Ex-Green Beret George Hayduke has returned from war to find his beloved southwestern desert threatened by industrial development. Joining with Bronx exile and feminist saboteur Bonnie Abzug, wilderness guide and outcast Mormon Seldom Seen Smith, and libertarian billboard torcher Doc Sarvis, M.D., Hayduke is ready to fight the power--taking on the strip miners, clear-cutters, and the highway, dam, and bridge builders who are threatening the natural habitat. The Monkey Wrench Gang is on the move--and peaceful coexistence be damned!
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.12.2010Satirische
Öko-Saboteure
Edward Abbeys Roman
„The Monkey Wrench Gang“
Der Protest gegen öffentliche Infrastruktur-, Industrialisierungs- oder Energieversorgungsmaßnahmen gehört heute geradezu zum Selbstverständnis des sich mündig und aufgeklärt fühlenden Bürgers. Dabei ist es ein Gefühl der zunehmenden Hilflosigkeit angesichts diffuser Machtverhältnisse, die die Wut wachsen zu lassen scheint. So geht es auch George W. Hayduke, der in den Südwesten der USA zurückkehrt, um festzustellen, „dass es die weite und urwüchsige Wüste nicht mehr gab, auch nicht den klaren Himmel, den ihm seine Träume immer verheißen hatten. Und irgendjemand oder irgendetwas sorgte für diese Veränderungen.“ Hayduke ist unter den vier Protagonisten der wohl markanteste in Edward Abbeys Roman „The Monkey Wrench Gang“, der erstmals 1975 im Original erschien, zehn Jahre später von Robert Crumb mit bissigen Illustrationen ausgestattet wurde und nun im 2009 gegründeten Zürcher Verlag Walde + Graf erstmals in einer vollständigen deutschen Übersetzung und in einer sehr hübsch ausgestatteten Ausgabe erhältlich ist, inklusive Crumbs Zeichnungen.
Das Buch löste in den siebziger Jahren eine Gründungswelle von Umweltschutzorganisationen aus, darunter die von „Earth First!“, die den monkey wrench, den Schraubenschlüssel, als Symbol in ihrem Wappen trägt. Die Handlung von „The Monkey Wrench Gang“ lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Vier Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die sich zufällig begegnet sind, tun sich zusammen, um die industrielle Ausbeutung der Natur im Quadrat der Bundesstaaten Arizona, New Mexico, Colorado und Utah mit Gewalt zu verhindern. Der Vietnam-Veteran Hayduke, „von einer schwelenden Verbitterung erwärmt“, ist ein alter Kämpfer und Stratege. Der Mormone und Polygamist Joseph Fielding Smith, genannt „Seldom Seen“, weil seine Ehefrauen ihn so gut wie nie zu Gesicht bekommen, organisiert Bootstouren auf dem Colorado River. Doc Sarvis und seine etwa halb so alte Lebensgefährtin Bonnie Abbzug erproben sich bereits seit längerer Zeit an der Zerstörung von Werbeplakatwänden, bevor sie sich entschließen, zu radikaleren Maßnahmen zu greifen. So satirisch überzeichnet jeder dieser Charaktere auch erscheinen, wie sehr es dem 1989 verstorbenen Abbey auch Freude bereitet haben mag, diesen rasanten Mix aus Parodie, Spaghettiwestern und Kolportage („Sie war ein zähes Bronxgewächs, aber wenn nötig konnte sie süß wie ein Apfelstrudel sein“) zu inszenieren – hinter der unterhaltsamen Fassade verbirgt sich die Darstellung eines Bewusstseins, das nur zum Teil nostalgisch zu betrachten ist.
