JAMES BEARD AWARD NOMINEE • IACP AWARD FINALIST • The first definitive guide to contemporary French wines and producers in a deluxe two-book package, from a two-time James Beard Award winner A WASHINGTON POST BEST WINE BOOK OF THE YEAR This comprehensive and authoritative resource takes readers on a tour through every wine region of France, featuring some 800 producers and more than 7,000 wines, plus evocative photography and maps, as well as the incisive narrative and compelling storytelling that has earned Jon Bonné accolades and legions of fans in the wine world. Packaged in a deluxe slip case and Built upon eight years of research, The New French Wine is a one-of-a-kind book set exploring the world’s most popular wine region. First, examine the land through a thoroughly reported narrative overview of each region—the soil and geography, the distinctive traditions and contemporary changes. Then turn to the second book, which is a comprehensive reference guide to the producers and their wines, similarly detailed by region. From Burgundy to Bordeaux and everywhere in between, this is sure to be the resource on modern French wine for decades to come.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.01.2024Die Erneuerung Frankreichs
Über eine grandiose neue Publikation zur Weinkultur
Von Stephan Reinhardt
Zwei Bände geballter Vor-Ort-Recherche und lebensnaher Porträts enthält der blaue Schuber der englischsprachigen Publikation "The New French Wine" von Jon Bonné. Die aktuell 121 Euro sind bestens angelegt für diesen mit authentischen Fotos und emotional gestalteten Landkarten illustrierten 864-seitigen Meilenstein, der die wichtigste Veröffentlichung zu den Weinen und Winzern Frankreichs seit Andrew Jeffords "The New France" ist, dessen deutsche Übersetzung (Weinlandschaft Frankreich, München 2003) leider ein Ladenhüter blieb. Der Kalifornier Bonné, ehemaliger Chefweinkritiker des "San Francisco Chronicle", hatte elf Jahre zuvor bereits "The New California Wine" vorgelegt und im Anschluss das kurzweilige "The New Wine Rules", das 2018 auch auf Deutsch erschienen war.
Nun also Frankreich, noch immer das Epizentrum der Weinwelt und nach Ansicht des Autors "die großartigste Weinkultur der Welt". Nichts, was in Burgund oder in der Champagne geschieht, ist ohne Auswirkungen auf die Schaumweine, auf die Pinot Noirs und Chardonnays dieser Welt. Bonné nimmt eine journalistische, kulturphilosophische Bestandsaufnahme der aktuellen französischen Weinkultur vor und wagt nichts weniger als eine Neudefinition. Es geht den rund 800 Winzern in diesem Buch mit ihren etwa 7000 Weinen nicht um technische Perfektion oder Bewertungen in einschlägigen Weinführern, sondern in erster Linie darum, den besonderen, nachhaltig kultivierten Ort der Herkunft möglichst authentisch im Wein zu reflektieren. Und dies mit einem nachhaltigen, zumeist ökologischen Weinbau, sodass diese Orte auch nachfolgenden Generationen zum Fortschreiben der großen französischen Weinkultur zur Verfügung stehen.
Der "The Narrative" genannte Band widmet sich der Darstellung des Weinlands Frankreich und porträtiert nicht nur den Status quo aller Weinregionen, sondern stellt auch historische Bezüge her, wenn die Antworten der Winzerschaft auf die Herausforderungen der Gegenwart im kulturellen Erbe gefunden werden: "What's old is new again" - Was alt ist, ist wieder neu. Dem Kapitel über den Aufstieg und Fall der französischen Ursprungsbezeichnungen folgt, zwangsläufig, die wohltuend undogmatische Darstellung der alternativen Naturweinbewegung in ihrem soziokulturellen und historisch-philosophischen Kontext. Sie steht auch im Zusammenhang mit den Freiheiten, welche die Kategorie Vin de France den Winzern bietet.
