GROSSFORMAT: 34 x 26 cm, 208 SeitenSprachen: Deutsch, EnglischVom Mensch weitgehend unberührte Natur wird hier zu KunstDer Bildband lässt uns die unfassbare Vielfalt der Wüstenlandschaft entdeckenMit einem Vorwort von Michael PolizaFür Fotografiefans, für Afrikaliebhaber und für alle, die sich an der Schönheit der Natur erfreuen können
Woran denken wir beim Stichwort äWüste"? Bei wem die Assoziationen nach Sand, Hitze, Weite und Einsamkeit dünn werden, der befindet sich wohl in bester Gesellschaft. Insofern ist Jürgen Wettkes The Namib Desert ein Fotobildband, wie er im besten Sinne sein sollte. Mit feinem Gespür für außergewöhn-liche Strukturen und Farben bringt er uns die Wüste als einen Ort unerwarteter Vielfalt nahe und regt gleichzeitig unsere Fantasie an. Es gibt auf der Erde nur wenige Landschaften wie die Namibias, bei denen das Ursprüngliche der Erdentstehung so unmittelbar erfahrbar ist und sich gleichzeitig die Formen und Farben so schnell abwechseln. Diese Ambivalenz in Fotografien einzufangen und so unwiederbringliche Momente vergänglicher Schönheit zu konservieren, ist Jürgen Wettke auf meisterhafte Weise gelungen.
Sprachen: Deutsch, Englisch
Woran denken wir beim Stichwort äWüste"? Bei wem die Assoziationen nach Sand, Hitze, Weite und Einsamkeit dünn werden, der befindet sich wohl in bester Gesellschaft. Insofern ist Jürgen Wettkes The Namib Desert ein Fotobildband, wie er im besten Sinne sein sollte. Mit feinem Gespür für außergewöhn-liche Strukturen und Farben bringt er uns die Wüste als einen Ort unerwarteter Vielfalt nahe und regt gleichzeitig unsere Fantasie an. Es gibt auf der Erde nur wenige Landschaften wie die Namibias, bei denen das Ursprüngliche der Erdentstehung so unmittelbar erfahrbar ist und sich gleichzeitig die Formen und Farben so schnell abwechseln. Diese Ambivalenz in Fotografien einzufangen und so unwiederbringliche Momente vergänglicher Schönheit zu konservieren, ist Jürgen Wettke auf meisterhafte Weise gelungen.
Sprachen: Deutsch, Englisch
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2017NEUES REISEBUCH
Für den Tisch Etwas verwüsten heißt, man schafft Platz zwischen Dingen, die vormals ihre Ordnung hatten. In einer richtigen Wüste ist aber nun so viel Platz, dass man meinen könnte, da sei nichts außer dieser Weite, für die Wüsten so berühmt sind. Das stimmt natürlich nicht. In einer Wüste ist es vielleicht unordentlich, aber nicht leer. Der Einzige, der dort unermüdlich aufräumt, ist der Wind. Und gelegentlich auch ein paar Tiere. In der Namibwüste sind das Insekten, Spießböcke, der Wüstengoldmull, der unter dem Sand "schwimmt" und deswegen Wüstenhai genannt wird. Und die Weltwitschie, eine seltsame Pflanze, die mit zwei Blättern auskommt und 2000 Jahre alt werden kann, bewacht diese Gegend, in der es manchmal nur einmal im Jahr regnet.
Die Namibwüste ist die älteste Wüste auf der Erde und zugleich die einzige Küstenwüste. Über ihr genaues Alter wird noch immer gestritten, angeblich ist der Sand über eine Million Jahre alt. Vor zwei Milliarden Jahren setzten dort tektonische Plattenverschiebungen ein, welche die Grundlage des afrikanischen Kontinentes bildeten, weswegen man die gesamte Gegend als eine Zeitmaschine betrachten könnte, die nur in eine Richtung fährt, in die Vergangenheit.
Der Fotograf Jürgen Wettke hat einen umfassenden Blick auf die unterschiedlichen Gegenden der Namib geworfen. Er überflog und durchquerte den Süden, wo Sossusvlei liegt, jene Salz-Ton-Pfanne. Er war im Norden am Fluss Kunene, im Osten am Rand des Kalaharibeckens, wo sich auch der Etosha-Nationalpark befindet, am Diamantensperrgebiet im Südwesten, an der Skelettküste, die so heißt, weil es dort einen Schiffsfriedhof gibt und die Gerippe gesunkener Schiffe aus dem Sand emporragen. Es ist kein Wunder, dass viele Filme hier gedreht wurden, unter anderem der letzte Mad Max "Fury Road" und unlängst der neue Tom-Cruise-Film "The Mummy", der dieses Jahr noch in die Kinos kommt.
