In this elegant and incisively observed book, Johnson, author of "Jesus' Son", tells the story of a soul-dead academic who makes unexpected contact with ahost of characters in his small university town. 40,000print.
The acclaimed author of Jesus' Son and Already Dead returns with a beautiful, haunting, and darkly comic novel. The Name of the World is a mesmerizing portrait of a professor at a Midwestern university who has been patient in his grief after an accident takes the lives of his wife and child and has permitted that grief to enlarge him.
Michael Reed is living a posthumous life. In spite of outward appearances -- he holds a respectable university teaching position; he is an articulate and attractive addition to local social life -- he's a dead man walking.
Nothing can touch Reed, nothing can move him, although he observes with a mordant clarity the lives whirling vigorously around him. Of his recent bereavement, nearly four years earlier, he observes, "I'm speaking as I'd speak of a change in the earth's climate, or the recent war."
Facing the unwelcome end of his temporary stint at the university, Reed finds himself forced "to act like somebody who cares what happens to him. " Tentatively he begins to let himself make contact with a host of characters in this small academic town, souls who seem to have in common a tentativeness of their own. In this atmosphere characterized, as he says, "by cynicism, occasional brilliance, and small, polite terror," he manages, against all his expectations, to find people to light his way through his private labyrinth.
Elegant and incisively observed, The Name of the World is Johnson at his best: poignant yet unsentimental, replete with the visionary imaginative detail for which his work is known. Here is a tour de force by one of the most astonishing writers at work today.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
The acclaimed author of Jesus' Son and Already Dead returns with a beautiful, haunting, and darkly comic novel. The Name of the World is a mesmerizing portrait of a professor at a Midwestern university who has been patient in his grief after an accident takes the lives of his wife and child and has permitted that grief to enlarge him.
Michael Reed is living a posthumous life. In spite of outward appearances -- he holds a respectable university teaching position; he is an articulate and attractive addition to local social life -- he's a dead man walking.
Nothing can touch Reed, nothing can move him, although he observes with a mordant clarity the lives whirling vigorously around him. Of his recent bereavement, nearly four years earlier, he observes, "I'm speaking as I'd speak of a change in the earth's climate, or the recent war."
Facing the unwelcome end of his temporary stint at the university, Reed finds himself forced "to act like somebody who cares what happens to him. " Tentatively he begins to let himself make contact with a host of characters in this small academic town, souls who seem to have in common a tentativeness of their own. In this atmosphere characterized, as he says, "by cynicism, occasional brilliance, and small, polite terror," he manages, against all his expectations, to find people to light his way through his private labyrinth.
Elegant and incisively observed, The Name of the World is Johnson at his best: poignant yet unsentimental, replete with the visionary imaginative detail for which his work is known. Here is a tour de force by one of the most astonishing writers at work today.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2007Dem All ist alles wurst
Denis Johnson erzählt von einem, der tot war / Von Verena Lueken
Nie hätte Michael Reed gedacht, dass er einmal mit Dankbarkeit das Angebot einer Universität annehmen würde, dort Geschichte zu unterrichten. Seine eigene Studienzeit hatte mit dem, was er in seiner Kindheit im Fernsehen als "Dreißiger-Jahre-Kintoppversion" des Campuslebens kennengelernt hatte, nichts zu tun; es gab keine Herbstfeuer und keine Abende im Haus netter Professoren, stattdessen Leistungsanforderungen, Prüfungen, nichts Romantisches. Das alles kommt, als er fast fünfzig ist und, nach einigen Jahren in den Diensten eines reaktionären Senators in Washington, mit seiner Familie das Machtzentrum verlässt, um als Assistenzprofessor dann doch noch in eine Collegestadt zu ziehen. Dort verläuft sein Leben so ereignis- und arbeitsarm, dass er selbst den Eindruck hat, er wäre in den Ferien. Aber diese Art der Lehranstellung ist begrenzt, und es wird Zeit, dass Reed sich nach etwas anderem umschaut. Möglicherweise bietet ein Essen bei einem Kollegen, bei dem Rumpunsch serviert, ein wenig Musik gemacht und das Fehlen des Ehrengastes, eines bedeutenden israelischen Komponisten, bedauert wird, Gelegenheit zur ersten Kontaktaufnahme mit einem neuen Arbeitgeber.
