Many of the traditions which we think of as very ancient in their origins were not in fact sanctioned by long usage over the centuries, but were invented comparatively recently. This book explores examples of this process of invention - the creation of Welsh and Scottish 'national culture'; the elaboration of British royal rituals in the nineteenth and twentieth centuries; the origins of imperial rituals in British India and Africa; and the attempts by radical movements to develop counter-traditions of their own. It addresses the complex interaction of past and present, bringing together historians and anthropologists in a fascinating study of ritual and symbolism which poses new questions for the understanding of our history.
Table of contents:
1. Introduction: inventing traditions Eric Hobsbawm; 2. The invention of tradition: the Highland tradition of Scotland Hugh Trevor Roper; 3. From a death to a view: the hunt for the Welsh past in the Romantic period Prys Morgan; 4. The context, performance and meaning of ritual: the British Monarchy and the Invention of Tradition, c. 1820-1977 David Cannadine; 5. Representing authority of tradition in Victorian India Bernard S. Cohen; 6. The invention of tradition in Colonial Africa Terence Roger; 7. Mass-producing traditions: Europe, 1870-1914 Eric Hobsbawm.
Many of the traditions which we think of as very ancient were not in fact sanctioned by long usage over the centuries, but were invented comparatively recently. This book explores examples of this process of invention and addresses the complex interaction of past and present in a fascinating study of ritual and symbolism.
'The most stimulating history book which has come my way this year ...' History Today
Table of contents:
1. Introduction: inventing traditions Eric Hobsbawm; 2. The invention of tradition: the Highland tradition of Scotland Hugh Trevor Roper; 3. From a death to a view: the hunt for the Welsh past in the Romantic period Prys Morgan; 4. The context, performance and meaning of ritual: the British Monarchy and the Invention of Tradition, c. 1820-1977 David Cannadine; 5. Representing authority of tradition in Victorian India Bernard S. Cohen; 6. The invention of tradition in Colonial Africa Terence Roger; 7. Mass-producing traditions: Europe, 1870-1914 Eric Hobsbawm.
Many of the traditions which we think of as very ancient were not in fact sanctioned by long usage over the centuries, but were invented comparatively recently. This book explores examples of this process of invention and addresses the complex interaction of past and present in a fascinating study of ritual and symbolism.
'The most stimulating history book which has come my way this year ...' History Today
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.1995Wir sind das Urvolk
Die Palästinenser erfinden die Kanaaniter als ihre Ahnen
Politische Traditionen entstehen nicht von selbst, sie werden geschaffen, ja erfunden. Hauptsächlich an Beispielen aus der englischen und britisch-imperialen Geschichte haben die Historiker Eric Hobsbawm und Terence Ranger dies in ihrem bekannten Buch über die "Erfindung einer Tradition" ("The Invention of Tradition", Cambridge 1983). Die Erfindung solcher politischer Ursprungsmythen ist auch heute im Nahen Osten ein wichtiger Bestandteil der jeweiligen Nationalbewegungen. So haben libanesische und syrische Frühnationalisten eine Brücke zwischen der vorislamischen phönizischen Kultur und der späteren arabisch-islamischen Zivilisation zu schlagen versucht; ägyptisch-nationalistische Monarchisten haben die moderne Monarchie mit der Erinnerung an das altägyptische Königreich legitimiert; und irakische Nationalisten haben sich auf die Urkulturen Mesopotamiens besonnen.
Als Saddam Hussein sich im zweiten Golfkrieg als neuer Saladin präsentiert und Israel mit Scud-Raketen angegriffen hatte, fand er unter den Palästinensern viele begeisterte Anhänger. In den politischen Herkunftsmythen der Palästinenser nämlich spielt Saladin eine zentrale Rolle, da der muslimische Feldherr die Kreuzfahrer aus Palästina vertrieben und die durch die Kreuzzüge unterbrochene Kontinuität der islamischen Herrschaft wiederhergestellt hatte. Deshalb begehen die Palästinenser seit den dreißiger Jahren einen speziell Saladin gewidmeten Feiertag, und daher rührte auch ihre Begeisterung für Saddam Hussein: Viele Palästinenser glaubten, die Israelis - auch als Kreuzfahrer bezeichnet - würden nun aus "Filastin" (Palästina) vertrieben.
