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A penetrating investigation into how the KGB rose from the ashes of the Soviet Union and reinvented itself at the heart of the Russian state during Vladimir Putin's rule

Produktbeschreibung
A penetrating investigation into how the KGB rose from the ashes of the Soviet Union and reinvented itself at the heart of the Russian state during Vladimir Putin's rule
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Autorenporträt
Andrei Soldatov is an investigative journalist, co-founder, and editor of Agentura.ru, a watchdog of the Russian secret services’ activities. He has been covering security services and terrorism issues since 1999, and his work has been featured in the New York Times, Moscow Times, Washington Post, Online Journalism Review, Le Monde, Christian Science Monitor, CNN, and BBC. He is co-author with Irina Borogan of The New Nobility. The Restoration of Russia’s Security State and the Enduring Legacy of the KGB  (2010), The Red Web: The Struggle Between Russia’s Digital Dictators and the New Online Revolutionaries (2015) and The Compatriots: The Brutal and Chaotic History of Russia's Exiles, Émigrés, and Agents Abroad (2019), all published by PublicAffairs. He lives in London. Irina Borogan is an investigative journalist, co-founder, and deputy editor of Agentura.ru, a watchdog of the Russian secret services’ activities. Borogan has reported on terrorism in Yugoslavia, tensions in the West Bank and Gaza Strip, and has extensively chronicled the Kremlin's campaign to gain greater control of civil society. She is co-author with Andrei Soldatov of The New Nobility. The Restoration of Russia’s Security State and the Enduring Legacy of the KGB (2010), The Red Web: The Struggle Between Russia’s Digital Dictators and the New Online Revolutionaries (2015) and The Compatriots: The Brutal and Chaotic History of Russia's Exiles, Émigrés, and Agents Abroad (2019), all published by PublicAffairs. Her reporting has also been featured in the New York Times, Moscow Times, Washington Post, Online Journalism Review, Le Monde, Christian Science Monitor, CNN, and BBC. She lives in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Unter Moskau,
zwölf Stockwerke tief
Der russische Geheimdienst FSB ist mächtiger,
als es der KGB je war – aber auch ineffizienter
Es geschah im Mai 1999, Präsident Boris Jelzin war kaum noch verhandlungsfähig, Russland wirtschaftlich und politisch am Abgrund, als Wladimir Putin – damals Geheimdienstchef – dem Boulevardblatt Komsomolskaja Prawda ein Interview gab. Es herrsche die Sorge, so die Zeitung, dass Putin und seine Freunde einen Staatsstreich planten. Putin gab sich erstaunt: „Warum sollten wir das tun? Wir sind doch schon an der Macht. Wen sollten wir stürzen?“ – Vielleicht den Präsidenten? – „Aber der hat uns doch eingesetzt“, so Putin. Dann kicherte er.
Sieben Monate später war er selbst Präsident und nutzte sein Amt, den „Föderalen Sicherheitsdienst“ FSB zu protegieren. Putin hat dutzende befreundete Ex-Spione in hohe und höchste Ämter gebracht, während sich der FSB – inzwischen ein Koloss mit geschätzten 200 000 Mitarbeitern – jeder Kontrolle entzieht.
Es gibt weder genaue Informationen über die Finanzen des FSB noch über seinen Personalbestand, der FSB wird nicht vom Parlament kontrolliert und nicht – wie der sowjetische KGB – von einer Partei, er jagt die Feinde Russlands im Inneren, aber auch im Ausland: Den tschetschenischen Kommandeur Selimchan Jandarbijew haben FSB-Agenten 2004 in Katar getötet. Sie flogen auf, wurden am Golf verurteilt, ausgetauscht und in Russland wie Helden empfangen. „Der FSB ist keine Wiederbelebung des sowjetischen KGB, vielmehr hat er sich unter der Ägide eines KGB-Veteranen zu einer Behörde entwickelt, die mächtiger und furchteinflößender ist, als es ihr Vorgänger je war“, schreiben Andrei Soldatov und Irina Borogan in ihrem Buch „The New Nobility“.
Unverdienter Glanz fiel auf den FSB, als die Russin Anna Chapman nach eher dürftiger Spionageleistung in den USA 2010 enttarnt wurde, woraufhin man sie in ihrer Heimat als patriotische Paris Hilton bejubelte und im Westen als „Agent 90-60-90“ bestaunte. In Wahrheit, so Soldatov und Borogan, habe der FSB mehr gemein mit arabischen Geheimdiensten, die sich als „Muchabarat“ bezeichnen: „Er ist dem Schutz eines autoritären Regimes verpflichtet, verantwortlich nur gegenüber den Herrschenden, undurchdringlich, zutiefst korrupt, und bereit zu brutalen Methoden gegenüber Einzelpersonen und Gruppen, die des Terrors oder auch nur einer anderen Meinung verdächtig sind.“ Während der FSB in Russland aufstieg, schwanden die Chancen für die Demokratie.
