An illuminating account of animal migration and the stunning new science that reveals their infinite, untapped knowledge.
"A loving ode to science itself, told with wit and wonder."-Thor Hanson, author of Hurricane Lizards and Plastic Squid
What do animals know that we don't? How do elephants detect tsunamis before they happen? How do birds predict hurricanes? In The Internet of Animals, renowned scientist Martin Wikelski convincingly argues that animals possess a unique "sixth sense" that humans are only beginning to grasp ...
All we need to do is give animals a voice and our perception of the world could change forever. That's what author Martin Wikelski and his team of scientists believe, and this book shares their story for the first time. As they tag animals around the world with minuscule tracking devices, they link their movements to The International Space Station, which taps into the 'internet of animals': an astonishing network of information made up of thousands of animals communicating with each other and their environments. Called the International Cooperation for Animal Research Using Space, or ICARUS, this phenomenal project is poised to change our world.
Down on the ground, Wikelski describes animals' sixth sense first-hand. Farm animals become restless when earthquakes are imminent. Animals on the African plains sense when poachers are on the move. Frigatebirds in South America depart before hurricanes arrive ...
As Wikelski shows, animal migratory rhythms are not triggered by genes encoded in their DNA, as previously thought, but by elaborate cultures that are long established. What does this mean for humans? It means that, by paying attention to animal cultures, we can learn more about our environments. We can better prepare for natural disasters, such as earthquakes, floods, and hurricanes. Most of all, we can learn to live alongside animals in harmony for the betterment of our future, their future, and the future of the planet.
"A loving ode to science itself, told with wit and wonder."-Thor Hanson, author of Hurricane Lizards and Plastic Squid
What do animals know that we don't? How do elephants detect tsunamis before they happen? How do birds predict hurricanes? In The Internet of Animals, renowned scientist Martin Wikelski convincingly argues that animals possess a unique "sixth sense" that humans are only beginning to grasp ...
All we need to do is give animals a voice and our perception of the world could change forever. That's what author Martin Wikelski and his team of scientists believe, and this book shares their story for the first time. As they tag animals around the world with minuscule tracking devices, they link their movements to The International Space Station, which taps into the 'internet of animals': an astonishing network of information made up of thousands of animals communicating with each other and their environments. Called the International Cooperation for Animal Research Using Space, or ICARUS, this phenomenal project is poised to change our world.
Down on the ground, Wikelski describes animals' sixth sense first-hand. Farm animals become restless when earthquakes are imminent. Animals on the African plains sense when poachers are on the move. Frigatebirds in South America depart before hurricanes arrive ...
As Wikelski shows, animal migratory rhythms are not triggered by genes encoded in their DNA, as previously thought, but by elaborate cultures that are long established. What does this mean for humans? It means that, by paying attention to animal cultures, we can learn more about our environments. We can better prepare for natural disasters, such as earthquakes, floods, and hurricanes. Most of all, we can learn to live alongside animals in harmony for the betterment of our future, their future, and the future of the planet.
Frankfurter Allgemeine ZeitungAm Puls des Planeten
Werden die Kühe unruhig, ist Obacht geboten: Martin Wikelski überwacht Vögel, Säuger und Insekten vom Weltraum aus. Mit den gesammelten Daten will er ein Internet der Tiere etablieren, das auch Menschen zugutekommt.
Von Kai Spanke
In seiner Laufbahn als Biologe hat Martin Wikelski die größte Überraschung erlebt, als er mit Walhaien schwimmen war. Vom Osten Mexikos aus fuhr er mit einem Kollegen aufs offene Meer. Winziges Boot. Mehr als zwei Stunden Reisezeit. Zuerst sahen sie fünf, bald zehn, dann dreißig, am Ende mindestens vierzig Exemplare. Spektakulär, keine Frage, aber diese Versammlung der größten Fische der Welt war nicht die Überraschung. Als Wikelski von einem seiner Tauchgänge zurück an die Wasseroberfläche kam, hörte er nämlich ein vertrautes Geräusch. Er schaute in den Himmel und sah einen Pieperwaldsänger. Der etwa fünfzehn Zentimeter kleine Singvogel war offensichtlich unterwegs nach Süden. Keine Besonderheit, die Reise unternehmen er und seine Artgenossen jedes Jahr.
