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'A scintillating, encyclopaedic history, rich in detail from the arcane to the familiar... a veritable tour de force' Richard Overy, New Statesman
'Transnational history at its finest ... .. social, political and cultural themes swirl together in one great canvas of immense detail and beauty' Gerard DeGroot, The Times
'Dazzlingly erudite and entertaining' Dominic Sandbrook, The Sunday Times
A masterpiece which brings to life an extraordinarly turbulent and dramatic era of revolutionary change.
The Pursuit of Power draws on a lifetime of thinking about nineteenth-century Europe to
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Produktbeschreibung
'A scintillating, encyclopaedic history, rich in detail from the arcane to the familiar... a veritable tour de force' Richard Overy, New Statesman

'Transnational history at its finest ... .. social, political and cultural themes swirl together in one great canvas of immense detail and beauty' Gerard DeGroot, The Times

'Dazzlingly erudite and entertaining' Dominic Sandbrook, The Sunday Times

A masterpiece which brings to life an extraordinarly turbulent and dramatic era of revolutionary change.

The Pursuit of Power draws on a lifetime of thinking about nineteenth-century Europe to create an extraordinarily rich, surprising and entertaining panorama of a continent undergoing drastic transformation. The book aims to reignite the sense of wonder that permeated this remarkable era, as rulers and ruled navigated overwhelming cultural, political and technological changes. It was a time where what was seen as modern with amazing speed appeared old-fashioned, where huge cities sprang up in a generation, new European countries were created and where, for the first time, humans could communicate almost instantly over thousands of miles. In the period bounded by the Battle of Waterloo and the outbreak of World War I, Europe dominated the rest of the world as never before or since: this book breaks new ground by showing how the continent shaped, and was shaped by, its interactions with other parts of the globe.

Richard Evans explores fully the revolutions, empire-building and wars that marked the nineteenth century, but the book is about so much more, whether it is illness, serfdom, religion or philosophy. The Pursuit of Power is a work by a historian at the height of his powers: essential for anyone trying to understand Europe, then or now.
Autorenporträt
Richard J. Evans
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2017

