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"The Swedish scientist Carl Linnaeus (1707-1778) is the known as the father of modern biological taxonomy. One of the greatest scientists in history, he formalized and popularized the system of binomial nomenclature and classified thousands of species of plants and animals. In his field, he is so well known that he is often referred to simply as "L." In this comprehensive biography, Linnaeus scholar Gunnar Broberg, draws on a wide range of new research to paint a vivid and intimate portrait of the man. Delving deep into Linnaeus's correspondence and other contemporary sources, Broberg…mehr

Produktbeschreibung
"The Swedish scientist Carl Linnaeus (1707-1778) is the known as the father of modern biological taxonomy. One of the greatest scientists in history, he formalized and popularized the system of binomial nomenclature and classified thousands of species of plants and animals. In his field, he is so well known that he is often referred to simply as "L." In this comprehensive biography, Linnaeus scholar Gunnar Broberg, draws on a wide range of new research to paint a vivid and intimate portrait of the man. Delving deep into Linnaeus's correspondence and other contemporary sources, Broberg introduces reader's to Linnaeus's family and takes them along on his famous expedition to Lapland. He also investigates the scientist's private thoughts on subjects such as evolution and religion, which often yielded eccentric results. Despite, or perhaps because, of his great achievement, Linnaeus could be moody and egotistical, and this nuanced biography does not shy away from presenting both his scientific achievements and human failings"--
Autorenporträt
Gunnar Broberg Translated by Anna Paterson
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Ordnung ins Naturreich bringen

Klassifizieren kommt vor erzählen: Gunnar

Brobergs Biographie Carl von Linnés

beleuchtet alle Facetten eines Forscherlebens von großer Wirkung.

Als der renommierte Ideenhistoriker Gunnar Broberg vor zwei Jahren starb, hatte er kurz zuvor eine umfassende Biographie des Naturforschers Carl von Linné (1707 bis 1778) veröffentlicht. Sie schloss an eine Reihe von früheren Arbeiten über Linné an. Wie niemand zuvor hat Broberg den reichen Quellenbestand zu Linnés Schriften, seine unveröffentlicht gebliebenen Texte, den umfassenden Schriftwechsel von, an und über Linné sowie die fast ins Unüberschaubare gewachsene Sekundärliteratur ausgewertet.

Seine Lebendigkeit gewinnt Brobergs Porträt dadurch, dass es durchgehend Linné und seine Zeitgenossen selbst zu Wort kommen lässt. Linnés Briefe, Reden und Notizen waren durchsetzt mit Latinismen und geprägt von einer geradezu barock anmutenden Redeweise, die in eigenartigem Kontrast zu seinen einsilbigen, auf Latein verfassten taxonomischen Publikationen stand, denen alles Narrative abgeht, im Gegensatz etwa zu der vielbändigen Naturgeschichte seines zeitgenössischen französischen Rivalen Georges Leclerc, Comte de Buffon.

Linné stammte aus einfachen Verhältnissen. Die Familie sah in dem Erstgeborenen einen zukünftigen Pastor. Der entschied sich jedoch für ein Studium der Medizin und Naturgeschichte. Bereits 1728 zog es ihn nach Uppsala, wo er an der dortigen Universität seinen vor allem botanischen, zoologischen und mineralogischen Interessen nachging. Die Gründe für den abrupten Studienplatzwechsel liegen bis heute im Dunkeln. In Uppsala fand Linné in dem Theologen und Naturgelehrten Olof Celsius dem Älteren einen großzügigen Mentor, der ihn auch bei dem Botaniker Olof Rudbeck dem Jüngeren einführte, was seinen Pflanzenstudien weiteren Auftrieb gab. Nach vier weiteren, von Ungewissheit und Armut geprägten Studienjahren erhielt er schließlich von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala den vor allem ökonomisch motivierten Auftrag, den hohen Norden Schwedens zu erkunden.

Die "Lappländische Reise", die den Großteil des Jahres 1732 beanspruchte, hinterließ einen tiefen Eindruck bei dem jungen Linné und wurde zum Wendepunkt in seinem Leben. Der Rousseau Schwedens sah im Leben der Sami eine verloren gegangene Naturverbundenheit. Auf Initiative des Gouverneurs in der schwedischen Bergwerksstadt Falun, wo er das miserable Leben der Bergarbeiter als tiefen Kontrast erlebte, folgte 1734 eine Erkundungsreise in die Berggegenden der Provinz Dalarna. Ein Jahr später brach er zu seinem lange geplanten Aufenthalt in Holland auf und erwarb bereits im Sommer 1735 sein Doktorat in Medizin. In Leiden gelang es ihm, Kontakt zu dem damals wohl bekanntesten niederländischen Mediziner, Chemiker und Botaniker, Herman Boerhaave, aufzunehmen. Auf dessen Vermittlung erhielt er den Posten eines Managers des botanischen Gartens von George Clifford, einem der damals reichsten holländischen Kaufleute, in Hartekamp. Noch im selben Jahr erschienen seine ersten Werke in Leiden und in Amsterdam im Druck, unter ihnen die erste Auflage seines "Systems der Natur". Sie enthielten im Kern seine systematische Ordnung des Pflanzenreiches auf der Basis der pflanzlichen Sexualorgane, die ihn bald in ganz Europa bekannt machen sollte. Besuche in London und Paris rundeten seinen Aufenthalt im Ausland ab, den er 1738 mit der Publikation des Hortus Cliffortianus abschloss, der auch die emblematisch gewordene, von Georg Dionysius Ehret gezeichnete Tafel des "Methodus plantarum sexualis" beigegeben war.

