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When a wealthy young debutante is discovered strangled in an apartment overlooking the city, the mayor of New York calls upon Freud to use his revolutionary new ideas to help the surviving victim recover her memory of the attack, and solve the crime. But nothing about the attacks - or about the surviving victim, Nora - is quite as it seems.

Produktbeschreibung
When a wealthy young debutante is discovered strangled in an apartment overlooking the city, the mayor of New York calls upon Freud to use his revolutionary new ideas to help the surviving victim recover her memory of the attack, and solve the crime. But nothing about the attacks - or about the surviving victim, Nora - is quite as it seems.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.07.2007

Ein Rätsel mit zwei Lösungen
Manchmal ist Hass eine gute Tinte: Jed Rubenfeld schreibt mit „Morddeutung” einen psychoanalytischen Thriller
New York, 1909. Sigmund Freud und seine Entourage betreten erstmals den Boden Amerikas und mit ihnen die Psychoanalyse. Gleichzeitig ereignen sich, scheinbar ganz davon getrennt, zwei spektakuläre Verbrechen: Auf zwei junge Damen der New Yorker Oberschicht wird in deren eigenen Wohnungen ein sadistischer Überfall verübt, sie werden gefesselt, gepeitscht und gewürgt. Die eine von ihnen stirbt (oder scheint zu sterben), aber ihre Leiche verschwindet; die andere, die engelsgleiche siebzehnjährige Nora Acton, kommt mit dem Schock davon. Ihre Betreuung unternimmt der junge vornehme Arzt Stratham Younger, der – und nun beginnen die Stränge sich zu verflechten – der neuen Lehre zuneigt und zum Empfangskomitee für Freud gehört. Auch soll eine tückische Verschwörung der eingesessenen Nervenärzte es verhindern, dass die Analyse in den USA Fuß fasst. Und noch manches Andere kommt hinzu.
Der Roman „Morddeutung” („The Interpretation of Murder”) von Jed Rubenfeld stellt ein sehr umfängliches und ehrgeiziges Projekt dar. Der Autor will eine Synthese leisten: Analyse und Thriller haben es je mit ungelösten Fällen zu tun und erzeugen, indem sie sie zu lösen versuchen, Spannung – könnte man die beiden nicht gewinnbringend koppeln, der Analyse Tempo, dem Thriller Tiefe verschaffen und so die Spannung ins Quadrat erheben?
Nach Lektüre des Buchs muss man leider sagen: Nein, das geht nicht. Nicht nur haben beide Genres und Methoden je ihren eigenen Rhythmus, nach Stunden (manchmal Sekunden) misst das eine, nach Jahren das andere Fach. Sondern es erweist sich, dass Detektiv und Analytiker unter einer „Lösung” grundverschiedene Dinge verstehen. Der Thriller will das Was und Wie; das Warum zwar auch, aber die Motivation ist selbst bei besten Vertretern des Genres meist der verzeihliche schwächste Punkt; es genügt, wenn der Unhold ganz allgemein einen Dachschaden hat. Echte Verwicklungen des Seelenlebens stören da bloß, vor allem wenn sie Darstellung und Verlässlichkeit der äußeren Geschehnisse beeinträchtigen. Dass die reizvolle Nora sich allmählich von der Damsel in Distress in einen klinischen Fall verwandelt, wirkt wie ein Sprung in ein anderes Register.
Der Erzähler, der Arzt Younger, bietet sich als ein tugendsames Neutrum dar, das muss so sein. Ansonsten gelingen Rubenfeld einige bemerkenswerte Figuren, vor allem natürlich bei den Schurken, welche, wie es sich gehört, ganz außerhalb der Psychologie stehen. Eigentümlich ortlos nimmt sich allein die Figur aus, die doch das Zentrum bilden sollte; Rubenfeld wäre vermutlich besser beraten gewesen, wenn er Freud knapp hinter den Kulissen belassen hätte. Sokrates, Sherlock Holmes oder Jehova? Da kann sich das Buch nicht recht entscheiden. Alle wollen sie was von ihm, und so bleibt er zur Passivität verurteilt.
In seinen harten Schnitten, atemlosen Einzelaktionen und der Sorgfalt, die er auf Kostüm und Atmosphäre des New York vor hundert Jahren wendet, liebäugelt der Roman offenkundig mit der Verfilmung. Sollte diese einen Oscar gewinnen, dann zweifellos den für die beste Nebenrolle. Rubenfeld hat den entscheidenden Bruch zwischen Freud und Carl Gustav Jung nach New York verlegt; und mit welch aufrichtiger Antipathie er seinen Jung entwirft, unheimlich, aber schwach, intrigant, anmaßend und weinerlich, als einen Geisteskranken, der seine Krankheit wie eine Waffe zu verwenden weiß – das ist in hohem Grade lesenswert.
Die eindrucksvollste Szene zeigt Jung, wie er sich Freud, der dringend aufs Klo muss, in den Weg stellt, um ihn zu zwingen zuzugeben, dass die „Enuresis”, an der er leidet, neurotischen Charakter trage – so lang, bis es zu spät ist und Freud mit durchnässter Hose die Flucht antritt. Manchmal ist Hass doch eine gute Tinte. BURKHARD MÜLLER
JED RUBENFELD: Morddeutung. Roman. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader. Heyne Verlag, München 2007. 517 Seiten, 19,95 Euro.
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