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Parker ohne Vorname, ohne Biographie ist ein Einzelgänger, professionell bis zur Perfektion als Verbrecher. Doch vor zehn Monaten wurde er bei einem Waffendeal von seiner eigenen Frau verraten, die mit Mal Resnick, einem Großmaul aus dem Verbrechersyndikat, gemeinsame Sache machte. Jetzt ist Parker zurück in der Stadt, ein einsamer Jäger, der nach allen Regeln der Kunst Rache nimmt. "The Hunter" wurde 1967 unter dem Titel "Point Blank" von John Boorman mit Lee Marvin verfilmt.

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Produktbeschreibung
Parker ohne Vorname, ohne Biographie ist ein Einzelgänger, professionell bis zur Perfektion als Verbrecher. Doch vor zehn Monaten wurde er bei einem Waffendeal von seiner eigenen Frau verraten, die mit Mal Resnick, einem Großmaul aus dem Verbrechersyndikat, gemeinsame Sache machte. Jetzt ist Parker zurück in der Stadt, ein einsamer Jäger, der nach allen Regeln der Kunst Rache nimmt. "The Hunter" wurde 1967 unter dem Titel "Point Blank" von John Boorman mit Lee Marvin verfilmt.
Autorenporträt
Richard Stark was one of the many pseudonyms of Donald E. Westlake (1933-2008), a prolific author of crime fiction. In 1993, the Mystery Writers of America bestowed the society's highest honor on Westlake, naming him a Grand Master.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2015

Einsam muss der Jäger sein
Zwei Gründerväter des Noir und zwei Selbstvermarkter

Man kann es einmal mit Quentin Tarantino versuchen - vielleicht hilft das ja. "The Hunter ist ein Klassiker und hat mich stark beeinflusst." So prangt es auf der blutroten Bauchbinde, die der Zsolnay Verlag dem Roman von Richard Stark spendiert hat, der im Original 1964 unter dem Titel "The Hunter" erschienen ist und den die Wiener Tochter des Hanser Verlags am heutigen Montag unter dem Originaltitel auf den Markt bringt, immerhin und zum Glück für die in der Regel nicht verwöhnten Krimileser übersetzt von Nikolaus Stingl (Richard Stark: "The Hunter", Zsolnay Verlag, Wien 2015, 191 S., geb., 17,90 [Euro]).

Das Buch gab es schon früher auf Deutsch, erstmals 1968 bei Ullstein unter dem Titel "Jetzt sind wir quitt"; die Verfilmung John Boormans lief unter dem Titel "Point Blank"; eine Neuauflage bei Ullstein nannte sich 1999 "Payback", so als wäre es gerade egal, was Donald E. Westlake, der sich hinter dem Pseudonym Richard Stark verbirgt, bei der Titelgebung eingefallen ist. Ob "Der Jäger" zu banal geklungen hätte? Vermutlich, nennt sich doch der coole Berufsverbrecher, der zwischen 1962 und 2008 in zwei Dutzend schwarzen Fällen sein fiktionales Unwesen trieb, einfach nur Parker. Er ist spezialisiert auf Raubüberfälle, die er in kleinen Teams organisiert; er hat es auf Banken, Geldtransporte, Juwelierläden abgesehen. Nach getaner Arbeit zieht er sich in ein Urlaubshotel - später in sein Haus am See - zurück und kommt erst wieder hervor, wenn "sein Bargeldbestand unter fünftausend Dollar sank. Er war nie mit einem seiner Jobs in Verbindung gebracht worden, und es gab auf der ganzen Welt keine Polizeiakte über ihn."

Menschen zu töten, das macht er nur, wenn etwas schiefläuft, aber leider läuft eben immer etwas schief, obwohl die Beutezüge akribisch ausgespäht und vorbereitet werden. Gleich mit seinem ersten Auftritt feiert er eine Art Auferstehung: Er hat überlebt, als seine Frau auf ihn schoss, weil ein Mitglied des Verbrechersyndikats namens Outfit sie vor die Wahl stellte - du oder er. Und nun ist Parker zurück in New York, um Rache zu nehmen und sich die 45 000 Dollar wiederzuholen, um die ihn Mal Resnick, aufstiegswilliges Syndikats-Mitglied, aber ein "Angeber und Feigling", beim letzten gemeinsamen Job geprellt hat. Parker, der ehrliche Gangster, der nur will, was ihm zusteht - man folgt ihm immer mit Hingabe bei seiner Abrechnungstour; und dem Zsolnay Verlag sei Dank, dass er uns nun schon zum neunten Mal daran teilnehmen lässt.

