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Main description:
'Grace Davie is one of the best analysts of religion in contemporary sociology. This book caps a distinguished record of studies of religion - first of Britain, then of Europe, then globally. This is a magisterial work, which should be read by anyone interested in the place of religion in the modern world' -Peter L. Berger, Boston University
'This book offers both an expert survey of contemporary sociology of religion and the personal reflections of one of the leading scholars in the field. Grace Davie is a good model for students and their teachers: she is clear,
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Produktbeschreibung
Main description:
'Grace Davie is one of the best analysts of religion in contemporary sociology. This book caps a distinguished record of studies of religion - first of Britain, then of Europe, then globally. This is a magisterial work, which should be read by anyone interested in the place of religion in the modern world' -Peter L. Berger, Boston University

'This book offers both an expert survey of contemporary sociology of religion and the personal reflections of one of the leading scholars in the field. Grace Davie is a good model for students and their teachers: she is clear, engaging and fair minded but unafraid to express a point of view' -David Voas, University of Manchester

Why is religion still important? Can we be fully modern and fully religious? The Sociology of Religion works at two levels. First it sets out the agenda - covering the key questions in the sociology of religion today. At the same time, it interrogates this agenda - asking if the sociology of religion, as we currently know it, is 'fit for purpose'. If not, what is to be done?

This book:

describes the origins of the sociology of religion

demystifies secularization as a process and a theory

relates religion to modern social theory

unpacks the meaning of religion in relation to modernity and globalization

grasps the methodological challenges in the field

provides a comparative perspective for religions in the west

introduces questions of minorities and margins

sets out a critical agenda for debate and research.

In a single volume, Grace Davie captures the nature and forms of modern religion, the current debates in the field and the prospects for future development.

Table of contents:
Introduction
A Critical Agenda
Part One: Theoretical Perspectives
Common Sources//Different Pathways
Secularization
Process and Theory
Rational Choice Theory
Modernity
a Single or Plural Construct?
Methodological Challenges
Part Two: Substantive Issues
Mainstream Religions in the Western World
Minorities and Margins
Demanding Attention
Fundamentalisms in the Modern World
Globalization and the Study of Religion
Religion and the Everyday
Conclusion
Revisiting the Agenda
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2007

Kirchen, die von ihren Mitgliedern viel fordern, haben Oberwasser
Miniaturen aus den Glaubenswelten der Gegenwart: Grace Davie, die große alte Dame der britischen Religionssoziologie, stellt die Gottesfrage

Erfolgreich sind Religionen mit starkem Gutfühlfaktor, der die Gläubigen etwas Heiliges, Außeralltägliches spüren lässt.

Dieses bestechende Werk hat einen Vorlauf: 1994 veröffentlichte Grace Davie "Religion in Britain since 1945. Believing Without Belonging", 2000 dann "Religion in Modern Europe. A Memory Mutates" und schon zwei Jahre später "Europe: The Exceptional Case. Parameters of Faith in the Modern World". Nun legt die Grand Lady der britischen Religionssoziologie eine faszinierend klare, kluge Einführung in ihr Fach vor.

In eleganter Sprache weist sie darauf hin, dass viele Sozialwissenschaftler einen elementaren Sachverhalt nicht wahrzunehmen bereit sind: In den meisten Teilen der Welt ist es völlig normal, tief religiös und zugleich höchst modern zu sein. Schon aus demographischen Gründen wird die Zahl religiös gebundener Menschen weiter wachsen.

Davie ist von elementarer Skepsis gegenüber den Denkroutinen ihrer Disziplin geprägt. Sie betont die Spannungen zwischen weltweiten Glaubensrealitäten und herrschendem soziologischem Diskurs. Selbstkritisch fragt sie, warum sich das Fach so schwer tut, ganz fundamentale Wandlungsprozesse moderner Religion überhaupt wahrzunehmen und zu deuten. Mit provokanten Fragen und wunderbaren kleinen Miniaturen aus den Glaubenswelten der Gegenwart stellt sie die etablierte Agenda in Frage.

Wissenschaftliche Deutung gelebter Religion findet nicht im Himmelreich weltenferner Gottschauer, sondern in je besonderen kulturellen Kontexten statt. Religionssoziologie entstand im Europa des neunzehnten Jahrhunderts, und das wurde für das Fach schnell eine Bürde. Denn die europäischen Klassiker wie Marx, Durkheim, Weber und Simmel deuteten ihre spezifisch europäischen, kontextuellen Erfahrungen einer Krise der institutionell gebundenen kirchlichen Religion sowie der Trennung von religiösen und politischen Institutionen als Paradefall von Modernisierung überhaupt; so verkündeten sie das Säkularisierungsdogma, dass - kurz gesagt - mehr Moderne weniger Religion bedeutet.

