From Arlo Parks, Grammy Award-nominated recording artist and ?voice of a generation??a stunning debut book of poetry and a world-building companion to her sophomore album My Soft Machine. ?Poetry was my place, my little clearing in the forest, where I could quietly put everything I was holding. I'm not sure what gave me the courage to open up that space to you but here I am, doing it. I am proud to show you this personal lens that life shimmers through. This book is no longer mine. It is yours.??Arlo Parks The Magic Border is the debut book from the Grammy-nominated, Mercury Prize winning musician and poet Arlo Parks. This remarkable collection features Arlo's handpicked original poems alongside exclusive photographs by friend and collaborator Daniyel Lowden in addition to the complete lyrics to her critically lauded sophomore album My Soft Machine. A deeply personal literary tapestry, The Magic Border beautifully showcases the full breadth of Arlo's singular artistry.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2023Verlassene Verse
Die ersten Gedichte der Sängerin Arlo Parks kommen nicht zum Klingen
Arlo Parks ist nicht einfach nur eine talentierte Sängerin, sie hat ein ganzes Musikgenre vor dem Abgrund bewahrt. Der britische Indie-Pop hätte ohne sie die Kurve nicht gekriegt. Zu bubenhaft klingen die Songtexte von The Kooks und Co., um die Umbrüche von „Me Too“ und „Black Lives Matter“ noch relevant zu erzählen. Die queere Sängerin aus London aber, die eigentlich Anaïs Oluwatoyin Estelle Marinho heißt, trifft den Ton der Gegenwart sehr genau.
Vor fünf Jahren eroberte ihre erste Single „Cola“ die Spotify-Hitlisten. Die Baseline gepaart mit Parks samtiger Stimme spiegelt die Melancholie jener „Super Sad Generation“ wider, nach der sie 2019 ihre erste EP benannt hat. Spätestens mit ihrem Debütalbum „Collapsed in Sunbeams“ wurde sie zur englischen Vorzeige-Künstlerin. Endlich hatten auch die Briten eine Sängerin, die mindestens genauso deprimiert wie Billie Eilish ist, aber noch klügere Texte schreibt.
Parallel zu ihrem zweiten Album „My Soft Machine“ hat sie nun auch einen Gedichtband veröffentlicht; „The Magic Border“ ist ihr literarisches Debüt. Die deutsche Fassung ist im Ullstein-Verlag erschienen und wurde von der Rapperin Amanda Mukasonga übersetzt.
Bildstark war ihr Stil schon immer und seit ihrer ersten Single „Cola“ trägt er stets auch einen Hauch Kulinarik in sich. In ihren Songs ist das schön und lustig, in ihrem Gedichtband wirkt es hingegen repetitiv: „Füreinander legen wir Gemüse ein“, „schälst Orangen, wenn ich krank bin“, „Zitronenplasma“ – das ist nur das Menü der ersten drei Gedichte, und so geht es dann auch weiter.
Der Band besteht aus insgesamt 32 Texten, darunter sind auch die zwölf Songtexte aus dem neuen Album. Als Gimmick zur Platte wäre das Buch eine schöne Beilage, doch für ein literarisches Eigenwerk ist es inhaltlich zu dünn. Ihre Vorbilder Ocean Vuong, Annie Ernaux und Sylvia Plath sind in den Versen deutlich herauszulesen, doch weil die Vielschichtigkeit fehlt, klingen die Gedichte eher larmoyant als melancholisch.
„Olivenöl-Bursche, offenes Feuer, / Dein Leben werde ich vielleicht nie verändern, aber / heute ist immer noch ein guter Tag“, so endet eines ihrer letzten Gedichte. Der Rhythmus erinnert an Poetryslam, wo nach Bindewörtern eine zusätzliche Atempause eingelegt wird, um (Atempause) Tiefsinn zu insinuieren.
Die Sängerin hat ein großes sprachliches Talent, das stellt sie in ihren Songs immer wieder unter Beweis. Mit der richtigen Baseline in der richtigen Tonlage entfalten die Verse ihre große Wirkung, in der gedruckten Fassung aber bleiben sie blass. Über die Dialektik von Poesie und Musik schreibt Arlo Parks in der Einleitung: „Als Teenager liebte ich es, in feuchten Kellern vor fünf Personen auf meine Gitarre zu dreschen und meine Augen zu schließen, während ich bei Soundcloud auf ,upload‘ klickte.“ Mit der Lyrik sei das anders, denn „die Lyrik war schon immer mein Ort, meine kleine Lichtung im Wald, wo ich in aller Ruhe alles unterbringen konnte, was ich in mir trug“.
Zwei Seelen wohnen in der Brust eines jeden Sängers: die des Musikers und die des Poeten. Der französische Chanson-Sänger Georges Brassens zum Beispiel reagierte in Interviews stets sehr gereizt, wenn er gefragt wurde, ob er nicht doch eher ein Dichter sei, ein Jean de La Fontaine mit Gitarre. Die Frage suggeriere eine Überlegenheit des Dichters gegenüber dem Sänger, monierte er. Als Musiker aber sei man immer beides. Zuletzt wurde beispielsweise Kae Tempest gleichermaßen für Musik und Lyrik gerühmt. Arlo Parks könnte sich in die gleiche Richtung weiterentwickeln, das Talent hat sie. Den Gedichtband „The Magic Border“ könnte sie später immer noch als literarische Jugendsünde abtun. Im August ist die Sängerin 23 geworden.