Noch eine Ausgrabung, diesmal sogar mit mehr als fünf Jahrzehnten Verspätung zum ersten Mal auf Deutsch: Jim Thompsons Roman "Die Verdammten" (Heyne Hardcore, 302 S., br., 9,99 [Euro]) führt in die flirrend heiße Wüste des westlichen Texas, in die Schatten der Bohrtürme, wo die Zivilisation ein sehr dünner Firnis ist. Der heißblütige Tom Lord, Deputy Sheriff aus alteingesessener Familie, stört die Geschäfte der Ölgesellschaft. Als er bei einem Kampf aus Versehen einen Bohrmeister erschießt, ist er selbst zum Abschuss freigegeben. "Der Abstieg ist immer einfach. Es hatte Jahrhunderte sorgsamer Aufzucht und ein kleines Vermögen gebraucht, um das aus ihm zu machen, was er war. Nun dauerte es weniger als ein Jahr, um ihn vollständig zu demontieren" - epische Wucht und alle Zutaten der Noir-Serie verbinden sich bei Thompson zu einem Drama vor einer Kulisse, die den Akteuren wenig Spielraum lässt.

Um in der Flut der Neuerscheinungen aufzufallen, greifen Autoren mittlerweile zu ausgefeilten PR-Gags. Dass ausgerechnet James Patterson, der in puncto Auflage den Weltspitzenplatz besetzt hält, vorangeht, ist keine Überraschung - er kommt ursprünglich aus der Werbebranche. Für sein neues Buch "Private Vegas" geht er indes ganz neue Wege. Eintausend Exemplare der auf seiner Homepage zu erwerbenden E-Book-Ausgabe haben einen virtuellen Zeitzünder, der das Buch nach vierundzwanzig Stunden löscht; ein einziges gedrucktes Exemplar zum Stückpreis von knapp 300 000 Dollar wird ebenfalls nach dieser Frist explodieren, aber nicht nur virtuell, sondern richtig, wenn auch unter fachkundiger Aufsicht eines Sprengkommandos. Als Entschädigung gibt es ein Abendessen mit dem Autor und ein goldenes Opernglas.

Niemand wird behaupten, dass Tirol ein zentraler Punkt auf der Weltkrimikarte ist, aber auch dort denkt man über crossmediale Vermarktung nach. So hört die ermittelnde LKA-Beamtin Songs im Radio oder aus Nachbarwohnungen, die von ihrem Erfinder stammen. Denn der Innsbrucker Songschreiber Joe Fischler trägt bei Lesungen seines ersten Alpenkrimis "Veilchens Winter" (Haymon, Innsbruck 2015, 286 S., 9,95 [Euro]) Eigenkomponiertes auf der Gitarre vor. Das macht das Buch allerdings keinesfalls zu einer Empfehlung. Wer Bosna mit "gewürzte Bratwurst im Brotmantel" eindeutschen zu müssen glaubt, mag sachlich nicht falsch liegen, sollte aber dringend bei den eingangs erwähnten Altmeistern Nachhilfe nehmen. Ein Beispiel, wie sehr die hemmungslose Sehnsucht vieler Verlage nach Regionalkrimis deren Urteilskraft trübt.