Auch die palästinensische Nationalbewegung - die jüngste unter den arabischen - sah sich vor die Aufgabe gestellt, eine Verbindung zwischen der vorislamischen und der arabisch-muslimischen Zeit herzustellen. Besonders seit den siebziger Jahren behaupten Ideologen der palästinensischen Nationalbewegung, die Palästinenser seien direkte Nachkommen der Kanaaniter, der Urbevölkerung Palästinas, die das Land vor der Eroberung durch die Hebräerstämme beherrscht hatte (Ifrah Zilberman, "Der kanaanitische Ursprungsmythos der palästinensischen Gesellschaft", Jerusalem Institute for Israel Studies, Jerusalem 1993, in hebräischer Sprache).
Diesem Mythos zufolge waren die Urahnen der Palästinenser protoarabische Stämme, die von der arabischen Halbinsel stammten und vor etwa 3500 Jahren in die Gebiete des heutigen Syrien, Libanon, Nordirak, Jordanien und Israel eingedrungen seien, wo sie einen kanaanitischen Sprach- und Kulturkreis geschaffen hätten. Die politische Herrschaft der Kanaaniter endete mit der Invasion und Eroberung Palästinas durch das im palästinensischen Diskurs häufig als "Stamm Moses" (qaum mussa) bezeichnete ethnische Konglomerat, das aus Anhängern der mosaischen Religion bestand. Die Herrschaft dieses Volkes wiederum fand mit der Zerstörung des ersten Tempels im sechsten Jahrhundert ihr Ende. Das Land wurde danach von verschiedenen Völkern besetzt, bis es schließlich unter islamische Herrschaft gelangte. So sehen sich im Rahmen dieses Mythos die heutigen Palästinenser als direkte Nachfahren jener Urbevölkerung, die im einstigen Gebiet Kanaans ansässig war.
Der Mythos von der kanaanitischen Herkunft begründete den Anspruch der Palästinenser auf das Gebiet des historischen Palästina und ist die Antwort auf die biblisch orientierte Argumentation der Zionisten. Daß es sich hierbei um einen pseudo-historischen Mythos handelt, zeigen die jüngsten palästinensischen Geschichtsbücher, etwa der im März dieses Jahres erschienene jüngste Band der Schriftenreihe des "Zentrums zur Erforschung und Dokumentation der palästinensischen Gesellschaft" der Universität Birzeit in der West-Bank, wo seit 1979 Schritt für Schritt die Geschichte der von den Israelis im Krieg zerstörten palästinensischen Dörfer rekonstruiert wird. Der Band ist dem Dorf "Abu Shusha" gewidmet (Nassier Yaa'gub, Fahoum Shalabi, "Abu Shusha. Series of Palestinian Destroyed Villages", Bd. 18, Birzeit University, in arabischer Sprache, mit kurzer Einleitung in Englisch). Er beginnt erwartungsgemäß mit dem Massaker, das israelische Soldaten 1948 bei der Zerstörung des Dorfes an den Bewohnern verübt haben sollen. Anschließend wird die heutige geographische Lage des Areals des einstigen Dorfes beschrieben und betont, daß dort mehrere israelische "Kolonien" (musta'marat) gebaut worden seien. Die Namensgeschichte des Dorfes beginnt mit der ältesten bekannten "kanaanitischen" Bezeichnung "Gazer", die man in verschiedenen Varianten so lange verwendete, bis das Dorf schließlich nach dem palästinensischen Scheich Abu Shusha benannt wurde.