Nichts im Werk von Denis Johnson ließ darauf schließen, dass er einmal einen College-Roman schreiben würde, obwohl er selbst in einer Universitätsstadt in Idaho lebt und unterrichtet. Es ist auch schon eine Weile her, dass er das getan hat; der kurze Roman "Der Name der Welt" stammt aus dem Jahr 2000, nur ist er erst jetzt übersetzt worden - und zwar vorzüglich von Thomas Überhoff, der die trockene und doch oft lyrische Prosa Johnsons schnörkelfrei ins Deutsche bringt. Und der Roman, der so beschaulich beginnt, ist nur ein paar Seiten alt, als wir, auf die Fährte gesetzt von einer beiläufigen Bemerkung, zu spüren beginnen, dass es nicht wirklich um das Universitätsleben geht in dieser Geschichte über Michael Reed, sondern um die Trauer und darum, was sie mit dem Leben macht.
Denis Johnson hat Bücher über Drogenabhängige und Häftlinge in der Todeszelle geschrieben, Erzählungen von Habenichtsen, Tagelöhnern und anderen Verlorenen, von Menschen, die ein Zeitalter nach der nuklearen Apokalypse leben, von Mördern, die er nicht erfunden hat, und solchen, die seiner Phantasie entsprangen, und immer wieder von Engeln und Auferstandenen von den Toten. Johnson wurde 1949 in München als Sohn eines amerikanischen Offiziers geboren, wuchs aber in Washington, D. C., auf. Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte er 1970, seinen ersten Roman 1983 ("Engel"), es folgten vier weitere Romane, einige Gedichtbände, die Erzählsammlung "Jesus' Son" - sein (auch weil es verfilmt wurde) wohl berühmtestes Buch -, eine Novelle und Reportagen aus Afrika und dem Irak, wo er gerade wieder unterwegs ist, so dass er den National Book Award, den er mit einem Roman über den Vietnam-Krieg ("Tree of Smoke", noch nicht übersetzt) vor kurzem gewann, nicht persönlich entgegennehmen konnte. Wer weiß, was da auf uns zukommt.
Ins Deutsche übersetzt wird er seit gut zehn Jahren, und zwar in nicht chronologischer Reihenfolge, was es noch schwieriger macht, sich ein stimmiges Bild von diesem außergewöhnlichen Autor zu machen, der einer der bedeutendsten seiner Generation ist. Jedes Buch ist anders. Einige verbindet, dass sie von der einen oder anderen Sucht handeln, die Johnson selbst alle kennt; und alle, auch die Reportagen aus Liberia (1990 und 1992) und Somalia (1995), die er für amerikanische Zeitschriften schrieb und die im vergangenen Jahr bei uns unter dem Titel "In der Hölle" herauskamen, überwältigen den Leser mit ihrer radikalen Literarizität. Seine Sprache ist immer die Prosa eines Dichters, überzogen mit einer Lasur apokalyptischen Schauderns, und wenn wir im "Namen der Welt" etwas entdecken können, das uns an andere Bücher Johnsons erinnert, so sind es der Blick in die schreckliche Dunkelheit, die in der Seele der Hauptfigur herrscht, und die Erlösung, die der Autor ihr dann ohne großes Aufhebens doch noch schenkt.
Sie kommt, so scheint es zunächst, in Gestalt einer jungen Rothaarigen, die allen Ernstes Flower Cannon heißt, Cello spielt, sich in einer öffentlichen Performance die Schamhaare rasiert, als Stripperin einen Wettbewerb gewinnt und in einer Zimmerkirche bei einem Gesangsabend als Teil des Chors ein Lied "in die unendliche Gleichgültigkeit des Weltalls" hinaussingt. Und dabei denkt Michael Reed einen dieser wunderbaren Johnson-Sätze, die einen immer wieder umhauen: "In unser aller Namen fühlte ich mich einsam, und auf einmal wusste ich, da war kein Gott." Da ist kein Pathos, kein Selbstmitleid, nur Gewissheit. Reed, so wissen wir nach den ersten harmlosen Seiten, hat durch einen Unfall Frau und Tochter verloren. Wenn er überhaupt über ihn nachdachte, so hasste er diesen Gott, "in dessen leeren, silberhellen Augen niemand zu unbedeutend, zu unauffällig, zu unschuldig und zu gering war, um bei der Zuteilung von Tragödien übersehen zu werden." Und dann fällt plötzlich dieser Hass von ihm ab, er wird frei für ein Leben, das er, wie es am Ende heißt, für durchaus bemerkenswert hält. Da ist aus Reed ein Journalist geworden, was einer der Witze ist, die Johnson sich mit uns erlaubt.
