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New Yorks kreative Klasse in einem Buch Ashkan Sahihi (geb. 1963 in Teheran, Iran; lebt und arbeitet in Berlin) ist ein Fotograf, dessen Arbeiten immer eine unmittelbare Beziehung zu seinem Lebensort darstellen. Nach seinem letzten Projekt Die Berlinerin (2015), für das er 375 Frauen fotografierte, öffnet er nun sein Archiv und zeigt Arbeiten aus seiner Zeit in New York. Sahihi verbrachte die Jahre 1987 bis 2014 in der Metropole und fotografierte für renommierte Magazine wie das New York Times Magazine, den New Yorker und Vogue. Neben den weltweit renommiertesten Künstler_innen wie Cindy…mehr

Produktbeschreibung
New Yorks kreative Klasse in einem Buch Ashkan Sahihi (geb. 1963 in Teheran, Iran; lebt und arbeitet in Berlin) ist ein Fotograf, dessen Arbeiten immer eine unmittelbare Beziehung zu seinem Lebensort darstellen. Nach seinem letzten Projekt Die Berlinerin (2015), für das er 375 Frauen fotografierte, öffnet er nun sein Archiv und zeigt Arbeiten aus seiner Zeit in New York. Sahihi verbrachte die Jahre 1987 bis 2014 in der Metropole und fotografierte für renommierte Magazine wie das New York Times Magazine, den New Yorker und Vogue. Neben den weltweit renommiertesten Künstler_innen wie Cindy Sherman, Yoko Ono, Jeff Koons und Robert Longo lichtete Sahihi Schauspielgrößen wie Dennis Hopper und Willem Dafoe ab. Literaturweltstars wie Paul Auster und Siri Hustvedt, aber auch Musiklegenden wie John Cage, Solange und Philip Glass standen vor seiner Kamera. So blättert sich The New York Years wie das Who's who des kreativen Milieus, das New York zu dem Weltruhm verhalf, auf den es sich noch heute stützt: intellektuell, nie normal und immer visionär. Das Vorwort schrieb Willem Dafoe.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2021

Das Echo der Welt

Mit seinem Buch "The New York Years" feiert der Fotograf Ashkan Sahihi die Stadt als intellektuelle Kapitale. Den Ursprung der Retrospektive findet man aber in Frankfurt.

Von Christian Riethmüller

Er hatte sie alle: Siri Hustvedt und Paul Auster. John Irving und Philipp Roth. Cindy Sherman und Yoko Ono. Woody Allen, Dennis Hopper und Willem Dafoe. Nick Cave und Charles Bradley. Den Wu-Tang Clan, Steve Reich, John Cage, Tom Wolfe, Frank Stella, Jeff Koons, Art Spiegelman, Louis Farrakhan und viele Namen mehr, die in den vergangenen 30 Jahren zu den Sternen an jenem Firmament gehörten, das sich westliche Kultur- und Geisteswelt nennt. Wer den prächtigen Fotoband "The New York Years" (Distanz Verlag Berlin) des persisch-amerikanischen Fotografen Ashkan Sahihi durchblättert, könnte meinen, mit den weit mehr als 200 Porträts eine konzeptuelle Serie über berühmte Menschen, in vielen Fällen New Yorker, zu sehen, die besonders wirkmächtig Einfluss auf das intellektuelle und ästhetische Empfinden von mindestens zwei Generationen - und das nicht nur in Amerika und Westeuropa - genommen haben. Ihr Werk fand sich nicht nur in Bestsellerlisten, sondern ist bis heute in Feuilletons, Ausstellungen und Universitätslehrplänen präsent, vom Einfluss auf die zeitgenössische Kunst-, Musik-, Literatur-, Film-, Tanz- und Show-Landschaft ganz zu schweigen.

Hinter dieser Ansammlung berühmter Köpfe stand allerdings kein Konzept, New York als intellektuelle Welthauptstadt der neunziger und nuller Jahre zu präsentieren. Denn Sahihi, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit teils über mehrere Jahre entstandenen Konzeptarbeiten wie "Drug Series" oder "Die Berlinerin" (als Buch ebenfalls im Distanz Verlag erschienen) für Aufsehen gesorgt hat, dachte seinerzeit, als viele der New Yorker Fotografien entstanden, noch nicht an Serien. "Die Porträts in dem Buch sind allesamt Auftragsarbeiten für Agenturen, Magazine und Verlage gewesen", erinnert sich Sahihi, der seit einigen Jahren in Berlin lebt, im Gespräch mit der F.A.S. Dass die Sammlung nun wie ein Who's Who erscheint, sei "eine glückliche Fügung, die uns bei der Sichtung meines Archivs selbst überraschte", sagt der Fotograf: "Man darf nicht vergessen, einige der Porträtierten galten damals allenfalls als Underground-Phänomene. Der Wu-Tang Clan etwa waren erst einmal nur einige HipHop-Jungs aus Staten Island und noch keine Lichtgestalten eines weltweit gefeierten Musikstils. Und andere der porträtierten Künstler waren zwar bekannt, doch ihre heutige Bedeutung seinerzeit noch nicht zu ermessen."

