Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 3,50 €
  • Broschiertes Buch

WINNER OF THE COMMONWEALTH WRITERS' PRIZE 2009 LONGLISTED FOR THE MAN BOOKER PRIZE 2010
'A tremendously vital book in every sense.' - Sunday Times
At a suburban barbecue one afternoon, a man slaps an unruly boy.
The boy is not his son.
It is a single act of violence, but the slap reverberates through the lives of everyone who witnesses it happen.
Christos Tsiolkas presents the impact of this apparently minor domestic incident through the eyes of eight of those who witness it. The result is an unflinching interrogation of the life of the modern family, a deeply thought-provoking novel about boundaries and their limits...
…mehr

Produktbeschreibung
WINNER OF THE COMMONWEALTH WRITERS' PRIZE 2009
LONGLISTED FOR THE MAN BOOKER PRIZE 2010

'A tremendously vital book in every sense.' - Sunday Times

At a suburban barbecue one afternoon, a man slaps an unruly boy.

The boy is not his son.

It is a single act of violence, but the slap reverberates through the lives of everyone who witnesses it happen.

Christos Tsiolkas presents the impact of this apparently minor domestic incident through the eyes of eight of those who witness it. The result is an unflinching interrogation of the life of the modern family, a deeply thought-provoking novel about boundaries and their limits...
Autorenporträt
Christos Tsiolkas, geboren 1965 im australischen Melbourne als Sohn griechischer Immigranten, arbeitet u.a. fürs Theater und Fernsehen. Tsiolkas lebt in Melbourne.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2012

Unterirdisches Australien
Christos Tsiolkas zeigt die Abgründe einer Familie

Wieder ein neuer Franzen! Diesmal soll ihn der Greco-Australier Christos Tsiolkas geschrieben, ach was, übertroffen haben. Das Cover prahlt mit der "Los Angeles Times". Die will noch eine Prise Philip Roth und ein Quentchen Tom Wolfe hineingeschmeckt haben. Soll damit etwa der ausgiebig furzende und dabei an den "Duft" junger weiblicher Geschlechtsteile denkende Hector gemeint sein?

Eines Sonntagmorgens hat er doch glatt mit seiner indischstämmigen Ehefrau Aisha "wunderbar entspannten Sex", obwohl er sie gelegentlich auch gern härter rannimmt. Und eines anderen warmen Morgens raucht er einfach "ganz entspannt" seine Zigarette, obwohl Aisha das nicht gut findet. Er wirft ihr dann kleinbürgerliches Moralpredigertum vor und sie ihm schwächliches Phlegma. Aber insgesamt sind die beiden ziemlich locker, auch im Umgang mit ihren beiden Kindern Melissa und Adam. Auf ihrem Grillfest im Kreise der griechischen Sippe und einiger Freunde werden Neneh-Cherry-CDs aufgelegt. Christos Tsiolkas stapelt "knusprige Lammkoteletts und saftige Filetsteaks" auf dem Grilltisch, gibt "Auberginen-Tomaten-Eintopf" hinzu und vergisst auch nicht Aishas "kardamongetränktes Curry mit Lamm" zu erwähnen - es ist eine bunte Truppe und ihre lustige Fusion-Küche soll migrantische Weltläufigkeit im Sinne einer "big fat greek wedding" zum Ausdruck bringen. Man wäre gerne dabei gewesen, wirklich, am besten zusammen mit Franzen, Roth und Wolfe selbst. Denn die hätten ganz sicher die Unterstellung ihrer wie auch immer zu verstehenden künstlerischen Patenschaft mit einem Schuss literarischen Spiritus auf das Grillgut quittiert.

"Nur eine Ohrfeige" kreist jenseits solch vermessener Vergleiche um ein unerhörtes Ereignis. Hectors Cousin Harry, der seiner liebenden Ehefrau Sandi schon mal ein paar Zähne aus dem Kiefer geschlagen hat, rutscht auf besagtem Grillfest die Hand aus. Er ohrfeigt den unsympathischen kleinen Sohn eines befreundeten Ehepaars. Gewalt gegen wehrlose Kinder, das ist natürlich ein Skandal, das darf und muss in einer aufgeklärten postmigrantischen Gesellschaft geahndet werden - und zwar gerichtlich. Doch das Ereignis stellt jede bisher so gut abgegrillte Gewissheit auf den Kopf. Ist man der Familie gegenüber loyal oder dem Gesetz? Deckt man den gewalttätigen Cousin, oder würde man am liebsten der eigenen Ehefrau auch noch eine pfeffern, weil sie sich weigert, das Haus des Schlägers wieder zu betreten? Das sind so Fragen, die sich natürlich auch vor Gericht nicht klären lassen. Eine grundsätzlich gute, weil Yasmina-Reza-hafte, persönliche Lebenslügen und gesellschaftliche Missstände denunzierende Idee. Doch leider wird sie talentfrei heruntergeplappert.

Sprachlich reizlos mäandert die aus der Perspektive unterschiedlicher Grillfestgäste erzählte Handlung dahin. Als die Jüdin Anouk ankündigt, ihren Job beim australischen Fernsehen zugunsten einer Autorenkarriere aufgeben zu wollen, kreischen ihre Freundinnen los wie Sextanerinnen: "Sie freuten sich total für sie." Das geht dem Leser nicht unbedingt so, aber die Episode versandet schneller, als man sie gelesen hat. Das gilt fast für das gesamte restliche Themenspektrum des Romans: Homosexualität, Missbrauch, Drogen, Gewalt, Aids, Krebs, Rassismus, Stillen. Alles wird angetriggert, aber hinterher so inkonsequent "diskutiert", dass man kaum nachvollziehen kann, wer auf welcher Seite steht und weshalb. Mal ist Hector der brutale Rammler, dann wieder der Romantiker an der Seite einer starken Frau. Mal ist Gary der feinsinnige Intellektuelle, dann wieder ein rülpsender Prolet im Unterhemd.

Halbwegs interessant wird es in der Episode, die aus der Perspektive von Manoli, Hectors Vater, beschrieben wird. Doch alles, was man über griechische Auswanderer wissen könnte, hat Jeffery Eugenides bereits in "Middelsex" erzählt. Man kann dem Roman letztlich also nur seine offene Haltung zur Pornographie gutschreiben. Frauen werden grundsätzlich "gevögelt" oder wünschen, dass selbiges mit ihnen gemacht werde. Und auf jeder dritten Seite paradieren Körperteile ohne handlungsrelevanten Zusammenhang. Der Leser sitzt derweil mit der Frage auf Holzkohlen, ob sich diese vulgäre Ausdrucksweise mit zu viel rotem Fleisch einschleicht - oder vielleicht doch von einer ordentlich plazierten und unbedingt nachvollziehbaren Backpfeife herrührt.

KATHARINA TEUTSCH

Christos Tsiolkas: "Nur eine Ohrfeige". Roman.

Aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012. 510 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr