Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2010DAS HÖRBUCH
Lässige Zivilisationen
Christian Ulmen im Restaurant
am Ende des Universums
Es tut dem Ganzen keinen Abbruch, dass sich schon Cervantes diesen Spaß erlaubt hat: So wie im zweiten Teil des „Don Quijote“ viele der Figuren, auf die Sancho Pansa und sein Herr treffen, den ersten Teil des Romans bereits kennen und gelesen haben, so taucht auch in Douglas Adams’ „Das Restaurant am Ende der Welt“ ein wohlbekanntes Buch aus der Feder desselben Autors auf: „Per Anhalter durch die Galaxis“.
Ja, mehr als das: Auf Ursa minor beta, einem Planeten, auf dem es „aufgrund der zeitlichen Relastatik“ immer Samstagnachmittag ist, und zwar circa die Zeit kurz vorm Schließen der Strandbars, wird beim Cocktail kaum über etwas anderes gesprochen als über diesen exzeptionellen „Reiseführer“. Überhaupt hat, so heißt es, „Per Anhalter durch die Galaxis“ bei den „etwas lässigeren Zivilisationen am Ostrand der Galaxis“ die „Encyclopedia galactica“ als Standardnachschlagewerk für so ziemlich alles und jedes längst abgelöst.
Auch auf der Erde (die in der Anhalter-Reihe freilich einer Hyperraumumgehungsstraße Platz machen musste) ist Douglas Adams’ Roman-Reihe schon vor dreißig Jahren zum Bestseller avanciert; darüber allerdings ist in Vergessenheit geraten, dass Adams’ Werk auf einer Radioserie beruht, die der Autor Ende der siebziger Jahre für die BBC geschrieben hat. Damit dürfte der Anhalter-Roman der bislang einzige Millionenbestseller sein, bei dem das Hörspiel vor der Prosafassung existierte.
Allerletzte Fragen
Auch auf Deutsch gibt es eine Hörspielfassung, an der von Bruno Ganz bis Rolf Boysen die gesamte Crème de la crème deutscher Schauspielkunst beteiligt ist. Darum erstaunt es ein wenig, dass der Hörverlag dieses Standardwerk gelehrten Science-Fiction-Klamauks nun auch als schlichte Lesung auf den Markt bringt.
Doch schadet ein solches Unternehmen natürlich nicht, und tatsächlich ist gerade „Das Restaurant am Ende des Universums“, so wie Christian Ulmen es liest, auch in dieser Form durchaus unterhaltsam. Ulmen schlägt ein angenehmes, mittleres Tempo an, verleiht den verschiedenen Figuren einen jeweils eigenen stimmlichen Charakter und versteht es überdies ausgezeichnet, den Klamauk Klamauk sein zu lassen, ohne ihn stimmlich zu überzeichnen oder in Ironie zu ertränken.
So kann man sich zurücklehnen und die absurden Einfälle Douglas Adams’ genießen. Wenn übrigens die Mission von Arthur Dent, Ford Prefect, Tricia „Trillian“ McMillan, Zaphod Beeblebrox und dem Roboter Marvin im Grunde als ultimative Gott- und Sinnsuche angelegt ist und man immer wieder mit herrlich auf den Kopf gestellt Letzten Fragen über Schönheit, Wahrheit und das Leben im allgemeinen konfrontiert wird, drängt sich einem irgendwann der Eindruck auf, dass dieses ganze Dasein genannte Theater doch womöglich genau hier, irgendwo zwischen wild um sich schießenden Vogonen und allerlei cocktailschlürfenden Alieninsekten seine komisch-kosmische Rechtfertigung findet. Zumindest, zeitliche Relastatik hin oder her, ein paar Ohrensessel-Stunden lang.
