The much anticipated novel from MacArthur Award-winning writer Hemon is a story of historical sweep and contemporary insight crafted in a dazzlingly original style. Illustrated.
The only novel from MacArthur Genius Award winner, Aleksandar Hemon -- the National Book Critics Circle Award winning The Lazarus Project. On March 2, 1908, nineteen-year-old Lazarus Averbuch, an Eastern European Jewish immigrant, was shot to death on the doorstep of the Chicago chief of police and cast as a would-be anarchist assassin. A century later, a young Eastern European writer in Chicago named Brik becomes obsessed with Lazarus's story. Brik enlists his friend Rora-a war photographer from Sarajevo-to join him in retracing Averbuch's path. Through a history of pogroms and poverty, and a prism of a present-day landscape of cheap mafiosi and even cheaper prostitutes, the stories of Averbuch and Brik become inextricably intertwined, creating a truly original, provocative, and entertaining novel that confirms Aleksandar Hemon, often compared to Vladimir Nabokov, as one of the most dynamic and essential literary voices of our time. From the author of The Book of My Lives.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
The only novel from MacArthur Genius Award winner, Aleksandar Hemon -- the National Book Critics Circle Award winning The Lazarus Project. On March 2, 1908, nineteen-year-old Lazarus Averbuch, an Eastern European Jewish immigrant, was shot to death on the doorstep of the Chicago chief of police and cast as a would-be anarchist assassin. A century later, a young Eastern European writer in Chicago named Brik becomes obsessed with Lazarus's story. Brik enlists his friend Rora-a war photographer from Sarajevo-to join him in retracing Averbuch's path. Through a history of pogroms and poverty, and a prism of a present-day landscape of cheap mafiosi and even cheaper prostitutes, the stories of Averbuch and Brik become inextricably intertwined, creating a truly original, provocative, and entertaining novel that confirms Aleksandar Hemon, often compared to Vladimir Nabokov, as one of the most dynamic and essential literary voices of our time. From the author of The Book of My Lives.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2009Amerika verlangt nach Wahrheit
Die Auferstehung der Toten im Land der freien Idioten: Aleksandar Hemons beeindruckender Roman "Lazarus".
Von Martin Halter
Es war ein kleines Malheur, eine bedauerliche Überreaktion, wie sie in Zeiten hysterischer Terrorpanik in Amerika schon mal vorkommt. Seit dem anarchistischen Bombenanschlag auf den Chicagoer Haymarket 1886 galten ausgemergelte, abgerissene, womöglich jüdische Immigranten aus Osteuropa als verdächtig, und der junge Lazarus Averbuch, der am 2. März 1908 beim Polizeichef von Chicago vorsprach, entsprach exakt diesem Signalement. Niemand machte Chief Chippy Vorwürfe, als er das unscheinbare Subjekt bei der ersten verdächtigen Bewegung erschoss, im Gegenteil. Die Zeitungen feierten den beherzten Polizeimann als Helden. Dass der gefährliche Anarchist aus dem Dunstkreis von Emma Goldman sich im Laufe der Ermittlungen als armer Einwanderer mit einer zarten Seele und literarischen Ambitionen entpuppte, interessierte niemanden mehr.
