From the author of the bestselling The Professor and the Madman comes the fascinating story of William Smith, the orphaned son of an English country blacksmith, who became obsessed with creating the world's first geological map and ultimately became the father of modern geology. In 1793 William Smith, a canal digger, made a startling discovery that was to turn the fledgling science of the history of the earth -- and a central plank of established Christian religion -- on its head. He noticed that the rocks he was excavating were arranged in layers; more important, he could see quite clearly that the fossils found in one layer were very different from those found in another. And out of that realization came an epiphany: that by following the fossils, one could trace layers of rocks as they dipped and rose and fell -- clear across England and, indeed, clear across the world. Determined to publish his discovery by creating a map that would display the hidden underside of England, he spent twenty years traveling the length and breadth of the kingdom by stagecoach and on foot, studying rock outcrops and fossils, piecing together the image of this unseen universe. In 1815 he published his epochal beautiful hand-painted map, more than eight feet tall and six feet wide. But four years after its triumphant publication, and with his young wife going steadily mad to the point of nymphomania, Smith ended up in debtors' prison, a victim of plagiarism, swindled out of his recognition and his profits. He left London for the north of England and remained homeless for ten long years as he searched for work. It wasn't until 1831, when his employer, a sympathetic nobleman, brought him into contact with the Geological Society of London -- which had earlier denied him a fellowship -- that at last this quiet genius was showered with the honors long overdue him. He was summoned south to receive the society's highest award, and King William IV offered him a lifetime pension. The Map That Changed the World is, at its foundation, a tale of endurance and achievement, of one man's dedication in the face of ruin and homelessness. The world's coal and oil industry, its gold mining, its highway systems, and its railroad routes were all derived entirely from the creation of Smith's first map.; and with a keen eye and thoughtful detail, Simon Winchester unfolds the poignant sacrifice behind this world-changing discovery.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001Der Tuff von sechstausend Jahren
Simon Winchester ehrt William Smith, denn der hat an der Uhr gedreht / Von Ernst Horst
Dies sind die Geschlechter Sems: Sem war 100 Jahre alt und zeugte Arphachsad, zwei Jahre nach der Sintflut, und lebte darnach 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter." Anhand von solchen Angaben konnte James Ussher, Bischof von Armagh, die Ereignisse der Bibel ziemlich genau datieren. Alles begann mit der Erschaffung der Welt am 23. Oktober 4004 vor Christus um neun Uhr morgens. Ob diese Uhrzeit wohl nach dem Meridian des Gartens Eden berechnet wurde? In seinem Buch "Eine Karte verändert die Welt" kommentiert Simon Winchester jedenfalls, daß neun Uhr morgens eine "durchaus christliche Zeit" ist. Dem kann sich der Rezensent, der seinen Macintosh schon etwas früher hochgefahren hat, nur anschließen. Die Angaben in Genesis fünf und elf sind präzise genug, um zu berechnen, daß die Sintflut etwa 1662 Jahre später, also zirka 2342 vor Christus, stattgefunden haben muß. Heutzutage nimmt man die Bibel aber nur noch in Teilen von Tennessee, Kansas und Alabama so wörtlich. Wir anderen haben inzwischen begriffen, daß die Phantasie eines Iren manchmal Blasen schlagen kann, vor allem, wenn er den Vornamen James trägt.
Wie die Arten der Biologie, so entstehen auch Wissenschaften durch natürliche Zuchtwahl. Wie sich die Vögel von den Echsen abgespalten haben, so ist die Geologie ein Kind der Theologie. Winchesters Buch ist ein Bericht aus der heroischen Zeit, in der die Geologie als eigenständige Wissenschaft gerade entstanden war. Vor dreihundert Jahren erklärte man die Entstehung jener Strukturen in Gesteinsschichten, die an Tiere oder Pflanzen erinnern und die wir heute Fossilien nennen, mit der Sintflut: Gott war nicht zufrieden damit, wie die Menschheit mit seiner Schöpfung umgegangen war, und ersäufte deshalb die ganze Brut - abgesehen von Noah, seiner Familie und den Haustieren - mittels einer hundertfünfzig Tage währenden Überschwemmung. Heute würden wir das einen Relaunch nennen. An sich paßt diese alte Erklärung durchaus ganz gut zu den fossilen Überresten. Eine große Flut hätte ja tatsächlich eine Mischung von Schlamm und organischem Material hinterlassen. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte man dann gewisse Widersprüche (oder eigentlich bloß Ungereimtheiten): In unterschiedlichen Gesteinsschichten waren auch Überbleibsel von ganz unterschiedlichen Lebewesen enthalten. Manche glichen rezenten, heute noch lebendig vertretenen Organismen, andere wie die Trilobiten kamen im bekannten Teil der Welt nicht vor. Wie konnte es da zutreffen, daß die ganze Fauna und Flora gleichzeitig zugrunde gegangen waren?