Dann wurde es interessant. Der Vogel setzte zum Sinkflug an. Aha, dachte Wikelski, er will bestimmt auf dem Boot rasten. Doch der Pieperwaldsänger hatte andere Pläne. Er landete im Ozean. Naheliegender Gedanke: Die Fettreserven reichen nicht, hier endet die Reise. Die Walhaie waren jetzt nicht mehr so wichtig, und der Biologe schwamm zu dem Absturzopfer, das sich mit ausgebreiteten Flügeln auf den Wellen hielt - Köpfchen über Wasser. Plötzlich flog der Vogel ab und landete in einiger Entfernung zum zweiten Mal. Vermutung: Mit letzter Kraft hat er sich vor Wikelski in Sicherheit gebracht. Also alles von vorne. Der Forscher schwamm los und suchte den Vogel, der erhobenen Hauptes auf dem Meer trieb. Allerdings nicht mehr lange. Er tschilpte, erhob sich, gewann an Höhe und setzte seinen Zug Richtung Süden fort.
"Alles, was ich zu wissen glaubte, war von diesem Pieperwaldsänger über Bord geworfen worden", schreibt Wikelski in seinem lesenswerten Buch über das "Internet of Animals". Er wolle nun nicht behaupten, dass alle Singvögel während ihrer Trips in die Brutgebiete und Winterquartiere auf dem Wasser Zwischenstopps einlegen, aber die Beobachtung bedeutet für ihn doch, dass hinterfragt werden will, "was wir vom Vogelzug über natürliche Hindernisse hinweg zu wissen glaubten". Man könne nun etwa annehmen, dass Modelle über das Reisetempo von Singvögeln, die auf einem Nonstop-Flug über Ozeane basieren, falsch sind. Was, wenn Wasserlandungen bei einigen Arten zum normalen Erholungsprogramm gehören? Wie oft kommt eine solche Rast vor? Welche Rolle spielen Wind, Temperatur oder die bereits zurückgelegte Strecke?
Das Erlebnis mit dem Pieperwaldsänger erinnert daran, dass der Zufall in der Wissenschaft dazugehört. Und es lässt in Wikelski eine Überzeugung reifen, die hochgegriffen klingt, von manchem Kollegen mit Argwohn zur Kenntnis genommen werden dürfte, dabei gleichwohl die immer häufiger geäußerte Einsicht ernst nimmt, auch bei nichtmenschlichen Lebewesen handle es sich keineswegs um Automaten, sondern um Individuen: "Wir sollten jedem einzelnen dieser Tiere eine Stimme geben." Natürlich ist das so umfassend nicht möglich, doch den Versuch, dieses Ziel, so gut es geht, zu erreichen, unternimmt der Autor seit mehr als zwanzig Jahren immer wieder. Wikelski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, steht den Vögeln besonders nahe, kümmert sich aber ebenso um Säuger und Insekten.
Wer im Bilde sein möchte über das Verhalten von Wildtieren, die an unterschiedlichen Orten der Welt leben, muss sie mit einem Trackinggerät bestücken und die gesammelten Daten auswerten. Auf die eine oder andere Art geschieht das seit Jahrzehnten. Wikelski etwa hat in den Neunzigern mit einem Kollegen auf Barro Colorado, einer künstlichen, rund fünfzehn Quadratkilometer großen Insel, die beim Bau des Panamakanals entstanden ist, Nasenbären und Ozelote, Faultiere und Agutis, Spechte und Schneebussarde mittels Radiotelemetrie beobachtet. Dazu bauten die Forscher sieben Antennenmasten auf, die über die Baumwipfel hinausragten. Die Signale der Sender, mit denen die Tiere ausgestattet wurden, erreichten die Antennen aus verschiedenen Richtungen und Entfernungen. Mithilfe des Laufzeitunterschieds und des Empfangswinkels konnte man genaue Positionen ermitteln. Eine aufwendige Arbeit, die unter anderem zeigte, dass einzelne Tiere fortwährend unterwegs waren und in ständigem Austausch miteinander standen.
