Capturing the grandeur of a gracious, splendid Europe of wealth and Old World sensibilities, this glorious, complex novel has become a touchstone for a great writer s entire literary achievement. From the opening pages, when the high-spirited American girl Isabel Archer arrives at the English manor Gardencourt, James s luminous, superbly crafted prose creates an atmosphere of intensity, expectation, and incomparable beauty.
Isabel, who has been taken abroad by an eccentric aunt to fulfill her potential, attracts the passions of a British aristocrat and a brash American, as well as the secret adoration of her invalid cousin, Ralph Touchett. But her vulnerability and innocence lead her not to love but to a fatal entrapment in intrigue, deception, and betrayal. This brilliant interior drama of the forming of a woman s consciousness makes The Portrait of a Lady a masterpiece of James s middle years.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Isabel, who has been taken abroad by an eccentric aunt to fulfill her potential, attracts the passions of a British aristocrat and a brash American, as well as the secret adoration of her invalid cousin, Ralph Touchett. But her vulnerability and innocence lead her not to love but to a fatal entrapment in intrigue, deception, and betrayal. This brilliant interior drama of the forming of a woman s consciousness makes The Portrait of a Lady a masterpiece of James s middle years.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.1997In die Kammer gepoltert
Henry James lesen: "The Portrait of a Lady", neu übersetzt
In seinem Arbeitsjournal für das Jahr 1879 hat Henry James (1843 bis 1916) festgehalten, worin der Reiz und die Schwierigkeiten seines geplanten Romans "The Portrait of a Lady" liegen, der ein Jahr darauf in Fortsetzungen und 1881 in Buchform erschien. Die Schwäche, so schreibt er, bestehe darin, daß das Ganze zu psychologisch sei und kaum durch äußere Ereignisse angetrieben werde. Doch James gedenkt mitnichten, etwas daran zu ändern: Die Situation, die sich später entfalte, besitze ihre eigene Dramatik. Was ist die Situation? Eine junge Amerikanerin, Isabel Archer, zieht aus, um in Europa Freiheit und Vornehmheit zu finden; eine unverhoffte Erbschaft begünstigt sie aufs schönste; und als ihr Cousin Ralph sich schon ausmalen möchte, welch wunderbare Lebensentscheidungen Isabel nun treffen wird, gerät sie an einen engherzigen, ganz und gar konventionellen Mann und gibt ihm (denn noch hält sie ihn für einen besseren, als er ist) vor seriöseren Bewerbern den Vorzug.
Man könnte die Idee selbst konventionell nennen. Doch das Interesse, das der Autor an ihr nimmt, ist alles andere als das. Ihn faszinieren die Einzelheiten, die Zwischentöne und Schattierungen, egal, wie viele Seiten ihre Schilderungen kosten. Das ist das Unzeitgemäße an Henry James: Er hat überhaupt keinen Sinn für die Bedürfnisse der Buchindustrie. Seine Erzählungen zum Beispiel (keine stories, sondern tales) sind so lang wie die luftigen Romane heutiger Debütanten. Und seine Romane, zumindest die späteren, brauchen für immer weniger Handlung immer mehr Platz.
Dieser Affront gegen die Lesererwartung erklärt nur zum Teil, warum James in Deutschland nicht genauso kanonisiert wurde wie Proust oder Virginia Woolf. Auch seine technische Avanciertheit kommt mit viel weniger offensichtlicher Artistik daher als die eines Joyce. James zu lesen heißt, sich mit vielfältig deutbaren Eindrücken zufriedenzugeben, einem Schwebezustand, in dem sich die Dinge für einen Augenblick der Betrachtung darbieten, bevor wieder ein anderes Licht auf sie fällt. Aus solchen kaum benennbaren Zuständen besteht für James mehrheitlich unser waches Leben. "Erfahrung", schrieb er in einem Aufsatz, "ist niemals begrenzt und nie vollständig; sie ist eine immense Feinfühligkeit, eine Art riesiges Spinnennetz aus feinsten Seidenfäden, ausgespannt in der Kammer des Bewußtseins, das in seinem Gewebe jedes in der Luft schwebende Partikelchen einfängt. Erfahrung ist geradezu die Atmosphäre des Geistes; und wenn der Geist Vorstellungskraft besitzt . . ., fängt er die leisesten Andeutungen des Lebens auf, verwandelt er selbst das Pulsieren der Luft in Offenbarungen."
