11/9/2001: Christian fundamentalists hijackfour jetliners. They fly two into theTigris & Euphrates World Trade Towersin Baghdad, and a third into the ArabDefense Ministry in Riyadh. The fourthplane, believed to be bound for Mecca, isbrought down by its passengers. The UnitedArab States declares a War on Terror. Arabianand Persian troops invade the EasternSeaboard and establish a Green Zone inWashington, D.C. . . .
Summer, 2009: Arab Homeland Securityagent Mustafa al Baghdadi interrogatesa captured suicide bomber. The prisonerclaims that the world they are living in isa mirage-in the real world, America is asuperpower, and the Arab states are just acollection of "backward third-world countries."Other captured terrorists have beentelling the same story.
The gangster Saddam Hussein is conductinghis own investigation. And the headof the Senate Intelligence Committee-awar hero named Osama bin Laden-willstop at nothing to hide the truth. As Mustafaand his colleagues venture deeper into theunsettling world of terrorism, politics, andespionage, they are confronted with questionswithout any rational answers, andthe terrifying possibility that their world isnot what it seems.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Summer, 2009: Arab Homeland Securityagent Mustafa al Baghdadi interrogatesa captured suicide bomber. The prisonerclaims that the world they are living in isa mirage-in the real world, America is asuperpower, and the Arab states are just acollection of "backward third-world countries."Other captured terrorists have beentelling the same story.
The gangster Saddam Hussein is conductinghis own investigation. And the headof the Senate Intelligence Committee-awar hero named Osama bin Laden-willstop at nothing to hide the truth. As Mustafaand his colleagues venture deeper into theunsettling world of terrorism, politics, andespionage, they are confronted with questionswithout any rational answers, andthe terrifying possibility that their world isnot what it seems.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2014Gestatten, Usama Bin Ladin, arabischer Senator
Matt Ruff schreibt die Geschichte um: "Mirage" erzählt von einer muslimischen Weltmacht in Banne des Terrors
Wie leicht ist aus 9/11 ein 11/9 gemacht. Und so fand im Jahr 2001 die große Attentatsserie gar nicht am 11. September, sondern am 9. November statt. Und auch micht in den Vereinigten Staaten von Amerika, sondern in den Vereinigten Arabischen Staaten, einer Supermacht, die sich vom Maghreb über die arabische Halbinsel und das Zweistromland hinweg bis zur Türkei erstreckt. In deren Kultur- und Handelsmetropole Bagdad sind am 9. November die Tigris-und-Euphrat-Zwillingstürme durch zwei von amerikanischen Terroristen gekaperte Flugzeuge zerstört worden, in der Bundeshauptstadt Riad prallte am selben Tag eine weitere entführte Maschine ins Verteidigungsministerium, eine vierte stürzte gleichzeitig auf dem Weg möglicherweise nach Mekka über der Wüste ab. Kurz darauf mobilisierten die Araber ihre Truppen, marschierten in die zum Terrorstaat erklärten Vereinigten Staaten von Amerika ein und halten diese seither besetzt.
Das ist die Grundkonstellation von Matt Ruffs neuem Roman "Mirage". Im Englischen bedeutet dieses Wort Luftspiegelung oder Fata Morgana, und natürlich gibt es keine bessere Bezeichnung für die phantastische literarische Illusion, die der achtundvierzigjährige Amerikaner seinen Lesern bietet. Alles ist im Jahr 2009, in dem der Roman spielt, genau anders herum, als wir es kennen. Und zwar nicht erst seit 2001, sondern schon seit Jahrzehnten. Denn die Vereinigten Staaten von Amerika bestehen gerade mal aus den Ostküstenstaaten, während Texas sich zur Evangelikalen Republik ausgerufen hat, Louisiana und Mississippi autonome Königreiche sind und Kalifornien sich sowieso ganz aus der heiklen nordamerikanischen Gemengelage heraushält. In Europa wiederum ist nach dem durch den heldenhaften Beistand arabischer Truppen errungenen Sieg über Hitler Deutschland geteilt worden: in einen jüdischen und einen christlichen Staat. Aber der jüdische hat 1967 das Westrheinland sowie Bayern und Schwaben besetzt. Die arabische Weltordnungsmacht duldet es.