HANNES HINTERMEIER

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2015

Drive der Verwüstung
Der erste Parker-Roman von Richard Stark
Ein Mann kommt in die Stadt, um ein paar Dinge zu erledigen. So beginnen sie ja immer, die großen Rachegeschichten. Aber zu Fuß über die George Washington Bridge nach Manhattan hinein, um acht Uhr morgens, als Wanderer am Rand des Berufsverkehrs? Nüchterner und fußläufiger ist wohl selten eine Figur in den Kanon der Literatur eingetreten. Und doch ist klar, schon von der ersten Seite an: Parker ist einer der Großen in seinem Geschäft. So pragmatisch und hartgesotten, dass er nicht einmal einen Vornamen braucht.
  „Seine Hände, die mit leicht gekrümmten Fingern an seinen Seiten schwangen, sahen aus, als wären sie aus braunem Lehm modelliert, von einem Bildhauer, der groß dachte und Adern mochte.“ Schon sieht man ihn vor sich, aufs Äußerste reduziert und tödlich, der Killer als Giacometti-Figur. Und wie Giacomettis schreitende Männer hat Parker, einmal in Bewegung gesetzt, die Aura der Unaufhaltsamkeit.
  Weiter heißt es: „Frauen, die auf dem Weg ins Büro waren, sahen ihn an und spürten Vibrationen oberhalb ihrer Nylons.“ Moderner und direkter müsste man wohl sagen, sie wurden feucht im Schritt. Was durchaus bemerkenswert ist, wenn man im Berufsverkehr an einem Mann vorbeifährt, den man nur von hinten sieht. Eine historische Figur, erfunden im Jahr 1962, und die Nylons, die er da zum Vibrieren bringt, stammen aus den Fünfzigern.
  Wie auch das ganze Welt- und – vorsichtig ausgedrückt – nicht mehr ganz aktuelle Frauenbild des Autors Donald E. Westlake (1933 bis 2008). Aber damals fing er eben an, pragmatisch und geradlinig, als Pulp-Schreiber und Softsex-Autor, für jedes Genre hatte er ein eigenes Pseudonym, und als er Parker schuf, wurde auch sein Alias kurz, schnell und hart – da nannte er sich Richard Stark. Im Lauf der Jahre legte Westlake dann 23 Parker-Romane hin, den ersten Schwung bis Mitte der Siebzigerjahre, dann ging es Ende der Neunziger wieder los. Seitdem ist auch der Zsolnay-Verlag an Bord, der hier, mit neuer Übersetzung von Nikolaus Stingl, Grundlagenarbeit leistet. „The Hunter“ war 1962 der erste Band, 1967 hat ihn John Boorman unter dem Titel „Point Blank“ auf die Kinoleinwand gebracht, Parkers Eintrittskarte in die Welt der Hardboiled-Klassiker.
  Wobei das Cover, das Lee Marvin in „Point Blank“ zeigt, wie er im ausgetrockneten Betonbett des Los Angeles River steht, doch in die Irre führt. „Point Blank“ ist tatsächlich ein Film, in dem die Topografie von Los Angeles eine entscheidende Rolle spielt, „The Hunter“ aber ist ein New- York-Roman durch und durch. Allein die Beschreibungen der Orte, die Parker aufsucht, sind Kleinodien der Verdichtung, Rohdiamanten aus dem Staub der Stadt gepresst: „Tagsüber liegt der Schatten der Manhattan Bridge auf den Fenstern von Landau’s Bar and Grill. Nachts gibt es zu viele Schatten, als dass sich der Ursprung eines einzelnen feststellen ließe.“ Gleich danach wird in Landau’s Bar ein schmieriger Typ unter Druck gesetzt, um eine Information aus ihm herauszupressen. Parker, der von gelegentlichen, gut geplanten Raubüberfällen lebt, ist von seiner Frau und seinem Komplizen Mal hintergangen worden, nach einem erfolgreichen Massaker an südamerikanischen Revolutionären, denen sie alles Geld für einen Waffendeal abnahmen. Zweimal hat die Frau auf Parker geschossen, dann aber nicht nachgeprüft, ob er wirklich tot war, ein schwerer Fehler.
  Jetzt zieht Parker eine Spur der Verwüstung durch New York. Seine Frau bringt sich um, nachdem dieser Wiedergänger von den Toten sie nur ein wenig in die Mangel genommen hat. Als Parker einmal in Fahrt ist, hat er auch mit dem Tod des Verräters Mal noch nicht genug – dann legt er sich mit dem „Outfit“ an, für den Mal arbeitete. Dieses „Outfit“ ist eine der unpersönlichsten Mafiaorganisationen der Kriminalliteratur – und darin dann wieder sehr modern. Das muss vor allem Mal erfahren, der früh vor Parker gewarnt wird. Seine Idee, auf die Solidarität des Mobs zu vertrauen, erweist sich als viel zu altmodisch und geradezu lächerlich. Denn der Vorgesetzte, ein Managertyp, der beim Sprechen gern ein Zelt mit den Händen macht, ähnlich der Merkel-Raute, erteilt ihm nur eine Lektion in lupenreiner Kapitalisten-Logik: „Sie haben zugelassen, dass ein Bereich Ihres Privatlebens zu einer möglichen Gefahr für die Organisation wird.“ Das könne eigentlich nur darauf hindeuten, „dass Sie nicht unsere Sorte von Mann sind“.
  Bei Gegnern ohne jede Solidarität ist klar, dass Parker am Ende eben doch die stärkere Macht ist, als Einzelgänger, der grundsätzlich nur auf sich selbst vertraut. So unaufhaltsam ist der Drive dieses amerikanischen Individualisten, dass auch der Autor Westlake, bis zu seinem Tod im Jahr 2008, ihn praktisch nie mehr ganz losgeworden ist. Und Parker lebt weiter, immer noch, wie auch diese schöne neue Übersetzung wieder beweist.
TOBIAS KNIEBE
Frauen spürten Vibrationen
oberhalb ihrer Nylons
beim Anblick Parkers
  
  
  
  
Richard Stark:
The Hunter. Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2015.
192 Seiten, 17,90 Euro. E-Book 13,99 Euro.
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