In gründlicher, wunderbar unaufgeregter und allen Verschwörungstheorien gegenüber unempfänglicher Weise zerren die Journalisten Soldatov und Borogan ans Licht, was der FSB nur zu gern verborgen hätte: den krakenhaften Überwachungsapparat beispielsweise, der eine Datenbank von mehr als siebzig Millionen Fingerabdrücken angelegt hat – bei einer Bevölkerung von 145 Millionen; den flagranten Widerspruch zwischen dem asketisch-virilen Anspruch des FSB und seinem gepolsterten Luxusleben an der Moskauer Milliardärsmeile Rubljowka, wo FSB-Offiziere frühere KGB-Villen für fünf Dollar pro Quadratmeter kaufen durften.
Soldatov und Borogan, Gründer der geheimdienstkritischen Internetseite agentura.ru, legen die heimliche Unterwanderung von Medien, Banken und Universitäten durch die sogenannte aktive Reserve offen, offiziell pensionierte Spione, die in Wahrheit weiterwühlen. Und sie enthüllen die Penetration des Sports, die etwa den damaligen FSB-Chef Nikolai Patruschew an die Spitze eines Volleyballclubs brachte.
So misstrauisch und so unersättlich ist dieser Dienst, dass er noch die abwegigsten Projekte des Kalten Krieges pflegt, beispielsweise das atombombensichere Tunnelsystem unter der Hauptstadt. Es ist bis zu zwölf Stockwerke tief und mit einem U-Bahn-Netz für die Spitze des Staatsapparats ausgestattet, das D6 genannt wird und an dem offenbar bis heute weitergebaut wird.
Dabei fürchtete der Geheimdienst den inneren Feind viel mehr als den äußeren. In einem entlarvenden Bekenntnis hatte der FSB-General Gennadi Sotow 1998 gesagt, für Russland sei „der innere Aufruhr immer schrecklicher als jeder militärische Einmarsch“. Überhaupt gehört es zu den großen Vorzügen des Buches, dass es auch das eisige Seelenleben des FSB beschreibt. Der Geheimdienst sieht sich nämlich als Retter Russlands, als einzige Institution, die das Land nach dem Ende der Sowjetunion vor dem Ausverkauf an feindliche Oligarchen, vor terroristischen Bedrohungen und innerer Zersetzung, bewahrt hat; er sieht sich als Orden aus selbstlosen Männern fürs Grobe, als „neuen Adel“, wie FSB-Chef Patruschew 2000 schwärmte.
Dies nun könnte irriger nicht sein, so die Autoren. Zwar lasten Soldatov und Borogan dem FSB keine Verbrechen an, die nicht nachgewiesen sind – die Polonium-Vergiftung des Ex-KGB-Agenten Alexander Litwinenko könnte vom russischen Geheimdienst angezettelt sein, bewiesen ist es nicht. Aber Putins Männer versagen ja auch dort, wo sie auf ihre besondere Durchschlagskraft pochen – im Kampf gegen Terrorismus und Dschihad. Obwohl jedes Jahr laut FSB Hunderte Verräter und Dutzende Spione enttarnt werden, obwohl der Dienst ausländische Organisationen chronisch der Spitzelei verdächtigt, bleibt das Bedrohungsniveau in Russland konstant –, wie der Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo vor einigen Wochen gezeigt hat. Mehr noch, FSB-Einsätze bei der Geiselnahme im Musicaltheater Nord-Ost oder in einer Schule in Beslan wurden zum Fiasko. Die manische Spionitis, die eine diffuse Angst vor allen möglichen Gefahren schürt, ist ein Ablenkungsmanöver. In Wahrheit, so die Autoren, ist der Dienst zu satt, zu faul und zu desinteressiert an jeder Ideologie, um nennenswerte Effektivität zu entwickeln. Im Lichte des demokratiefernen Selbstverständnisses ist das vielleicht nicht unbedingt eine schlechte Nachricht. SONJA ZEKRI
ANDREI SOLDATOV, IRINA BOROGAN: The New Nobility. The Restoration of Russia’s Security State and the Enduring Legacy of the KGB. Verlag Public Affairs, New York 2010. 320 Seiten, 18,95 Euro.
Der Geheimdienst FSB feiert sich
als Retter Russlands
nach dem Ende der Sowjetunion.
Auf der Lauer
Big Brother sieht alles: Nach dem Untergang der Sowjetunion wurde ein neuer russischer Geheimdienst eingerichtet: der Föderale Sicherheitsdienst, FSB. Im Lauf der Jahre ist der Dienst zu einem Koloss herangewachsen. Genaue Informationen über die Finanzen des FSB und über seinen Personalbestand gibt es nicht. Der FSB wird nicht vom Parlament kontrolliert und nicht – wie der sowjetische KGB – von einer Partei. Seine Chefs halten sich für die Helden, die Russland vor dem Chaos gerettet hätten. Dass der FSB tatsächlich für die innere Sicherheit des Landes etwas tut, hat er noch nicht bewiesen. Höchst erfolgreich ist er allerdings bei der Einschüchterung der Bevölkerung. aug
Zeichnung: Ernst Kahl
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