"The Plus One" hat mir am Anfang ziemlich gut gefallen. Die Grundidee stimmte, die "Zutaten" klangen vielversprechend, aber die Umsetzung hat hier und da leider nicht gepasst. Da ist zum einen Kelly. Sie ist ein schräger Charakter mit Ecken und Kanten und kleinen Macken, vor allem aber mit dem
Problem, in sozialen Situationen einfach nicht kompetent zu sein. Sie ist nicht der Typ für tiefe Freund-…mehr"The Plus One" hat mir am Anfang ziemlich gut gefallen. Die Grundidee stimmte, die "Zutaten" klangen vielversprechend, aber die Umsetzung hat hier und da leider nicht gepasst. Da ist zum einen Kelly. Sie ist ein schräger Charakter mit Ecken und Kanten und kleinen Macken, vor allem aber mit dem Problem, in sozialen Situationen einfach nicht kompetent zu sein. Sie ist nicht der Typ für tiefe Freund- und Liebschaften, sondern macht eher ihr eigenes Ding. Das fand ich ganz nett, weil sie mir dadurch ehrlich erschien und ich mich hier und da gut in sie hineinversetzen konnte. Im Laufe der Zeit wurde sie für mich aber immer naiver und zugleich zu zurückhaltend und feige. Sie verstrickt sich mehr und mehr in Lügen und Ausweichmanöver, um ihre vorgegebene Ethan-Geschichte aufrecht halten zu können und lässt sich dabei immer wieder klein machen und in die Ecke drücken, sowohl von ihrer Familie als auch von Kollegen. Je eigenständiger der Roboter Ethan wird, umso mehr entwickelt Kelly einen schwachen Charakter und das fand ich nicht nur schade, sondern habe es auch nicht nachvollziehen können. Sie hatte anfangs mehr Biss und mehr Persönlichkeit, die ihr irgendwie nach und nach abhanden kommen, als sie ihre Zeit mit Ethan verbringt.
Völlig unglaubwürdig fand ich darüber hinaus die Tatsache, dass Kelly ihren Roboter Ethan innerhalb von nur einem ganzen Wochenende (!!) fertig baut und programmiert - und zwar so dermaßen perfekt und menschlich, dass niemand auch nur irgendetwas merkt oder komisch findet an ihm. Robotertechnikerin, die Kelly ist, hin oder her, aber das war doch ein bisschen zuviel "Fiktion", als dass ich das so glauben könnte. Liest man andere Bücher darüber, wie schwer und zeitraubend und zermürbend es ist, Künstliche Intelligenzen so zu programmieren, dass sie menschlich wirken und selbstständig denken lernen, dann kann man sich gut ausmalen, dass eine komplette Roboterherstellung nicht an einem Wochenende zu machen ist. Aber gut, das mag auch Meckern auf hohem Niveau sein; schließlich handelt es sich hierbei ja um eine fiktive Geschichte und da kann ein Autor ja eigentlich schreiben, was er möchte.
"The Plus One" ist durchaus eine niedliche und romantisch angehauchte Story, bei der es meiner Meinung nach aber irgendwann weniger um die Romantik und das Verliebtsein als solches geht. Eher wird es eine Geschichte über Kelly, die sich mit 30 langsam aus den Vorstellungen und Vorgaben ihrer Familie und ihrer eigenen kleinen Welt herauskämpft. Irgendwann geht es gar nicht mehr so sehr um Ethan, sondern nur um Kelly und darum, wie sie ihre Umwelt erlebt.
Es gibt im Verlauf dieser Geschichte einige kleine Längen in der Handlung, wodurch sich der Mittelteil für mich etwas zog. Gleichzeitig, und diesen Gegensatz empfand ich leider als sehr schade, führt die Autorin manche (wichtigen) Momente einfach nicht ausführlich genug aus. Gerade alle Situationen, die damit zu tun haben, Ethan in der Gesellschaft anderer Leute zu erleben, Gespräche und Dialoge zwischen ihm und realen Menschen zu verfolgen - diese Situationen zu beschreiben und Ethan dadurch tatsächlich ein stückweit "menschlich" wirken zu lassen, darauf verzichtet Frau Archer irgendwie völlig. Immer wenn es spannend wird und sich die Handlung dahin neigt, Ethan jetzt in Aktion im "realen Leben mit anderen realen Personen" zu erleben, dann bricht die Szene ab und die Autorin setzt erst später in einem anderen Kontext wieder ein. Man liest eigentlich nur einzelne Szenen zwischen Kelly und ihm, aber nicht zwischen der Welt und ihm. Irgendwie hat es sich die Autorin dadurch auch ein bisschen zu leicht gemacht. Hier hätte sie sich vielleicht schon die Mühe machen können, einzelne Szenen genauer herauszuarbeiten und auch die Reaktionen der Personen auf Ethan darzustellen. Das hätte das Ganze in meinen Augen realer wirken lassen.
Trotzdem ist "The Plus One" eine kurzweilige, nett-amüsante Romantikgeschichte mit futuristischem Ansatz, die im Verlauf ein wenig schwächelt, aber ein