Hundert Jahre später greift ein anderer osteuropäischer Emigrant und elender Möchtegern-Schriftsteller den Fall auf. Lazarus ist für Vladimir Brik, wie sein biblischer Namensvetter, ein unglückseliger Grenzgänger zwischen Leben und Tod, der auf der Flucht vor den Judenpogromen der Alten Welt in die Anarchistenhatz der Neuen geriet, so wie sein Schöpfer und Wiedergänger auf der Flucht vor dem serbisch-bosnischen Bürgerkrieg in den Krieg Amerikas gegen den Terror islamistischer Schläfer. Brik kann Averbuch nicht (oder allenfalls schreibend) von den Toten erwecken, aber sich leicht in seinem Schicksal wiedererkennen. Und damit nicht genug der Spiegelungen: Der schlawinerhafte Exilautor, der sich mit Kolumnen über interkulturelle Missverständnisse in Ehe und Alltag über Wasser hält, ist ein Vexierbild seines Erfinders. Auch Aleksandar Hemon floh 1992 von Sarajevo nach Chicago, wo er sich, Nabokovs Karriere vor Augen, eine fremde Sprache anverwandelte, sich mit Kolumnen im "New Yorker", Erzählungen und dem halbautobiographischen "Nowhere Man" einen Namen machte und schließlich mit "The Lazarus Project" 2008 seinen Durchbruch schaffte. Briks Integration - er spricht höhnisch vom "Prozess meiner Vermenschlichung" - ist auch nicht viel mehr als ein Projekt: "Als Lazarus erst einmal aus dem gemütlichen Bett in die Ewigkeit geworfen worden war, wanderte er durch die Welt, auf ewig heimatlos, auf ewig in Angst einzuschlafen, vom Träumen zu träumen."
Aleksandar Hemon verknüpft in seinem ersten Roman mit großer Souveränität und Raffinesse Epochen, Motive und Erzählweisen aus beiden Welten: Emigrantenschicksale aus dem Chicago von einst und jetzt, Fakten und Fiktionen, Fotografie und Prosa, osteuropäische Fabulierkunst und nüchterne, dokumentarische Wahrheitsfindung, Elemente des Reise-, Familien-, Schelmen- und Exilromans. Aus alten Zeitungsberichten, Verhörprotokollen, historischen Fotografien und Briefen lässt er so einen Lazarus von den Toten auferstehen, der trotz all seiner sanften Demut und Duldungsbereitschaft nie im gelobten Land der Freien ankam.
Die Beschäftigung mit seinem Doppelgänger führt Brik zurück in die Vergangenheit; erst nur in die literarisch imaginierte, dann auch in die verlorene Heimat. Mit seinem Jugendfreund, dem Fotografen Rora (Hemon modelliert die Figur nach seinem Freund Velibor Bozovic, der auch einige Fotografien zum Buch beigesteuert hat), pilgert er, ähnlich wie vor einigen Jahren Jonathan Safran Foer in "Alles ist erleuchtet", auf den Spuren der Väter in die untergegangene Welt des jüdischen Schtetls und eines aus seiner Totenstarre erwachenden Balkans. Die abenteuerliche Reise im klapprigen, stinkenden "Ford Fäkal" führt die Männerfreunde vom ukrainischen Lemberg über Moldau und Belgrad bis nach Sarajevo; sie begegnen Huren, Schiebern und korrupten Grenzern, schlagen sich mit Geldwäschern in Jogginghosen, Businessmen und Menschenhändlern herum. Im Gewimmel der grotesken Erlebnisse, Anekdoten und folkloristischen Einlagen verliert Hemon zwar das Ziel manchmal aus den Augen, aber seine lakonische Ungerührtheit und sein robuster Witz halten jede Sentimentalität fern.
Am Ende wird Rora von seiner kleinkriminellen Vergangenheit zwischen den Fronten des jugoslawischen Bruderkriegs eingeholt, während Brik, an der Schreibhand verwundet, zu bleiben beschließt: "Wenn du nicht nach Hause kannst, kannst du nirgendwohin, und Nirgendwo ist das größte Land der Welt, ja die Welt selbst."