Sicher, die Projekte, gegen die die Monkey Wrencher zunehmend professioneller, am Ende gar mit Sprengstoff vorgehen, sind angesichts eines Castor-Transports geradezu harmlos: eine Bahnlinie, ein Staudamm, ein Kohleförderprojekt. Verfolgt von einem politisch ambitionierten mormonischen Laienbischof und seiner wachsenden Begleitstaffel hinterlassen Hayduke & Co. eine Spur der Verwüstung. Mit dem Bild des politisch korrekten Umweltschützers unserer Zeit haben die vier wenig zu tun: Ihre aufgemotzten Trucks dürften Unmengen an Benzin schlucken; die Bierdosen fliegen aus dem Fenster, bewaffnet sind sie ohnehin. Doch nicht alles ist Pulp und Trash. Die Ernsthaftigkeit, mit der die Saboteure ihre Arbeit verrichten, wird gespeist aus einer inneren Notwendigkeit einerseits und einer unverbrüchlichen Renitenz andererseits. Das sind die grundlegenden Charaktereigenschaften des engagierten Bürgers (und auch des Querulanten) bis heute.
Die Überzeugung, dass es falsch ist, Wohlstand, Handel und Verkehr alles unterzuordnen, dass der Mensch in seinem Fortschrittsdrang noch die größte Perversität für den Normalzustand hält, überwiegt jedoch bei den vier Ökoterroristen. Die über Jahrtausende nahezu unberührte Welt der Canyons, Wüsten und Flüsse erscheint bei Abbey nicht als Objekt, sondern als misshandeltes Subjekt. In diesem Sinne sind Smith, Abbzug, Sarvis und Hayduke Heimatschützer im Wortsinn. Dass dabei auch eine Menge bekiffter Zeitgeist durch die Seiten wabert, versteht sich.
Schwer vorstellbar, dass Autoren wie T.C. Boyle oder auch Tristan Egolf, aus dessen Prosa eine elementare Wut auf die Verhältnisse spricht, „The Monkey Wrench Gang“ nicht gelesen haben. Der gegenwärtige Chic des Radikalen ist Abbeys so witzigem wie gewitztem Roman dankenswerterweise vollkommen fremd. Das Zeug zum sogenannten Kultbuch hat er trotzdem. Aber dafür kann der Roman nichts. CHRISTOPH SCHRÖDER
EDWARD ABBEY: Die Monkey Wrench Gang. Roman. Illustriert von Robert Crumb. Aus dem Englischen von Sabine Hedinger. Verlag Walde + Graf, Zürich 2010. 472 Seiten, 24,95 Euro.
„Die Gang“, Illustration von Robert Crumb. Abb.: Walde + Graf Verlag
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Öko-Saboteure
Edward Abbeys Roman
„The Monkey Wrench Gang“
Der Protest gegen öffentliche Infrastruktur-, Industrialisierungs- oder Energieversorgungsmaßnahmen gehört heute geradezu zum Selbstverständnis des sich mündig und aufgeklärt fühlenden Bürgers. Dabei ist es ein Gefühl der zunehmenden Hilflosigkeit angesichts diffuser Machtverhältnisse, die die Wut wachsen zu lassen scheint. So geht es auch George W. Hayduke, der in den Südwesten der USA zurückkehrt, um festzustellen, „dass es die weite und urwüchsige Wüste nicht mehr gab, auch nicht den klaren Himmel, den ihm seine Träume immer verheißen hatten. Und irgendjemand oder irgendetwas sorgte für diese Veränderungen.“ Hayduke ist unter den vier Protagonisten der wohl markanteste in Edward Abbeys Roman „The Monkey Wrench Gang“, der erstmals 1975 im Original erschien, zehn Jahre später von Robert Crumb mit bissigen Illustrationen ausgestattet wurde und nun im 2009 gegründeten Zürcher Verlag Walde + Graf erstmals in einer vollständigen deutschen Übersetzung und in einer sehr hübsch ausgestatteten Ausgabe erhältlich ist, inklusive Crumbs Zeichnungen.
