This book edition of "The River War" has been formatted to the highest digital standards and adjusted for readability on all devices. The River War is a historical book by Winston Churchill, concerning his experiences as a British Army officer, during the Mahdist War (1881-99) in the Sudan. The River War tells a story of the British imperial involvement in the Sudan, and the Mahdi War between the British forces, led by Lord Kitchener, and the Dervish forces, led by Khalifa Abdallahi ibn Muhammad, "The Mahdi", heir to the self-proclaimed Mahdi Muhammad Ahmad who had embarked on a campaign to conquer Egypt, to drive out the Ottomans.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2008Gotteskrieger unter sich
Winston Churchills "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi" als Fortsetzungsroman in der F.A.Z.
Ein gutes halbes Jahrhundert bevor er den Nobelpreis für Literatur erhält, entschließt sich Winston Churchill, am Feldzug des britischen Empire gegen den Mahdi teilzunehmen. Der junge Buchautor, ein glänzendes, vor Brillanz und Ehrgeiz vibrierendes journalistisches Temperament, dem politische Ambitionen nachgesagt werden, ist soeben aus Indien nach England zurückgekehrt. Aber obwohl Premierminister Gladstone, der Churchills Buch "The Story of the Malakand Field Force" über den Konflikt an der Grenze zu Afghanistan gelesen hatte, dem Oberkommandierenden in Sudan einen Wink gibt, lässt Sir Herbert Kitchener den jungen Churchill abblitzen. Kitchener, so schreibt Georg Brunold, wollte Churchill offenbar bei der Schlussetappe des Krieges am Nil nicht dabeihaben.
Aber Churchill setzt sich durch. Als Kavallerie-Leutnant der 21st Lancers schifft er sich am 30. Juli 1898 in Marseille ein, und zwei Monate später unternimmt er mit den Lancers in der legendären Schlacht von Omdurman den letzten Angriff der Kavallerie in der Geschichte des britischen Empire. Während Churchill, noch keine vierundzwanzig Jahre alt, dem Feind entgegenreitet, mähen die neuen Maschinengewehre der Marke Maxim den Feind reihenweise nieder. Innerhalb von fünf Stunden werden 9700 feindliche Soldaten getötet, das sind zweiunddreißig pro Minute: Der moderne Krieg, der Krieg der Massenvernichtung, hat begonnen. Die einzige britische Einheit, die bei Omdurman nennenswerte Verluste erleidet, ist die Churchills. Er selbst erschießt innerhalb von Sekunden drei mit blankem Säbel heranstürmende Derwische mit seiner Mauser-Pistole: "Wie einfach, einen Menschen zu töten", wird er in seinem Buch "My Early Life" darüber schreiben.
Wie zuvor in Indien und wenig später in Südafrika bewährt sich der Kriegsberichterstatter Churchill als mutiger Soldat. Seine Bücher machen ihn berühmt - und seine Taten legitimieren seine Bücher. Als er im Jahr 1900 als jüngster Abgeordneter des Unterhauses eine Vortragsreise in den Vereinigten Staaten antritt, stellt ihn Mark Twain dem New Yorker Publikum als "Held von fünf Kriegen, Autor von sechs Büchern und künftigen Premierminister von England" vor. Georg Brunold fügt den Worten Mark Twains eine höchst aufschlussreiche Selbstbeschreibung Churchills hinzu, fünf Jahre später zu Papier gebracht: "Wir alle sind Würmer, doch ich glaube, ich bin ein Glühwurm."
Man mag es kaum glauben, doch Winston Churchills Buch "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi", erschienen unter dem Titel "The River War" im Jahr 1899, wird dem deutschen Publikum jetzt zum ersten Mal präsentiert. Heute beginnen wir mit dem Vorabdruck der ersten deutschen Übersetzung dieses Werkes, das in Kürze in der "Anderen Bibliothek" erscheinen wird, übersetzt von Georg Brunold, dem früheren Afrika-Korrespondenten der "Neuen Zürcher Zeitung".