In Sarajevo muss ein Erzähler seine Hörer mit Übertreibungen, Ausschmückungen und Lügen fesseln; in Amerika hingegen erzeugt "die unaufhörliche Verweigerung kollektiver Phantasien ein unstillbares Verlangen nach Wahrheit und nichts als der Wahrheit". Hemon beherrscht beides: die nüchterne dokumentarische Recherche wie die überschwängliche kakanische Fabulierlust, die verwackelten Schnappschüsse und die brillant ausgeleuchteten Porträts. So arbeitet er virtuos die Brechungen, Wiederholungen und Leitmotive der Geschichte in seiner eigenen prekären Existenz heraus. Es ist die eines entwurzelten, "halbwegs loyalen Bürgers zweier Länder", der unbequem, aber ungebrochen zwischen allen Stühlen sitzt. Brik hasst das Waffen- und "Brusthaargeschüttel" der bosnischen Machos und ihre patriotische Nostalgie nicht weniger als das "Kulturgetue" der Vermittler oder die keimfreie, disziplinierte Ordnung seiner neuen Heimat. "Zuhause ist, wo jemand merkt, dass du nicht mehr da bist": In Sarajevo vermisst ihn niemand, aber heimkehren kann er auch nicht.
Amerika liebt die tüchtigen, tapferen Emigranten, die sich ohne Zaudern und Klagen dem pursuit of happiness verschreiben, aber nicht den stolzen, indolenten, willensschwachen Träumer und Tunichtgut, der sich, nicht ohne schlechtes Gewissen und dauernde Verlassensangst, von seiner Frau aushalten lässt. Mary, die katholische Unschuld und erfolgreiche Neurochirurgin, ist durch und durch vernünftig, gesund und gut: eine patente, sterile "Lebensmechanikerin", für die das Böse und Schmutzige so unbegreiflich sind wie die Funktionsweise ihrer Waschmaschine. Brik dagegen mag weder Kinder noch ein schönes Heim, will weder arbeiten noch eine "perfekte Immigrantenbiographie" herzeigen, und so fühlt er sich in dem hygienischen, seelenlosen "Land der freien Idioten und der tapferen Arschlöcher" zunehmend als Parasit und Versager.
Sein Freund Rora entspricht dem Ideal des tüchtigen Immigranten noch weniger: Der Hallodri mit seiner ungebrochenen Männlichkeit und "bosnischen Unverschämtheit" narrt mit seinen derben Witzen und Lügenmärchen über Tschetnik-Rambos oder das Marienwunder in Medjugorje selbst seinen Begleiter und verrät unbekümmert Ethos und Pathos fotografischer Wahrheit. Rora, der charmante Lügner, spricht und lebt aus, wovon der verunsicherte Dichter im Exil, abhängig vom Wohlwollen seiner Frau und vom "Stipendium" einer betuchten Charity-Lady, kaum zu träumen und schreiben wagt.
"Lazarus" ist ein komplexes autobiographisches Lügengewebe mit doppeltem Boden und dreifachem Wahrheitsanspruch. Am Ende lässt man sich von der schieren Gewalt und vertrackten Selbstironie von Aleksandar Hemons Prosa gern davon überzeugen, dass sorgloses Familienglück, Aufrichtigkeit, ehrbarer Wohl- und Anstand wenigstens in der Literatur nichts zählen im Vergleich mit der Trauer, Verzweiflung und anarchischen Wut einer zerrissenen Seele.
Aleksandar Hemon: "Lazarus". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Rudolf Hermstein. Mit Fotografien von Velibor Bozovic. Albrecht Knaus Verlag, München 2009. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Auferstehung der Toten im Land der freien Idioten: Aleksandar Hemons beeindruckender Roman "Lazarus".
Von Martin Halter
Es war ein kleines Malheur, eine bedauerliche Überreaktion, wie sie in Zeiten hysterischer Terrorpanik in Amerika schon mal vorkommt. Seit dem anarchistischen Bombenanschlag auf den Chicagoer Haymarket 1886 galten ausgemergelte, abgerissene, womöglich jüdische Immigranten aus Osteuropa als verdächtig, und der junge Lazarus Averbuch, der am 2. März 1908 beim Polizeichef von Chicago vorsprach, entsprach exakt diesem Signalement. Niemand machte Chief Chippy Vorwürfe, als er das unscheinbare Subjekt bei der ersten verdächtigen Bewegung erschoss, im Gegenteil. Die Zeitungen feierten den beherzten Polizeimann als Helden. Dass der gefährliche Anarchist aus dem Dunstkreis von Emma Goldman sich im Laufe der Ermittlungen als armer Einwanderer mit einer zarten Seele und literarischen Ambitionen entpuppte, interessierte niemanden mehr.