"Der Name der Welt" ist ein ungleichmäßiges Buch, banal streckenweise und dann wieder von überirdischer Schönheit - bei weitem nicht Johnsons bestes, aber was heißt das schon angesichts von Romanen wie "Fiskadoro" oder "Engel" oder ebender Reportagen "In der Hölle", in denen Welten aufscheinen und wieder untergehen und wir so nah an Leben und Tod herangeführt werden, dass uns die Grenzen verwischen und wir Dinge erfahren, von denen wir nicht zu träumen wagten und in denen eine Poesie herrscht, an die wir schon lange nicht mehr glauben wollten. Und von alldem spüren wir auch hier genug.
Denis Johnson: "Der Name der Welt". Roman.
Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Überhoff. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007. 144 S., geb., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Denis Johnson erzählt von einem, der tot war / Von Verena Lueken
Nie hätte Michael Reed gedacht, dass er einmal mit Dankbarkeit das Angebot einer Universität annehmen würde, dort Geschichte zu unterrichten. Seine eigene Studienzeit hatte mit dem, was er in seiner Kindheit im Fernsehen als "Dreißiger-Jahre-Kintoppversion" des Campuslebens kennengelernt hatte, nichts zu tun; es gab keine Herbstfeuer und keine Abende im Haus netter Professoren, stattdessen Leistungsanforderungen, Prüfungen, nichts Romantisches. Das alles kommt, als er fast fünfzig ist und, nach einigen Jahren in den Diensten eines reaktionären Senators in Washington, mit seiner Familie das Machtzentrum verlässt, um als Assistenzprofessor dann doch noch in eine Collegestadt zu ziehen. Dort verläuft sein Leben so ereignis- und arbeitsarm, dass er selbst den Eindruck hat, er wäre in den Ferien. Aber diese Art der Lehranstellung ist begrenzt, und es wird Zeit, dass Reed sich nach etwas anderem umschaut. Möglicherweise bietet ein Essen bei einem Kollegen, bei dem Rumpunsch serviert, ein wenig Musik gemacht und das Fehlen des Ehrengastes, eines bedeutenden israelischen Komponisten, bedauert wird, Gelegenheit zur ersten Kontaktaufnahme mit einem neuen Arbeitgeber.
Nichts im Werk von Denis Johnson ließ darauf schließen, dass er einmal einen College-Roman schreiben würde, obwohl er selbst in einer Universitätsstadt in Idaho lebt und unterrichtet. Es ist auch schon eine Weile her, dass er das getan hat; der kurze Roman "Der Name der Welt" stammt aus dem Jahr 2000, nur ist er erst jetzt übersetzt worden - und zwar vorzüglich von Thomas Überhoff, der die trockene und doch oft lyrische Prosa Johnsons schnörkelfrei ins Deutsche bringt. Und der Roman, der so beschaulich beginnt, ist nur ein paar Seiten alt, als wir, auf die Fährte gesetzt von einer beiläufigen Bemerkung, zu spüren beginnen, dass es nicht wirklich um das Universitätsleben geht in dieser Geschichte über Michael Reed, sondern um die Trauer und darum, was sie mit dem Leben macht.