Jetzt hat die neuseeländische Regisseurin Jane Campion "The Portrait of a Lady" verfilmt. Kurz zuvor ist eine Neuübersetzung des Romans von Gottfried Röckelein erschienen, die rechtzeitig zum Filmstart auch als Taschenbuch vorliegt. Das Ergebnis ist, alles in allem, enttäuschend. Die Übersetzung von Hildegard Blomeyer aus dem Jahre 1950 hat ihre Schwächen; ihr Stil ist oft ungelenk, und kapitale Verständnisfehler verdunkeln den Sinn des Originals. Doch so merkwürdig es klingt, mit dem neuen "Portrait" vor Augen sehnt man sich gelegentlich nach der wacker dahinmarschierenden Frau Blomeyer zurück.
Denn die neue Übersetzung will zeigen, daß sie James wirklich verstanden hat. Sie kaut ihn für uns vor, sie verdeutlicht, hellt auf, und sie greift dafür systematisch ins falsche Sprachregister. Auf der allerersten Seite spricht James von einer "simple history". Röckelein übersetzt das tatsächlich mit einer "simplen Geschichte", und schon ist die Ironie - nein, nicht verschwunden, sondern polternd mit der Tür ins Haus gefallen. Wer James zutraut, eine "simple" Geschichte zu meinen, hat grundsätzlich etwas mißverstanden.
Wie sich auch später zeigt. In Kapitel 45 möchte Isabel ihren todkranken Cousin besuchen. Sie weiß aber, daß es ihr Mann lieber sähe, wenn der Cousin abreiste. So steht es bei James: She could perfectly understand her husband's wish for the event (des Cousins Abreise); she didn't, to be just, see how he could like her to be with her cousin. Röckelein schreibt: "Sie konnte es voll und ganz nachvollziehen, wieso ihr Mann dieses Ereignis herbeisehnte; fairerweise sah sie für ihn keinen Grund, warum es ihm gefallen sollte, daß sie mit ihrem Cousin zusammensteckte."
Hier stimmt der allergröbste Wortsinn, aber mehr auch nicht. "Voll und ganz"? Voll und ganz "nachvollziehen"? Daß sie mit ihrem Cousin "zusammensteckte"? Der schlimmste Fehler liegt allerdings in dem Wort "fairerweise". Denn erstens ist es schief; zweitens verkennt Röckelein, daß James mit seinem "to be just" an den Abstand zwischen Erzähler und Figur erinnert - auf diesem genau bemessenen Abstand beruht sein gesamtes Erzählverfahren. Schade - um die Mühe, um die vielen Seiten, um James. Wer wissen will, wie der Satz auf deutsch heißt, muß Frau Blomeyer fragen. PAUL INGENDAAY
Henry James: "Porträt einer jungen Dame". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gottfried Röckelein. ars vivendi verlag, Cadolzburg 1996. 685 Seiten, geb., 49,- DM. Textidentisch auch beim Deutschen Taschenbuch Verlag, München 1997. Broschiert, 19,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Henry James lesen: "The Portrait of a Lady", neu übersetzt
In seinem Arbeitsjournal für das Jahr 1879 hat Henry James (1843 bis 1916) festgehalten, worin der Reiz und die Schwierigkeiten seines geplanten Romans "The Portrait of a Lady" liegen, der ein Jahr darauf in Fortsetzungen und 1881 in Buchform erschien. Die Schwäche, so schreibt er, bestehe darin, daß das Ganze zu psychologisch sei und kaum durch äußere Ereignisse angetrieben werde. Doch James gedenkt mitnichten, etwas daran zu ändern: Die Situation, die sich später entfalte, besitze ihre eigene Dramatik. Was ist die Situation? Eine junge Amerikanerin, Isabel Archer, zieht aus, um in Europa Freiheit und Vornehmheit zu finden; eine unverhoffte Erbschaft begünstigt sie aufs schönste; und als ihr Cousin Ralph sich schon ausmalen möchte, welch wunderbare Lebensentscheidungen Isabel nun treffen wird, gerät sie an einen engherzigen, ganz und gar konventionellen Mann und gibt ihm (denn noch hält sie ihn für einen besseren, als er ist) vor seriöseren Bewerbern den Vorzug.
Man könnte die Idee selbst konventionell nennen. Doch das Interesse, das der Autor an ihr nimmt, ist alles andere als das. Ihn faszinieren die Einzelheiten, die Zwischentöne und Schattierungen, egal, wie viele Seiten ihre Schilderungen kosten. Das ist das Unzeitgemäße an Henry James: Er hat überhaupt keinen Sinn für die Bedürfnisse der Buchindustrie. Seine Erzählungen zum Beispiel (keine stories, sondern tales) sind so lang wie die luftigen Romane heutiger Debütanten. Und seine Romane, zumindest die späteren, brauchen für immer weniger Handlung immer mehr Platz.