Hundert Jahre später greift ein anderer osteuropäischer Emigrant und elender Möchtegern-Schriftsteller den Fall auf. Lazarus ist für Vladimir Brik, wie sein biblischer Namensvetter, ein unglückseliger Grenzgänger zwischen Leben und Tod, der auf der Flucht vor den Judenpogromen der Alten Welt in die Anarchistenhatz der Neuen geriet, so wie sein Schöpfer und Wiedergänger auf der Flucht vor dem serbisch-bosnischen Bürgerkrieg in den Krieg Amerikas gegen den Terror islamistischer Schläfer. Brik kann Averbuch nicht (oder allenfalls schreibend) von den Toten erwecken, aber sich leicht in seinem Schicksal wiedererkennen. Und damit nicht genug der Spiegelungen: Der schlawinerhafte Exilautor, der sich mit Kolumnen über interkulturelle Missverständnisse in Ehe und Alltag über Wasser hält, ist ein Vexierbild seines Erfinders. Auch Aleksandar Hemon floh 1992 von Sarajevo nach Chicago, wo er sich, Nabokovs Karriere vor Augen, eine fremde Sprache anverwandelte, sich mit Kolumnen im "New Yorker", Erzählungen und dem halbautobiographischen "Nowhere Man" einen Namen machte und schließlich mit "The Lazarus Project" 2008 seinen Durchbruch schaffte. Briks Integration - er spricht höhnisch vom "Prozess meiner Vermenschlichung" - ist auch nicht viel mehr als ein Projekt: "Als Lazarus erst einmal aus dem gemütlichen Bett in die Ewigkeit geworfen worden war, wanderte er durch die Welt, auf ewig heimatlos, auf ewig in Angst einzuschlafen, vom Träumen zu träumen."
Aleksandar Hemon verknüpft in seinem ersten Roman mit großer Souveränität und Raffinesse Epochen, Motive und Erzählweisen aus beiden Welten: Emigrantenschicksale aus dem Chicago von einst und jetzt, Fakten und Fiktionen, Fotografie und Prosa, osteuropäische Fabulierkunst und nüchterne, dokumentarische Wahrheitsfindung, Elemente des Reise-, Familien-, Schelmen- und Exilromans. Aus alten Zeitungsberichten, Verhörprotokollen, historischen Fotografien und Briefen lässt er so einen Lazarus von den Toten auferstehen, der trotz all seiner sanften Demut und Duldungsbereitschaft nie im gelobten Land der Freien ankam.
Die Beschäftigung mit seinem Doppelgänger führt Brik zurück in die Vergangenheit; erst nur in die literarisch imaginierte, dann auch in die verlorene Heimat. Mit seinem Jugendfreund, dem Fotografen Rora (Hemon modelliert die Figur nach seinem Freund Velibor Bozovic, der auch einige Fotografien zum Buch beigesteuert hat), pilgert er, ähnlich wie vor einigen Jahren Jonathan Safran Foer in "Alles ist erleuchtet", auf den Spuren der Väter in die untergegangene Welt des jüdischen Schtetls und eines aus seiner Totenstarre erwachenden Balkans. Die abenteuerliche Reise im klapprigen, stinkenden "Ford Fäkal" führt die Männerfreunde vom ukrainischen Lemberg über Moldau und Belgrad bis nach Sarajevo; sie begegnen Huren, Schiebern und korrupten Grenzern, schlagen sich mit Geldwäschern in Jogginghosen, Businessmen und Menschenhändlern herum. Im Gewimmel der grotesken Erlebnisse, Anekdoten und folkloristischen Einlagen verliert Hemon zwar das Ziel manchmal aus den Augen, aber seine lakonische Ungerührtheit und sein robuster Witz halten jede Sentimentalität fern.