Man merkt diesem Roman den Spaß an, mit dem er konstruiert wurde. So anders alles ist, so leicht erkennt man auch, worauf es anspielt. Und zudem unterbrechen immer wieder eingeschobene Einträge aus der "Bibliothek von Alexandria", einer von Benutzern erstellten Online-Enzyklopädie, die Handlung und bringen uns bei politischen Fragen oder wichtigen Figuren auf den nötigen Wissensstand dieser anderen Welt. Photoshop heißt jetzt Photobasar, Usama Bin Ladin ist arabischer Senator und Saddam Hussein ein Bandenchef in Bagdad, dessen die Obrigkeit partout nicht habhaft werden kann. Doch weder er noch Usama Bin Ladin sind mit dieser Situation zufrieden. Beide wollen mehr.
Aus diesem doppelten Ehrgeiz zweier nicht ganz so braver arabischer Bürger entsteht die Dynamik der Handlung, in deren Mittelpunkt aber ein Polizistentrio steht: Mustafa al-Bagdadi und sein heimlich homosexueller Kollege Samir sind als Fahnder schon lange auf der Spur Saddams, und zu ihnen stößt nun die schöne Amal, die als Tochter der früheren Bürgermeisterin von Bagdad Karriere gemacht hat, aber als Ermittlerin mindestens so viel drauf hat wie die beiden Männer. Gemeinsam kommen sie einem großen Geheimnis auf die Spur: Sowohl Saddam als auch Usama Bin Ladin sind hinter einer Wunderlampe her.
Märchenhaft orientalisch ist also die Szenerie, die Ruff erzeugt, aber alles wird eingepasst in einen Verschwörungsthriller. Sein "Mirage", im Original schon 2012 erschienen, ist das genaue Gegenteil von Frank Schätzings neuem Roman "Breaking News", denn Ruff benutzt alle recherchierten Fakten nur dazu, die Realität tatsächlich zu spiegeln, also deren Seiten zu vertauschen, während Schätzing möglichst nahe an der Wirklichkeit bleibt. Ruff ist aber auch weniger als Spannungsautor bekannt, sondern seit seinem Debüt mit dem Campusroman "Fool on the Hill" (1988) und dann vor allem dank seiner 1997 erschienenen "G.A.S."-Trilogie, die im New York des Jahres 2023 spielt, gilt er als besonders komischer Erzähler. Diesen Ruf löst er mit "Mirage" bei aller Dramatik des Geschehens abermals ein.
Dabei geht es überaus blutig zu im arabischen Kampf gegen den Terror, der das Polizistentrio auch einmal ins mühsam befriedete Amerika führt, wo man sich nur in gepanzerten Wagen bewegen kann, weil alles voller christlicher Heckenschützen ist. Doch die eigentlichen Feinde sitzen zu Hause und träumen von einer ihnen durch rätselhafte Artefakte vermittelten zweiten Wirklichkeit, in der am 11. September 2001 ein starkes Amerika angegriffen worden ist. Denn noch besser, als Senator oder Bandenchef zu sein, ist die Aussicht auf absolute Herrschaft, wie sie in der Parallelwelt ein Staatspräsident Saddam und ein Terroristenführer Usama Bin Ladin über ihre Gefolgsleute auszuüben scheinen.
Ruff liefert also mit "Mirage" nicht nur eine köstliche Geschichtsfarce, er vermittelt auch subkutan eine geradezu philosophische Betrachtung zur Zwangsläufigkeit historischer Ereignisse. Dass er sich dabei nicht um Fragen nach Plausibilität oder gar Realismus schert, ist nur konsequent, schließlich nimmt er selbst sich Scheherazade als Vorbild, und genauso spannend wie die Erzählerin aus "Tausendundeiner Nacht" erzählt er. Auch genauso phantastisch. Und mit vielen Anspielungen auf die Offenbarungstexte der großen monotheistischen Religionen. Für Matt Ruff gilt somit im besten Sinne, was er Saddam Hussein einmal sagen lässt: "Die Amis . . . Ständig bringen die Phantasie und Wirklichkeit durcheinander."
