Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.12.2010Spionage und Verrat
Neue Abenteuer des frechen Dschinns Bartimäus
Er ist vielleicht einer der unangenehmsten Helden der Fantasy-Literatur: Sarkastisch, bösartig, verschlagen und gemein lässt sich der Dschinn Bartimäus nur ungern auf den Kontakt zu Menschen ein. Doch gehört es zu den höheren Gesetzen der Dämonen, dass sie demjenigen zu dienen haben, der sie heraufbeschwört, unabhängig von jeglicher möglichen (oder eher: unmöglichen) gegenseitigen Sympathie. Im vorchristlichen Jerusalem ist er ein Diener des sagenumwobenen Königs Salomon, der sich allzu optimistisch an der Beschwörung versucht und alsbald als Dämonenhäppchen sein irdisches Dasein beschließt. Doch obwohl nach dämonischen Gesetzen alles ganz fair und gerecht zugegangen ist, lässt sich Salomon nicht ohne weiteres einen seiner ältesten Zauberer wegfressen und sorgt dafür, dass Bartimäus sehr bald wieder in seinen Diensten steht. Keine angenehme Ausgangssituation für den Dschinn, befindet sich doch Salomon im Besitz eines mächtigen Ringes, der ihm die Herrschaft über dämonische Wesenheiten bis hin zur höchsten Kategorie verleiht und es dem Dschinn damit beinahe unmöglich macht, sich unbemerkt aus dieser Beschwörung herauszustehlen.
Aber eben nur beinahe. Denn Bartimäus ist nicht nur einer der unangenehmsten, er ist auch einer der pfiffigsten Helden der Fantasy-Literatur und hat mit seiner Dämonenschläue und seinem ganz eigenen Humor bereits ein Millionenpublikum erobert. Und das nicht nur in seinen phantastischen Wirkungskreisen, sondern auch auf dem sehr realen Buchmarkt. So wundert es den bewanderten Bartimäusfreund nicht, dass es der Dschinn auch diesmal wieder schafft, sein Schicksal in die rechte Bahn zu lenken. Zur Seite steht ihm dabei Asmira, die Dienerin der Königin von Saba. Von ihrer Herrin damit beauftragt, König Salomon zu töten, merkt sie bald, dass sie ohne die Hilfe eines Partners nicht an all den magischen Grenzen und dämonischen Fallen vorbeikommt, die der König zu seinem Schutz errichtet hat.
Zwei sehr ungleiche Partner mit demselben Ziel und dem heimtückischen Plan, sich des anderen schnellstmöglich und gründlich zu entledigen, das birgt einigen Zündstoff für herrliche Situationskomik und gepfefferte Dialoge. Der Leser erlebt die in einem märchenhaften Vorderen Orient angesiedelte Geschichte um Spionage und Verrat, die sich ganz anders entwickelt, als von den Protagonisten geplant, zum einen durch die Augen von Asmira, zum anderen durch die gewohnt sarkastischen Ich-Erzählungen von Bartimäus. In diesen wechselt er nur dann in die dritte Erzählform, wenn er sich ironisch von den verschiedenen Wesenheiten distanziert, deren Gestalt er im Lauf des Romans annimmt (etwa die eines Nilpferds im Baströckchen ).
Erfolgsautor Jonathan Stroud knüpft mit diesem der Bartimäus-Trilogie vorangestellten Prequel an Band 1 Das Amulett von Samarkand, an, entwirft aber mit Asmira eine wesentlich vielschichtigere und damit ungleich interessantere Kontrahentin als seinerzeit mit Nathanael. Der Ring des Salomo, brilliant komponiert, überzeugt mit der farbenprächtigen Fabulierkunst orientalischer Märchen. Und auch die brottrockenen, für Nicht-Dämonen unverzichtbaren informativen Fußnoten von Bartimäus fehlen hier natürlich nicht. Ein grandioses Abenteuer und garantierter Lesespaß! (ab 11 Jahre) MAREN BONACKER
Jonathan Stroud
Bartimäus –
Der Ring des Salomo
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung. cbj 2010.
