Die serbisch-orthodoxe Christerlöserkirche in Pristina stammt aus den turbulenten Zeiten im Kosovo Mitte der 1990er Jahre, als Slobodan Milosevic versuchte, die serbische Kontrolle über die Provinz Kosovo zu festigen. Die ruinöse Zwischenform der nie fertiggestellten Kirche steht seit 1999 unverändert inmitten des Campus der Universität und spiegelt einen politischen Zustand wider, der im Rückzug der serbischen Streitkräfte und damit auch dem Sturz des Milosevic-Regimes gipfelt - ein temporärer Zustand, konserviert in Architektur.Basierend auf nur eingeschränkt zugänglichen Quellen und höchst voreingenommenen Positionen vor Ort, stellt "The Political Church" im Sinne einer "forensic research" den Kirchenbau in den zeit- und baugeschichtlichen Kontext, untersucht seine Stellung zwischen politischer und religiöser Machthabe sowie den Missbrauch religiöser Symboliken für politische und weltliche Interessen und betrachtet die Wirkung der baulichen Maßnahmen im gesellschaftlichen Rahmen.Martin Pohl formuliert so die Möglichkeit eines offenen Zugangs zu Kultur- und Sozialgeschichte und die Verhandelbarkeit sozial-gesellschaftlicher Bedingungen durch Architektur und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Debatte um "contested spaces".