TOBIAS LEHMKUHL
DOUGLAS ADAMS: Das Restaurant am Ende des Universums. Gelesen von Christian Ulmen. Der Hörverlag, München 2010. 5 CD, 29,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Lässige Zivilisationen
Christian Ulmen im Restaurant
am Ende des Universums
Es tut dem Ganzen keinen Abbruch, dass sich schon Cervantes diesen Spaß erlaubt hat: So wie im zweiten Teil des „Don Quijote“ viele der Figuren, auf die Sancho Pansa und sein Herr treffen, den ersten Teil des Romans bereits kennen und gelesen haben, so taucht auch in Douglas Adams’ „Das Restaurant am Ende der Welt“ ein wohlbekanntes Buch aus der Feder desselben Autors auf: „Per Anhalter durch die Galaxis“.
Ja, mehr als das: Auf Ursa minor beta, einem Planeten, auf dem es „aufgrund der zeitlichen Relastatik“ immer Samstagnachmittag ist, und zwar circa die Zeit kurz vorm Schließen der Strandbars, wird beim Cocktail kaum über etwas anderes gesprochen als über diesen exzeptionellen „Reiseführer“. Überhaupt hat, so heißt es, „Per Anhalter durch die Galaxis“ bei den „etwas lässigeren Zivilisationen am Ostrand der Galaxis“ die „Encyclopedia galactica“ als Standardnachschlagewerk für so ziemlich alles und jedes längst abgelöst.
Auch auf der Erde (die in der Anhalter-Reihe freilich einer Hyperraumumgehungsstraße Platz machen musste) ist Douglas Adams’ Roman-Reihe schon vor dreißig Jahren zum Bestseller avanciert; darüber allerdings ist in Vergessenheit geraten, dass Adams’ Werk auf einer Radioserie beruht, die der Autor Ende der siebziger Jahre für die BBC geschrieben hat. Damit dürfte der Anhalter-Roman der bislang einzige Millionenbestseller sein, bei dem das Hörspiel vor der Prosafassung existierte.
Allerletzte Fragen
Auch auf Deutsch gibt es eine Hörspielfassung, an der von Bruno Ganz bis Rolf Boysen die gesamte Crème de la crème deutscher Schauspielkunst beteiligt ist. Darum erstaunt es ein wenig, dass der Hörverlag dieses Standardwerk gelehrten Science-Fiction-Klamauks nun auch als schlichte Lesung auf den Markt bringt.
Doch schadet ein solches Unternehmen natürlich nicht, und tatsächlich ist gerade „Das Restaurant am Ende des Universums“, so wie Christian Ulmen es liest, auch in dieser Form durchaus unterhaltsam. Ulmen schlägt ein angenehmes, mittleres Tempo an, verleiht den verschiedenen Figuren einen jeweils eigenen stimmlichen Charakter und versteht es überdies ausgezeichnet, den Klamauk Klamauk sein zu lassen, ohne ihn stimmlich zu überzeichnen oder in Ironie zu ertränken.
So kann man sich zurücklehnen und die absurden Einfälle Douglas Adams’ genießen. Wenn übrigens die Mission von Arthur Dent, Ford Prefect, Tricia „Trillian“ McMillan, Zaphod Beeblebrox und dem Roboter Marvin im Grunde als ultimative Gott- und Sinnsuche angelegt ist und man immer wieder mit herrlich auf den Kopf gestellt Letzten Fragen über Schönheit, Wahrheit und das Leben im allgemeinen konfrontiert wird, drängt sich einem irgendwann der Eindruck auf, dass dieses ganze Dasein genannte Theater doch womöglich genau hier, irgendwo zwischen wild um sich schießenden Vogonen und allerlei cocktailschlürfenden Alieninsekten seine komisch-kosmische Rechtfertigung findet. Zumindest, zeitliche Relastatik hin oder her, ein paar Ohrensessel-Stunden lang.
TOBIAS LEHMKUHL
DOUGLAS ADAMS: Das Restaurant am Ende des Universums. Gelesen von Christian Ulmen. Der Hörverlag, München 2010. 5 CD, 29,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de