Das Buch beginnt mit Blicken von oben, auf die Weite, auf Details, es führt ins Sossusvlei, wo es die höchsten Dünen der Welt gibt, zeigt poröse Oberflächen, die wie Marslandschaften anmuten, braune molluskenhafte Gebilde, Baumgerippe, die wie Skulpturen aus dem scheinbaren Nichts emporwachsen. Es zeigt Oberflächen, die aussehen wie Nahaufnahmen von Regentropfen auf Erde, aber aus höchster Höhe aufgenommen wurden. Manchmal meint man die faltige Haut eines Nashorns zu sehen, dann wieder den gigantische Rücken eines versteinerten Dinosaurierkrokodils. Die besten Fotos, so heißt es, gelingen in der Wüste bei tiefstehender Sonne, also morgens und abends, insofern fehlt der Klassiker "rotbrauner Dünenkamm mit Schatten" nicht, aber es gibt eben auch etliche Panoramen, die sonst nur der Wind zu sehen bekommt, der die unterschiedlichen Bestandteile der Namib stetig erodiert: Sand, Kalk, Granit, Sandstein und etliche Mineraloxide, zum Beispiel Eisenoxid, welches die rote Färbung hervorruft. Die Farben des Sandes reichen von Dunkelbraun bis hin zu einem bläulichen Grau. So wirkt die Erde mal mächtig, mal filigran, schimmert bläulich silbern, an der Küste und am Kunene-Fluss nebelhaft im Dunst. Ein Berg wirkt wie eine ausgetrocknete Auster in einem Meer aus Sand, eine asphaltierte Straße wie ein metallener Gürtel. Die Aufnahmen sind teilweise so detailgenau, dass man förmlich hineingezogen wird in das Betrachten der Büsche, Bäume, der gelben Erde, des sandigen Wassers. In manchen Momenten wirft das blaue Licht einen Filter über die rote Landschaft, dann wieder springen die zerklüfteten Schluchten auf wie die Brüche in einem zu lange gebackenen Topfkuchen.
Am Ende des Buches findet sich eine Beschreibung der Bilder, mit Reiseroute und Breiten- wie Längengraden. Wer den Bildern hinterherfahren will, unterstützt den zweitwichtigsten Wirtschaftsfaktor in einem Land, das den Tourismus braucht. Etwa 70 Prozent der 2,3 Millionen Einwohner sind Kleinbauern, die Arbeitslosigkeit liegt bei 20 Prozent. Nur eines sollten Reisende wissen: In der Namib, vor allem an den beliebten Stellen, ist es laut. Da fahren Motorradgruppen, andere Reisende stehen und schwatzen, und wenn es dann doch irgendwann still ist, ist es so leise, dass man alles hört, den Wind, das Gekrabbel der wenigen Lebewesen, die in einer so unwirtlichen Gegend daran arbeiten, die nächsten Motive zu Unikaten zu formen.
Arezu Weitholz
Jürgen Wettke: "The Namib Desert. Art. Structures. Colors". teNeues, 208 Seiten, Text in Deutsch und Englisch, 59,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für den Tisch Etwas verwüsten heißt, man schafft Platz zwischen Dingen, die vormals ihre Ordnung hatten. In einer richtigen Wüste ist aber nun so viel Platz, dass man meinen könnte, da sei nichts außer dieser Weite, für die Wüsten so berühmt sind. Das stimmt natürlich nicht. In einer Wüste ist es vielleicht unordentlich, aber nicht leer. Der Einzige, der dort unermüdlich aufräumt, ist der Wind. Und gelegentlich auch ein paar Tiere. In der Namibwüste sind das Insekten, Spießböcke, der Wüstengoldmull, der unter dem Sand "schwimmt" und deswegen Wüstenhai genannt wird. Und die Weltwitschie, eine seltsame Pflanze, die mit zwei Blättern auskommt und 2000 Jahre alt werden kann, bewacht diese Gegend, in der es manchmal nur einmal im Jahr regnet.