Natürlich ist einem Schöpfergott alles möglich. Er kann den ersten Menschen mit einem Nabel versehen, auch wenn dieser nie an einer Nabelschnur hing. Er kann auch dekorative Saurierskelette in der Erde vergraben und den radioaktiven Kohlenstoff in ihnen so niedrig dosieren, daß man meinen könnte, sie seien viel älter als sechstausend Jahre. Nur sollte sich dieser Gott dann nicht wundern, wenn seine Kreaturen irgendwann das Grübeln anfangen. Unsere heutige Erklärung für die Struktur der Gesteine ist, daß sie sich im Verlaufe von Jahrmillionen bildeten. Die Kontinente bewegten sich über die Erdoberfläche, Meere entstanden und vergingen, Gebirge türmten sich auf und versanken wieder. Die Lebewesen änderten sich während dieser langen Zeiträume durch die Evolution. Deshalb kann man Gesteine anhand der enthaltenen Fossilien datieren. Und die empirische Grundlage für diese Theorien hat ein Mann geschaffen, der heute zu Unrecht vergessen ist: William Smith (1769 bis 1839).
Eine Karte verändert die Welt - so ganz stimmt das nicht. Was die Welt verändert hat, war nicht eine Karte, sondern eine Idee. Die Idee war die Voraussetzung für die Karte, und die Karte war der Beweis für die Richtigkeit der Idee. Die Idee hätte sich auch so durchgesetzt, aber vielleicht nicht so schnell. Es gibt sicher eine gewisse Analogie zu der Entdeckung des Kopernikus, daß sich die Erde um die Sonne bewegt; auch das haben die Priester irgendwann zähneknirschend akzeptiert. Der große Unterschied besteht aber wohl darin, daß die Entstehung der modernen Geologie unmittelbare finanzielle Auswirkungen hatte. Der Erfolg bei der Suche nach Kohle, Eisen, Öl oder Uran war so wichtig, daß man sich nicht lange mit religiösen Vorbehalten herumgeschlagen hat.
William Smith interessierte sich ein Leben lang für die Beschaffenheit unserer Erde. Auch wenn er nur die Britischen Inseln erforschen konnte, so galt sein Interesse doch den allgemeingültigen Gesetzen der Geologie. Er arbeitete im Bergbau, er baute Kanäle, und er war Spezialist für die Entwässerung von Ländereien. Daß die Erdkruste wie ein Blätterteig aus Schichten aufgebaut ist, wußte man schon lange vor ihm. Sein entscheidender Beitrag war der Wechsel von der lokalen zur globalen Betrachtung. Schichten, die für das ungeübte Auge völlig gleich aussahen, zum Beispiel solche aus Sandstein, unterschied er anhand der eingebetteten Fossilien. Dazu mußte er vergessen, was er im Religionsunterricht über das Leben auf der Erde gelernt hatte, und durfte sich nur auf seine eigenen Sinne verlassen. Er fand dann anschließend dieselbe Feinstruktur überall in England, Schottland und Wales wieder. Die Schichten waren übrigens in Richtung Südosten geneigt, aber dahinter steckte kein allgemeines Gesetz, sondern nur ein historischer Zufall.