Männer mit Hut, Frauen mit Wut
Der britische Historiker Richard J. Evans degradiert das 19. Jahrhundert nicht zur Vorgeschichte. Er erkundet seine Ambivalenzen
Das 19. Jahrhundert begann mit einer Ägypten-Manie. Giovanni Battista Belzoni war ein Ingenieur und Zirkusakrobat und lebte von 1778 bis 1823. Seinen zweifelhaften Ruhm erlangte er als Hobby-Ägyptologe und Grabräuber. Der Sohn eines Barbiers in Padua floh 1798 vor dem französischen Militärdienst nach Holland, ging 1803 weiter nach London und kam 1815 auf Einladung des ägyptischen Khediven Muhammad Ali nach Kairo. Ursprünglich hatte Belzoni dem Khediven eine hydraulische Bewässerungsmaschine vorführen wollen. Doch daraus wurde nichts. Dafür nahm ihn der britische Konsul Henry Salt in seine Dienste. Der weit gereiste Diplomat war ganz zeittypisch auch noch Künstler und Ägyptologe. Belzoni schaffte eine sieben Tonnen schwere Büste von Ramses II. nach Alexandria und von dort nach London ins Britische Museum. Selbstverständlich verschriftlichten alle Beteiligten, inklusive Belzonis Ehefrau Sarah, ihre Erlebnisse nach ihrer Rückkehr.
Richard J. Evans von der Universität Cambridge benutzt in seiner Überblicksdarstellung zu Europa zwischen dem Wiener Kongress und dem Ersten Weltkrieg gern solche kraftvollen Biografien. Jedem der acht Kapitel ist eine biografische Vignette vorangestellt, vier Männer und vier Frauen aus verschiedenen Ländern. Er folgt der britischen Tugend des historischen Erzählens. Das Exemplarische gibt die Würze, ohne es in Details versinken zu lassen. Auch jeden belehrenden Ton verbittet er sich.
Wie schreibt man eine Geschichte des 19. Jahrhunderts? Was hält das 19. Jahrhundert zusammen, was macht es zum 19. Jahrhundert? Evans, bekannt geworden durch seine Arbeiten zum Deutschen Kaiserreich und zum Dritten Reich, macht aus dem 19. Jahrhundert und seinem Nationalismus nicht eine Vorgeschichte des 20. Jahrhunderts und seiner Genozide. Er erzählt ein Jahrhundert voller Ambivalenzen und Widersprüche, das uns in vielem fremd ist. Seine Geschichten spielen oft auf dem Land, wo bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts 85 Prozent der Bevölkerung lebten.
In den englischen Städten begannen um 1850 Männer, sich Bärte und lange Koteletten wachsen zu lassen, um ihre Männlichkeit zu unterstreichen. Einige wollten sich damit vor dem Pesthauch ihrer Umgebung schützen. Vor allem aber konnten Männer so besser ihre Gefühle verbergen. Überhaupt hörten Männer auf, in der Öffentlichkeit hemmungslos zu weinen, wie es noch in der Romantik gang und gäbe gewesen war. Gefühle wie auch Religion galten jetzt als weiblich. Friedrich Nietzsche hatte eine besondere Obsession mit seinem riesigen Schnauzer. Nach 1900 kamen Koteletten allmählich aus der Mode. Die von Kaiser Franz Joseph standen für eine vergangene Welt. Der Zylinder, der um 1820 den Dreispitz als männliches Attribut abgelöst hatte, Respektabilität ausdrückte und eigentlich nur zum Grüßen diente, wenn er abgezogen wurde, überlebte dagegen. Als er immer höher wurde, kam der klappbare Zylinder auf den Markt, der Chapeau Claque. Männer ohne Hüte galten als entweder krank oder unzivilisiert.
In der gleichen Reihe „Penguin History of Europe“ hat Tim Blannings die Zeit von 1648 bis 1815 unter dem Titel „Pursuit of Glory“ behandelt. Während im 18. Jahrhundert Ruhm und Ehre den Ehrgeiz antrieben, war es nach 1815 immer mehr die Macht. Das 19. Jahrhundert war im Vergleich zum 18. und zum 20. Jahrhundert friedlich. In Kriegen fielen zwischen 1815 und 1914 siebenmal weniger Männer als im Jahrhundert zuvor. In den Kriegen der Französischen Revolution und Napoleons waren fünf Millionen Mann gefallen, im Verhältnis zur Bevölkerung genauso viel wie im Ersten Weltkrieg. Erst 1842 stellte die Kommission zum Wiederaufbau Moskaus die Arbeit ein, ohne dass die Stadt freilich ihren alten Glanz wiedererreicht hatte. Die Macht wurde an ihren Leistungen gemessen. Für das Überleben der Menschen arbeitete die Macht der Wissenschaft. Vor 1800 hatten die Pocken noch 200 000 Europäer hingerafft – pro Jahr! 1798 fiel dem englischen Arzt Edward Jenner auf, dass Milchmägde daran nicht erkrankten. Er folgerte, dass sie bereits eine unschädliche Form von Pocken, Kuhpocken, besaßen und empfahl Schutzimpfungen, „vaccination“, nach dem lateinischen Wort für Kuh. Staatliche Behörden machten Impfungen in Europa fast überall obligatorisch. 1914 waren die Pocken fast verschwunden. Macht war mehr als politische Herrschaft und Diplomatie. Politische Parteien strebten ebenso nach ihr wie Unternehmer in der Wirtschaft und Arbeiter nach Selbstbestimmung über ihr Leben. Die französischen Impressionisten kämpften gegen die starren Richtlinien der Akademie und für einen eigenen Kunstgeschmack.
Doch Richard J. Evans schreibt keine Geschichte des Fortschritts in der Tradition der englischen whig history. Zu deutlich waren die Schattenseiten. Es gab zu viele Verlierer. Dazu zählten die Arbeiter. Im bürgerlichen Londoner Vorort Hampstead lag die Lebenserwartung um 1900 bei 50 Jahren, im Arbeiterviertel Southwark bei 36 Jahren. Tuberkulose war eine Volkskrankheit, besonders in ärmeren Schichten, die von den Fortschritten der Hygiene weniger profitierten. In den Arbeiterquartieren Hamburgs ersetzte Flaschenfütterung die Mutterbrust, weil die Mütter nach der Geburt wieder arbeiten mussten. Verunreinigte Milch hielt die Säuglingssterblichkeit aber hoch. Erst um 1900 galten Mindeststandards in der Produktion von Lebensmitteln, so wie die noch heute gebräuchliche Bezeichnung appellation controllée seit 1905 bei französischen Weinen.
Die auffälligsten Unterschiede betrafen das Recht auf politische Teilhabe. Frauen besaßen vor 1914 bis auf Finnland (1906) und Norwegen (1913) keine Möglichkeit zu wählen. Aber auch Frauen strebten nach der Macht, über sich selbst zu bestimmen. In Großbritannien trugen Suffragetten ihren Protest auf die Straße. Die militante Frauenrechtsbewegung reichte bis in die Spitzen der Gesellschaft. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Lady Constance Bulwer-Lytton, die Tochter des früheren Vizekönigs von Indien, Lord Lytton. Sie ritzte sich im März 1909 im Gefängnis von Holloway ein V auf ihre Brust. V für Vote.
1907 heiratete Hermynia Isabella Gräfin Folliot de Crennville aus dem österreichischen Hochadel den baltischen Adligen Viktor von zur Mühlen. Schon ihr Hochzeitsgeschenk, ein Browning Revolver, mit dem sie sich gegen die Bauern in Estland schützen sollte, hätte ihr eine Warnung sein können. Als ihr Mann einem Arbeiter für das Absingen der Marseillaise Schläge verpasst hatte, sang sie bei offenem Fenster und aus vollem Halse einen Tag lang immer wieder die Marseillaise. Die Revolution von 1917 ermöglichte ihr die Scheidung. 1919 ging sie nach Deutschland, wurde Kommunistin und lebte von Übersetzungen, unter anderem der Romane von Upton Sinclair. Auch sie selbst war eine erfolgreiche Romanautorin. 1933 emigrierte sie nach England. Ihr Mann Viktor kämpfte gegen die Bolschewiki und wurde 1930 Nationalsozialist.
SIEGFRIED WEICHLEIN
Um 1850 wurden Bärte und lange
Koteletten Mode; es galt, die
Männlichkeit zu unterstreichen
Die militante
Frauenrechtsbewegung reichte
bis in die Spitzen der Gesellschaft
Richard J. Evans: The Pursuit of Power. Europe 1815–1914. Penguin Books, London 2016. 848 Seiten, 28,70 Pfund.
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Highly impressive ... chronicles a turbulent and confusing century with wonderful clarity and verve ... transnational history at its finest ... more complete but also much more fascinating than most histories of the period Gerard Degroot The Times