Denis Johnson hat Bücher über Drogenabhängige und Häftlinge in der Todeszelle geschrieben, Erzählungen von Habenichtsen, Tagelöhnern und anderen Verlorenen, von Menschen, die ein Zeitalter nach der nuklearen Apokalypse leben, von Mördern, die er nicht erfunden hat, und solchen, die seiner Phantasie entsprangen, und immer wieder von Engeln und Auferstandenen von den Toten. Johnson wurde 1949 in München als Sohn eines amerikanischen Offiziers geboren, wuchs aber in Washington, D. C., auf. Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte er 1970, seinen ersten Roman 1983 ("Engel"), es folgten vier weitere Romane, einige Gedichtbände, die Erzählsammlung "Jesus' Son" - sein (auch weil es verfilmt wurde) wohl berühmtestes Buch -, eine Novelle und Reportagen aus Afrika und dem Irak, wo er gerade wieder unterwegs ist, so dass er den National Book Award, den er mit einem Roman über den Vietnam-Krieg ("Tree of Smoke", noch nicht übersetzt) vor kurzem gewann, nicht persönlich entgegennehmen konnte. Wer weiß, was da auf uns zukommt.
Ins Deutsche übersetzt wird er seit gut zehn Jahren, und zwar in nicht chronologischer Reihenfolge, was es noch schwieriger macht, sich ein stimmiges Bild von diesem außergewöhnlichen Autor zu machen, der einer der bedeutendsten seiner Generation ist. Jedes Buch ist anders. Einige verbindet, dass sie von der einen oder anderen Sucht handeln, die Johnson selbst alle kennt; und alle, auch die Reportagen aus Liberia (1990 und 1992) und Somalia (1995), die er für amerikanische Zeitschriften schrieb und die im vergangenen Jahr bei uns unter dem Titel "In der Hölle" herauskamen, überwältigen den Leser mit ihrer radikalen Literarizität. Seine Sprache ist immer die Prosa eines Dichters, überzogen mit einer Lasur apokalyptischen Schauderns, und wenn wir im "Namen der Welt" etwas entdecken können, das uns an andere Bücher Johnsons erinnert, so sind es der Blick in die schreckliche Dunkelheit, die in der Seele der Hauptfigur herrscht, und die Erlösung, die der Autor ihr dann ohne großes Aufhebens doch noch schenkt.
Sie kommt, so scheint es zunächst, in Gestalt einer jungen Rothaarigen, die allen Ernstes Flower Cannon heißt, Cello spielt, sich in einer öffentlichen Performance die Schamhaare rasiert, als Stripperin einen Wettbewerb gewinnt und in einer Zimmerkirche bei einem Gesangsabend als Teil des Chors ein Lied "in die unendliche Gleichgültigkeit des Weltalls" hinaussingt. Und dabei denkt Michael Reed einen dieser wunderbaren Johnson-Sätze, die einen immer wieder umhauen: "In unser aller Namen fühlte ich mich einsam, und auf einmal wusste ich, da war kein Gott." Da ist kein Pathos, kein Selbstmitleid, nur Gewissheit. Reed, so wissen wir nach den ersten harmlosen Seiten, hat durch einen Unfall Frau und Tochter verloren. Wenn er überhaupt über ihn nachdachte, so hasste er diesen Gott, "in dessen leeren, silberhellen Augen niemand zu unbedeutend, zu unauffällig, zu unschuldig und zu gering war, um bei der Zuteilung von Tragödien übersehen zu werden." Und dann fällt plötzlich dieser Hass von ihm ab, er wird frei für ein Leben, das er, wie es am Ende heißt, für durchaus bemerkenswert hält. Da ist aus Reed ein Journalist geworden, was einer der Witze ist, die Johnson sich mit uns erlaubt.
"Der Name der Welt" ist ein ungleichmäßiges Buch, banal streckenweise und dann wieder von überirdischer Schönheit - bei weitem nicht Johnsons bestes, aber was heißt das schon angesichts von Romanen wie "Fiskadoro" oder "Engel" oder ebender Reportagen "In der Hölle", in denen Welten aufscheinen und wieder untergehen und wir so nah an Leben und Tod herangeführt werden, dass uns die Grenzen verwischen und wir Dinge erfahren, von denen wir nicht zu träumen wagten und in denen eine Poesie herrscht, an die wir schon lange nicht mehr glauben wollten. Und von alldem spüren wir auch hier genug.
Denis Johnson: "Der Name der Welt". Roman.
Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Überhoff. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007. 144 S., geb., 14,90 [Euro].
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