Nachdem Smith das Prinzip erkannt hatte, war er in der Lage zu verstehen, wie es sich an verschiedenen Orten manifestierte. Jahrzehntelang durchstreifte er seine Heimat und untersuchte die Felsformationen. Am Ende stand die Karte: "Eine Beschreibung der Schichten von England und Wales mit Teilen Schottlands; gezeigt werden die Kohlegruben und Bergwerke, die Moorgebiete und ursprünglich vom Meer überfluteten Niederungen sowie die Bodentypen gemäß den Veränderungen in den unteren Schichten; erläutert mit den anschaulichsten Begriffen." Die Karte erschien am 1. August 1815 und war mehr als vier Quadratmeter groß. Ein einzelner Mann hatte damit die Grundlage für die moderne Geologie gelegt.
Soviel zu der Bedeutung von Smith als Ingenieur und Wissenschaftler. Seine Geschichte hat aber auch noch ihre persönlichen Aspekte, die den Löwenanteil des Buchs ausmachen. Smith war der Sohn einfacher Leute vom Land und strebte sein Leben lang nach der Anerkennung durch die höheren Schichten der Gesellschaft. Er verschuldete sich, um in repräsentativen Häusern wohnen und arbeiten zu können. Das brachte ihn schließlich ins Schuldgefängnis und an den Bettelstab. Seine Frau hatte psychische Probleme und kostete ihn viel Mühe. Die vornehmen Snobs der Geologischen Gesellschaft von London verachteten ihn und stahlen seine Ideen. Aber schließlich, im Alter von zweiundsechzig Jahren, geplagt von Rheuma und Schwerhörigkeit, bekam er als erster die Wollaston-Medaille verliehen, die heute sozusagen der Ersatz für den nicht existenten Nobelpreis für Geologie ist. Fünf Jahre später wurde er Ehrendoktor des Trinity College in Dublin. König William IV. zahlte ihm eine jährliche Leibrente von einhundert Pfund.
Genug Stoff für einen Tatsachenroman mit einem ordentlichen Happy-End. Nur hat sich Winchester nicht getraut, diesen Roman auch zu schreiben. Schon im "Prolog" zerstört er mit einer kurzen Zusammenfassung des Lebens von Smith den Spannungsbogen. Der Leser weiß, was ihn erwartet, und langweilt sich deshalb manchmal trotz der vielen farbenfrohen Ausschmückungen. Wenn schon Schulfunk, dann bitte etwas dramatischer! Noch eine weitere Chance hat der Autor verpaßt. Immer wieder ist von Fossilien die Rede. Smith besaß eine umfangreiche Sammlung, die er schließlich aus wirtschaftlicher Not weit unter ihrem Wert an den Staat verkaufte. Das hätte man zum Anlaß für einen Steilkurs über die verwickelte Geschichte des Lebens auf der Erde nehmen können. Was sich da abgespielt hat, ist um einiges mitreißender als die Version in der Bibel. Aber Fossilien sind in dem Buch nicht viel mehr als kleine Uhren, die uns sagen, welche von zwei Gesteinsschichten älter ist.
Simon Winchester: "Eine Karte verändert die Welt". William Smith und die Geburt der modernen Geologie. Aus dem Englischen von Reiner Pfleiderer. Albrecht Knaus Verlag, München 2001. 336 S., Abb., geb., 44,- DM.
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Simon Winchester ehrt William Smith, denn der hat an der Uhr gedreht / Von Ernst Horst
Dies sind die Geschlechter Sems: Sem war 100 Jahre alt und zeugte Arphachsad, zwei Jahre nach der Sintflut, und lebte darnach 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter." Anhand von solchen Angaben konnte James Ussher, Bischof von Armagh, die Ereignisse der Bibel ziemlich genau datieren. Alles begann mit der Erschaffung der Welt am 23. Oktober 4004 vor Christus um neun Uhr morgens. Ob diese Uhrzeit wohl nach dem Meridian des Gartens Eden berechnet wurde? In seinem Buch "Eine Karte verändert die Welt" kommentiert Simon Winchester jedenfalls, daß neun Uhr morgens eine "durchaus christliche Zeit" ist. Dem kann sich der Rezensent, der seinen Macintosh schon etwas früher hochgefahren hat, nur anschließen. Die Angaben in Genesis fünf und elf sind präzise genug, um zu berechnen, daß die Sintflut etwa 1662 Jahre später, also zirka 2342 vor Christus, stattgefunden haben muß. Heutzutage nimmt man die Bibel aber nur noch in Teilen von Tennessee, Kansas und Alabama so wörtlich. Wir anderen haben inzwischen begriffen, daß die Phantasie eines Iren manchmal Blasen schlagen kann, vor allem, wenn er den Vornamen James trägt.
