various human destinies intersecting at Stanford University during a conference about the enigmatic writer Isaac Babel. Over the course of several pages, Batuman managed to misplace Babel's last living relatives at the San Francisco airport, uncover Babel's secret influence on the making of King Kong, and introduce her readers to a new voice that was unpredictable, comic, humane, ironic, charming, poignant, and completely, unpretentiously full of love for literature.
Batuman's subsequent pieces - for The New Yorker, Harper's Magazine, and the London Review of Books - have made her one of the most sought-after and admired writers of her generation, and its best traveling companion. In The Possessed we watch her investigate a possible murder at Tolstoy's ancestral estate. We go with her to Stanford, Switzerland, and St. Petersburg; retrace Pushkin' wanderings in the Caucasus; learn why Old Uzbek has one hundred different words for crying; and see an eighteenth-century ice palace reconstructed on the Neva.
Love and the novel, the individual in history, the existential plight of the graduate student: all find their place in The Possessed. Literally and metaphorically following the footsteps of her favorite authors, Batuman searches for the answers to the big questions in the details of lived experience, combining fresh readings of the great Russians, from Pushkin to Platonov, with the sad and funny stories of the lives they continue to influence -including her own.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Batuman's subsequent pieces - for The New Yorker, Harper's Magazine, and the London Review of Books - have made her one of the most sought-after and admired writers of her generation, and its best traveling companion. In The Possessed we watch her investigate a possible murder at Tolstoy's ancestral estate. We go with her to Stanford, Switzerland, and St. Petersburg; retrace Pushkin' wanderings in the Caucasus; learn why Old Uzbek has one hundred different words for crying; and see an eighteenth-century ice palace reconstructed on the Neva.
Love and the novel, the individual in history, the existential plight of the graduate student: all find their place in The Possessed. Literally and metaphorically following the footsteps of her favorite authors, Batuman searches for the answers to the big questions in the details of lived experience, combining fresh readings of the great Russians, from Pushkin to Platonov, with the sad and funny stories of the lives they continue to influence -including her own.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2011Wie ich lernte, die Russen zu lieben
Interessiert es Sie, ob Tolstoi von seiner Frau vergiftet wurde? Wie der spätere Regisseur von "King Kong" 1920 als amerikanischer Kampfflieger in russische Gefangenschaft geriet und von Isaak Babel, dem Autor des großen Bürgerkriegsromans "Die Reiterarmee", verhört wurde? Denken Sie mitunter darüber nach, ob Fahrradfahren, russisch-orthodox betrachtet, nicht unchristlich ist? Und wie es in dieser Hinsicht mit Tolstois exzessivem Tennisspielen stand? Oder beschäftigt Sie mehr, was Zarin Anna einst mit ihren Hofzwergen angestellt hat? Treibt Sie um, ob es Zeitgenossen gibt, die so sind wie der eiskalte Teufel Stavrogin aus Dostojewskis "Dämonen"?
Wer auch nur eine dieser Fragen bejaht, sollte Elif Batumans erstes Buch lesen ("The Possessed". Adventures with Russian Books and the People Who Read Them, Verlag Farrar, Straus and Giroux, New York 2010). Und auch wer sich überhaupt für russische Romane begeistert. Batumans Buch handelt nämlich von den Gründen ihrer eigenen, ansteckenden Begeisterung für jene weisheitsbesessenen, moralfanatischen, gnostischen und exzentrischen Erzählwerke, die Russland seit dem neunzehnten Jahrhundert hervorgebracht hat. Batuman, die mit 34 Jahren zu den witzigsten amerikanischen Essayistinnen zählt, schreibt Literaturwissenschaft in der Ich-Form. Sie berichtet von slawistischen Tagungen, Debatten und Forschungsreisen - nach Samarkand, Yasnaya Polyana und St. Petersburg -, ohne dass einem auch nur eine Sekunde lang das Wort "akademisch" in den Sinn käme.
Eigentlich, teilt sie mit, habe sie Schriftstellerin werden wollen, aber die Kurse in "creative writing", die man dazu an amerikanischen Universitäten belegen kann, schreckten sie ab. Den Irrglauben, Forschung zerstöre die Liebe zum Erforschten, hier also: die Slawophilie, hält sie außerdem für lächerlich. Die Literaturwissenschaft, mit deren Wassern sie in Stanford gewaschen wurde, kommt bei ihr jedoch auch nicht ohne Komik weg. Was sind das für Leute, die darüber streiten, wann genau Tolstoi "Alice im Wunderland" gelesen hat? Antwort: Leute wie sie selbst. Oder die ihr vorhalten, sie, die einmeterfünfundachtzig große türkischstämmige Tochter von Einwanderern nach New Jersey, sei nicht "entfremdet" genug, um Isaak Babel zu verstehen, das könnten außer Russen nur Juden?