In der "politischen Geschichte" wird hervorgehoben, daß die Siedlung begann, als die Kanaaniter "nach Palästina strömten, sich mit der dort ansässigen Bevölkerung vermischten und so die neuen Herren des Landes wurden. Sie bauten viele Städte, darunter auch Gazer, das an jenem Ort errichtet wurde, wo sich heute das Dorf Abu Shusha befindet." Von "Palästinensern" ist erst im zwanzigsten Jahrhundert und im Zusammenhang des nationalen Befreiungskampfes die Rede, so daß der Leser den Eindruck erhält, das palästinensische Dorf Abu Shusha sei eine direkte Fortsetzung der kanaanitischen Siedlung und Geschichte. Aus leicht nachvollziehbaren Gründen wird die Verbindung, die zwischen dem von den Israelis in der Nähe von Abu Shusha 1945 gegründeten Kibbuz "Gezer" und dem gleichnamigen biblischen Ort besteht, nicht erwähnt.
Dem Leser soll offenbar zu einer einfachen Schlußfolgerung verholfen werden: Die Israelis, wie auch die Israeliten der Antike, haben eine ursprünglich kanaanitische Siedlung besetzt und sie sich einverleibt - so wie viele andere Eroberer. Daß nirgendwo erklärt wird, wann und wie die Urbewohner Abu Shushas Muslime geworden sind, dürfte darauf zurückzuführen sein, daß der Mythos der kanaanitischen Herkunft auch für christliche Palästinenser Geltung haben soll. So kann sich jeder aus dem volksmythologischen Gebräu das herauspicken, was ihm behagt. JOSEPH CROITORU
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Palästinenser erfinden die Kanaaniter als ihre Ahnen
Politische Traditionen entstehen nicht von selbst, sie werden geschaffen, ja erfunden. Hauptsächlich an Beispielen aus der englischen und britisch-imperialen Geschichte haben die Historiker Eric Hobsbawm und Terence Ranger dies in ihrem bekannten Buch über die "Erfindung einer Tradition" ("The Invention of Tradition", Cambridge 1983). Die Erfindung solcher politischer Ursprungsmythen ist auch heute im Nahen Osten ein wichtiger Bestandteil der jeweiligen Nationalbewegungen. So haben libanesische und syrische Frühnationalisten eine Brücke zwischen der vorislamischen phönizischen Kultur und der späteren arabisch-islamischen Zivilisation zu schlagen versucht; ägyptisch-nationalistische Monarchisten haben die moderne Monarchie mit der Erinnerung an das altägyptische Königreich legitimiert; und irakische Nationalisten haben sich auf die Urkulturen Mesopotamiens besonnen.
Als Saddam Hussein sich im zweiten Golfkrieg als neuer Saladin präsentiert und Israel mit Scud-Raketen angegriffen hatte, fand er unter den Palästinensern viele begeisterte Anhänger. In den politischen Herkunftsmythen der Palästinenser nämlich spielt Saladin eine zentrale Rolle, da der muslimische Feldherr die Kreuzfahrer aus Palästina vertrieben und die durch die Kreuzzüge unterbrochene Kontinuität der islamischen Herrschaft wiederhergestellt hatte. Deshalb begehen die Palästinenser seit den dreißiger Jahren einen speziell Saladin gewidmeten Feiertag, und daher rührte auch ihre Begeisterung für Saddam Hussein: Viele Palästinenser glaubten, die Israelis - auch als Kreuzfahrer bezeichnet - würden nun aus "Filastin" (Palästina) vertrieben.
Auch die palästinensische Nationalbewegung - die jüngste unter den arabischen - sah sich vor die Aufgabe gestellt, eine Verbindung zwischen der vorislamischen und der arabisch-muslimischen Zeit herzustellen. Besonders seit den siebziger Jahren behaupten Ideologen der palästinensischen Nationalbewegung, die Palästinenser seien direkte Nachkommen der Kanaaniter, der Urbevölkerung Palästinas, die das Land vor der Eroberung durch die Hebräerstämme beherrscht hatte (Ifrah Zilberman, "Der kanaanitische Ursprungsmythos der palästinensischen Gesellschaft", Jerusalem Institute for Israel Studies, Jerusalem 1993, in hebräischer Sprache).