Dabei wurde ein Problem der Feldökologie immer deutlicher: Der Erkenntnisgewinn bleibt überschaubar, wenn man sich mit nur einer Art in einem Gebiet beschäftigt, denn viele Tiere sind mobiler, als man lange Zeit angenommen hatte. Bis heute ist über etliche Migrationssysteme auf der Welt so gut wie nichts bekannt. Hier kommt ICARUS ins Spiel, die International Cooperation for Animal Research Using Space. Dabei handelt es sich um ein satellitengestütztes Telemetriesystem, das Wikelski federführend vorangetrieben hat und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der russischen Weltraumorganisation Roskosmos und der Max-Planck-Gesellschaft unterstützt wurde. Die nötige Ausrüstung hat man vor sechs Jahren zur Internationalen Raumstation geschafft. Seit dem Überfall auf die Ukraine ist die Zusammenarbeit mit Russland beendet. Ein neuer Empfänger soll im Herbst 2024 mit der Datenerfassung beginnen.
Wikelski schreibt mal mit sachlicher Strenge, mal mit kindlicher Begeisterung. Er weiß manches zu berichten über Meetings mit den russischen Kollegen, nicht aus der Welt zu schaffendes Misstrauen, Verschwörungsdenken, technische Probleme, Rückschläge, Frustration, Erfolgserlebnisse und den Nutzen seines Projekts. Die Idee, Amseln, Nashörner oder Schmetterlinge vom All aus zu beobachten, um so den "Puls des Planeten" zu fühlen, will gut begründet sein. Da wird der Hinweis, dass die Erforschung von Tieren vor hundertfünfzig Jahren mit Charles Darwin und Alfred Russel Wallace erst richtig in die Gänge gekommen sei und jetzt intensiver mit Messungen von Temperatur, Luftdruck und Höhe vorangetrieben werden müsse, nicht jeden wirklich überzeugen.
Ein besseres Argument ist die Seuchenprävention. Wikelski und sein Team hatten vor einiger Zeit bei Wildschweinen in Deutschland eine Merkwürdigkeit registriert: Die Tiere bewegten ihre Ohren, an denen die Sender befestigt waren, plötzlich langsamer. Sofortige und korrekte Diagnose: "Afrikanische Schweinepest". Misst man das Verhalten von Tieren, die Gefahr wittern, kann sogar eine Kuh zum Frühwarnsystem werden. Zum Beispiel Berta. Ihr Zuhause ist ein italienischer Bauernhof. Nach einem Erdbeben besenderten Wikelski und seine Lebensgefährtin das Tier und einige Stallgenossen, um zu überprüfen, wie die Reaktionen auf weitere Erschütterungen ausfallen. Die Daten sprachen für sich: Stunden vor dem nächsten Beben waren die Tiere "wie erstarrt gewesen, was wiederum die Hunde in extreme Unruhe versetzt hatte". Dann begannen die Kühe unruhig zu werden, und für eine Stunde war das "Aktivitätsniveau aller Tiere um etwa fünfzig Prozent erhöht".
Wikelski möchte ein für jedermann nützliches Internet der Tiere etablieren, dessen Leistungsfähigkeit sich freilich noch nicht abschätzen lässt. Seine Vision ist, dem Wetterbericht nicht unähnlich, eine täglich neu erstellte "Momentaufnahme zum Zustand unseres Planeten". Das würde so klingen: "Schneegeier warnen vor einem aufziehenden Sturm, Mount-Everest-Expeditionen wird geraten, im Basislager zu bleiben. . . . Papageien, Ziegen, Füchse, Bienen und Schlangen rund um den Pinatubo auf den Philippinen verhalten sich unauffällig, für heute und morgen sind dort keine größeren vulkanischen Aktivitäten zu erwarten." Ob ein solcher Rapport über das Leben auf der Erde in Zukunft zum Alltag gehören wird, darf bezweifelt werden. Auf der anderen Seite hat ICARUS auch lange Zeit wie Science-Fiction angemutet.