Zurück in Schweden, ließ sich Linné zunächst in Stockholm nieder und praktizierte als Arzt im Ritterhaus des schwedischen Adels. Linné hielt viel beachtete Vorlesungen über Botanik und gründete 1739 mit einer Gruppe von Gleichgesinnten die nachmalig durch die Vergabe der Nobelpreise weltberühmt gewordene Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften, deren erster Präses er auch wurde. Es sollte aber noch zwei Jahre dauern, bis er auf eine der beiden Medizin-Professuren an der Universität Uppsala berufen wurde. In Uppsala wurde ihm die Neuordnung des botanischen Gartens übertragen, in dem er sein auf dem Schöpfungsgedanken aufbauendes "System" nicht nur durch ein Herbarium, sondern mit lebendem Material anschaulich zur Darstellung bringen konnte. Sein Werk hat er einmal als "theologia experimentalis" bezeichnet. Sein ganzer Stolz war ein Bananenbaum in der Orangerie, der tatsächlich Früchte ansetzte. Die Kultivierung von Teesträuchern misslang, Kartoffeln waren ihm suspekt. Ansonsten lag er voll im Trend der Akklimatisierungseuphorie seiner Zeit.

Als er in den späten 1750er Jahren nobilitiert wurde, war er in der Lage, ein Landgut in Hammarby etliche Kilometer außerhalb von Uppsala zu erwerben, wo er hinfort seine Sommer verbrachte. Dort bewahrte er sein durch immer neue Funde vergrößertes Herbarium in einem steinernen Pavillon auf, um es vor den Gefahren eines Brandes zu schützen. Feuersbrünste waren in dem weitgehend aus Holzhäusern bestehenden Uppsala keine Seltenheit. Eine wachsende Zahl von Schülern motivierte er dazu, auf botanischen Erkundungsreisen in alle Welt auszuschwärmen, um bis dahin unbekannte Pflanzen und Tiere aufzusammeln, die er in sein "System der Natur" eingliederte. Es erlebte zu seinen Lebzeiten zwölf Auflagen und schwoll von einem schmalen Bändchen zu einem Kompendium von mehreren Tausend Seiten an.

Broberg beleuchtet alle Facetten des gelehrten, tief gläubigen (aber der Institution der Kirche gegenüber zeit seines Lebens skeptischen), patriotischen, an der ökonomischen Entwicklung seines Landes interessierten, mit akademischen Intrigen kämpfenden, die Gunst des Königshauses nutzenden, auch Okkultem zugänglichen, selbstbewussten, um nicht zu sagen überheblichen, sein Leben mit einer siebenköpfigen Familie teilenden Linné. Seine unzähligen Dissertationsschriften - es war üblich, dass der Professor einen Text verfasste, den der Kandidat zu verteidigen hatte -, vor allem aber seine bis ins hohe Alter fortgesetzten autobiographischen, in der dritten Person geschriebenen Notizen und seine Briefe sind ungewöhnlich aufschlussreich und sorgen für eine bis ins Detail und die Trivia des Alltags führende, aber stets erfrischende Lektüre.

Gunnar Broberg ist es gelungen, im Genre der Wissenschaftler-Biographie neue, eigene Akzente zu setzen. Er hat ein Leben in seiner ganzen Komplexität und Widersprüchlichkeit eingefangen. Auch der alternde Linné mit seinen auf dem Gegensatz von Mark (weibliches Prinzip) und Rinde (männliches Prinzip) und ihrer Rekombination (Hybridisierung) beruhenden Visionen der Entstehung neuer, aber im Rahmen der göttlichen Schöpfung verbleibender Arten sowie die Elektrizität zum Lebensprinzip stilisierenden Überlegungen kommt ausführlich zu Wort.

Der einflussreichste, ikonischen Status erlangende Systematiker des achtzehnten Jahrhunderts hat in einer Zeit, in der die Biodiversität wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, neue Aktualität gewonnen. Ähnliches könnte man vom extrem reduzierten Design seiner taxonomischen Werke behaupten. Wurde es im neunzehnten Jahrhundert vom narrativen Stil eines Alexander von Humboldt und eines Charles Darwin abgelöst, so erfährt es im Zeitalter der Digitalisierung mit ihren formalisierten Ontologien sozusagen fröhliche Urständ.

Unverständlich bleibt bloß, das sei zum Abschluss kritisch angemerkt, dass der die Natur ordnende Linné (so der schwedische Titel) in der englischen Übersetzung zum Mann geworden ist, der die Natur organisierte. HANS-JÖRG RHEINBERGER

Gunnar Broberg: "The Man Who Organized Nature". The Life of Linnaeus.

Aus dem Schwedischen von Anna Paterson. Princeton University Press, Oxford 2023. 440 S., Abb., geb., 44,30 Euro.

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