Kaum hat Richard Field seine Stelle bei der Geheimpolizei in Shanghai angetreten, wird er auch schon mit dem Mordfall an einer schönen Russin konfrontiert, den außer ihm scheinbar niemand wirklich klären will. Hilfe bekommt er nur von seinem Kollegen Caprisi, einem Amerikaner der bei Kriminalpolizei
arbeitet und mit der den Fall gemeinsam bearbeitet. Während der Ermittlungen begegnet Field der…mehrKaum hat Richard Field seine Stelle bei der Geheimpolizei in Shanghai angetreten, wird er auch schon mit dem Mordfall an einer schönen Russin konfrontiert, den außer ihm scheinbar niemand wirklich klären will. Hilfe bekommt er nur von seinem Kollegen Caprisi, einem Amerikaner der bei Kriminalpolizei arbeitet und mit der den Fall gemeinsam bearbeitet. Während der Ermittlungen begegnet Field der faszinieren Natasha, deren Charme er schon bald verfällt.
Mit „Der Herr des Regens“ hat Tom Bradby nicht nur einen spannenden historischen Krimi geschrieben, sondern auch ein stimmungsvolles Bild der exotischen Metropole Shanghai um 1926 gezeichnet. Die Stadt brodelt vor Leben, hier treffen traditionelles chinesisches Leben und das moderne Europa aufeinander, es herrscht Korruption an jeder Ecke, neben unvorstellbarem Luxus existiert bitterste Armut, Gangsterbanden beherrschen den Alltag und jeder versucht das Beste für sich abzugreifen. Engländer, Amerikaner, Franzosen und Chinesen leben in getrennten Vierteln, die auch unterschiedlicher Gerichtsbarkeit unterstehen, mittendrin viele russische Flüchtlinge, die nach dem Sieg der Bolschwiken aus Russland geflohen sind und nun hier versuchen, ein neues Leben anzufangen. Lu Huang ein legendärer Gangsterboss, hat über die Jahre die „Grüne Triade“ zu einer mächtigen Organisation aufgebaut, die nun überall ihre Finger im Spiel hat und die gesamte Stadt beherrscht. In diesem Schmelztigel versucht nun der recht unbedarfte Richard Field seinen Weg zu gehen und verfolgt dabei mit einer Hartnäckigkeit seine Ermittlungen, die ihm weder bei seinen Kollegen und Vorgesetzten, noch im Gangstermilieu Freunde macht. Sowohl für Field als auch für den Leser ist kaum erkennbar, wer Freund, wer Feind, wer korrupt und wer ehrlich ist. Als Richard Field Natasha kennenlernt, eine Freundin der Ermordeten, die auch als Prostituierte arbeitet, gerät er schnell in den Bann der undurchsichtigen Schönheit, die wie fast jeder in der Stadt eine düstere Vergangenheit mit sich herum schleppt.
Neben dem undurchsichtigen Mordfall ist es vor allem das exotische und wunderbar bildhafte, geradezu vor Leben und Geschäftigkeit brodelnde Shanghai, dass hier eine atmosphärisch dichte Kulisse bildet, in die man beim lesen eintauchen kann. Schnell hält einen die feucht-schwüle, düstere und auch gewalttätige Stimmung gefangen, so dass nur schwer mit Lesen aufhören kann.
Mit geschickten Wendungen und überraschenden Geschehnissen hält der Autor die Spannung bis zum Ende hin aufrecht. Field und der Leser wissen bald gar nicht mehr, wem zu trauen ist und wem nicht und wenn das Ende auch ein typisches Happy End ist, so gönnt man es den Charakteren doch von Herzen.
FaziT: ein atmosphärisch dichter und sehr stimmungsvoller historischer Krimi vor exotischer Kulisse, der mir ausnehmend gut gefallen und mich bestens unterhalten hat. Krimifall, historisches Setting und interessante Charaktere verbinden sich hier zu einem gelungenen Ganzen!
Meine Rezi bezieht sich auf die deutsche Ausgabe "Der Herr des Regens"