Auch die Zugehörigkeit der Naturweine zur Kategorie Vin de France ist ein Thema: Diese nominell unterste Qualitätsstufe französischer Weine darf auf dem Etikett keine Beziehung zu kontrollierten Herkunfts- oder Ursprungsbezeichnungen herstellen, bildet diese aber durch Verzicht auf allzu offensichtliche Manipulationen bei der Weinerzeugung oft authentischer ab als die meisten Weine, welche die Appellation im Namen tragen. Bordeaux, Burgund und das auf zwei Kapitel verteilte Loire-Tal - Keimzellen und Epizentren der Erneuerungen - werden besonders umfangreich analysiert. Sämtliche Kapitel sind in einem fesselnden Reportagestil und in der Ichform verfasst. Gottlob stellt sich der Autor aber nicht selbst ins Zentrum der Betrachtungen, sondern bleibt die reflektierende Instanz und der mit seiner Materie vertraute Erzähler, der den Menschen in diesem Buch sehr nahe kommt, ohne dabei die kritische Distanz zu gefährden.
Ohne die im Band "The Producers" vorgestellten Denkweisen und Arbeiten der Winzerinnen und Winzer und ihre Weine gäbe es keine so spannenden wie erhellenden Einsichten in die vitalste, innovativste, vorbildlichste und wichtigste Weinkultur der Welt. Der Respekt vor dem terroir, dem Ort der Herkunft, sowie der Wille, diesen jedes Jahr besser zu verstehen und im Wein unverfälscht zum Ausdruck zu bringen, sind Ansatzpunkt und Ziel aller hier vorgestellten Produzenten.
Dass der Band ohne Heldenverehrung und Hierarchien auskommt, tut gut und spiegelt das Verhältnis der bedeutendsten französischen Winzer untereinander. Diese verstehen sich als Teil einer gemeinsamen Bewegung, einer fortwährenden Erneuerung ihrer so traditionsreichen wie zukunftsfähigen Weinkultur, in der die Winzer Diener, aber nicht Herren sind.
Bonnés Bestandsaufnahme der aktuellen französischen Weinkultur unter den Bedingungen des "neues Klimas" - auch diesem ist ein Kapitel gewidmet - ist gewichtiger Lese- und Denkstoff für Aficionados und Profis. Kein Coffee Table Book und kein Nachschlagewerk wie der "Johnson" oder der Weinatlas der Britin Jancis Robinson. Eher ein Sammelband großartiger Reisereportagen.
Jon Bonné, "The New French Wine", zwei Bände, 864 Seiten, New York, Ten Speed Press, ca. 120 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Über eine grandiose neue Publikation zur Weinkultur
Von Stephan Reinhardt
Zwei Bände geballter Vor-Ort-Recherche und lebensnaher Porträts enthält der blaue Schuber der englischsprachigen Publikation "The New French Wine" von Jon Bonné. Die aktuell 121 Euro sind bestens angelegt für diesen mit authentischen Fotos und emotional gestalteten Landkarten illustrierten 864-seitigen Meilenstein, der die wichtigste Veröffentlichung zu den Weinen und Winzern Frankreichs seit Andrew Jeffords "The New France" ist, dessen deutsche Übersetzung (Weinlandschaft Frankreich, München 2003) leider ein Ladenhüter blieb. Der Kalifornier Bonné, ehemaliger Chefweinkritiker des "San Francisco Chronicle", hatte elf Jahre zuvor bereits "The New California Wine" vorgelegt und im Anschluss das kurzweilige "The New Wine Rules", das 2018 auch auf Deutsch erschienen war.