Martin Wikelski: "The Internet of Animals". Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können.
Aus dem Englischen von Sven Dörper und Thomas Wollermann. Malik Verlag, München 2024. 320 S., Abb., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Werden die Kühe unruhig, ist Obacht geboten: Martin Wikelski überwacht Vögel, Säuger und Insekten vom Weltraum aus. Mit den gesammelten Daten will er ein Internet der Tiere etablieren, das auch Menschen zugutekommt.
Von Kai Spanke
In seiner Laufbahn als Biologe hat Martin Wikelski die größte Überraschung erlebt, als er mit Walhaien schwimmen war. Vom Osten Mexikos aus fuhr er mit einem Kollegen aufs offene Meer. Winziges Boot. Mehr als zwei Stunden Reisezeit. Zuerst sahen sie fünf, bald zehn, dann dreißig, am Ende mindestens vierzig Exemplare. Spektakulär, keine Frage, aber diese Versammlung der größten Fische der Welt war nicht die Überraschung. Als Wikelski von einem seiner Tauchgänge zurück an die Wasseroberfläche kam, hörte er nämlich ein vertrautes Geräusch. Er schaute in den Himmel und sah einen Pieperwaldsänger. Der etwa fünfzehn Zentimeter kleine Singvogel war offensichtlich unterwegs nach Süden. Keine Besonderheit, die Reise unternehmen er und seine Artgenossen jedes Jahr.
Dann wurde es interessant. Der Vogel setzte zum Sinkflug an. Aha, dachte Wikelski, er will bestimmt auf dem Boot rasten. Doch der Pieperwaldsänger hatte andere Pläne. Er landete im Ozean. Naheliegender Gedanke: Die Fettreserven reichen nicht, hier endet die Reise. Die Walhaie waren jetzt nicht mehr so wichtig, und der Biologe schwamm zu dem Absturzopfer, das sich mit ausgebreiteten Flügeln auf den Wellen hielt - Köpfchen über Wasser. Plötzlich flog der Vogel ab und landete in einiger Entfernung zum zweiten Mal. Vermutung: Mit letzter Kraft hat er sich vor Wikelski in Sicherheit gebracht. Also alles von vorne. Der Forscher schwamm los und suchte den Vogel, der erhobenen Hauptes auf dem Meer trieb. Allerdings nicht mehr lange. Er tschilpte, erhob sich, gewann an Höhe und setzte seinen Zug Richtung Süden fort.
"Alles, was ich zu wissen glaubte, war von diesem Pieperwaldsänger über Bord geworfen worden", schreibt Wikelski in seinem lesenswerten Buch über das "Internet of Animals". Er wolle nun nicht behaupten, dass alle Singvögel während ihrer Trips in die Brutgebiete und Winterquartiere auf dem Wasser Zwischenstopps einlegen, aber die Beobachtung bedeutet für ihn doch, dass hinterfragt werden will, "was wir vom Vogelzug über natürliche Hindernisse hinweg zu wissen glaubten". Man könne nun etwa annehmen, dass Modelle über das Reisetempo von Singvögeln, die auf einem Nonstop-Flug über Ozeane basieren, falsch sind. Was, wenn Wasserlandungen bei einigen Arten zum normalen Erholungsprogramm gehören? Wie oft kommt eine solche Rast vor? Welche Rolle spielen Wind, Temperatur oder die bereits zurückgelegte Strecke?