Für eine höchst moderne Gesellschaft wie die der Vereinigten Staaten gilt dies bekanntlich nicht, und so begannen auch europäische Soziologen seit den siebziger Jahren, sich von der "Säkularisierungsthese" mehr oder minder konsequent zu verabschieden. Einen Gewinn an analytischer Kompetenz zur Deutung der hochkomplexen Religionskulturen der Gegenwart bedeutete dies nur zum Teil. Gern weist Davie darauf hin, dass selbst zentrale Begriffe im Fachdiskurs höchst vieldeutig sind und etwa die gängige Rede vom "neuen religiösen Pluralismus" alles andere als klar und stimmig ist.

Im ersten Hauptteil des Buches zeichnet Davie konkurrierende theoretische Perspektiven nach. Ausführlich diskutiert sie die nordamerikanische Antwort auf europäische Säkularisierungstheorien, die Modelle von rational choice und Kundenautonomie der Frommen auf konkurrenzbestimmten Sinn- und Glaubensmärkten. Sehr differenziert fragt sie nach der Leistungskraft der religionsökonomischen Modelle für die in sich sehr vielgestaltigen Entwicklungen in Europa und entfaltet dann, inspiriert von Shmuel N. Eisenstadt, ihre Sicht von "multiple modernities", der vielen, in sich je besonderen modernen Welten.

Beschlossen wird dieser erste Hauptteil mit einem Überblick über die methodischen Chancen, schwer sichtbare implizite Religiosität zu erfassen. Nur die Spitze des Eisbergs lässt sich über Wasser sehen, aber sie ruht auf einem breiten Massiv unsichtbarer Religion auf. An Statistiken, Texten, Artefakten, heiligen Orten, Museen und Musikkultur macht Davie deutlich, wie der Religionssoziologe auch jene Frömmigkeit erkennen kann, die sich bestenfalls indirekt zeigt.

Im zweiten Hauptteil werden exemplarisch aktuelle Wandlungsprozesse skizziert, von den schnellen internen Differenzierungsschüben in den westlichen Christentümern bis hin zu den Spannungen zwischen religiösen Minderheiten und mehr oder minder christlicher Mehrheitsgesellschaft. Den modernen Fundamentalismen, der religiösen Globalisierung und der Alltagsreligiosität gelten jeweils eigene brillante Kapitel. Trends zur Subjektivierung, Individualisierung werden ebenso klar beschrieben wie das wachsende Gewicht von "Spiritualität" in medizinischen wie pädagogischen Kontexten.

In den Vereinigten Staaaten sowie in Großbritannien, Frankreich und Skandinavien kennt Davie die religiöse Lage deutlich besser als in Deutschland und den katholischen Ländern im Süden des Kontinents. Der deutsche gelehrte Religionsdiskurs ist ihr aus sprachlichen Gründen leider kaum bekannt. Aber deutlich wird auch, wie weit die deutsche Debatte hinter dem sehr viel differenzierteren britischen Diskussionsstand zurückgeblieben ist. Dies gilt insbesondere für die Erwägungen über die Rolle der christlichen Kirchen in den europäischen Gesellschaften und die Zukunft des Christentums.

Überall in Europa erodieren die klassischen Kirchentümer. Die Verhältnisse werden insoweit nordamerikanischer, als die etablierten Kirchen so gut wie keinerlei Sozialkontrolle mehr über ihre Mitglieder ausüben können und die Trends in Richtung freien, hochindividualisierten Glaubenskonsums weisen. Aber Marktmodelle taugen für Europa nicht, weil die Europäer auf dem Hintergrund ganz alter staatskirchlicher Erfahrungen in den Kirchen primär öffentliche Güter sehen.

Prägnant erläutert Davie hier ihr vieldiskutiertes Konzept der "vicarious religion": Eine Minderheit ist religiös aktiv, stellvertretend für die Mehrheit, die implizit wünscht und finanziell unterstützt, was die besonders Frommen - im deutschen Kirchenjargon: "die Kerngemeinde" - tun. An Beispielen wie dem Tod von Diana, dem Untergang der "Estonia" oder dem Kindermord in einem kleinen englischen Ort zeigt sie, wie selbstverständlich die große Mehrheit der Bevölkerung hier religiöse Deutungsangebote und rituelle Dienstleistungen der Kirchen erhofft und aktiv in Anspruch nimmt. Auch in Europa gilt allmählich die nordamerikanische Einsicht, dass Kirchen, die von ihren Mitgliedern viel fordern, stärker nachgefragt werden - weil sie gegenläufig zu den vielen neuen Modernitätsrisiken Inseln von Gewissheit und symbolischer Sicherheit bieten.

Erfolgreich ist zudem Religion mit einem starken Gutfühlfaktor, der die Gläubigen etwas Heiliges, Außeralltägliches spüren lässt, gern auch den "Gott in mir". Davies Botschaft ist klar: Statt des üblichen Allotrias sollten sich die Kirchen auf ihre spezifisch religiösen Kompetenzen konzentrieren. Denn die große Mehrheit der Europäer - Christen wie Nichtchristen - will, dass es funktionstüchtige Kirchen gibt.

FRIEDRICH WILHELM GRAF

Grace Davie: "The Sociology of Religion". Sage Publications, Los Angeles, London, New Delhi, Singapore 2007. 296 S., br., 38,50 [Euro].

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