Die Namibwüste ist die älteste Wüste auf der Erde und zugleich die einzige Küstenwüste. Über ihr genaues Alter wird noch immer gestritten, angeblich ist der Sand über eine Million Jahre alt. Vor zwei Milliarden Jahren setzten dort tektonische Plattenverschiebungen ein, welche die Grundlage des afrikanischen Kontinentes bildeten, weswegen man die gesamte Gegend als eine Zeitmaschine betrachten könnte, die nur in eine Richtung fährt, in die Vergangenheit.
Der Fotograf Jürgen Wettke hat einen umfassenden Blick auf die unterschiedlichen Gegenden der Namib geworfen. Er überflog und durchquerte den Süden, wo Sossusvlei liegt, jene Salz-Ton-Pfanne. Er war im Norden am Fluss Kunene, im Osten am Rand des Kalaharibeckens, wo sich auch der Etosha-Nationalpark befindet, am Diamantensperrgebiet im Südwesten, an der Skelettküste, die so heißt, weil es dort einen Schiffsfriedhof gibt und die Gerippe gesunkener Schiffe aus dem Sand emporragen. Es ist kein Wunder, dass viele Filme hier gedreht wurden, unter anderem der letzte Mad Max "Fury Road" und unlängst der neue Tom-Cruise-Film "The Mummy", der dieses Jahr noch in die Kinos kommt.
Das Buch beginnt mit Blicken von oben, auf die Weite, auf Details, es führt ins Sossusvlei, wo es die höchsten Dünen der Welt gibt, zeigt poröse Oberflächen, die wie Marslandschaften anmuten, braune molluskenhafte Gebilde, Baumgerippe, die wie Skulpturen aus dem scheinbaren Nichts emporwachsen. Es zeigt Oberflächen, die aussehen wie Nahaufnahmen von Regentropfen auf Erde, aber aus höchster Höhe aufgenommen wurden. Manchmal meint man die faltige Haut eines Nashorns zu sehen, dann wieder den gigantische Rücken eines versteinerten Dinosaurierkrokodils. Die besten Fotos, so heißt es, gelingen in der Wüste bei tiefstehender Sonne, also morgens und abends, insofern fehlt der Klassiker "rotbrauner Dünenkamm mit Schatten" nicht, aber es gibt eben auch etliche Panoramen, die sonst nur der Wind zu sehen bekommt, der die unterschiedlichen Bestandteile der Namib stetig erodiert: Sand, Kalk, Granit, Sandstein und etliche Mineraloxide, zum Beispiel Eisenoxid, welches die rote Färbung hervorruft. Die Farben des Sandes reichen von Dunkelbraun bis hin zu einem bläulichen Grau. So wirkt die Erde mal mächtig, mal filigran, schimmert bläulich silbern, an der Küste und am Kunene-Fluss nebelhaft im Dunst. Ein Berg wirkt wie eine ausgetrocknete Auster in einem Meer aus Sand, eine asphaltierte Straße wie ein metallener Gürtel. Die Aufnahmen sind teilweise so detailgenau, dass man förmlich hineingezogen wird in das Betrachten der Büsche, Bäume, der gelben Erde, des sandigen Wassers. In manchen Momenten wirft das blaue Licht einen Filter über die rote Landschaft, dann wieder springen die zerklüfteten Schluchten auf wie die Brüche in einem zu lange gebackenen Topfkuchen.
Am Ende des Buches findet sich eine Beschreibung der Bilder, mit Reiseroute und Breiten- wie Längengraden. Wer den Bildern hinterherfahren will, unterstützt den zweitwichtigsten Wirtschaftsfaktor in einem Land, das den Tourismus braucht. Etwa 70 Prozent der 2,3 Millionen Einwohner sind Kleinbauern, die Arbeitslosigkeit liegt bei 20 Prozent. Nur eines sollten Reisende wissen: In der Namib, vor allem an den beliebten Stellen, ist es laut. Da fahren Motorradgruppen, andere Reisende stehen und schwatzen, und wenn es dann doch irgendwann still ist, ist es so leise, dass man alles hört, den Wind, das Gekrabbel der wenigen Lebewesen, die in einer so unwirtlichen Gegend daran arbeiten, die nächsten Motive zu Unikaten zu formen.
Arezu Weitholz
Jürgen Wettke: "The Namib Desert. Art. Structures. Colors". teNeues, 208 Seiten, Text in Deutsch und Englisch, 59,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main