Die Mars-Chroniken von Ray Bradbury sind weniger ein Roman, als eine Science-Fiktion Kurzgeschichtensammlung zum Thema Kolonisierung des Mars. Die Erschließung des Planeten geht in Wellen von 1999 bis 2026 vor sich. Die ersten Geschichten behandeln die ersten vier Erkundungsmissionen durch
Raumfahrer 1999-2001. Anschließend (bis 2005) kommen verschiedene Siedlungswellen, die aus unterschiedlichen…mehrDie Mars-Chroniken von Ray Bradbury sind weniger ein Roman, als eine Science-Fiktion Kurzgeschichtensammlung zum Thema Kolonisierung des Mars. Die Erschließung des Planeten geht in Wellen von 1999 bis 2026 vor sich. Die ersten Geschichten behandeln die ersten vier Erkundungsmissionen durch Raumfahrer 1999-2001. Anschließend (bis 2005) kommen verschiedene Siedlungswellen, die aus unterschiedlichen Gründen den Mars besiedeln wollen. Ökonomische Gründe, wie Erschließung von Rohstoffen, dann Siedler, dann ältere Menschen, die einen Altersruhesitz suchen oder einfach nur Menschen, die vor den Kriegswirren auf der Erde fliehen wollen. Die letzte Phase beschreibt, wie die Menschen den Mars wieder verlassen, um im Krieg auf der Erde ihren Mann zu stehen, wie einige Menschen vergessen werden und allein zurückbleiben und letztendlich einige wenige Überlebende wiederum Zuflucht auf dem Mars suchen (2026).
Die Kurzgeschichten sind sehr unterschiedlich. Teilweise sind sie abgedreht witzig und ziehen auch heute noch aktuelle Themen durch den Kakao, wie in August 1999: THE EARTH MEN, als die Marsianer die Menschen einfach nur für Halluzinationen halten und ihnen erst einmal Papierkram in die Hand drücken und sie in eine Psychiatrie sperren.
Streckenweise sind die Geschichten, vor allen die kurzen Einschübe, sehr poetisch und machen nachdenklich. Besonders die Poesie des Verfalls und Niedergangs in August 2026: THERE WILL COME SOFT RAINS ist meisterlich.
Es gibt Anklänge an spätere Werke von Bradbury, wie ihn April 2005: USHER II in dem Edgar Allen Poe, Mars und Fahrenheit 451 aufeinandertreffen. Eine der besten Geschichten dieses Buches.
Die Geschichten überschneiden sich, ergänzen sich, beleuchten einige Abschnitte aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Es gibt noch weitere Marsgeschichten, die ich aus Bradbury 13 kenne, die mir hier fehlten, die jedoch wohl deutlich später erschienen, als dieses Buch und schöne Ergänzungen sind.
So wunderbar und poetisch, so gelungen und meisterlich viele der Geschichten auch sind, so haben sie doch auch ihre Probleme. Es gibt sehr viele Referenzen auf die damalige amerikanische Kultur, vor allem auf damals populäre Musik, die man hier in Deutschland gar nicht kennt. Aber zum Glück gibt es ja youtube, wo die Lieder alle auzufinden sind. Generell scheint Bradbury jedoch einen Hass oder sagen wir Abneigung gegen Wissenschaftler zu haben. Für ihn sind sie eine "Society for the Prevention of Fantasy". Permanent hackt er auf der Wissenschaft und den Wissenschftlern herum, die für ihn wohl phantasielose, emotionslose Roboter sind und übersieht dabei, dass einige der größten Science Fiction Autoren, wie H.G. Wells, selber Wissenschaftler waren. Diese Abwehrhaltung führt teils zu sehr kuriosen Schlüssen, die der Autor zieht.
“They blended religion and art and science because, at base, science is no more than an investigation of a miracle we can never explain, and art is an interpretation of that miracle. They never let science crush the aesthetic and the beautiful. “
Er bedient erst einmal das übliche Klischee vieler Geisteswissenschaftler, wenn sie mit der naturwissenschaftlichen Sichtweise konfrontiert werde. Ein Sonnenuntergang ist doch immer noch wunderschön, auch wenn man versteht, wie und warum die Farben entstehen. Kann etwas nur schön sein, wenn man nicht weiß wie es entsteht? Um dann das: “Life was the propagation of more life and the living of as good a life is possible. “ Bradbury ergeht sich also erst in der Preisung von Kunst und Religion, um dann das egoistische Gen als höchstes Ideal anzupreisen?! DAS nenne ich mal inkonsequent.
Fazit: Ein Sci-Fi Klassiker voller Witz, Poesie und Fantasie, aber mit einigen Schwächen. Kein Meisterwerk, aber immer noch wunderbar zu lesen.