"First I was driven... Second I was brilliant. Not just your run-of-the mill brilliance either. I was extraordinary brilliant. Lastly I was lucky. Plain and simple."
Tja und sofort geht's auf in eine meiner Lieblingsdomänen in Form einer Bar, wo der geneigte Leser das zweifelhafte Vergnügen hat,
von einem dermaßen unscheinbar aussehenden Barbesitzer bedient zu werden, dass man an dessen…mehr"First I was driven... Second I was brilliant. Not just your run-of-the mill brilliance either. I was extraordinary brilliant. Lastly I was lucky. Plain and simple."
Tja und sofort geht's auf in eine meiner Lieblingsdomänen in Form einer Bar, wo der geneigte Leser das zweifelhafte Vergnügen hat, von einem dermaßen unscheinbar aussehenden Barbesitzer bedient zu werden, dass man an dessen Existenz zweifeln könnte. Aber - welch' Überraschung - dahinter verbirgt sich der größte Held dieser Zeit: Kvothe, the Bloodless - Mittelpunkt zahlloser Geschichten und Legenden, die samt und sonders an der Wahrheit vorbeigehen. Zufällig stapft auch noch der größte Chronist dieser Zeit, um den sich ebenso viele qualitativ hochwertige Legenden drehen, herein und verlockt Kvothe dazu, seine Geschichte zu erzählen - Kvothe sagt zu, legt aber fest, dass seine Geschichte nicht weniger als exakt 3 Tage braucht.
Kvothe selbst ist ein überdurchschnittlich intelligenter junger Mann, der die Ermordung seiner Eltern durch einen Dämonen der Chandrian miterlebt. Danach im statischen Schockzustand überlebt er drei Jahre als Straßenjunge in einer Großstadt, aus der er nach einem Erweckungserlebnis flieht und sodann sein großes Lebensziel anpeilt: Die Universität. Er wird trotz seiner 15 Jahre aufgenommen und widmet sich in Folge den Problemen, die wohl so jeder Student hat: Lernen, Geld und Frauen. Daneben macht er sich wahre Freunde und wahre Feinde und und und....
Amüsant, spannend, mitreißend. Patrick Rothfuss hat einen wahrhaft bildgewaltigen Sprachstil, der es schafft, selbst alltägliche Tätigkeiten seines Helden spannend zu machen. Ich war völlig überrascht von dem qualitativ hochwertigen Sprachniveau, das den werten Leser bereits am Anfang mit den 3 Arten der Stille begrüßt - klingt langweilig, ist es aber nicht - da das dermaßen detailliert und eindrucksvoll beschrieben wird, dass man unwillkürlich selbst anfängt zu lauschen - und DAS nenne ich inspirierend! Vor allem die Dialoge sind derart geschliffen und humorvoll, dass neben vielen ausgefeilten Überraschungen wahre Lachexplosionen unausweichlich sind. Und nicht zuletzt hat das Buch viel Herz: So singt und spielt der Held eine romantische Ballade über zwei liebende Sagengestalten und man fühlt sich als wäre man dabei, ist emotional berührt, gelähmt und spürt die Macht der Emotionen genau so stark wie beim detailliert beschriebenen Publikum, ach was man wird derart zum Publikum, als säße man dabei.
Die Personen - maßgeblich der Held - sind sehr tiefgründig beschrieben. Da die Handlung in Form von Kvothes Lebensgeschichte, bis auf kleine Zwischenepisoden in der Bar, aus der Ich-Perspektive geschildert ist, kann man dem Helden auf einer sehr menschlichen Ebene folgen. Er ist nicht der strahlende Sieger, sondern trotz aller Intelligenz ein junger Mensch, der mit Mühe seinen Weg geht, alltägliche Probleme meistert und trotz aller Widrigkeiten nie den Mut verliert. Menschlich macht ihn vor allem ein latentes Geldproblem, was sich zu einem Kampf gegen Windmühlen entwickelt und fast schon zu sehr auf die Spitze getrieben wird. Insoweit passt auch die vielschichtige Handlung, die sich vergleichsweise langsam entwickelt und man spürt mit jedem neu aufgedecktem Detail, dass díes nur der Anfang zu etwas Größerem ist. Aus dem gelungenen Rahmen fallen allein die Passagen im Wald von Trebont heraus, die zwar sprachlich gewohnt eloquent sind, sich aber ohne wirklichen Sinn sehr sehr zäh über ein ganzes Kapitel hinziehen. Einmal überwunden wandelt das Buch aber wieder auf alten Pfaden u ein höchst faszinierendes und nicht zuletzt neugierig machendes Ende versöhnt den Leser f-a-s-t mit den vorherigen Längen.
Fazit:
Ein hohes Sprachniveau und ein intellektueller Schlagmichtot als Held - was will man mehr?