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The Story of Soy - Bois, Christine M. Du
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Featuring compelling historical and contemporary photographs, The Story of Soy reveals the importance of soy throughout history, and why it should never be underestimated.

Produktbeschreibung
Featuring compelling historical and contemporary photographs, The Story of Soy reveals the importance of soy throughout history, and why it should never be underestimated.
Autorenporträt
Christine M. Du Bois is a former co-manager of the Johns Hopkins Project on Soy. She is the author of Images of West Indian Immigrants in Mass Media: The Struggle for a Positive Ethnic Reputation and the lead editor and coauthor of The World of Soy. She lives in Pennsylvania.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2018

Ein bescheidene Bohne macht Karriere
Christine M. Du Bois über den Aufstieg von Soja zum meistgehandelten Agrarprodukt

Was auf unsere Teller kommt, das interessiert natürlich viele. Die öffentliche Debatte dreht sich dabei vorrangig um die Frage, welche Form der Landwirtschaft wünschenswert ist. Andere Aspekte - Verarbeitung, Transport, Vermarktung, Finanzierungsinstrumente - rücken dagegen in den Hintergrund. Christine M. Du Bois zeigt in ihrem Buch am Beispiel von Sojabohnen, dem weltweit am meisten gehandelten Agrarprodukt, was eine weiter gefasste Darstellung für ein Verständnis des globalen Ernährungssystems leisten kann.

Wie wurde eine bescheidene Bohne, die erstmals vor rund fünftausend Jahren im Nordosten Asiens angebaut wurde, zu einem der weltweit wichtigsten Agrarprodukte? Zum einen spielt der Nährwert der Sojabohne eine wesentliche Rolle. Sojabohnen liefern Öl, das als Nahrungsmittel und auch für zahlreiche Industrieprodukte genutzt wird. Aber sie bestehen auch aus mehr als einem Drittel Eiweiß, und dies macht sie zu einem hervorragenden pflanzlichen Ersatz für Fleisch. Soja und Produkte wie Tofu sind zwar schon lange im Westen bekannt, und französische und deutsche Pioniere experimentieren schon im neunzehnten Jahrhundert mit Verarbeitungsformen wie Sojabohnen, Sojamilch, Sojajoghurt oder Tofu mit Camembert- oder Roquefortgeschmack.

Der Durchbruch von Soja ist aber vor allem dem Zweiten Weltkrieg geschuldet. Sowohl für das Dritte Reich als auch für die Alliierten war Sojaprotein eine unerlässliche Ressource für die Ernährung von Soldaten und Bevölkerung. Die Mandschurei war bis zur Besetzung durch Japan der größte Sojaproduzent, aber den Vereinigten Staaten gelang es schnell, die Lücken zu schließen. Schon 1942 hatte man die Mandschurei von der Spitzenposition verdrängt. Nach dem Krieg mussten die Produzenten nach neuen Märkten für Soja suchen, denn in der Nachkriegszeit zeigten die Verbraucher nur wenig Interesse an Sojaprodukten.

In den fünfziger Jahren gelang es schließlich, Sojamehl zu einem außerordentlich effektiven Tierfutter zu verarbeiten. Damit begann der Siegeszug des Hühnchens und des Schweins als primäre Eiweißquelle für Menschen. Die damit enorm steigende Nachfrage nach Sojabohnen führte schließlich dazu, dass Südamerika - zunächst durch Unterstützung Japans - sich zu einer der wichtigsten Regionen der Sojaproduktion entwickelte. Die enorme Anbaukapazität erfordert eine gewaltige Infrastruktur, ein Aufwand, der meist nur von großen, multinationalen Unternehmen geleistet werden konnte.

Heute kontrollieren vier milliardenschwere Firmen mit Namen, die kaum jemand kennt - ADM, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus Commodities -, Verarbeitung und internationalen Handel mit Sojabohnen (und anderen Produkten wie Palmöl). Diese Unternehmen besetzen einen strategischen Flaschenhals in der Verwertungskette der wichtigsten Agrarprodukte, und sie beeinflussen entscheidend, was, wo, wann und in welchem Ausmaß angebaut wird.

Du Bois stellt in jedem Kapitel die Verzahntheit der positiven und negativen Folgen des enorm ausgeweiteten Anbaus von Soja dar. In manchen Ländern führte der Anbau von Soja zu einer deutlichen Verbesserung der Ernährung armer Bevölkerungsschichten, für die Hühnerfleisch öfter auf den Speiseplan kam. In anderen Ländern geschah das Gegenteil, da Landwirte, die traditionelle Getreide- oder Gemüsearten anbauten, verdrängt wurden und die Sojabohnen hauptsächlich für die Ausfuhr bestimmt wurden. Termingeschäfte mit Sojabohnen bieten Landwirten eine gewisse Sicherheit, doch sie ermöglichen auch Spekulation und können zu drastischen Preisschwankungen führen.

Dagegen gibt es keine positiven Effekte für Umwelt oder Artenvielfalt in den Anbaugebieten - allenfalls mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, negative Folgen einzudämmen. Die Autorin setzt verhältnismäßig viel Vertrauen in freiwillige Absprachen zwischen Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen, aber ihre Darstellung macht deutlich, dass solche Vereinbarungen nicht immer halten, was sie versprechen - vor allem in Lateinamerika, wo die Durchsetzung von Gesetzen, ganz zu schweigen von freiwilligen Absprachen, häufig scheitert. Neben internationalem Druck bieten neue Technologien, wie satellitengestützte Überwachung und bessere kartographische Erfassung von Lebensräumen, allerdings einen Schimmer von Hoffnung.

Die Autorin bietet dem Leser keine einfache Botschaft. Soja ist nicht inhärent "gut" oder "böse". Soja kann unterernährten Menschen in Bangladesch als billige und zugängliche Eiweißquelle dienen, aber gleichzeitig ein Gesundheitsrisiko für Landarbeiter in Paraguay darstellen, die ohne angemessene Einweisung Pestizide spritzen müssen. Aber gerade deshalb hilft das Buch, Mechanismen und Effekte der global agierenden Agrarwirtschaft besser zu verstehen.

THOMAS WEBER

Christine M. Du Bois: "The Story of Soy".

Reaktion Books, London 2018. 304 S., Abb., geb., 22,99 [Euro].

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