehler der Vergangenheit akribisch auf. In dieser Zusammenschau wird die Krise erkennbar als das schier unausweichliche Ergebnis einer Kette verfehlter Interventionen, die wegen ihrer unbeabsichtigten Nebenwirkungen immer weitere Eingriffe nach sich ziehen mussten.
Auch wenn man längst weiß um die völlig überzogene staatliche Förderung des Wohneigentums in Amerika, lohnt sich die Lektüre. Denn Sowell nennt Details, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Er erzählt nicht nur, wie restriktive Bebauungspläne die Spirale der Grundstückspreise in vielen Gegenden - besonders in Kalifornien - künstlich in Gang setzten, unter dem Vorwand des Naturschutzes und mit dem Effekt der sozialen Gettobildung.
Er beschreibt auch, wie das amerikanische Steuerrecht massive Anreize dazu gab, privates Hauseigentum zu beleihen - was nach Platzen der Blase für viele Haushalte zu einer existentiellen Bedrohung geworden ist. Und vor allem berichtet er, wie der Staat in den neunziger Jahren begann, wachsenden Druck auf die Banken aufzubauen, um den "Community Reinvestment Act" von 1977 mit Leben zu füllen.
Dieses Gesetz ermächtigte die Aufsichtsbehörden, Kreditinstitute nachdrücklich "zu ermutigen", die "Kreditbedürfnisse der lokalen Gemeinschaften" zu befriedigen. Dies wurde als Instrument der Antidiskriminierungspolitik genutzt. Wie Sowell schreibt, setzten die Behörden willkürliche Kreditvergabequoten, angeblich zugunsten von Minderheiten und unteren Einkommensschichten, drastisch durch. Eine Bank, die nicht genug Kredite an die "afroamerikanische" Kundschaft herausreichte, habe etwa aus diesem Grund den Zugang zum Investmentgeschäft verwehrt bekommen.
Eine diskriminierende Kreditvergabe durch die Banken findet Sowell, der selbst dunkler Hautfarbe ist, freilich logisch nicht plausibel - und kann sie auch in der Statistik nicht erkennen. Politisch sei hier nichts anderes am Werk gewesen als eine so anmaßende wie populistische "soziale Kreuzzugsmentalität", welche die Rechenhaftigkeit im Finanzwesen ausgehebelt habe.
Sowell spricht die Wall Street durchaus nicht von ihrer Mitschuld an der gegenwärtigen Krise frei. Ihre Fehler seien jedoch strukturell nachgelagert. Deshalb müssten Selbsthinterfragung und Selbstanklage nicht nur dort stattfinden, sondern auch und gerade an der ursprünglichen Quelle des Übels: in der Politik. Aber davon ist nicht viel zu sehen.
KAREN HORN
Die Verfasserin leitet das Hauptstadtbüro des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Thomas Sowell warnt vor vergangenen Politikfehlern
Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Der Ökonom Thomas Sowell schließt sich dieser Meinung nicht an. Wenn Erfahrungen aus der Vergangenheit ignoriert würden, könne sich Geschichte sehr wohl auf fatale Weise wiederholen, warnt er. Auch gegen eine Neuauflage der "Großen Depression" der dreißiger Jahre im Hinblick auf Dauer, Tiefe und Schwere sei die Welt nicht gefeit, wenn die Politik dieselben Fehler begehe wie einst.
Das heißt für ihn vor allem: Hände weg vom "New Deal"! Wenn sich der amerikanische Präsident Barack Obama ein Vorbild an der damaligen Strategie von Franklin D. Roosevelt nehme, schlage sie einen gefährlichen Irrweg ein, warnt Sowell, der als Senior Fellow an der Hoover Institution in Stanford wirkt und sich gern als Zerstörer öffentlicher Mythen betätigt.
Der Interventionismus des New Deal habe mitnichten erreicht, was man ihm zuschreibe. In den ersten sieben Jahren unter Roosevelt sei die Arbeitslosigkeit trotz großer Beschäftigungs- und Ausgabenprogramme zweistellig geblieben. Kein Wunder: "Das Geld dafür war der Privatwirtschaft entzogen, und das drückte auf Nachfrage und Beschäftigung." Als weitere verfehlte Maßnahmen nennt Sowell Protektionismus, Preis- und Lohnkontrollen, die Aufgabe des Goldstandards und die Schaffung von halbstaatlichen und daher marktfremden Institutionen wie Freddie Mac und Fannie Mae.
Zudem habe Roosevelt ad hoc auf dem Verordnungswege regiert; jede Berechenbarkeit habe gefehlt. Dies habe auch John Maynard Keynes erkannt, der befürchtete, allzu viele Eingriffe könnten das Vertrauen der Wirtschaft schädigen und ihre Aktivität schwächen. Genau dies sei eingetreten. Der Staat habe der wirtschaftlichen Unsicherheit noch die politische Unsicherheit hinzugefügt; dies habe die Krise verlängert.
