Dieses Buch gehört mit zum Besten, was ich je las. Ich las und lese recht viel. Scaligero ist mit diesem Buch - auch Dank der phantastischen Übersetzung von Georg Friedrich Schulz - ein Meisterwerk gelungen, dass gemeinsam mit seinem Buch "Raum und Zeit" eine Ergänzung bildet im Hinblick auf ein
neues Begreifen unserer Wirklichkeit.
Welche Rolle Licht dabei spielt, welche Art von Licht gemeint…mehrDieses Buch gehört mit zum Besten, was ich je las. Ich las und lese recht viel. Scaligero ist mit diesem Buch - auch Dank der phantastischen Übersetzung von Georg Friedrich Schulz - ein Meisterwerk gelungen, dass gemeinsam mit seinem Buch "Raum und Zeit" eine Ergänzung bildet im Hinblick auf ein neues Begreifen unserer Wirklichkeit.
Welche Rolle Licht dabei spielt, welche Art von Licht gemeint ist, wie es wirkt, was es verursacht und erschafft, erschließt sich wie in einer sehr tiefen, sehr gelungenen Meditation gleich einer Offenbarung.
Dieses Buch machte mir einen geistigen Hunger auch nach den anderen Büchern von Scaligero, die ebenfalls wohl nur schwer zu bekommen sind und hoffentlich bald neu aufgelegt werden. Gerade im dunklen Zeitalter des krassen Materialismus ist dieses Werk nicht nur ein Licht am Bücherhimmel des lebendigen Denkens, sondern ein Werkzeug, dass das entscheidende Innenlicht im Menschen zu entzünden weiss.
Für all die, die das Pech haben, jenes Buch nicht mehr zu bekommen, hier ein paar kleine Auszüge:
"Das Licht, das die Dinge beleuchtet, ist nur ein Gleichnis.
Immer dann, wenn der Mensch beginnt, das Licht zu sehen, hat er es schon verloren. Sein Verlieren des Lichts ist das, was er als Licht sieht.
Das Licht, das er zu sehen meint, ist das Licht, das in seinem Sehen erlischt.
Ständig setzt er an, das Licht zu sehen - und deshalb sieht er die Dinge.
Weil sein Blick durch den Tod des Lichts auf die Dinge gelenkt wird, kann der Mensch das Licht nicht sehen. Indem er die Dinge zu sehen glaubt, nimmt er das Licht nicht wahr. Aber er sieht die Dinge nur, weil sie sich im Lichte zeigen, das er nicht sieht. Er sieht Formen und Farben und glaubt, die Dinge zu sehen. Doch er sieht sie nur, weil sie durch das Licht erscheinen, das in ihm erlischt.
Das Licht ist das verborgene Sein der Dinge und der Wesen.
Die essentielle Materie der Dinge ist das Licht. Aber die essentielle Materie - die geistige Gebärmutter von allem, was erscheint - ist nicht jene Materie, die erscheint.
Die Materie, die erscheint, ist gefallenes Licht: Der Leichnam des Lichts, der Schicht um Schicht aus dem Fall des Lichts hervorgeht.
Die Materie ist die Finsternis: eine Finsternis, die dennoch überall vom Licht beherrscht wird - nur nicht in der Seele des Menschen.
In der Materie begegnet das Licht den Stufen seines Falls. Auf jeder ihrer Ebenen gibt das Licht sich hin. Seine Selbstauslöschung ist es, die die Wiederbelebung des Gefallenen ermöglicht.
...
Der Mensch, der die Dinge erblickt - die Steine, Plfanzen, Lebewesen -, erblickt immer das Licht. Doch er sieht nicht das Licht, er sieht nur die Finsternis, in der das Licht vergeht.
Aber die Finsternis, die das Licht verschluckt, in der es verschwindet, ist nicht nur die Finsternis: Sie ist das Spiel, dass das Licht in der Seele vollführt, wenn diese im Auge die Farben und Formen der Welt erfaßt, die Gliederung des Seins.
...
Die Dinge, die Welt, die Wesen werden offenbar weil ihr Gestaltkleid aus Licht gewoben ist. Dieses Gewebe entsteht im Auge, wo das Licht der Seele dem Licht der Materie begegnet: in einer Wiederherstellung des ersten Lichts, die eine Tatsache des Bewusstseins ist, wenn dem Bewusstsein auch entgeht, dass das Lichtprinzuip gegenwärtig ist.
...
Immer wieder stirbt das Licht, das im Begriff ist, aufzuleben. Es stirbt als Licht der Welt. Das Ich hätte als ein individuelles Ich so wach zu sein, dass es diesen Tod nicht nötig hätte, um zu existieren. Es hätte im Tode das Leben anzuschauen, das es verliert.
Alles, was stirbt, hat die Kraft zu sterben, eine Kraft, die durch den Tod nicht vernichtet wird. Es gäbe kein Sterben, wenn sich diese Kraft in ihrem Tode nicht in anderer Weise ausdrücken würde - durch und für das Ich, das sich dieser Kraft bewusst ist.
Sterben ist keine endgültige Vernichtung, sondern ein Weiterschreiten dessen, dem es nicht gelingt, sich unter gegebenen Bedingungen vollständi