Nun also Frankreich, noch immer das Epizentrum der Weinwelt und nach Ansicht des Autors "die großartigste Weinkultur der Welt". Nichts, was in Burgund oder in der Champagne geschieht, ist ohne Auswirkungen auf die Schaumweine, auf die Pinot Noirs und Chardonnays dieser Welt. Bonné nimmt eine journalistische, kulturphilosophische Bestandsaufnahme der aktuellen französischen Weinkultur vor und wagt nichts weniger als eine Neudefinition. Es geht den rund 800 Winzern in diesem Buch mit ihren etwa 7000 Weinen nicht um technische Perfektion oder Bewertungen in einschlägigen Weinführern, sondern in erster Linie darum, den besonderen, nachhaltig kultivierten Ort der Herkunft möglichst authentisch im Wein zu reflektieren. Und dies mit einem nachhaltigen, zumeist ökologischen Weinbau, sodass diese Orte auch nachfolgenden Generationen zum Fortschreiben der großen französischen Weinkultur zur Verfügung stehen.
Der "The Narrative" genannte Band widmet sich der Darstellung des Weinlands Frankreich und porträtiert nicht nur den Status quo aller Weinregionen, sondern stellt auch historische Bezüge her, wenn die Antworten der Winzerschaft auf die Herausforderungen der Gegenwart im kulturellen Erbe gefunden werden: "What's old is new again" - Was alt ist, ist wieder neu. Dem Kapitel über den Aufstieg und Fall der französischen Ursprungsbezeichnungen folgt, zwangsläufig, die wohltuend undogmatische Darstellung der alternativen Naturweinbewegung in ihrem soziokulturellen und historisch-philosophischen Kontext. Sie steht auch im Zusammenhang mit den Freiheiten, welche die Kategorie Vin de France den Winzern bietet.
Auch die Zugehörigkeit der Naturweine zur Kategorie Vin de France ist ein Thema: Diese nominell unterste Qualitätsstufe französischer Weine darf auf dem Etikett keine Beziehung zu kontrollierten Herkunfts- oder Ursprungsbezeichnungen herstellen, bildet diese aber durch Verzicht auf allzu offensichtliche Manipulationen bei der Weinerzeugung oft authentischer ab als die meisten Weine, welche die Appellation im Namen tragen. Bordeaux, Burgund und das auf zwei Kapitel verteilte Loire-Tal - Keimzellen und Epizentren der Erneuerungen - werden besonders umfangreich analysiert. Sämtliche Kapitel sind in einem fesselnden Reportagestil und in der Ichform verfasst. Gottlob stellt sich der Autor aber nicht selbst ins Zentrum der Betrachtungen, sondern bleibt die reflektierende Instanz und der mit seiner Materie vertraute Erzähler, der den Menschen in diesem Buch sehr nahe kommt, ohne dabei die kritische Distanz zu gefährden.
Ohne die im Band "The Producers" vorgestellten Denkweisen und Arbeiten der Winzerinnen und Winzer und ihre Weine gäbe es keine so spannenden wie erhellenden Einsichten in die vitalste, innovativste, vorbildlichste und wichtigste Weinkultur der Welt. Der Respekt vor dem terroir, dem Ort der Herkunft, sowie der Wille, diesen jedes Jahr besser zu verstehen und im Wein unverfälscht zum Ausdruck zu bringen, sind Ansatzpunkt und Ziel aller hier vorgestellten Produzenten.
Dass der Band ohne Heldenverehrung und Hierarchien auskommt, tut gut und spiegelt das Verhältnis der bedeutendsten französischen Winzer untereinander. Diese verstehen sich als Teil einer gemeinsamen Bewegung, einer fortwährenden Erneuerung ihrer so traditionsreichen wie zukunftsfähigen Weinkultur, in der die Winzer Diener, aber nicht Herren sind.
Bonnés Bestandsaufnahme der aktuellen französischen Weinkultur unter den Bedingungen des "neues Klimas" - auch diesem ist ein Kapitel gewidmet - ist gewichtiger Lese- und Denkstoff für Aficionados und Profis. Kein Coffee Table Book und kein Nachschlagewerk wie der "Johnson" oder der Weinatlas der Britin Jancis Robinson. Eher ein Sammelband großartiger Reisereportagen.
Jon Bonné, "The New French Wine", zwei Bände, 864 Seiten, New York, Ten Speed Press, ca. 120 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main