Das Erlebnis mit dem Pieperwaldsänger erinnert daran, dass der Zufall in der Wissenschaft dazugehört. Und es lässt in Wikelski eine Überzeugung reifen, die hochgegriffen klingt, von manchem Kollegen mit Argwohn zur Kenntnis genommen werden dürfte, dabei gleichwohl die immer häufiger geäußerte Einsicht ernst nimmt, auch bei nichtmenschlichen Lebewesen handle es sich keineswegs um Automaten, sondern um Individuen: "Wir sollten jedem einzelnen dieser Tiere eine Stimme geben." Natürlich ist das so umfassend nicht möglich, doch den Versuch, dieses Ziel, so gut es geht, zu erreichen, unternimmt der Autor seit mehr als zwanzig Jahren immer wieder. Wikelski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, steht den Vögeln besonders nahe, kümmert sich aber ebenso um Säuger und Insekten.
Wer im Bilde sein möchte über das Verhalten von Wildtieren, die an unterschiedlichen Orten der Welt leben, muss sie mit einem Trackinggerät bestücken und die gesammelten Daten auswerten. Auf die eine oder andere Art geschieht das seit Jahrzehnten. Wikelski etwa hat in den Neunzigern mit einem Kollegen auf Barro Colorado, einer künstlichen, rund fünfzehn Quadratkilometer großen Insel, die beim Bau des Panamakanals entstanden ist, Nasenbären und Ozelote, Faultiere und Agutis, Spechte und Schneebussarde mittels Radiotelemetrie beobachtet. Dazu bauten die Forscher sieben Antennenmasten auf, die über die Baumwipfel hinausragten. Die Signale der Sender, mit denen die Tiere ausgestattet wurden, erreichten die Antennen aus verschiedenen Richtungen und Entfernungen. Mithilfe des Laufzeitunterschieds und des Empfangswinkels konnte man genaue Positionen ermitteln. Eine aufwendige Arbeit, die unter anderem zeigte, dass einzelne Tiere fortwährend unterwegs waren und in ständigem Austausch miteinander standen.
Dabei wurde ein Problem der Feldökologie immer deutlicher: Der Erkenntnisgewinn bleibt überschaubar, wenn man sich mit nur einer Art in einem Gebiet beschäftigt, denn viele Tiere sind mobiler, als man lange Zeit angenommen hatte. Bis heute ist über etliche Migrationssysteme auf der Welt so gut wie nichts bekannt. Hier kommt ICARUS ins Spiel, die International Cooperation for Animal Research Using Space. Dabei handelt es sich um ein satellitengestütztes Telemetriesystem, das Wikelski federführend vorangetrieben hat und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der russischen Weltraumorganisation Roskosmos und der Max-Planck-Gesellschaft unterstützt wurde. Die nötige Ausrüstung hat man vor sechs Jahren zur Internationalen Raumstation geschafft. Seit dem Überfall auf die Ukraine ist die Zusammenarbeit mit Russland beendet. Ein neuer Empfänger soll im Herbst 2024 mit der Datenerfassung beginnen.
Wikelski schreibt mal mit sachlicher Strenge, mal mit kindlicher Begeisterung. Er weiß manches zu berichten über Meetings mit den russischen Kollegen, nicht aus der Welt zu schaffendes Misstrauen, Verschwörungsdenken, technische Probleme, Rückschläge, Frustration, Erfolgserlebnisse und den Nutzen seines Projekts. Die Idee, Amseln, Nashörner oder Schmetterlinge vom All aus zu beobachten, um so den "Puls des Planeten" zu fühlen, will gut begründet sein. Da wird der Hinweis, dass die Erforschung von Tieren vor hundertfünfzig Jahren mit Charles Darwin und Alfred Russel Wallace erst richtig in die Gänge gekommen sei und jetzt intensiver mit Messungen von Temperatur, Luftdruck und Höhe vorangetrieben werden müsse, nicht jeden wirklich überzeugen.