Diesem Mythos zufolge waren die Urahnen der Palästinenser protoarabische Stämme, die von der arabischen Halbinsel stammten und vor etwa 3500 Jahren in die Gebiete des heutigen Syrien, Libanon, Nordirak, Jordanien und Israel eingedrungen seien, wo sie einen kanaanitischen Sprach- und Kulturkreis geschaffen hätten. Die politische Herrschaft der Kanaaniter endete mit der Invasion und Eroberung Palästinas durch das im palästinensischen Diskurs häufig als "Stamm Moses" (qaum mussa) bezeichnete ethnische Konglomerat, das aus Anhängern der mosaischen Religion bestand. Die Herrschaft dieses Volkes wiederum fand mit der Zerstörung des ersten Tempels im sechsten Jahrhundert ihr Ende. Das Land wurde danach von verschiedenen Völkern besetzt, bis es schließlich unter islamische Herrschaft gelangte. So sehen sich im Rahmen dieses Mythos die heutigen Palästinenser als direkte Nachfahren jener Urbevölkerung, die im einstigen Gebiet Kanaans ansässig war.
Der Mythos von der kanaanitischen Herkunft begründete den Anspruch der Palästinenser auf das Gebiet des historischen Palästina und ist die Antwort auf die biblisch orientierte Argumentation der Zionisten. Daß es sich hierbei um einen pseudo-historischen Mythos handelt, zeigen die jüngsten palästinensischen Geschichtsbücher, etwa der im März dieses Jahres erschienene jüngste Band der Schriftenreihe des "Zentrums zur Erforschung und Dokumentation der palästinensischen Gesellschaft" der Universität Birzeit in der West-Bank, wo seit 1979 Schritt für Schritt die Geschichte der von den Israelis im Krieg zerstörten palästinensischen Dörfer rekonstruiert wird. Der Band ist dem Dorf "Abu Shusha" gewidmet (Nassier Yaa'gub, Fahoum Shalabi, "Abu Shusha. Series of Palestinian Destroyed Villages", Bd. 18, Birzeit University, in arabischer Sprache, mit kurzer Einleitung in Englisch). Er beginnt erwartungsgemäß mit dem Massaker, das israelische Soldaten 1948 bei der Zerstörung des Dorfes an den Bewohnern verübt haben sollen. Anschließend wird die heutige geographische Lage des Areals des einstigen Dorfes beschrieben und betont, daß dort mehrere israelische "Kolonien" (musta'marat) gebaut worden seien. Die Namensgeschichte des Dorfes beginnt mit der ältesten bekannten "kanaanitischen" Bezeichnung "Gazer", die man in verschiedenen Varianten so lange verwendete, bis das Dorf schließlich nach dem palästinensischen Scheich Abu Shusha benannt wurde.
In der "politischen Geschichte" wird hervorgehoben, daß die Siedlung begann, als die Kanaaniter "nach Palästina strömten, sich mit der dort ansässigen Bevölkerung vermischten und so die neuen Herren des Landes wurden. Sie bauten viele Städte, darunter auch Gazer, das an jenem Ort errichtet wurde, wo sich heute das Dorf Abu Shusha befindet." Von "Palästinensern" ist erst im zwanzigsten Jahrhundert und im Zusammenhang des nationalen Befreiungskampfes die Rede, so daß der Leser den Eindruck erhält, das palästinensische Dorf Abu Shusha sei eine direkte Fortsetzung der kanaanitischen Siedlung und Geschichte. Aus leicht nachvollziehbaren Gründen wird die Verbindung, die zwischen dem von den Israelis in der Nähe von Abu Shusha 1945 gegründeten Kibbuz "Gezer" und dem gleichnamigen biblischen Ort besteht, nicht erwähnt.
Dem Leser soll offenbar zu einer einfachen Schlußfolgerung verholfen werden: Die Israelis, wie auch die Israeliten der Antike, haben eine ursprünglich kanaanitische Siedlung besetzt und sie sich einverleibt - so wie viele andere Eroberer. Daß nirgendwo erklärt wird, wann und wie die Urbewohner Abu Shushas Muslime geworden sind, dürfte darauf zurückzuführen sein, daß der Mythos der kanaanitischen Herkunft auch für christliche Palästinenser Geltung haben soll. So kann sich jeder aus dem volksmythologischen Gebräu das herauspicken, was ihm behagt. JOSEPH CROITORU
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