Das Buch löste in den siebziger Jahren eine Gründungswelle von Umweltschutzorganisationen aus, darunter die von „Earth First!“, die den monkey wrench, den Schraubenschlüssel, als Symbol in ihrem Wappen trägt. Die Handlung von „The Monkey Wrench Gang“ lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Vier Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die sich zufällig begegnet sind, tun sich zusammen, um die industrielle Ausbeutung der Natur im Quadrat der Bundesstaaten Arizona, New Mexico, Colorado und Utah mit Gewalt zu verhindern. Der Vietnam-Veteran Hayduke, „von einer schwelenden Verbitterung erwärmt“, ist ein alter Kämpfer und Stratege. Der Mormone und Polygamist Joseph Fielding Smith, genannt „Seldom Seen“, weil seine Ehefrauen ihn so gut wie nie zu Gesicht bekommen, organisiert Bootstouren auf dem Colorado River. Doc Sarvis und seine etwa halb so alte Lebensgefährtin Bonnie Abbzug erproben sich bereits seit längerer Zeit an der Zerstörung von Werbeplakatwänden, bevor sie sich entschließen, zu radikaleren Maßnahmen zu greifen. So satirisch überzeichnet jeder dieser Charaktere auch erscheinen, wie sehr es dem 1989 verstorbenen Abbey auch Freude bereitet haben mag, diesen rasanten Mix aus Parodie, Spaghettiwestern und Kolportage („Sie war ein zähes Bronxgewächs, aber wenn nötig konnte sie süß wie ein Apfelstrudel sein“) zu inszenieren – hinter der unterhaltsamen Fassade verbirgt sich die Darstellung eines Bewusstseins, das nur zum Teil nostalgisch zu betrachten ist.
Sicher, die Projekte, gegen die die Monkey Wrencher zunehmend professioneller, am Ende gar mit Sprengstoff vorgehen, sind angesichts eines Castor-Transports geradezu harmlos: eine Bahnlinie, ein Staudamm, ein Kohleförderprojekt. Verfolgt von einem politisch ambitionierten mormonischen Laienbischof und seiner wachsenden Begleitstaffel hinterlassen Hayduke & Co. eine Spur der Verwüstung. Mit dem Bild des politisch korrekten Umweltschützers unserer Zeit haben die vier wenig zu tun: Ihre aufgemotzten Trucks dürften Unmengen an Benzin schlucken; die Bierdosen fliegen aus dem Fenster, bewaffnet sind sie ohnehin. Doch nicht alles ist Pulp und Trash. Die Ernsthaftigkeit, mit der die Saboteure ihre Arbeit verrichten, wird gespeist aus einer inneren Notwendigkeit einerseits und einer unverbrüchlichen Renitenz andererseits. Das sind die grundlegenden Charaktereigenschaften des engagierten Bürgers (und auch des Querulanten) bis heute.
Die Überzeugung, dass es falsch ist, Wohlstand, Handel und Verkehr alles unterzuordnen, dass der Mensch in seinem Fortschrittsdrang noch die größte Perversität für den Normalzustand hält, überwiegt jedoch bei den vier Ökoterroristen. Die über Jahrtausende nahezu unberührte Welt der Canyons, Wüsten und Flüsse erscheint bei Abbey nicht als Objekt, sondern als misshandeltes Subjekt. In diesem Sinne sind Smith, Abbzug, Sarvis und Hayduke Heimatschützer im Wortsinn. Dass dabei auch eine Menge bekiffter Zeitgeist durch die Seiten wabert, versteht sich.
Schwer vorstellbar, dass Autoren wie T.C. Boyle oder auch Tristan Egolf, aus dessen Prosa eine elementare Wut auf die Verhältnisse spricht, „The Monkey Wrench Gang“ nicht gelesen haben. Der gegenwärtige Chic des Radikalen ist Abbeys so witzigem wie gewitztem Roman dankenswerterweise vollkommen fremd. Das Zeug zum sogenannten Kultbuch hat er trotzdem. Aber dafür kann der Roman nichts. CHRISTOPH SCHRÖDER
EDWARD ABBEY: Die Monkey Wrench Gang. Roman. Illustriert von Robert Crumb. Aus dem Englischen von Sabine Hedinger. Verlag Walde + Graf, Zürich 2010. 472 Seiten, 24,95 Euro.
„Die Gang“, Illustration von Robert Crumb. Abb.: Walde + Graf Verlag
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