So erstaunlich die Retrospektive der New Yorker Jahre wirkt, war ihr Ursprung doch kein Zufall. Sie ist vielmehr Ausdruck von Sahihis großem Interesse an den Künsten, das er allerdings nicht erst in Manhattan, sondern schon vorher in Mainhattan ausgebildet hat. In Frankfurt nämlich nahm die Karriere des Fotografen ihren Anfang. An den Main war der 1963 in Teheran geborene Sahihi als Kind gekommen. Die germanophile Mutter, die ihren Sohn schon in den deutschen Kindergarten in Teheran geschickt hatte, wählte Frankfurt als neuen Lebensmittelpunkt, nachdem die einer Minderheit in Persien angehörende Familie beschlossen hatte, die alte Heimat zu verlassen. Hier besucht Sahihi das Gymnasium, ohne allerdings von den Eltern bedrängt zu werden "Arzt oder Ingenieur zu werden", wie er sich heute noch dankbar erinnert. Der Junge interessiert sich für Tanz, hegt sogar Ballett-Ambitionen, doch seine Erweckung ist ein Fotokurs in der Oberstufe. "Von der 11. Klasse an wusste ich, dass ich Fotograf werden möchte", sagt er. Durch einen Zufall erfährt dieser Wunsch frühe Bestätigung. "Über eine Bekannte meiner Mutter kam ich in Kontakt mit Barbara Klemm, der ich meine zerfledderte Mappe mit Aufnahmen zeigen durfte. Und sie sagte mir ,Bleiben Sie dabei'". Das lässt Sahihi sich nicht zweimal sagen. Noch vor dem Abitur heuert er als Assistent bei professionellen Fotografen an, darunter auch bei dem als Natur- und Dokumentarfotografen zu Ruhm gelangten Günther Pfannmüller.

Schon früh zeigt sich, dass die Porträtfotografie Sahihis Metier sein wird. Kaum zwanzigjährig, erhält er schon Aufträge des Suhrkamp-Verlags, dessen Autoren zu fotografieren. Prägender noch in den frühen und mittleren achtziger Jahren ist allerdings seine Mitarbeit bei den damals äußerst populären Stadtmagazinen. "Die beschäftigten sich mit der Avantgarde-Kultur, mit neuen Kunst- und Musikrichtungen. Es gab das TAT, William Forsythe übernahm das Ballett, es war einiges los. Und trotzdem waren die Szenen klein. Man konnte rasch Kontakt knüpfen zu den unterschiedlichsten Gruppen. Und das interessierte mich."

Trotzdem fehlt Sahihi bald etwas: "Frankfurt war damals ja noch kleiner als heute und auch längst so nicht so international ausgerichtet. Auch wenn ich am Main aufgewachsen bin, war mir immer noch das Teheran meiner Kindheit präsent, schon als wir wegzogen eine Millionenmetropole voller vibrierendem Leben. Und dieses Vibrierende vermisste ich irgendwie." Also will er es suchen und entscheidet sich für die Stadt, von der es heißt, sie schlafe nie. Als Sahihi im Jahr 1987 nach New York geht, ist die Stadt allerdings nicht die Glitzermetropole vergangener oder auch heutiger Tage, sondern in der Erholungsphase nach langen Jahren des Niedergangs. Dafür locken damals noch bezahlbare Viertel in Manhattan und dann auch in Brooklyn eine neue Generation von Künstlern, Musikern, Literaten und Filmemachern an.

Diese Künstlerszene interessiert Sahihi, mit einigen Namen ist er aus seiner Frankfurter Zeit vertraut. Auf vielfältige Kontakte kann er bei seiner Ankunft in New York aber nicht setzen. Stattdessen putzt er Klinken: "Die Agenturen hatten regelmäßige Zeiten, zu denen man seine Mappen präsentieren und hinterlassen konnte. Die klapperte ich ab. Außerdem hatten etliche deutsche Verlage große Dependancen in New York, da ergaben sich auch Möglichkeiten", erinnert Sahihi sich an die Anfänge. Von Vorteil sei gewiss seine Mehrsprachigkeit gewesen, und für Aufmerksamkeit sorgt er mit dem "Code-Switching", wie er es nennt, nämlich für vertraute Situationen eine gänzlich unerwartete Bildsprache zu verwenden: "Dieses Code-Switching habe ich in Frankfurt gelernt."

Sein Gespür und sein Talent lassen ihn bald zum gefragten Fotografen werden. Er arbeitet für deutsche Publikationen wie die Magazine von "Zeit" und "Süddeutscher Zeitung", für den "Spiegel" und die "Spex", später auch für amerikanische Printtitel wie die Magazine von "New York Times" und "Washington Post", den "New Yorker", den "Rolling Stone", "Vice" und "Vogue". Es ist ein goldenes Jahrzehnt für den Fotografen, der gleichwohl beginnt, allmählich Abschied von den Auftragsarbeiten zu nehmen: "Ich wollte nicht mehr nur illustrieren, was ein anderer beschreibt, sondern selbst erzählen", erklärt er seine Hinwendung zu konzeptionellen Arbeiten. Zudem habe die nach 2001 einsetzende Printkrise den Fotojournalismus sehr beschnitten. Für Magazine fotografiert Sahihi, Vater dreier Kinder, kaum mehr. Sein Werk richtet sich heute an Sammler, wird in Ausstellungen gezeigt und in Fotobüchern publiziert. Im Fall von "The New York Years" ist es ihm tatsächlich gelungen, das Echo der Welt einzufangen.

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