Wobei es schade ist, dass auf Deutsch der amerikanische Titel beibehalten wurde, denn "Fata Morgana" wäre nicht nur allgemeinverständlicher gewesen, sondern hätte uns auch den ständig wechselnden Gebrauch dieses Begriffs und der Rede von "Mirage" im Laufe der Handlung erspart. Was mag da die beiden Übersetzer getrieben haben, wo sie doch auch aus den UAS (United Arabian States) des Originals die VAS gemacht haben, obwohl das der bei uns gleichfalls gebräuchlichen Abkürzung USA viel ferner ist? Der Tonfall Matt Ruffs in seiner Mischung aus Märchen-, Mythen-, Thriller- und Satire-Elementen ist bei der Übersetzung noch herauszuhören, aber einiges in der deutschen Fassung hätte etwas mehr Übersetzerphantasie gebrauchen können.
ANDREAS PLATTHAUS
Matt Ruff: "Mirage". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Giovanni und Ditte Bandini. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2014. 490 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Matt Ruff schreibt die Geschichte um: "Mirage" erzählt von einer muslimischen Weltmacht in Banne des Terrors
Wie leicht ist aus 9/11 ein 11/9 gemacht. Und so fand im Jahr 2001 die große Attentatsserie gar nicht am 11. September, sondern am 9. November statt. Und auch micht in den Vereinigten Staaten von Amerika, sondern in den Vereinigten Arabischen Staaten, einer Supermacht, die sich vom Maghreb über die arabische Halbinsel und das Zweistromland hinweg bis zur Türkei erstreckt. In deren Kultur- und Handelsmetropole Bagdad sind am 9. November die Tigris-und-Euphrat-Zwillingstürme durch zwei von amerikanischen Terroristen gekaperte Flugzeuge zerstört worden, in der Bundeshauptstadt Riad prallte am selben Tag eine weitere entführte Maschine ins Verteidigungsministerium, eine vierte stürzte gleichzeitig auf dem Weg möglicherweise nach Mekka über der Wüste ab. Kurz darauf mobilisierten die Araber ihre Truppen, marschierten in die zum Terrorstaat erklärten Vereinigten Staaten von Amerika ein und halten diese seither besetzt.
Das ist die Grundkonstellation von Matt Ruffs neuem Roman "Mirage". Im Englischen bedeutet dieses Wort Luftspiegelung oder Fata Morgana, und natürlich gibt es keine bessere Bezeichnung für die phantastische literarische Illusion, die der achtundvierzigjährige Amerikaner seinen Lesern bietet. Alles ist im Jahr 2009, in dem der Roman spielt, genau anders herum, als wir es kennen. Und zwar nicht erst seit 2001, sondern schon seit Jahrzehnten. Denn die Vereinigten Staaten von Amerika bestehen gerade mal aus den Ostküstenstaaten, während Texas sich zur Evangelikalen Republik ausgerufen hat, Louisiana und Mississippi autonome Königreiche sind und Kalifornien sich sowieso ganz aus der heiklen nordamerikanischen Gemengelage heraushält. In Europa wiederum ist nach dem durch den heldenhaften Beistand arabischer Truppen errungenen Sieg über Hitler Deutschland geteilt worden: in einen jüdischen und einen christlichen Staat. Aber der jüdische hat 1967 das Westrheinland sowie Bayern und Schwaben besetzt. Die arabische Weltordnungsmacht duldet es.
Man merkt diesem Roman den Spaß an, mit dem er konstruiert wurde. So anders alles ist, so leicht erkennt man auch, worauf es anspielt. Und zudem unterbrechen immer wieder eingeschobene Einträge aus der "Bibliothek von Alexandria", einer von Benutzern erstellten Online-Enzyklopädie, die Handlung und bringen uns bei politischen Fragen oder wichtigen Figuren auf den nötigen Wissensstand dieser anderen Welt. Photoshop heißt jetzt Photobasar, Usama Bin Ladin ist arabischer Senator und Saddam Hussein ein Bandenchef in Bagdad, dessen die Obrigkeit partout nicht habhaft werden kann. Doch weder er noch Usama Bin Ladin sind mit dieser Situation zufrieden. Beide wollen mehr.