Ein besseres Argument ist die Seuchenprävention. Wikelski und sein Team hatten vor einiger Zeit bei Wildschweinen in Deutschland eine Merkwürdigkeit registriert: Die Tiere bewegten ihre Ohren, an denen die Sender befestigt waren, plötzlich langsamer. Sofortige und korrekte Diagnose: "Afrikanische Schweinepest". Misst man das Verhalten von Tieren, die Gefahr wittern, kann sogar eine Kuh zum Frühwarnsystem werden. Zum Beispiel Berta. Ihr Zuhause ist ein italienischer Bauernhof. Nach einem Erdbeben besenderten Wikelski und seine Lebensgefährtin das Tier und einige Stallgenossen, um zu überprüfen, wie die Reaktionen auf weitere Erschütterungen ausfallen. Die Daten sprachen für sich: Stunden vor dem nächsten Beben waren die Tiere "wie erstarrt gewesen, was wiederum die Hunde in extreme Unruhe versetzt hatte". Dann begannen die Kühe unruhig zu werden, und für eine Stunde war das "Aktivitätsniveau aller Tiere um etwa fünfzig Prozent erhöht".
Wikelski möchte ein für jedermann nützliches Internet der Tiere etablieren, dessen Leistungsfähigkeit sich freilich noch nicht abschätzen lässt. Seine Vision ist, dem Wetterbericht nicht unähnlich, eine täglich neu erstellte "Momentaufnahme zum Zustand unseres Planeten". Das würde so klingen: "Schneegeier warnen vor einem aufziehenden Sturm, Mount-Everest-Expeditionen wird geraten, im Basislager zu bleiben. . . . Papageien, Ziegen, Füchse, Bienen und Schlangen rund um den Pinatubo auf den Philippinen verhalten sich unauffällig, für heute und morgen sind dort keine größeren vulkanischen Aktivitäten zu erwarten." Ob ein solcher Rapport über das Leben auf der Erde in Zukunft zum Alltag gehören wird, darf bezweifelt werden. Auf der anderen Seite hat ICARUS auch lange Zeit wie Science-Fiction angemutet.
Martin Wikelski: "The Internet of Animals". Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können.
Aus dem Englischen von Sven Dörper und Thomas Wollermann. Malik Verlag, München 2024. 320 S., Abb., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"[A] fascinating personal account of how science unfolds....Wikelski is...a great storyteller....[T]he book is also filled with charming anecdotes about animals and their underappreciated intelligence....Learning [what ICARUS might reveal] could both open our eyes to the incredible hidden lives of our animal neighbors and move us to better protect the planet that sustains us all."
-Hillary Rosner, Undark
"[A] bonkers, delightful read....[Wikelski's] vision of creating a way for animals to communicate what they are remains a vital, galvanizing example of how human ingenuity and persistence can make a difference in how we understand the world around us."
-BookPage
"[An] energetic memoir ... Wikelski's speculation that tracking animals capable of sensing natural disasters could warn humans about impending volcanic activity or tsunamis intrigues. It's an awe-inspiring look at the scientific process and the wonders of nature."
-Publishers Weekly
"Wikelski has gotten to know more individual animals than anyone in history-in this book he helps those animals tell us their most important stories."
-Roland Kays, NC Museum of Natural Sciences and NC State University
"The Internet of Animals is an eloquent bird's-eye view of life on Earth. Martin Wikelski, a visionary biologist, has spent his career at the razor edge of technology and animal behavior. His adventurous research poses an ultimate question: What can we learn from the collective wisdom of all living things? Wikelski's narrative is fascinating and refreshingly optimistic. I read this book in a happy nanosecond, and will ponder it for a lifetime.
-Noah Stryker, author of Birding Without Borders
"Wikelski's account of pioneering one of the most revolutionary approaches ever to tracking wild creatures is as uplifting as it is fascinating."
-Scott Weidensaul, author of A World on the Wing
"In The Internet of Animals, Martin Wikelski traces the trials and triumphs of a grand idea: tracking the migrations and everyday movements of multiple species from space. But while the ICARUS project may rely on satellites, its stars are the earthbound creatures that come alive in Wikelski's wonderful stories, drawn from decades of dedicated fieldwork. At its heart, this book is a loving ode to science itself, told with wit and wonder."