Wenn Brunold von dem Iraner Jamal ad-Din al-Afghani, dem ersten modernen islamischen Berufsrevolutionär, berichtet oder den Gottesstaat des Mahdi in Sudan als panislamische internationalistische Bewegung charakterisiert, hat das nichts mit Aktualitätshascherei zu tun. Im Gegenteil: Brunold ist überzeugt, dass es hilfreich ist, sich die historischen Wurzeln gegenwärtiger Phänomene vor Augen zu führen: "In der Religion des Islam wurde das moderne Vehikel der politischen Massenmobilisierung entdeckt, und sein unschätzbarer Vorzug war die Waffe des Martyriums mit der ihr eigenen Schlagkraft." Mohammed Ahmed, der Mahdi, der zum heiligen Krieg, zum Dschihad, aufrief und den islamischen Gottesstaat in Sudan errichten wollte, ist mit den gewaltbereiten Dschihadisten unserer Tage auf mannigfache Weise verbunden. Wie die Gotteskrieger der Gegenwart gründete der Mahdi seinen Machtanspruch auf den vollständigen Macht- und Autoritätsverlust aller Tradition. Seine Vision war ein erdumspannender Gottesstaat, eine Vision allerdings, die Churchill nicht übermäßig ernst nahm.
Dass die Gotteskrieger an vielen Orten der damaligen Welt die kolonialistische europäische Expansion störten, nahm er so nüchtern in den Blick wie Großbritanniens Interessen im vom Mahdi bedrohten Ägypten und die der britischen Nord-Süd-Ausbreitung in Afrika entgegenstehenden französischen Pläne einer Ost-West-Ausdehnung. Heute ist China der wichtigste Geschäftspartner Sudans, und das Land von der Größe Westeuropas ist die einzige staatliche Bastion der islamisch-fundamentalistischen Weltbewegung. Die islamische Theokratie, die dort nach dem Staatsstreich von 1989 errichtet wurde, ist eine rassistische Militärdiktatur, wie sie schon der Mahdi auf erstaunlich modern anmutende Weise anstrebte. In Churchills Schilderung, die wir in Auszügen von heute an vorabdrucken, begegnet uns ein wichtiges Kapitel der Vorgeschichte heutiger Konflikte, geschrieben von einem der schärfsten Beobachter und glänzendsten Stilisten seiner Zeit.
HUBERT SPIEGEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Winston Churchills "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi" als Fortsetzungsroman in der F.A.Z.
Ein gutes halbes Jahrhundert bevor er den Nobelpreis für Literatur erhält, entschließt sich Winston Churchill, am Feldzug des britischen Empire gegen den Mahdi teilzunehmen. Der junge Buchautor, ein glänzendes, vor Brillanz und Ehrgeiz vibrierendes journalistisches Temperament, dem politische Ambitionen nachgesagt werden, ist soeben aus Indien nach England zurückgekehrt. Aber obwohl Premierminister Gladstone, der Churchills Buch "The Story of the Malakand Field Force" über den Konflikt an der Grenze zu Afghanistan gelesen hatte, dem Oberkommandierenden in Sudan einen Wink gibt, lässt Sir Herbert Kitchener den jungen Churchill abblitzen. Kitchener, so schreibt Georg Brunold, wollte Churchill offenbar bei der Schlussetappe des Krieges am Nil nicht dabeihaben.
Aber Churchill setzt sich durch. Als Kavallerie-Leutnant der 21st Lancers schifft er sich am 30. Juli 1898 in Marseille ein, und zwei Monate später unternimmt er mit den Lancers in der legendären Schlacht von Omdurman den letzten Angriff der Kavallerie in der Geschichte des britischen Empire. Während Churchill, noch keine vierundzwanzig Jahre alt, dem Feind entgegenreitet, mähen die neuen Maschinengewehre der Marke Maxim den Feind reihenweise nieder. Innerhalb von fünf Stunden werden 9700 feindliche Soldaten getötet, das sind zweiunddreißig pro Minute: Der moderne Krieg, der Krieg der Massenvernichtung, hat begonnen. Die einzige britische Einheit, die bei Omdurman nennenswerte Verluste erleidet, ist die Churchills. Er selbst erschießt innerhalb von Sekunden drei mit blankem Säbel heranstürmende Derwische mit seiner Mauser-Pistole: "Wie einfach, einen Menschen zu töten", wird er in seinem Buch "My Early Life" darüber schreiben.
