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Nearing her one-hundredth birthday, and facing the closure of the mental institution where she's spent most her adulthood, Roseanne relates her astonishing life to psychiatrist Dr Grene. Told through their respective journals, the story that emerges is at once shocking and deeply beautiful. Exquisitely written, it is the story of a life blighted by terrible mistreatment and ignorance, and yet marked still by love, passion and hope.

Produktbeschreibung
Nearing her one-hundredth birthday, and facing the closure of the mental institution where she's spent most her adulthood, Roseanne relates her astonishing life to psychiatrist Dr Grene. Told through their respective journals, the story that emerges is at once shocking and deeply beautiful. Exquisitely written, it is the story of a life blighted by terrible mistreatment and ignorance, and yet marked still by love, passion and hope.
Autorenporträt
Sebastian Barry, geb. 1955 in Dublin, hat Latein und Englisch am Trinity College, Dublin, unterrichtet. Er schreibt Theaterstücke, Lyrik und Prosa. Sebastian Barry lebt in Wicklow, Irland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.02.2010

Im Königreich der Schatten
Sebastian Barrys Roman „Ein verborgenes Leben”
Roseanne ist um die hundert Jahre alt und lebt in der Grafschaft Roscommon, tief in den irischen Midlands, deren Hecken und Wälder den keltischen Tiger kaum gesehen hatten, als er aus den Straßen der Städte schon wieder verschwand. Der milde irische Winter hat Roseanne, wie viele andere Alte, lange am Leben erhalten. Jetzt blickt sie zurück, in einer psychiatrischen Klinik.
Die Frage, warum der neue Roman von Sebastian Barry genau dort situiert sein muss, führt nahe an die irische Gegenwart, die gerade wieder durch Berichte über Misshandlungen in Waisenhäusern und anderen, von kirchlichem Personal betreuten Sozialeinrichtungen erschüttert wird. Ein Psychiater, der, weil die Klinik abgerissen werden soll, jetzt herausfinden darf, ob Patienten zu Recht verwahrt wurden, spricht immer wieder mit Roseanne, die klar im Kopf ist, aber zugleich in ihre eigene Welt versponnen. Dr. Grene ist die zweite Erzählerfigur des Romans.
Das könnte ein ordentlicher sozialkritischer Roman werden, doch Roseanne kommt nicht aus Roscommon, sondern aus Sligo, der düsteren Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft an der irischen Westküste: „Es gab da einen schwarzen Fluss, der sich durch die Stadt wälzte, und besaß er auch keinen Liebreiz für Menschen wie sie und mich, so doch für die Schwäne.” Bei Hochwasser reiten sie ihn wie „dahinjagende Bestien”. Sligo ist eine der traditionsreichsten irischen Literaturlandschaften. Lange bevor er 1923 den Nobelpreis erhielt, sammelte der junge William Butler Yeats Sagen aus der Region, arrangierte sie 1893 unter dem Titel „Celtic Twilight” zu phantastischen Geschichten. Alltägliche Figuren, in ein märchenhaftes Ambiente gestellt. Sänger und Elfen koexistieren mit Bauern und schrulligen Warenhausangestellten, die bei Yeats zu Mittlern von Geschichten werden, die von einem vorkatholischen Irland, dem „Königreich der Schatten” erzählen.
Damit lag Yeats ganz in der neoromantischen Stimmung der Zeit, die sich in Irland mit der Befreiungsbewegung verband. Der randständige Westen, der nie ganz von England erobert worden war, bot sich als Zentrum literarischer Selbstsuche, die pikanterweise vor allem von englischstämmigen protestantischen Intellektuellen wie Yeats unternommen wurde, geradezu an.
Barrys „Ein verborgenes Leben”, das 2008 für den Booker Preis nominiert war und im Frühjahr 2009 die Auszeichnung „bester irischer Roman” erhielt, ist deutlich vor dem Hintergrund der schon bei Yeats nur scheinbar verwunschenen Sagenlandschaft erzählt. Yeats’ Wirklichkeitsverzauberung wird am Beispiel von Sligo fortgesetzt, doch auf einer zweiten, thematischen Ebene geht es ums Gegenteil: mit Roseannes Lebensweg, der sie aus der Literaturlandschaft in die psychiatrische Klinik bringt, bläst Barry den zuerst evozierten Sternenstaub des Märchenhaften wieder weg, dreht Yeats in eine andere Richtung.
Doch was die Heldin berichtet, führt über ihr quasi-mythisches Alter ebenfalls bis in die Anfänge des irischen Staats zurück, von denen auch Barry schon in „A long long way” erzählte. IRA-Kämpfer bringen nachts einen toten Kameraden auf den Friedhof. Roseannes Vater, Joe Clear, ist Friedhofswärter, schickt sie zum Pfarrer. Dieser kommt, doch auch ein Offizier der neuen Staatsarmee taucht auf. Er hält die Beerdigung für skandalös. Father Gaunt, der allen Aufständischen gegenüber skeptisch ist, nimmt Roseannes Vater auf einmal übel, dass er ihn in diese Geschichte verwickelt hat, entlässt Joe Clear, macht ihn zum Rattenfänger von Sligo und damit noch etwas ärmer. In seiner Verzweiflung, die auch Roseannes Mutter erfasst, hängt der Vater sich auf.
Immer wieder mischt Barry die Geschichte mit Schauerelementen auf, doch die Wirklichkeit war oft schauriger als jeder Roman. Barry baut in „Ein verborgenes Leben” nur die Geschichte einer vor kurzem verstorbenen Großtante aus. Als Bedienung im legendären Cafe Cairo von Sligo gerät das Waisenkind immer wieder zwischen die Fronten, und die Nacht von damals lässt es nicht los: Roseanne heiratet Tom, einen Anhänger von Eoin Duffy, dem irischen Möchtegern-Mussolini, doch auch John Lavelle, der Bruder des Friedhofs-Toten, kommt vorbei. Als Tom bei einer politischen Veranstaltung in Dublin ist, steigt Roseanne in Andenken an ihren Vater zu Lavelles Unterschlupf über der Bucht. Nichts „passiert”, doch Father Gaunt, der schwarze Engel der Geschichte, sieht die beiden. Roseannes Ruf ist vertan. Tom verlässt sie, John Lavelle geht nach Amerika.
Immer deutlicher frisst sich die Geschichte mit all ihren stilistischen Schnörkeln in die Haut ihrer Hauptfigur. Märchenelemente mischen sich in diesem neo-romantischen Epos mit trüben Misshandlungsfakten, doch das größte dramaturgische Kunststück Barrys ist, wie er die Geschichten seiner beiden Erzähler schließlich zusammenführt. Grene und Roseanne haben auf noch am Ende überraschende Weise miteinander zu tun. HANS-PETER KUNISCH
SEBASTIAN BARRY: Ein verborgenes Leben. Roman. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Steidl Verlag, Göttingen 2009. 392 Seiten, 19,90 Euro.
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'Roseanne McNulty is almost a century old and has been imprisoned in a mental institution in the west of Ireland for many decades. But with the hospital facing closure, her psychiatrist Dr Grene conducts a series of interviews with her to assess her suitability for release into the community. Through the accounts that each of them keep of their meetings, Sebastian Barry allows a horrifying tale of death, duplicity and deception to unfold, as it becomes clear Roseanne has become tragically enmeshed in the tangles web of Ireland's history, politics and religion.' London Review of Books