Wie die Arten der Biologie, so entstehen auch Wissenschaften durch natürliche Zuchtwahl. Wie sich die Vögel von den Echsen abgespalten haben, so ist die Geologie ein Kind der Theologie. Winchesters Buch ist ein Bericht aus der heroischen Zeit, in der die Geologie als eigenständige Wissenschaft gerade entstanden war. Vor dreihundert Jahren erklärte man die Entstehung jener Strukturen in Gesteinsschichten, die an Tiere oder Pflanzen erinnern und die wir heute Fossilien nennen, mit der Sintflut: Gott war nicht zufrieden damit, wie die Menschheit mit seiner Schöpfung umgegangen war, und ersäufte deshalb die ganze Brut - abgesehen von Noah, seiner Familie und den Haustieren - mittels einer hundertfünfzig Tage währenden Überschwemmung. Heute würden wir das einen Relaunch nennen. An sich paßt diese alte Erklärung durchaus ganz gut zu den fossilen Überresten. Eine große Flut hätte ja tatsächlich eine Mischung von Schlamm und organischem Material hinterlassen. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte man dann gewisse Widersprüche (oder eigentlich bloß Ungereimtheiten): In unterschiedlichen Gesteinsschichten waren auch Überbleibsel von ganz unterschiedlichen Lebewesen enthalten. Manche glichen rezenten, heute noch lebendig vertretenen Organismen, andere wie die Trilobiten kamen im bekannten Teil der Welt nicht vor. Wie konnte es da zutreffen, daß die ganze Fauna und Flora gleichzeitig zugrunde gegangen waren?
Natürlich ist einem Schöpfergott alles möglich. Er kann den ersten Menschen mit einem Nabel versehen, auch wenn dieser nie an einer Nabelschnur hing. Er kann auch dekorative Saurierskelette in der Erde vergraben und den radioaktiven Kohlenstoff in ihnen so niedrig dosieren, daß man meinen könnte, sie seien viel älter als sechstausend Jahre. Nur sollte sich dieser Gott dann nicht wundern, wenn seine Kreaturen irgendwann das Grübeln anfangen. Unsere heutige Erklärung für die Struktur der Gesteine ist, daß sie sich im Verlaufe von Jahrmillionen bildeten. Die Kontinente bewegten sich über die Erdoberfläche, Meere entstanden und vergingen, Gebirge türmten sich auf und versanken wieder. Die Lebewesen änderten sich während dieser langen Zeiträume durch die Evolution. Deshalb kann man Gesteine anhand der enthaltenen Fossilien datieren. Und die empirische Grundlage für diese Theorien hat ein Mann geschaffen, der heute zu Unrecht vergessen ist: William Smith (1769 bis 1839).
Eine Karte verändert die Welt - so ganz stimmt das nicht. Was die Welt verändert hat, war nicht eine Karte, sondern eine Idee. Die Idee war die Voraussetzung für die Karte, und die Karte war der Beweis für die Richtigkeit der Idee. Die Idee hätte sich auch so durchgesetzt, aber vielleicht nicht so schnell. Es gibt sicher eine gewisse Analogie zu der Entdeckung des Kopernikus, daß sich die Erde um die Sonne bewegt; auch das haben die Priester irgendwann zähneknirschend akzeptiert. Der große Unterschied besteht aber wohl darin, daß die Entstehung der modernen Geologie unmittelbare finanzielle Auswirkungen hatte. Der Erfolg bei der Suche nach Kohle, Eisen, Öl oder Uran war so wichtig, daß man sich nicht lange mit religiösen Vorbehalten herumgeschlagen hat.