Wie zuvor in Indien und wenig später in Südafrika bewährt sich der Kriegsberichterstatter Churchill als mutiger Soldat. Seine Bücher machen ihn berühmt - und seine Taten legitimieren seine Bücher. Als er im Jahr 1900 als jüngster Abgeordneter des Unterhauses eine Vortragsreise in den Vereinigten Staaten antritt, stellt ihn Mark Twain dem New Yorker Publikum als "Held von fünf Kriegen, Autor von sechs Büchern und künftigen Premierminister von England" vor. Georg Brunold fügt den Worten Mark Twains eine höchst aufschlussreiche Selbstbeschreibung Churchills hinzu, fünf Jahre später zu Papier gebracht: "Wir alle sind Würmer, doch ich glaube, ich bin ein Glühwurm."
Man mag es kaum glauben, doch Winston Churchills Buch "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi", erschienen unter dem Titel "The River War" im Jahr 1899, wird dem deutschen Publikum jetzt zum ersten Mal präsentiert. Heute beginnen wir mit dem Vorabdruck der ersten deutschen Übersetzung dieses Werkes, das in Kürze in der "Anderen Bibliothek" erscheinen wird, übersetzt von Georg Brunold, dem früheren Afrika-Korrespondenten der "Neuen Zürcher Zeitung".
Wenn Brunold von dem Iraner Jamal ad-Din al-Afghani, dem ersten modernen islamischen Berufsrevolutionär, berichtet oder den Gottesstaat des Mahdi in Sudan als panislamische internationalistische Bewegung charakterisiert, hat das nichts mit Aktualitätshascherei zu tun. Im Gegenteil: Brunold ist überzeugt, dass es hilfreich ist, sich die historischen Wurzeln gegenwärtiger Phänomene vor Augen zu führen: "In der Religion des Islam wurde das moderne Vehikel der politischen Massenmobilisierung entdeckt, und sein unschätzbarer Vorzug war die Waffe des Martyriums mit der ihr eigenen Schlagkraft." Mohammed Ahmed, der Mahdi, der zum heiligen Krieg, zum Dschihad, aufrief und den islamischen Gottesstaat in Sudan errichten wollte, ist mit den gewaltbereiten Dschihadisten unserer Tage auf mannigfache Weise verbunden. Wie die Gotteskrieger der Gegenwart gründete der Mahdi seinen Machtanspruch auf den vollständigen Macht- und Autoritätsverlust aller Tradition. Seine Vision war ein erdumspannender Gottesstaat, eine Vision allerdings, die Churchill nicht übermäßig ernst nahm.
Dass die Gotteskrieger an vielen Orten der damaligen Welt die kolonialistische europäische Expansion störten, nahm er so nüchtern in den Blick wie Großbritanniens Interessen im vom Mahdi bedrohten Ägypten und die der britischen Nord-Süd-Ausbreitung in Afrika entgegenstehenden französischen Pläne einer Ost-West-Ausdehnung. Heute ist China der wichtigste Geschäftspartner Sudans, und das Land von der Größe Westeuropas ist die einzige staatliche Bastion der islamisch-fundamentalistischen Weltbewegung. Die islamische Theokratie, die dort nach dem Staatsstreich von 1989 errichtet wurde, ist eine rassistische Militärdiktatur, wie sie schon der Mahdi auf erstaunlich modern anmutende Weise anstrebte. In Churchills Schilderung, die wir in Auszügen von heute an vorabdrucken, begegnet uns ein wichtiges Kapitel der Vorgeschichte heutiger Konflikte, geschrieben von einem der schärfsten Beobachter und glänzendsten Stilisten seiner Zeit.
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