Klar, einen Geniestreich wie The Curious Incident of the Dog in the Night-Time schüttelt man nicht mal eben so ein zweites Mal aus dem Ärmel. Und auch wenn Mark Haddon ja schon eine lange Liste toller (Kinder-) Bücher vorzeigen konnte, bevor er damit seinen ersten großen Hit landete, muss er sich
zumindest in der Rezeption damit und daran messen lassen. In der Wahrnehmung ist es quasi doch für…mehrKlar, einen Geniestreich wie The Curious Incident of the Dog in the Night-Time schüttelt man nicht mal eben so ein zweites Mal aus dem Ärmel. Und auch wenn Mark Haddon ja schon eine lange Liste toller (Kinder-) Bücher vorzeigen konnte, bevor er damit seinen ersten großen Hit landete, muss er sich zumindest in der Rezeption damit und daran messen lassen. In der Wahrnehmung ist es quasi doch für viele das oft fluchbeladene Nachfolgebuch (-album, - kunstwerk etc.)
Also um es kurz zu machen: Nicht so umwerfend und überraschend wie "sonderbare Welt...", aber das lediglich eher, weil man Familiengeschichten ja nun schon in tausend Varianten rauf und runter dekliniert hat, von Tolstoi, Mann bis zu Dogma und Haneke.
Ich war jednefalls wie gefesselt von diesem Famielntreffen einer sogenannten Patchwork-Familie, die zunächst in der heutigen Zeit angekommen zu sein scheint, weil eben nicht erst noch groß und breit beraten wird, ob das nun eine positive oder negative gesellschaftliche Entwicklung ist. Sie ist einfach da, es ist wie es ist, und an dieser Stelle startet auch das so erfrischend vorurteilsfreie buch mit einem leicht mitschwingendem, aber permanenten Thriller-Unterton, als würde etwas ganz Schreckliches bei diesem Familienwiedersehen in einem einsamen Ferienhaus geschehen.
Um nicht die Spannung zu nehmen, nur eine Andeutung: Es ist lange nicht klar, ob die Bedrohung der Erinnerung an ein angeblich traditionelles Familienleben, ob falschen Vorstellungen vom richtgen Leben oder richtigen Vorstellungen vom Falschen. Ob von außen, von innen oder von einem Geist, einer fixen Idee, die hinter der Fassade der Normalität alles umstürzt.
Ein wenig maniriert und störend fand ich den permanenten Wechsel der Erzählperspektive, aber das ist wohl eher eine Geschmacksfrage. Ich vertiefe mich lieber ganz und gar in die Geschichte einer Person. Aber selten habe ich ein Mosaik der Wahrnehmungen und Erzählungen und die Abwesenheit des "allwissenden Erzählers" so gelunegen erlebt wie hier.
Tolles Buch!