Wie sind die Verfolgung nationaler Ziele und das Prinzip wissenschaftlicher Selbstverwaltung zu vereinbaren? Der Diskussion dieser Frage war ein Symposium gewidmet, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Nationale Naturwissenschaftliche Stiftung Chinas (NSFC) im März 1999 in Berlin veranstalteten. Namhafte Vertreter, zumeist die Präsidenten deutscher, einer schweizerischen und chinesischer Wissenschaftsorganisationen und Universitäten sowie der entsprechenden Ministerien nahmen an dieser Veranstaltung teil, die im Rahmen einer Reihe von forschungspolitischen deutsch-chinesischen Symposien stattfand. Dem Symposium vorausgegangen waren zwei Veranstaltungen in dieser Reihe. Die erste Veranstaltung hatte 1995 in Beijing zum Thema Wissenschaftsmanagement und Forschungsförderung stattgefunden, die zweite ebenfalls in Beijing zum Thema Peer Review und Evaluation. Die Vorträge zeigen, dass die Entwicklungsstrategien der chinesischen Regierung in neuester Zeit auf eine n och stärkere Prioritätensetzung in der Forschung zielen, als dies in den bisherigen Mehrjahresplänen der Fall war. Die Bestimmung der Forschungsprioritäten wird seit 1996 in China durch einen Lenkungsausschuss für das Studium der Prioritätensetzung organisiert und koordiniert. Im allgemeinen wird der Bildungs- und Forschungssektor in China in den letzten Jahren nach der Devise ?Wissenschaft und Bildung bringen das Land zur Blüte? verstärkt unterstützt. Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft wird bekanntlich nach dem Bottom Up-Prinzip gehandelt, das heißt, dass die Forschungsinitiativen prinzipiell von den Wissenschaftlern selbst ausgehen. Aber auch hier gibt es Rahmenbedingungen, die von der deutschen Regierung und der DFG geschaffen werden, beispielsweise durch besondere Programme zur Nachwuchsförderung, zur Förderung der früheren Selbständigkeit von Wissenschaftlern und Förderinstrumente wie Schwerpunktprogramme und Sonderforschungsbereiche. In den Diskussi onen wird deutlich, dass der Freiheit der Grundlagenforschung in beiden Ländern großes Gewicht beigemessen wird. Der Band gibt aus erster Hand einen aktuellen Einblick in die Wissenschaftspolitik Chinas und Deutschlands im Vergleich und kann zugleich als Einführung in die Wissenschaftssysteme beider Länder gelesen werden. Er sollte in keiner forschungspolitisch orientierten Bibliothek fehlen.