LÉONARDO KAHN
Zwei Seelen wohnen in der Brust
jedes Sängers: die des
Musikers und die des Poeten
Arlo Parks: The Magic Border. Gedichte und Fragmente. Aus dem Englischen von Amanda Mukasonga. Park x Ullstein, Berlin, 2023. 160 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die ersten Gedichte der Sängerin Arlo Parks kommen nicht zum Klingen
Arlo Parks ist nicht einfach nur eine talentierte Sängerin, sie hat ein ganzes Musikgenre vor dem Abgrund bewahrt. Der britische Indie-Pop hätte ohne sie die Kurve nicht gekriegt. Zu bubenhaft klingen die Songtexte von The Kooks und Co., um die Umbrüche von „Me Too“ und „Black Lives Matter“ noch relevant zu erzählen. Die queere Sängerin aus London aber, die eigentlich Anaïs Oluwatoyin Estelle Marinho heißt, trifft den Ton der Gegenwart sehr genau.
Vor fünf Jahren eroberte ihre erste Single „Cola“ die Spotify-Hitlisten. Die Baseline gepaart mit Parks samtiger Stimme spiegelt die Melancholie jener „Super Sad Generation“ wider, nach der sie 2019 ihre erste EP benannt hat. Spätestens mit ihrem Debütalbum „Collapsed in Sunbeams“ wurde sie zur englischen Vorzeige-Künstlerin. Endlich hatten auch die Briten eine Sängerin, die mindestens genauso deprimiert wie Billie Eilish ist, aber noch klügere Texte schreibt.
Parallel zu ihrem zweiten Album „My Soft Machine“ hat sie nun auch einen Gedichtband veröffentlicht; „The Magic Border“ ist ihr literarisches Debüt. Die deutsche Fassung ist im Ullstein-Verlag erschienen und wurde von der Rapperin Amanda Mukasonga übersetzt.
Bildstark war ihr Stil schon immer und seit ihrer ersten Single „Cola“ trägt er stets auch einen Hauch Kulinarik in sich. In ihren Songs ist das schön und lustig, in ihrem Gedichtband wirkt es hingegen repetitiv: „Füreinander legen wir Gemüse ein“, „schälst Orangen, wenn ich krank bin“, „Zitronenplasma“ – das ist nur das Menü der ersten drei Gedichte, und so geht es dann auch weiter.
Der Band besteht aus insgesamt 32 Texten, darunter sind auch die zwölf Songtexte aus dem neuen Album. Als Gimmick zur Platte wäre das Buch eine schöne Beilage, doch für ein literarisches Eigenwerk ist es inhaltlich zu dünn. Ihre Vorbilder Ocean Vuong, Annie Ernaux und Sylvia Plath sind in den Versen deutlich herauszulesen, doch weil die Vielschichtigkeit fehlt, klingen die Gedichte eher larmoyant als melancholisch.
„Olivenöl-Bursche, offenes Feuer, / Dein Leben werde ich vielleicht nie verändern, aber / heute ist immer noch ein guter Tag“, so endet eines ihrer letzten Gedichte. Der Rhythmus erinnert an Poetryslam, wo nach Bindewörtern eine zusätzliche Atempause eingelegt wird, um (Atempause) Tiefsinn zu insinuieren.
Die Sängerin hat ein großes sprachliches Talent, das stellt sie in ihren Songs immer wieder unter Beweis. Mit der richtigen Baseline in der richtigen Tonlage entfalten die Verse ihre große Wirkung, in der gedruckten Fassung aber bleiben sie blass. Über die Dialektik von Poesie und Musik schreibt Arlo Parks in der Einleitung: „Als Teenager liebte ich es, in feuchten Kellern vor fünf Personen auf meine Gitarre zu dreschen und meine Augen zu schließen, während ich bei Soundcloud auf ,upload‘ klickte.“ Mit der Lyrik sei das anders, denn „die Lyrik war schon immer mein Ort, meine kleine Lichtung im Wald, wo ich in aller Ruhe alles unterbringen konnte, was ich in mir trug“.
Zwei Seelen wohnen in der Brust eines jeden Sängers: die des Musikers und die des Poeten. Der französische Chanson-Sänger Georges Brassens zum Beispiel reagierte in Interviews stets sehr gereizt, wenn er gefragt wurde, ob er nicht doch eher ein Dichter sei, ein Jean de La Fontaine mit Gitarre. Die Frage suggeriere eine Überlegenheit des Dichters gegenüber dem Sänger, monierte er. Als Musiker aber sei man immer beides. Zuletzt wurde beispielsweise Kae Tempest gleichermaßen für Musik und Lyrik gerühmt. Arlo Parks könnte sich in die gleiche Richtung weiterentwickeln, das Talent hat sie. Den Gedichtband „The Magic Border“ könnte sie später immer noch als literarische Jugendsünde abtun. Im August ist die Sängerin 23 geworden.
LÉONARDO KAHN
Zwei Seelen wohnen in der Brust
jedes Sängers: die des
Musikers und die des Poeten
Arlo Parks: The Magic Border. Gedichte und Fragmente. Aus dem Englischen von Amanda Mukasonga. Park x Ullstein, Berlin, 2023. 160 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de