Dieser Affront gegen die Lesererwartung erklärt nur zum Teil, warum James in Deutschland nicht genauso kanonisiert wurde wie Proust oder Virginia Woolf. Auch seine technische Avanciertheit kommt mit viel weniger offensichtlicher Artistik daher als die eines Joyce. James zu lesen heißt, sich mit vielfältig deutbaren Eindrücken zufriedenzugeben, einem Schwebezustand, in dem sich die Dinge für einen Augenblick der Betrachtung darbieten, bevor wieder ein anderes Licht auf sie fällt. Aus solchen kaum benennbaren Zuständen besteht für James mehrheitlich unser waches Leben. "Erfahrung", schrieb er in einem Aufsatz, "ist niemals begrenzt und nie vollständig; sie ist eine immense Feinfühligkeit, eine Art riesiges Spinnennetz aus feinsten Seidenfäden, ausgespannt in der Kammer des Bewußtseins, das in seinem Gewebe jedes in der Luft schwebende Partikelchen einfängt. Erfahrung ist geradezu die Atmosphäre des Geistes; und wenn der Geist Vorstellungskraft besitzt . . ., fängt er die leisesten Andeutungen des Lebens auf, verwandelt er selbst das Pulsieren der Luft in Offenbarungen."
Jetzt hat die neuseeländische Regisseurin Jane Campion "The Portrait of a Lady" verfilmt. Kurz zuvor ist eine Neuübersetzung des Romans von Gottfried Röckelein erschienen, die rechtzeitig zum Filmstart auch als Taschenbuch vorliegt. Das Ergebnis ist, alles in allem, enttäuschend. Die Übersetzung von Hildegard Blomeyer aus dem Jahre 1950 hat ihre Schwächen; ihr Stil ist oft ungelenk, und kapitale Verständnisfehler verdunkeln den Sinn des Originals. Doch so merkwürdig es klingt, mit dem neuen "Portrait" vor Augen sehnt man sich gelegentlich nach der wacker dahinmarschierenden Frau Blomeyer zurück.
Denn die neue Übersetzung will zeigen, daß sie James wirklich verstanden hat. Sie kaut ihn für uns vor, sie verdeutlicht, hellt auf, und sie greift dafür systematisch ins falsche Sprachregister. Auf der allerersten Seite spricht James von einer "simple history". Röckelein übersetzt das tatsächlich mit einer "simplen Geschichte", und schon ist die Ironie - nein, nicht verschwunden, sondern polternd mit der Tür ins Haus gefallen. Wer James zutraut, eine "simple" Geschichte zu meinen, hat grundsätzlich etwas mißverstanden.
Wie sich auch später zeigt. In Kapitel 45 möchte Isabel ihren todkranken Cousin besuchen. Sie weiß aber, daß es ihr Mann lieber sähe, wenn der Cousin abreiste. So steht es bei James: She could perfectly understand her husband's wish for the event (des Cousins Abreise); she didn't, to be just, see how he could like her to be with her cousin. Röckelein schreibt: "Sie konnte es voll und ganz nachvollziehen, wieso ihr Mann dieses Ereignis herbeisehnte; fairerweise sah sie für ihn keinen Grund, warum es ihm gefallen sollte, daß sie mit ihrem Cousin zusammensteckte."
Hier stimmt der allergröbste Wortsinn, aber mehr auch nicht. "Voll und ganz"? Voll und ganz "nachvollziehen"? Daß sie mit ihrem Cousin "zusammensteckte"? Der schlimmste Fehler liegt allerdings in dem Wort "fairerweise". Denn erstens ist es schief; zweitens verkennt Röckelein, daß James mit seinem "to be just" an den Abstand zwischen Erzähler und Figur erinnert - auf diesem genau bemessenen Abstand beruht sein gesamtes Erzählverfahren. Schade - um die Mühe, um die vielen Seiten, um James. Wer wissen will, wie der Satz auf deutsch heißt, muß Frau Blomeyer fragen. PAUL INGENDAAY
Henry James: "Porträt einer jungen Dame". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gottfried Röckelein. ars vivendi verlag, Cadolzburg 1996. 685 Seiten, geb., 49,- DM. Textidentisch auch beim Deutschen Taschenbuch Verlag, München 1997. Broschiert, 19,90 DM.
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The Portrait of a Lady is entirely successful in giving one the sense of having met somebody far too radiantly good for this world. Rebecca West