Aus diesem doppelten Ehrgeiz zweier nicht ganz so braver arabischer Bürger entsteht die Dynamik der Handlung, in deren Mittelpunkt aber ein Polizistentrio steht: Mustafa al-Bagdadi und sein heimlich homosexueller Kollege Samir sind als Fahnder schon lange auf der Spur Saddams, und zu ihnen stößt nun die schöne Amal, die als Tochter der früheren Bürgermeisterin von Bagdad Karriere gemacht hat, aber als Ermittlerin mindestens so viel drauf hat wie die beiden Männer. Gemeinsam kommen sie einem großen Geheimnis auf die Spur: Sowohl Saddam als auch Usama Bin Ladin sind hinter einer Wunderlampe her.
Märchenhaft orientalisch ist also die Szenerie, die Ruff erzeugt, aber alles wird eingepasst in einen Verschwörungsthriller. Sein "Mirage", im Original schon 2012 erschienen, ist das genaue Gegenteil von Frank Schätzings neuem Roman "Breaking News", denn Ruff benutzt alle recherchierten Fakten nur dazu, die Realität tatsächlich zu spiegeln, also deren Seiten zu vertauschen, während Schätzing möglichst nahe an der Wirklichkeit bleibt. Ruff ist aber auch weniger als Spannungsautor bekannt, sondern seit seinem Debüt mit dem Campusroman "Fool on the Hill" (1988) und dann vor allem dank seiner 1997 erschienenen "G.A.S."-Trilogie, die im New York des Jahres 2023 spielt, gilt er als besonders komischer Erzähler. Diesen Ruf löst er mit "Mirage" bei aller Dramatik des Geschehens abermals ein.
Dabei geht es überaus blutig zu im arabischen Kampf gegen den Terror, der das Polizistentrio auch einmal ins mühsam befriedete Amerika führt, wo man sich nur in gepanzerten Wagen bewegen kann, weil alles voller christlicher Heckenschützen ist. Doch die eigentlichen Feinde sitzen zu Hause und träumen von einer ihnen durch rätselhafte Artefakte vermittelten zweiten Wirklichkeit, in der am 11. September 2001 ein starkes Amerika angegriffen worden ist. Denn noch besser, als Senator oder Bandenchef zu sein, ist die Aussicht auf absolute Herrschaft, wie sie in der Parallelwelt ein Staatspräsident Saddam und ein Terroristenführer Usama Bin Ladin über ihre Gefolgsleute auszuüben scheinen.
Ruff liefert also mit "Mirage" nicht nur eine köstliche Geschichtsfarce, er vermittelt auch subkutan eine geradezu philosophische Betrachtung zur Zwangsläufigkeit historischer Ereignisse. Dass er sich dabei nicht um Fragen nach Plausibilität oder gar Realismus schert, ist nur konsequent, schließlich nimmt er selbst sich Scheherazade als Vorbild, und genauso spannend wie die Erzählerin aus "Tausendundeiner Nacht" erzählt er. Auch genauso phantastisch. Und mit vielen Anspielungen auf die Offenbarungstexte der großen monotheistischen Religionen. Für Matt Ruff gilt somit im besten Sinne, was er Saddam Hussein einmal sagen lässt: "Die Amis . . . Ständig bringen die Phantasie und Wirklichkeit durcheinander."
Wobei es schade ist, dass auf Deutsch der amerikanische Titel beibehalten wurde, denn "Fata Morgana" wäre nicht nur allgemeinverständlicher gewesen, sondern hätte uns auch den ständig wechselnden Gebrauch dieses Begriffs und der Rede von "Mirage" im Laufe der Handlung erspart. Was mag da die beiden Übersetzer getrieben haben, wo sie doch auch aus den UAS (United Arabian States) des Originals die VAS gemacht haben, obwohl das der bei uns gleichfalls gebräuchlichen Abkürzung USA viel ferner ist? Der Tonfall Matt Ruffs in seiner Mischung aus Märchen-, Mythen-, Thriller- und Satire-Elementen ist bei der Übersetzung noch herauszuhören, aber einiges in der deutschen Fassung hätte etwas mehr Übersetzerphantasie gebrauchen können.
ANDREAS PLATTHAUS
Matt Ruff: "Mirage". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Giovanni und Ditte Bandini. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2014. 490 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main