It killed its star off after forty minutes. There was no happy ending. And it offered the most violent scene to date in American film. The shrieking strings of the soundtrack seared the national consciousness--nothing like "Psycho" had existed before. Drawing on his encyclopedic knowledge of Hollywood, renowned film critic David Thomson vividly shows how, in 1959, Hitchcock masterfully made "Psycho" to reflect the sexual, creative, and political ferment that would soon overtake the nation. "Psycho," all of a sudden, represented all America wanted from a film--and, as "The Moment of Psycho" brilliantly demonstrates, it still does.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2010Keine Angst vor Motels
David Thomson und "Der Augenblick von 'Psycho'"
Im Kino sind wir in Sicherheit. Unbehelligt von den Widrigkeiten der Welt sitzen wir im klimatisierten Dunkeln, in gehöriger Entfernung von den Ereignissen auf der Leinwand. So war das einmal - bis "Psycho" vor fünfzig Jahren die Welt mit der Erkenntnis schockierte, dass das Kino ein Ort ist, an dem Sex und Gewalt mit einer Wucht ausbrechen, die keinen Zuschauer unbehelligt lässt und die Zensoren einfach wegfegt.
Mit dieser Überlegung beginnt David Thomsons Buch über "Psycho" ("The Moment of Psycho. How Alfred Hitchcock Taught America to Love Murder." Basic Books). Es ist neben einer glänzenden Analyse auch eine alltagssoziologische Erzählung darüber, wie die Geschichte dieses Films und die Geschichte seiner Entstehung einen Augenblick in der amerikanischen Gesellschaft markiert, an dem sich alles änderte. An dem pure Angst herrschte und Paranoia und nichts war, was es schien. Auch dieser Film nicht, dessen Titel die Psychose andeutet, und der doch vor allem die Angst zum Thema hat (weshalb die Leute sich plötzlich in der Dusche ungemütlich fühlten und nicht unbedingt mit ihren Müttern). Und weil Thomson diese Angst fasziniert und er mit ihr (und uns) spielt, macht er am Ende etwas Erstaunliches: Er verlängert den Film in unsere Zeit. Und lädt uns ein (in einem typischen Hitchcock-Gestus), zu ihm ins Auto zu steigen und das Land zu durchqueren.
Stellen Sie sich vor, schreibt er, Sie fahren durch Amerika. In fünf Tagen von Ost nach West ist das zu schaffen. Sie halten ein paar Mal an, vernünftigerweise, denn beim Fahren spüren Sie nicht, wie müde Sie eigentlich sind, und Sie wollen nicht vom Aufprall auf einen Vierzigtonner voller Benzin oder Atommüll geweckt werden, dessen Fahrer möglicherweise ebenfalls eingenickt war. Sie hören den Roadkill unter ihren Reifen knirschen, und wenn das Programm des texanischen Predigers vom Navajo-Radio abgelöst wird, werden Sie sich fragen, ob Sie gerade verrückt werden oder die Zeit ihres Lebens haben. Heute werden Sie kaum noch Anhalter sehen, also allein sein. Motels werden auftauchen, und Sie werden überlegen, ob Sie übernachten sollten. Und dann werden Sie an Norman Bates denken, und daran, wie er danach sucht, wer er sein könnte - Norman Bates, der Serienmörder, der eine dieser düsteren, einsamen Gestalten ist, die Hitchcock uns immer gezeigt hat. Einer wie er selbst, der niemals in dieser Weise gewalttätig geworden wäre, aber nicht aufhören kann, davon zu träumen.
So etwa schreibt Thomson, um uns ganz zum Schluss daran zu erinnern, was Hitchcock in einer Rede einmal seinem Publikum mit auf den Weg gab: "Sie werden mir zustimmen, dass Mord so viel charmanter ist, selbst für das Opfer, wenn die Umgebung sich angenehm gestaltet und die Beteiligten Damen und Herren sind wie Sie. Also fürchten Sie sich nicht vor Motels und der Straße. Aber seinen Sie wachsam, wenn Sie Damen und Herren begegnen."
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
David Thomson und "Der Augenblick von 'Psycho'"
Im Kino sind wir in Sicherheit. Unbehelligt von den Widrigkeiten der Welt sitzen wir im klimatisierten Dunkeln, in gehöriger Entfernung von den Ereignissen auf der Leinwand. So war das einmal - bis "Psycho" vor fünfzig Jahren die Welt mit der Erkenntnis schockierte, dass das Kino ein Ort ist, an dem Sex und Gewalt mit einer Wucht ausbrechen, die keinen Zuschauer unbehelligt lässt und die Zensoren einfach wegfegt.
Mit dieser Überlegung beginnt David Thomsons Buch über "Psycho" ("The Moment of Psycho. How Alfred Hitchcock Taught America to Love Murder." Basic Books). Es ist neben einer glänzenden Analyse auch eine alltagssoziologische Erzählung darüber, wie die Geschichte dieses Films und die Geschichte seiner Entstehung einen Augenblick in der amerikanischen Gesellschaft markiert, an dem sich alles änderte. An dem pure Angst herrschte und Paranoia und nichts war, was es schien. Auch dieser Film nicht, dessen Titel die Psychose andeutet, und der doch vor allem die Angst zum Thema hat (weshalb die Leute sich plötzlich in der Dusche ungemütlich fühlten und nicht unbedingt mit ihren Müttern). Und weil Thomson diese Angst fasziniert und er mit ihr (und uns) spielt, macht er am Ende etwas Erstaunliches: Er verlängert den Film in unsere Zeit. Und lädt uns ein (in einem typischen Hitchcock-Gestus), zu ihm ins Auto zu steigen und das Land zu durchqueren.
Stellen Sie sich vor, schreibt er, Sie fahren durch Amerika. In fünf Tagen von Ost nach West ist das zu schaffen. Sie halten ein paar Mal an, vernünftigerweise, denn beim Fahren spüren Sie nicht, wie müde Sie eigentlich sind, und Sie wollen nicht vom Aufprall auf einen Vierzigtonner voller Benzin oder Atommüll geweckt werden, dessen Fahrer möglicherweise ebenfalls eingenickt war. Sie hören den Roadkill unter ihren Reifen knirschen, und wenn das Programm des texanischen Predigers vom Navajo-Radio abgelöst wird, werden Sie sich fragen, ob Sie gerade verrückt werden oder die Zeit ihres Lebens haben. Heute werden Sie kaum noch Anhalter sehen, also allein sein. Motels werden auftauchen, und Sie werden überlegen, ob Sie übernachten sollten. Und dann werden Sie an Norman Bates denken, und daran, wie er danach sucht, wer er sein könnte - Norman Bates, der Serienmörder, der eine dieser düsteren, einsamen Gestalten ist, die Hitchcock uns immer gezeigt hat. Einer wie er selbst, der niemals in dieser Weise gewalttätig geworden wäre, aber nicht aufhören kann, davon zu träumen.
So etwa schreibt Thomson, um uns ganz zum Schluss daran zu erinnern, was Hitchcock in einer Rede einmal seinem Publikum mit auf den Weg gab: "Sie werden mir zustimmen, dass Mord so viel charmanter ist, selbst für das Opfer, wenn die Umgebung sich angenehm gestaltet und die Beteiligten Damen und Herren sind wie Sie. Also fürchten Sie sich nicht vor Motels und der Straße. Aber seinen Sie wachsam, wenn Sie Damen und Herren begegnen."
VERENA LUEKEN
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