-Thor Hanson, author of Hurricane Lizards and Plastic Squid
"Wildlife is in steep decline on every continent. New tools like the marvels described in this book will help, and so will a new consciousness those tools might create: the real sense of what an honor and privilege it is to share our planet with the wondrous rest of creation."
-Bill McKibben, author of The End of Nature
"An accessible, exciting story full of cutting-edge science brought to life through personal experience focusing on the author's central question: how can we best understand and protect the network of life on this planet with all its diversity and complexity?"
-Klaus Hahlbrock, former vice president of the Max Planck Society and author of Feeding the Planet: Environmental Protection through Sustainable Agriculture
"Martin's story has the immediacy of an engaging private conversation. Enriched with enchanting vignettes of animal behavior, the book concludes with an optimistic, if idealistic, vision of our future. It is compelling, deeply thoughtful reading that leaves the reader with much to ponder. We strongly recommended the book to all those who seek a better world that respects and learns from nature."
-Peter and Rosemary Grant, authors of 40 Years of Evolution: Darwin's Finches on Daphne Major Island
-Hillary Rosner, Undark
"[A] bonkers, delightful read....[Wikelski's] vision of creating a way for animals to communicate what they are remains a vital, galvanizing example of how human ingenuity and persistence can make a difference in how we understand the world around us."
-BookPage
"[An] energetic memoir ... Wikelski's speculation that tracking animals capable of sensing natural disasters could warn humans about impending volcanic activity or tsunamis intrigues. It's an awe-inspiring look at the scientific process and the wonders of nature."
-Publishers Weekly
"Wikelski has gotten to know more individual animals than anyone in history-in this book he helps those animals tell us their most important stories."
-Roland Kays, NC Museum of Natural Sciences and NC State University
"The Internet of Animals is an eloquent bird's-eye view of life on Earth. Martin Wikelski, a visionary biologist, has spent his career at the razor edge of technology and animal behavior. His adventurous research poses an ultimate question: What can we learn from the collective wisdom of all living things? Wikelski's narrative is fascinating and refreshingly optimistic. I read this book in a happy nanosecond, and will ponder it for a lifetime.
-Noah Stryker, author of Birding Without Borders
"Wikelski's account of pioneering one of the most revolutionary approaches ever to tracking wild creatures is as uplifting as it is fascinating."
-Scott Weidensaul, author of A World on the Wing
"In The Internet of Animals, Martin Wikelski traces the trials and triumphs of a grand idea: tracking the migrations and everyday movements of multiple species from space. But while the ICARUS project may rely on satellites, its stars are the earthbound creatures that come alive in Wikelski's wonderful stories, drawn from decades of dedicated fieldwork. At its heart, this book is a loving ode to science itself, told with wit and wonder."
-Thor Hanson, author of Hurricane Lizards and Plastic Squid
"Wildlife is in steep decline on every continent. New tools like the marvels described in this book will help, and so will a new consciousness those tools might create: the real sense of what an honor and privilege it is to share our planet with the wondrous rest of creation."
-Bill McKibben, author of The End of Nature
"An accessible, exciting story full of cutting-edge science brought to life through personal experience focusing on the author's central question: how can we best understand and protect the network of life on this planet with all its diversity and complexity?"
-Klaus Hahlbrock, former vice president of the Max Planck Society and author of Feeding the Planet: Environmental Protection through Sustainable Agriculture
"Martin's story has the immediacy of an engaging private conversation. Enriched with enchanting vignettes of animal behavior, the book concludes with an optimistic, if idealistic, vision of our future. It is compelling, deeply thoughtful reading that leaves the reader with much to ponder. We strongly recommended the book to all those who seek a better world that respects and learns from nature."
-Peter and Rosemary Grant, authors of 40 Years of Evolution: Darwin's Finches on Daphne Major Island