Das ist der Stil Batumans, anekdotisch, aphoristisch - "Flugreisen sind wie der Tod, man nimmt dir vorher alles weg" -, touristisch und mit viel Sinn für die Aufforderung der Bücher, etwas fürs Leben aus ihnen zu lernen, und für die unbeabsichtigten Folgen, die der Versuch hat, es zu tun. Es macht, wir reden von russischen Büchern, glücklicher und unglücklicher zugleich. Elif Batuman ist ein weiblicher Don Quijote, der "Don Quijote" gelesen hat sowie Lukács und Foucault über Don Quijote und daraus den Schluss zieht, nicht die Nachahmung der Romane, sondern ihr Studium bringe uns dem Leben näher, von dem sie handeln. Es gibt viele Gründe, sich nicht für ein philologisches Studium zu entscheiden. Hier sind fast alle Gründe versammelt, die dafür sprechen können. Eine bessere Einladung, sich mit Literatur zu beschäftigen, wird man lange suchen.
JÜRGEN KAUBE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Interessiert es Sie, ob Tolstoi von seiner Frau vergiftet wurde? Wie der spätere Regisseur von "King Kong" 1920 als amerikanischer Kampfflieger in russische Gefangenschaft geriet und von Isaak Babel, dem Autor des großen Bürgerkriegsromans "Die Reiterarmee", verhört wurde? Denken Sie mitunter darüber nach, ob Fahrradfahren, russisch-orthodox betrachtet, nicht unchristlich ist? Und wie es in dieser Hinsicht mit Tolstois exzessivem Tennisspielen stand? Oder beschäftigt Sie mehr, was Zarin Anna einst mit ihren Hofzwergen angestellt hat? Treibt Sie um, ob es Zeitgenossen gibt, die so sind wie der eiskalte Teufel Stavrogin aus Dostojewskis "Dämonen"?
Wer auch nur eine dieser Fragen bejaht, sollte Elif Batumans erstes Buch lesen ("The Possessed". Adventures with Russian Books and the People Who Read Them, Verlag Farrar, Straus and Giroux, New York 2010). Und auch wer sich überhaupt für russische Romane begeistert. Batumans Buch handelt nämlich von den Gründen ihrer eigenen, ansteckenden Begeisterung für jene weisheitsbesessenen, moralfanatischen, gnostischen und exzentrischen Erzählwerke, die Russland seit dem neunzehnten Jahrhundert hervorgebracht hat. Batuman, die mit 34 Jahren zu den witzigsten amerikanischen Essayistinnen zählt, schreibt Literaturwissenschaft in der Ich-Form. Sie berichtet von slawistischen Tagungen, Debatten und Forschungsreisen - nach Samarkand, Yasnaya Polyana und St. Petersburg -, ohne dass einem auch nur eine Sekunde lang das Wort "akademisch" in den Sinn käme.
Eigentlich, teilt sie mit, habe sie Schriftstellerin werden wollen, aber die Kurse in "creative writing", die man dazu an amerikanischen Universitäten belegen kann, schreckten sie ab. Den Irrglauben, Forschung zerstöre die Liebe zum Erforschten, hier also: die Slawophilie, hält sie außerdem für lächerlich. Die Literaturwissenschaft, mit deren Wassern sie in Stanford gewaschen wurde, kommt bei ihr jedoch auch nicht ohne Komik weg. Was sind das für Leute, die darüber streiten, wann genau Tolstoi "Alice im Wunderland" gelesen hat? Antwort: Leute wie sie selbst. Oder die ihr vorhalten, sie, die einmeterfünfundachtzig große türkischstämmige Tochter von Einwanderern nach New Jersey, sei nicht "entfremdet" genug, um Isaak Babel zu verstehen, das könnten außer Russen nur Juden?
Das ist der Stil Batumans, anekdotisch, aphoristisch - "Flugreisen sind wie der Tod, man nimmt dir vorher alles weg" -, touristisch und mit viel Sinn für die Aufforderung der Bücher, etwas fürs Leben aus ihnen zu lernen, und für die unbeabsichtigten Folgen, die der Versuch hat, es zu tun. Es macht, wir reden von russischen Büchern, glücklicher und unglücklicher zugleich. Elif Batuman ist ein weiblicher Don Quijote, der "Don Quijote" gelesen hat sowie Lukács und Foucault über Don Quijote und daraus den Schluss zieht, nicht die Nachahmung der Romane, sondern ihr Studium bringe uns dem Leben näher, von dem sie handeln. Es gibt viele Gründe, sich nicht für ein philologisches Studium zu entscheiden. Hier sind fast alle Gründe versammelt, die dafür sprechen können. Eine bessere Einladung, sich mit Literatur zu beschäftigen, wird man lange suchen.
JÜRGEN KAUBE
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