480 Seiten, 18,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Neue Abenteuer des frechen Dschinns Bartimäus
Er ist vielleicht einer der unangenehmsten Helden der Fantasy-Literatur: Sarkastisch, bösartig, verschlagen und gemein lässt sich der Dschinn Bartimäus nur ungern auf den Kontakt zu Menschen ein. Doch gehört es zu den höheren Gesetzen der Dämonen, dass sie demjenigen zu dienen haben, der sie heraufbeschwört, unabhängig von jeglicher möglichen (oder eher: unmöglichen) gegenseitigen Sympathie. Im vorchristlichen Jerusalem ist er ein Diener des sagenumwobenen Königs Salomon, der sich allzu optimistisch an der Beschwörung versucht und alsbald als Dämonenhäppchen sein irdisches Dasein beschließt. Doch obwohl nach dämonischen Gesetzen alles ganz fair und gerecht zugegangen ist, lässt sich Salomon nicht ohne weiteres einen seiner ältesten Zauberer wegfressen und sorgt dafür, dass Bartimäus sehr bald wieder in seinen Diensten steht. Keine angenehme Ausgangssituation für den Dschinn, befindet sich doch Salomon im Besitz eines mächtigen Ringes, der ihm die Herrschaft über dämonische Wesenheiten bis hin zur höchsten Kategorie verleiht und es dem Dschinn damit beinahe unmöglich macht, sich unbemerkt aus dieser Beschwörung herauszustehlen.
Aber eben nur beinahe. Denn Bartimäus ist nicht nur einer der unangenehmsten, er ist auch einer der pfiffigsten Helden der Fantasy-Literatur und hat mit seiner Dämonenschläue und seinem ganz eigenen Humor bereits ein Millionenpublikum erobert. Und das nicht nur in seinen phantastischen Wirkungskreisen, sondern auch auf dem sehr realen Buchmarkt. So wundert es den bewanderten Bartimäusfreund nicht, dass es der Dschinn auch diesmal wieder schafft, sein Schicksal in die rechte Bahn zu lenken. Zur Seite steht ihm dabei Asmira, die Dienerin der Königin von Saba. Von ihrer Herrin damit beauftragt, König Salomon zu töten, merkt sie bald, dass sie ohne die Hilfe eines Partners nicht an all den magischen Grenzen und dämonischen Fallen vorbeikommt, die der König zu seinem Schutz errichtet hat.
Zwei sehr ungleiche Partner mit demselben Ziel und dem heimtückischen Plan, sich des anderen schnellstmöglich und gründlich zu entledigen, das birgt einigen Zündstoff für herrliche Situationskomik und gepfefferte Dialoge. Der Leser erlebt die in einem märchenhaften Vorderen Orient angesiedelte Geschichte um Spionage und Verrat, die sich ganz anders entwickelt, als von den Protagonisten geplant, zum einen durch die Augen von Asmira, zum anderen durch die gewohnt sarkastischen Ich-Erzählungen von Bartimäus. In diesen wechselt er nur dann in die dritte Erzählform, wenn er sich ironisch von den verschiedenen Wesenheiten distanziert, deren Gestalt er im Lauf des Romans annimmt (etwa die eines Nilpferds im Baströckchen ).
Erfolgsautor Jonathan Stroud knüpft mit diesem der Bartimäus-Trilogie vorangestellten Prequel an Band 1 Das Amulett von Samarkand, an, entwirft aber mit Asmira eine wesentlich vielschichtigere und damit ungleich interessantere Kontrahentin als seinerzeit mit Nathanael. Der Ring des Salomo, brilliant komponiert, überzeugt mit der farbenprächtigen Fabulierkunst orientalischer Märchen. Und auch die brottrockenen, für Nicht-Dämonen unverzichtbaren informativen Fußnoten von Bartimäus fehlen hier natürlich nicht. Ein grandioses Abenteuer und garantierter Lesespaß! (ab 11 Jahre) MAREN BONACKER
Jonathan Stroud
Bartimäus –
Der Ring des Salomo
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung. cbj 2010.
480 Seiten, 18,95 Euro.
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