William Smith interessierte sich ein Leben lang für die Beschaffenheit unserer Erde. Auch wenn er nur die Britischen Inseln erforschen konnte, so galt sein Interesse doch den allgemeingültigen Gesetzen der Geologie. Er arbeitete im Bergbau, er baute Kanäle, und er war Spezialist für die Entwässerung von Ländereien. Daß die Erdkruste wie ein Blätterteig aus Schichten aufgebaut ist, wußte man schon lange vor ihm. Sein entscheidender Beitrag war der Wechsel von der lokalen zur globalen Betrachtung. Schichten, die für das ungeübte Auge völlig gleich aussahen, zum Beispiel solche aus Sandstein, unterschied er anhand der eingebetteten Fossilien. Dazu mußte er vergessen, was er im Religionsunterricht über das Leben auf der Erde gelernt hatte, und durfte sich nur auf seine eigenen Sinne verlassen. Er fand dann anschließend dieselbe Feinstruktur überall in England, Schottland und Wales wieder. Die Schichten waren übrigens in Richtung Südosten geneigt, aber dahinter steckte kein allgemeines Gesetz, sondern nur ein historischer Zufall.
Nachdem Smith das Prinzip erkannt hatte, war er in der Lage zu verstehen, wie es sich an verschiedenen Orten manifestierte. Jahrzehntelang durchstreifte er seine Heimat und untersuchte die Felsformationen. Am Ende stand die Karte: "Eine Beschreibung der Schichten von England und Wales mit Teilen Schottlands; gezeigt werden die Kohlegruben und Bergwerke, die Moorgebiete und ursprünglich vom Meer überfluteten Niederungen sowie die Bodentypen gemäß den Veränderungen in den unteren Schichten; erläutert mit den anschaulichsten Begriffen." Die Karte erschien am 1. August 1815 und war mehr als vier Quadratmeter groß. Ein einzelner Mann hatte damit die Grundlage für die moderne Geologie gelegt.
Soviel zu der Bedeutung von Smith als Ingenieur und Wissenschaftler. Seine Geschichte hat aber auch noch ihre persönlichen Aspekte, die den Löwenanteil des Buchs ausmachen. Smith war der Sohn einfacher Leute vom Land und strebte sein Leben lang nach der Anerkennung durch die höheren Schichten der Gesellschaft. Er verschuldete sich, um in repräsentativen Häusern wohnen und arbeiten zu können. Das brachte ihn schließlich ins Schuldgefängnis und an den Bettelstab. Seine Frau hatte psychische Probleme und kostete ihn viel Mühe. Die vornehmen Snobs der Geologischen Gesellschaft von London verachteten ihn und stahlen seine Ideen. Aber schließlich, im Alter von zweiundsechzig Jahren, geplagt von Rheuma und Schwerhörigkeit, bekam er als erster die Wollaston-Medaille verliehen, die heute sozusagen der Ersatz für den nicht existenten Nobelpreis für Geologie ist. Fünf Jahre später wurde er Ehrendoktor des Trinity College in Dublin. König William IV. zahlte ihm eine jährliche Leibrente von einhundert Pfund.
Genug Stoff für einen Tatsachenroman mit einem ordentlichen Happy-End. Nur hat sich Winchester nicht getraut, diesen Roman auch zu schreiben. Schon im "Prolog" zerstört er mit einer kurzen Zusammenfassung des Lebens von Smith den Spannungsbogen. Der Leser weiß, was ihn erwartet, und langweilt sich deshalb manchmal trotz der vielen farbenfrohen Ausschmückungen. Wenn schon Schulfunk, dann bitte etwas dramatischer! Noch eine weitere Chance hat der Autor verpaßt. Immer wieder ist von Fossilien die Rede. Smith besaß eine umfangreiche Sammlung, die er schließlich aus wirtschaftlicher Not weit unter ihrem Wert an den Staat verkaufte. Das hätte man zum Anlaß für einen Steilkurs über die verwickelte Geschichte des Lebens auf der Erde nehmen können. Was sich da abgespielt hat, ist um einiges mitreißender als die Version in der Bibel. Aber Fossilien sind in dem Buch nicht viel mehr als kleine Uhren, die uns sagen, welche von zwei Gesteinsschichten älter ist.
Simon Winchester: "Eine Karte verändert die Welt". William Smith und die Geburt der modernen Geologie. Aus dem Englischen von Reiner Pfleiderer. Albrecht Knaus Verlag, München 2001. 336 S., Abb., geb., 44,- DM.
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