Am Ende wird Rora von seiner kleinkriminellen Vergangenheit zwischen den Fronten des jugoslawischen Bruderkriegs eingeholt, während Brik, an der Schreibhand verwundet, zu bleiben beschließt: "Wenn du nicht nach Hause kannst, kannst du nirgendwohin, und Nirgendwo ist das größte Land der Welt, ja die Welt selbst."
In Sarajevo muss ein Erzähler seine Hörer mit Übertreibungen, Ausschmückungen und Lügen fesseln; in Amerika hingegen erzeugt "die unaufhörliche Verweigerung kollektiver Phantasien ein unstillbares Verlangen nach Wahrheit und nichts als der Wahrheit". Hemon beherrscht beides: die nüchterne dokumentarische Recherche wie die überschwängliche kakanische Fabulierlust, die verwackelten Schnappschüsse und die brillant ausgeleuchteten Porträts. So arbeitet er virtuos die Brechungen, Wiederholungen und Leitmotive der Geschichte in seiner eigenen prekären Existenz heraus. Es ist die eines entwurzelten, "halbwegs loyalen Bürgers zweier Länder", der unbequem, aber ungebrochen zwischen allen Stühlen sitzt. Brik hasst das Waffen- und "Brusthaargeschüttel" der bosnischen Machos und ihre patriotische Nostalgie nicht weniger als das "Kulturgetue" der Vermittler oder die keimfreie, disziplinierte Ordnung seiner neuen Heimat. "Zuhause ist, wo jemand merkt, dass du nicht mehr da bist": In Sarajevo vermisst ihn niemand, aber heimkehren kann er auch nicht.
Amerika liebt die tüchtigen, tapferen Emigranten, die sich ohne Zaudern und Klagen dem pursuit of happiness verschreiben, aber nicht den stolzen, indolenten, willensschwachen Träumer und Tunichtgut, der sich, nicht ohne schlechtes Gewissen und dauernde Verlassensangst, von seiner Frau aushalten lässt. Mary, die katholische Unschuld und erfolgreiche Neurochirurgin, ist durch und durch vernünftig, gesund und gut: eine patente, sterile "Lebensmechanikerin", für die das Böse und Schmutzige so unbegreiflich sind wie die Funktionsweise ihrer Waschmaschine. Brik dagegen mag weder Kinder noch ein schönes Heim, will weder arbeiten noch eine "perfekte Immigrantenbiographie" herzeigen, und so fühlt er sich in dem hygienischen, seelenlosen "Land der freien Idioten und der tapferen Arschlöcher" zunehmend als Parasit und Versager.
Sein Freund Rora entspricht dem Ideal des tüchtigen Immigranten noch weniger: Der Hallodri mit seiner ungebrochenen Männlichkeit und "bosnischen Unverschämtheit" narrt mit seinen derben Witzen und Lügenmärchen über Tschetnik-Rambos oder das Marienwunder in Medjugorje selbst seinen Begleiter und verrät unbekümmert Ethos und Pathos fotografischer Wahrheit. Rora, der charmante Lügner, spricht und lebt aus, wovon der verunsicherte Dichter im Exil, abhängig vom Wohlwollen seiner Frau und vom "Stipendium" einer betuchten Charity-Lady, kaum zu träumen und schreiben wagt.
"Lazarus" ist ein komplexes autobiographisches Lügengewebe mit doppeltem Boden und dreifachem Wahrheitsanspruch. Am Ende lässt man sich von der schieren Gewalt und vertrackten Selbstironie von Aleksandar Hemons Prosa gern davon überzeugen, dass sorgloses Familienglück, Aufrichtigkeit, ehrbarer Wohl- und Anstand wenigstens in der Literatur nichts zählen im Vergleich mit der Trauer, Verzweiflung und anarchischen Wut einer zerrissenen Seele.
Aleksandar Hemon: "Lazarus". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Rudolf Hermstein. Mit Fotografien von Velibor Bozovic. Albrecht Knaus Verlag, München 2009. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main