Auch der so geläufigen wie irritierenden These, erst der Krieg habe die Große Depression beendet, rückt Sowell zu Leibe. Die damalige Verbesserung der Arbeitslosenzahlen gehe einerseits auf den nicht eben nachahmenswerten Umstand zurück, dass der Kriegseinsatz 12 Millionen Männer aus dem Bestand der Erwerbspersonen abgezogen habe. Andererseits sei das Budgetdefizit zum Zeitpunkt des Kriegseintritts Amerikas schon deutlich geringer gewesen als im Jahre 1936.
Zusätzliche Militärausgaben hätten den Karren also nicht aus dem Dreck gezogen. Wie Roosevelt selbst formuliert habe, sei vielmehr "Dr. Win-the-War" an die Stelle von "Dr. New Deal" getreten. Weil er auf die Rüstungsindustrie angewiesen gewesen sei, habe Roosevelt seinen wirtschaftsfeindlichen Kurs aufgegeben: "Der Krieg beendete den New Deal - und das Ende des New Deal sah dann die Wirtschaft sich erholen."
Die aktuellen fiskalpolitischen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung sieht Sowell entsprechend skeptisch. Angesichts politischer Experimente stellten Bürger und Wirtschaft Konsum und Investitionen ein; die Konjunkturprogramme müssten also verpuffen. Sie seien aber auch gar nicht so ausgelegt, dass sie noch im Jahre 2009 greifen könnten.
Sowell wittert eine ganz andere, langfristige Strategie der Demokraten: die Umwandlung der Vereinigten Staaten in eine Staatswirtschaft. "In der politischen Arena herrscht weiterhin dieselbe Vision eines Mikromanagements durch die Politik, die den Immobilienmarkt, und am Ende die ganze Wirtschaft, auf den Weg zum Ruin geschickt hat", klagt der Ökonom.
Wer Sowells Buch liest, kommt nicht umhin, seine Bitternis nachzuempfinden. In fünf trotzdem mit leichter Feder geschriebenen Kapiteln listet der Autor, der in seiner Heimat nachgerade Kultstatus genießt, die politischen Fehler der Vergangenheit akribisch auf. In dieser Zusammenschau wird die Krise erkennbar als das schier unausweichliche Ergebnis einer Kette verfehlter Interventionen, die wegen ihrer unbeabsichtigten Nebenwirkungen immer weitere Eingriffe nach sich ziehen mussten.
Auch wenn man längst weiß um die völlig überzogene staatliche Förderung des Wohneigentums in Amerika, lohnt sich die Lektüre. Denn Sowell nennt Details, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Er erzählt nicht nur, wie restriktive Bebauungspläne die Spirale der Grundstückspreise in vielen Gegenden - besonders in Kalifornien - künstlich in Gang setzten, unter dem Vorwand des Naturschutzes und mit dem Effekt der sozialen Gettobildung.
Er beschreibt auch, wie das amerikanische Steuerrecht massive Anreize dazu gab, privates Hauseigentum zu beleihen - was nach Platzen der Blase für viele Haushalte zu einer existentiellen Bedrohung geworden ist. Und vor allem berichtet er, wie der Staat in den neunziger Jahren begann, wachsenden Druck auf die Banken aufzubauen, um den "Community Reinvestment Act" von 1977 mit Leben zu füllen.
Dieses Gesetz ermächtigte die Aufsichtsbehörden, Kreditinstitute nachdrücklich "zu ermutigen", die "Kreditbedürfnisse der lokalen Gemeinschaften" zu befriedigen. Dies wurde als Instrument der Antidiskriminierungspolitik genutzt. Wie Sowell schreibt, setzten die Behörden willkürliche Kreditvergabequoten, angeblich zugunsten von Minderheiten und unteren Einkommensschichten, drastisch durch. Eine Bank, die nicht genug Kredite an die "afroamerikanische" Kundschaft herausreichte, habe etwa aus diesem Grund den Zugang zum Investmentgeschäft verwehrt bekommen.
Eine diskriminierende Kreditvergabe durch die Banken findet Sowell, der selbst dunkler Hautfarbe ist, freilich logisch nicht plausibel - und kann sie auch in der Statistik nicht erkennen. Politisch sei hier nichts anderes am Werk gewesen als eine so anmaßende wie populistische "soziale Kreuzzugsmentalität", welche die Rechenhaftigkeit im Finanzwesen ausgehebelt habe.
Sowell spricht die Wall Street durchaus nicht von ihrer Mitschuld an der gegenwärtigen Krise frei. Ihre Fehler seien jedoch strukturell nachgelagert. Deshalb müssten Selbsthinterfragung und Selbstanklage nicht nur dort stattfinden, sondern auch und gerade an der ursprünglichen Quelle des Übels: in der Politik. Aber davon ist nicht viel zu sehen.
KAREN HORN
Die Verfasserin leitet das Hauptstadtbüro des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main